Liberalismus und Nationalismus in Deutschland und Europa (1806-1871) PDF

Title Liberalismus und Nationalismus in Deutschland und Europa (1806-1871)
Course Geschichte
Institution Gymnasium (Deutschland)
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Liberalismus und Nationalismus in Deutschland und Europa (1806-1871) 1. Idee und Problematik des Nationsbegriffs im “langen” 19. Jahrhundert Nation -

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nicht eindeutig definierter Begriff Mittelalter: Bevölkerungsgruppen mit gemeinsamer Abstammung oder Herkunft Neuzeit: Gemeinschaften, die über gemeinsame Merkmale, z.B. Herkunft, Sprache, Geschichte, Kultur verfügen und sich dieser Gemeinsamkeiten im positiven Sinne bewusst sind-> Gemeinschaftsgefühl seit Französischer Revolution: Wille zum gemeinsamen politischen Handeln und Streben nach eigenem Staat, Gegenmodell zu Monarchie und Ständegesellschaft -> Emanzipation und Entfaltung der Individuen “historisch gewachsene, politisch aktive Gemeinschaft eines Volkes”, “vernünftige Form des gesellschaftlich-politischen Zusammenschlusses” “Nation” in der Aufklärung: vernunftbetont, liberal, weltbürgerlich, “Nation” in der Romantik: ganzheitliche, seelisch-gefühlsmäßige Prägung des Individuums durch Nation und Kultur, Idee der Nation nimmt quasireligiöse Züge an

Nationalismus -

positiv: Identifikation mit der Gemeinschaft einer Nation, Prinzipien der nationalen Souveränität negativ: Abwehr und Abgrenzung gegenüber anderen Nationen; Definition eines gemeinsamen Feindes, Eigeninteresse Inklusion (innere Identifikation) und Exklusion (Abgrenzung nach außen)

Frühe Formen des Nationalismus in Deutschland -

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Aufklärung, Bildungsbürgertum, nationales Denken durch Entstehung der deutschen Hochsprache, welche sich gegen regionale Dialekte und französische Sprache des Hochadels abgrenzt -> deutsche Nationalliteratur (Goethe, Schiller, Lessing usw.) erst ab 1813 Bewusstsein einer “deutschen Kulturnation”, vorher war nationales Denken oft nur auf Einzelstaaten bezogen Kulturnation = Nation als eine Gemeinschaft von Menschen, die sich durch Sprache, Traditionen, Kultur und Religion miteinander verbunden fühlen, die Kulturnation ist dem Staat gedanklich vorgelagert und von staatlichen Grenzen unabhängig, existiert auch ohne eigenen Nationalstaat Staatsnation = Nation, welche auf dem Willen der Staatsbürger beruht, verbunden durch gemeinsame politische Werte, zu denen sich die Bürger*innen verpflichtet fühlen (subjektiver Wille, dem Staat anzugehören)

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Liberalismus -

politische Grundströmung, entstand während der Aufklärung Freiheit des Individuums steht höher als gesellschaftliche und politische Bevormundung, gegen politische Entmündigung und für politische Mitsprache wirtschaftl. Liberalismus: gegen staatliche Reglementierung der Wirtschaft

liberaler Nationalismus -

Freiheit des Individuums und nationale Einheit Ablehnung von Monarchie und Bevormundung politische Mitbestimmung, Solidarität und Gemeinschaftsgefühl, Freiheit, Schutz gegenüber anderen Nationen, eigene Werte/Kultur, für freie Wirtschaft, individuelle Entfaltung

integraler Nationalismus -

konservative Herrschaftsideologie europäische Regierungen versuchen Volk zu vereinen, um von inneren Spannungen abzulenken und gemeinsame “Gegner” und “Feinde” abzuwehren Drohung gegen innen- und außenpolitische Gegner -> Ursache für Spannungen bis zum 1. Weltkrieg Rassismus, Isolation, Eigeninteresse, Verfolgung, Kriege

2. Die napoleonischen Kriege (1792-1815) Koalitionskriege (1792-1812) -

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1792-1797 Erster Koalitionskrieg: Österreich und Preußen versuchen, Französische Revolution rückgängig zu machen und absolutistische Herrschaftsform in Europa zu bestärken - 20.04.1792: Kriegserklärung durch Frankreich - zwischen 1795 und 1797 Friedensverträge mit allen Beteiligten außer Großbritannien 1799-1802 Zweiter Koalitionskrieg “Reichsdeputationshauptschluss” 1803: deutschen Fürsten werden von Napoleon für ihre Verluste westlich des Rheins nach zwei Prinzipien entschädigt: - Säkularisierung: geistliche Herrschaften werden in die Territorialstaaten eingegliedert - Mediatisierung: Aufhebung der Reichsunmittelbarkeit der freien Reichsstädte, Fürsten und Grafen verlieren Rechte und Gebiete werden größeren Territorien ein- oder untergeordnet 1805 Dritter Koalitionskrieg: England bildet mit Russland, Österreich, Schweden und Neapel ein Bündnis gegen Frankreich, um das europäische Gleichgewicht wiederherzustellen, Preußen bleibt neutral -> Niederlage der Koalition in der “Dreikaiserschlacht” von Austerlitz (02.12.1805) -> Waffenstillstand vom 06-26.12

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1806/7 Vierter Koalitionskrieg: Preußen, Kurfürstentum Sachsen und Russland als Verbündete, Zusammenbruch der preußischen Truppen nach den Schlachten von Jena und Auerstedt (14.10.1806) -> “Preußische Reformen”, schließlich Sieg Napoleons in der Schlacht bei Friedland (14.06.1807) -> 07.07.1807, Frieden von Tilsit: Preußen verliert Hälfte seines Staatsgebiets, Koalition mit Russland beendet, Absprache zwischen Russland und Frankreich -> aber Bruch des Vertrages 1810 durch Russland (April 1812 Geheimabkommen zwischen Russland, GB und Schweden, welches sich gegen Napoleon richtet) 1809, Fünfter Koalitionskrieg: Österreich gegen Frankreich, Niederlage Österreichs -> 12.07 Waffenstillstand, Österreich musste große Gebiete des Landes abgeben und wurde stark wirtschaftlich geschwächt, keine Gefahr mehr für Frankreich Russlandfeldzug 1812 - 23.06.1812 Kriegsbeginn, Napoleon überschreitet Memel - 600.000 Soldaten auf französischer Seite, darunter auch zahlreiche deutsche Hilfssoldaten, Napoleon wünschte sich schnellen Erfolg, russische Truppen weichen allerdings immer weiter ins Inland zurück, zerstören vorher mögliche Versorgungsquellen, Armee durch Wetter, Hunger, Krankheiten und Angriffen deutlich geschwächt - nach zwei Monaten nur noch 160.000 Soldaten übrig - Schlacht von Borodino (7.09.1812) führte zu hohen Verlusten, aber keiner Entscheidung, 60.000 Tote, 14.09 Einnahme von Moskau -> von Russen in Brand gesetzt - Alexander I. weigert sich, Verhandlungen aufzunehmen -> Napoleon ordnet Rückzug an (18.10) - Schlacht an der Beresina (....) -> nur 20.000 französische Soldaten kehren zurück, preußischer Hilfskorps trennt sich von Grande Armée und schließt eigenmächtig einen Waffenstillstand mit dem Zaren (Konvention von Tauroggen am 30.12.1812 durch General von Yorck und General Diebitsch) 30.01.1813: Waffenstillstand zwischen Österreich -Russland

Befreiungskriege (1813/14) -

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französischer Nationalstaatsgedanke wird von Staaten adaptiert und gegen Frankreich gerichtet, Abneigung gegen franz. Hegemonie auch verstärkt durch Kontinentalsperre (gegen England gerichtet, aber auch mit negativen Folgen für Wirtschaft des Festlands) Vertrag von Kalisch (26.02.1813): Bündnis zwischen Preußen und Russland, später sollten auch Österreich und England beitreten (-> Konvention von Reichenbach, 27.06.1813), 16.03.1813: preußische Kriegserklärung an Frankreich, Aufruf an die Bevölkerung sich dem Kampf gegen Napoleon anzuschließen, erklären Rheinbund für aufgelöst -> nur Fürst von Mecklenburg folgt Aufruf, andere Herrscher sind zu eingeschüchtert

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Napoleon beginnt in Frankreich, neue Armee auszubilden, marschiert nach Deutschland, Sieg bei Lützen (02.05.1813) und Großgörschen und Bautzen (20/21.05) -> trotzdem verlustreiche Schlachten für beide Seiten 04.06.1813: Waffenstillstand wird vereinbart, russische und preußische Truppen ziehen sich nach Schlesien zurück Österreich vorerst neutral, bemüht sich im Vermittlerrolle, Verhandlungen zwischen Metternich und Napoleon im Juni, Verlängerung des Waffenstillstands bis 10.08 -> Österreich bricht Verhandlungen ab, da Napoleon nur Zeit gewinnen wolle -> 12.08.1813: Kriegserklärung Österreich an Russland Schlacht bei Großbeeren (23.08.1813): Verbündete verhindern Besetzung Berlins -> Niederlagen veranlassen Napoleon dazu, sich nach Dresden zurückzuziehen und Armee zu vereinigen, sucht nach kriegsentscheidender Schlacht, unterschätzt aufgrund von Fehlinformationen die Größe der Koalitionsarmeen

“Völkerschlacht bei Leipzig” (16-19.10.1813) - Entscheidungsschlacht der Befreiungskriege, Sieg der österreichischen, preußischen, russischen und schwedischen Truppen - mit bis zu 600.000 Soldaten bis dato größte Schlacht der Weltgeschichte, 92.000 Tote und Verwundete - Begriff geht auf Achim von Arnim zurück (22.10.1813), bis zur Errichtung des Völkerschlachtdenkmals (1913) hingegen eher “Schlacht bei Leipzig” verbreitet - Kämpfe vom 16-18.10, französische Truppen werden von Alliierten umzingelt und immer weiter zurückgedrängt -> am Morgen des 19.10 schließlich Rückzug der Franzosen, z.T. erschwert, da nicht genügend Maßnahmen getroffen wurden, viele starben während Rückzug oder gingen in Kriegsgefangenschaft, verbündete Truppen konnten Großteil der Stadt einnehmen - -> Folgen: 52.860 Tote und Verletzte auf alliierter Seite, 38.000 auf französischer, 15.000 Gefangene, viele erlange später noch ihren Verletzungen, Ausbruch einer Typhusepidemie in Leipzig - 31.03.1814 Einnahme Paris durch alliierte Truppen, Abdankung Napoleons (11.04) und Verbannung nach Elba -> Solidaritäts- und Zusammengehörigkeitsgefühl aufgrund von antifranzösischen und nationalistischen Gefühlen, aber Kampf nicht für Monarchen, sondern für Vaterland, damit eigenen Nationalstaat -

Die Bedeutung der französischen Hegemonie für europäische Gebiete -

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Verbreitung der modernen Idee der Nation in ganz Europa “Volksarmee”: französische Revolutionsarmee war von revolutionär-nationalem Stolz geleitet Söldner in Koalitionsarmeen -> Überlegenheit einer modernen Nationalarmee wurde deutlich territoriale Umgestaltungen: - Ende des “Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation” durch Niederlegung der Kaiserkrone durch Kaiser Franz II. (06.08.1806)

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Reichsdeputationshauptschluss (1803): dt. Fürsten werden für Verluste des westrheinischen Gebiete entschädigt mit Säkularisierung (Geistliche Herrschaften werden in Territorialstaaten eingegliedert -> geistlicher Einfluss in die Politik nimmt stark ab, kirchlicher Besitz wird enteignet) und Mediatisierung (Aufhebung der Reichsunmittelbarkeit freier Reichsstädte und geistlicher Staaten, Fürsten werden mit rechtsrheinischen Gebieten entschädigt, v.a. Bayern, Preußen, Württemberg und Baden konnten davon profitieren -> in Napoleons Interesse, da er so ein “Bollwerk” gegen Österreich aufbauen wollte) Gründung des Rheinbunds (1806): Zusammenschluss süddeutscher Staaten unter Protektorat Napoleons, bis 1811 20 weiterer deutsche Territorien -> geschlossene Flächenstaaten, Ende der “Kleinstaaterei”

innenpolitische Reformen, nachhaltige Modernisierung, unterschiedliche Intensität und Ausprägung je nach Gebieten a. annektierte Gebiete Frankreichs (Bsp. linksrheinische Gebiete und dt. Nordseeküste): modernes und effektives Verwaltungssystem, rechtsstaatliche Strukturen (Code Napoléon), angepasstes Steuersystem b. Satellitenstaaten/”Napoleonide” (Bsp. Westphalen und Würzburg): fortschrittliche Rechts-, Verwaltungs- und Verfassungsordnung nach französischem Vorbild -> Bevölkerung soll sich besser mit Frankreich identifizieren können und somit auf dessen Seite stehen c. formal unabhängig, aber unter französischem Einfluss (Bsp. Rheinstaaten): in nördlichen und östlichen Kleinstaaten sind Veränderungen nur gering, im Gegensatz zu weitreichenden Reformen im Süden (“Deutscher Frühkonstitutionalismus”), religiöse Toleranz, Verwaltungsreformen, Beseitigung ständischer Privilegien, Bayern: Verfassung 1808, Baden: Code Napoléon in modifizierter Form -> Gründe: Druck des französischen Protektorats auf notwendige Eingliederung der säkularisierten und mediatisierten Herrschaften, veraltete Sozial-, Rechts-, und Verwaltungsstrukturen d. nicht eroberte Staaten (Bsp. Preußen und Österreich-Ungarn): politische und militärische Bedrohung durch Frankreich, konservative Reaktionen in Österreich-U., Reformen in Preußen -> Bürger sollten an Staat gebunden werden und Sympathien für Frankreich minimiert werden, wirtschaftliche und finanzielle Voraussetzung für Krieg gegen Frankreich sollen geschaffen werden

“preußische Reformen” (ab 1807) -

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beruhen auf Ideen der Aufklärung, staatliche Neuordnung, Veränderungen der Agrarverfassung und Gewerbeordnung, Militärreformen und Reformen des Bildungswesen Niederlage von 1806 z.T auch durch strukturelle Probleme, Preußen war klassischer Staate des aufgeklärten Absolutismus, allerdings ausbleibendes soziale Modernisierung, Leibeigenschaft nur zum Teil abgeschaffen -> reformbedüftig schon vor Krieg

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Gebietsverluste schwächen “altpreußischen Staat”, Forderungen nach Revolution wurden laut Karl Freiherr von Stein: wurde 1807 leitender Minister, durch Napoleon unterstützt, musste allerdings im November 1808 wieder das Land verlassen, da potenzielle Gefahr für Napoleon geworden - Ansatz war antiaufklärerisch, traditionalistisch und knüpfte an adelige Absolutismuskritik an, für Abschaffung des königlichen Kabinettsystems, stattdessen Einsetzung von Ministern Karl August von Hardenberg (Staatskanzler 1810-1822): Vorgänger und Nachfolger von Stein, deutlicher durch Aufklärung geprägt, folgte den Prinzipien der französischen Revolution, Stärkung des Staates durch straffe und zentral organisierte Verwaltung Ziel: durch Erneuerungen den Weg zur Befreiung von der französischen Oberherrschaft und den Wiederaufstieg zur Großmacht ermöglichen durch Mitwirkungsmöglichkeiten der Bürger auf Grundlage von persönlicher Freiheit und Gleichheit vor dem Gesetz, Geistlichkeit, Adel, Bürgertum -> Adel, Bürgertum, Bauern, Ausweitung des Wahlrechts auch auf freie Bauern (-> Bauernbefreiung), Liberalisierung der preußischen Wirtschaft Verwaltung und Staatsstruktur: einheitlicher preußischer Staat, Abschaffung des alten Kabinettssystems, klar gegliedertes Staatsministerium, Minister hatten starke Stellung -> bürokratisch-monarchische Doppelherrschaft, später Amt des Staatskanzlers, Einteilung in Regierungsbezirke, Trennung von Justiz und Verwaltung, Einführung des Berufsbeamtentums, gleichzeitig Einstellungsvoraussetzungen und Prüfungsordnungen (Einstellung weniger willkürlich), Patrimonialgerichte durch adlige Gutsherrn werden ersetzt, staatliche Eingliederung und Verwaltung von Landkreisen -> in weiten Teilen am erbitterten Widerstand der Aristokratie gescheitert Einführung eines Staatsrates scheitert Nationalrepräsentation aus Vertretern der drei “neuen” Stände, viele verfolgten allerdings eigene Interessen, weshalb es nie zu einer Etablierung einer Nationalrepräsentation kam Städtereform: Beseitigung aller Sonderrechte und Ideal der Selbstverwaltung (sollte zudem Interesse an öffentlichen Angelegenheiten wecken), Stadtverordnete durch Wahlrecht mit vergleichsweise niedrigem Zensus gewählt, Einsetzung eines Magistrats mit Bürgermeister, !aber: ständische Elemente bleiben z.T. bestehen, vollen Rechte nur den Bürgern vorenthalten Steuer- und Zollreform - Steuererhöhungen, Schuldenaufnahme -> Staatsbankrott und Inflation konnte verhindert werden -> allgemeine Steuerreform: Vereinheitlichung und Vereinfachung des Steuerrechts, steuerrechtliche Gleichberechtigung der Bürger (gegen Adelsprivilegien) -> nur z.T. verwirklicht, Grundsteuer scheiterte, letztendlich Belastung der ärmeren Steuerzahler anstelle des Adels - Reform der Zollpolitik erst nach Wiener Kongress, Abschaffung aller innerstaatlichen Zollschranken, nur geringer Schutzzoll, allerdings hohe Zölle

7 für Durchgangsverkehr -> einfach und effizient, Vorbild für andere Länder, hielt sich im Grunde bis ins Deutsche Kaiserreich -

Agrarreformen/Bauernbefreiung - Gründe: moralische Bedenken an Richtigkeit der Leibeigenschaft seit Ende des 18.Jh, Zweifel an ökonomischer Zweckmäßigkeit - -> feudale und genossenschaftliche Agrarstrukturen werden aufgelöst, Bauern werden persönlich frei und erhalten volles Eigentum an Boden, Dienste und feudale Verpflichtungen werden aufgehoben - erheblicher Widerstand vom grundherrschaftlichen Adel, weshalb nicht alle feudalen Rechte vollkommen aufgehoben werden konnten - 09.10.1807 Oktoberedikt: Aufhebung der Berufsschranken und der Erbuntertänigkeit der Bauern, Freigebung des Güterverkehrs, freie Berufswahl, Freiheit der Eheschließung -> höhere Geburtenrate, aber auch Nachteile für Bauern: (staatliche) Enteignung, keine Invaliden- und Altersversorgung durch Gutsherren mehr - 1811 Regulierungsedikt: Bauern wurden Eigentümer ihrer Höfe, waren aber verpflichtet, Gutsherren zu entschädigen und ihre Höfe abzulösen (½ bis ⅓ der gesamten Fläche, nur für große Höfe), Ablösung der Fron- und Naturaldienste: Bauern mussten das 25fache in Raten abbezahlen -> Verfahren schneller als in anderen Gebieten, allerdings verloren viele Kleinbauern ihre Existenzgrundlage - Soziale Folgen v.a. in Ostelbien: Zahl der Rittergutsfamilien steigt stark an, breite ländliche Unterschicht entsteht mit Landarbeitern und Kleinbesitzern -> vor allem Großgrundbesitzer und adlige Junker profitieren von Reform

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Gewerbereform: 1810 Einführung der Gewerbefreiheit, kein Zunftzwang mehr, freie Berufswahl und freier Wettbewerb, Stadtbürger wehren sich gegen Reform, allerdings mit wenig Erfolg -> Bedeutung des Handwerks und sonstigem Gewerbe auf dem Land nimmt deutlich zu -> starke Konkurrenz in handwerklichen Berufen, dadurch teilweise geringe Verdienste am Rande der Armut -> soziale Frage 1812 Emanzipationsedikt: Juden erhalten gleiche bürgerliche Rechte und Pflichten wie andere Staatsbürger, Erwerb von Grundbesitz, Zugang zu städtischen und Universitätsämtern, freie Ausübung der jüdischen Religion wird garantiert, !aber: kein Zugang zu Offiziersrängen, Justiz- und Verwaltungsämtern, später Ausschluss vom Staats- und Militärdienst 1819/20 wurden Verfassungsbestreben eingestellt und restaurative Tendenzen gewannen die Oberhand

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Die Wirkung der Befreiungskriege -

antifranzösische und nationale Grundstimmung wird in vielen dt. Staaten von Regierungen und Fürsten für eigene militärische Zwecke benutzt Befreiungskriege als “Volkskriege” nach französischem Vorbild gemeinsamer Kampf gegen “Franzosenherrschaft” einte deutsche Bevölkerung (seit ca. 1810) -> nationales Denken nahm zu, auch bedingt durch militärische Siege

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durch Modernisierungsmaßnahmen entstanden zunehmend politische Freiräume -> Bildung von Gruppen und Vereinen, die antifranzösisches, liberales und nationales Gedankengut vereinten (vor allem “Turnvereine” für Gymnasiasten und Studenten, einheitliche und einfache Kleidung richtete sich gegen ständisches Denken) -> nicht vergleichbar mit heutigen Parteien, aber nationale Weltanschauung (Entfaltung und Freiheit des Individuum ist angewiesen auf kulturelle Tradition und Umgebung, d.h. individuelle Freiheit sei nur durch das Volk und seine Kultur möglich, Entwicklung des Volkes sei am besten mit eigenen staatlichen Organisationen möglich, anstatt unter fremder Okkupation) -> gegen “Kleinstaaterei” und französische “Fremdherrschaft”

3. Der Wiener Kongress und die Politik der Restauration Wiener Kongress (18.09.1814-09.06.1815) -

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Ziel: Neuordnung der europäischen Gebiete und Ausarbeitung eines politischen Grundsatzprogramms Unter Leitung des österreichischen Außenministers Fürst von Metternich, Vertreter aus rund 200 europäischen Staaten, Herrschaften, Städten, führende Rolle spielten Russland, GB, Österreich, Preußen und der Kirchenstaat Prinzipien und Interessenkonflikte - Restauration: Wiederherstellung der politischen und gesellschaftlichen Zustände vor der französischen Revolution (1792), Rolle von Religion und Klerus verstärken, Wiederherstellung der Adelsprivilegien - Legitimität: Liquidierung des napoleonischen Staatsystems und die Wiedereinsetzung der alten Dynastien, damit verbunden auch Anerkennung Frankreichs als gleichberechtigte Macht, Rechtfertigung der Ansprüche durch Zurückrufen auf Tradition und G...


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