Sozialisationstheoretische Überlegungen HUrrelmann PDF

Title Sozialisationstheoretische Überlegungen HUrrelmann
Course Sozialisationstheorien B.A. EWS
Institution Universität Augsburg
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EWS Sozialisationstheorie kleine Zusammenfassug 2018/2019...


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Grundlagenmodul 4: Sozialisationstheorien

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Sozialisationstheoretische Überlegungen (Hurrelmann 1976 ff) Sozialisationstheoretische Überlegungen Hurrelmann 1976ff Gerhard Wurzbacher (1963): Sozialisation ist der Prozess der sozialen Prägung bzw. Vergesellschaftung. Dieser Begriff ist amerikanischen Ursprungs und ist mit anpassungsmechanistischen Vorstellungen überlastet. Sozialisation ist von Enkulturation (kulturelle Bildung) und Personalisation (individuelle Gestaltung und Entfaltung) zu unterscheiden. Alle drei Begriffe beschreiben das Wechselspiel von Individuum, Kultur und Gesellschaft.  Differenz von Aneignen/Verändern von Norm/Regeln (Soziales) einerseits und Werten/Inhalten (Kulturen) andererseits  Enkulturation kulturanthropologisch als zentraler Prozess, Sozialisation heute als Bezeichnung beider Prozesse  W. Loch: Erziehung als soziale Interaktionsform der Enkulturationshilfe Einleitende Bemerkungen Über den Zusammenhang von Pädagogik und Sozialisation Klaus Hurrelmann u.a. (2008, S. 15): „Sozialisation manifestiert sich aus dieser subjektzentrierten Perspektive weniger in der Aneignung eines sozial erwünschten Repertoires an gesellschaftlich vorgegebenen Verhaltensweisen und Orientierungen …, sondern vor allem in der Genese der menschlichen Persönlichkeit“.  Im Kontext von Fragen einer Sozialisationsforschung in diesem Sinne geht es um die Wechselseitigkeit der Beeinflussung der Person durch soziale Strukturen und der sozialen Strukturen durch die Person!  Personalisation im Kontext des Sozialen und Reproduktion sozialer Strukturen als Effekt von Personalisation Sozialisationstheoretische Überlegungen Modell Person/Umwelt-Interaktion: K. Hurrelmann Produktive Realitätsverarbeitung (Hurrelmann)  Wechselseitige Beziehung von innerpsychischen und gesellschaftlichen Dynamiken  Persönlichkeitsentwicklung verläuft „reflexiv“  Kern: aktive Auseinandersetzung des Menschen mit seiner Umwelt  Fokus in Differenz zu vorherigen Modellen 1. Innerpsychische Verarbeitung sozialer Erfahrungen und handlungsleitende Funktion mentaler Modelle und Skripte 2. Berücksichtigung der Gestaltung sozialer Umwelten durch Akteure 3. Komplexere Konzeptionierung sozialer Umwelten 4. Interdependenzen zwischen Entwicklungskontexten (bspw. Familie und Schule) Wirklichkeitskonstruktion (Berger/Luckmann)  Soziale Handlungsbezüge konstituieren eine soziale Wirklichkeit, die als lebensweltliche Praxis auf die Akteure zurückwirkt  Fokus: Handlungen bringen soziale Strukturen hervor (Reproduktivität), indem sich die Handelnden an Erwartungen und Erwartungserwartungen orientieren (vgl. strukturierende strukturierte Strukturen)

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Exkurs: Hirnforschung „Diese Homologisierung von Erfahrungen konnte auch in der Hirnforschung bestätigt werden, zeigt sich doch, dass auch Gehirnaktivitäten durch dauerhafte Erregungszustände bestimmter Synapsen und Gehirnareale angeregt und strukturiert werden. Wahrnehmungen lassen sich so als komplexe raumzeitliche Muster synchroner Nervenaktivitäten beschreiben, die sich über eine hinreichend lange Zeit stabilisieren können und so verhaltensrelevant werden. Ähnlich funktionieren offenbar auch soziale Strukturierungsprozesse. Menschliche Sozietäten … basieren darauf, dass der Mensch ein ‚Beziehungstier‘ ist, das sich seiner selbst vor allem durch den Erfahrungsaustausch und das Aushandeln gemeinsamer Handlungsorientierungen vergewissert“. Hurrelmann/Bauer (2015): Wie entwickelt sich Mensch zu einer sozial handlungsfähigen Person? Erste These: Der, das ganze Leben lang anhaltende Prozess der Persönlichkeitsentwicklung wird verstanden als produktive Verarbeitung der inneren Realität von körperlichen und psychischen Dispositionen und der äußeren Realität aus sozialer und physisch-räumlicher Umwelt. Der Prozess der Verarbeitung der inneren und äußeren Realität ist produktiv, weil es sich hierbei nicht um einen passiven Vorgang, sondern um eine dynamische und aktive Form von Tätigkeit handelt, auch wenn sie im Bewusstsein des Menschen nicht immer präsent ist. Wie vollzieht sich die Persönlichkeitsgenese? Zweite These: Menschen sind Produzenten ihrer eigenen Entwicklung, weil sie ein Verarbeitung der inneren und äußeren Realität vornehmen, die ihren individuellen Merkmalen, Fähigkeiten und verfügbaren Ressourcen entspricht. Ihre Persönlichkeit formt sich dabei in der Interaktion zwischen verfügbaren und erworbenen individuellen Merkmalen sowie der materiellen, sozialen und symbolischen Ausstattung der Umwelt ständig weiter. Die sich entwickelnde Persönlichkeit ist in diesem Prozess nicht passiv abwartend, sondern als schöpferischer Konstrukteur aktiv an der Gestaltung ihrer Biographie beteiligt. Lässt sich die Persönlichkeitsentwicklung systematisieren? Dritte These: In jedem Entwicklungsabschnitt gibt es aus der körperlichen und psychischen Entwicklung und aus der sozialen Umwelt stammende Erwartungen an die Verarbeitung der Realität. Diese Erwartungen können als Entwicklungsaufgaben bezeichnet werden und lassen sich den jeweiligen Altersstufen zuordnen. Sie sind von jedem Menschen auf seine eigene Weise zu definieren, in das eigene Handlungsrepertoire zu übersetzen und zu bewältigen.

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Hurrelmann/Bauer (2015): Vierte These: Gelingt die Bewältigung der Entwicklungsaufgaben und der damit verbundene Ausgleich zwischen persönlicher Individuation und sozialer Integration, kommt es zum Aufbau einer Ich-Identität. Von der Ich-Identität ist zu sprechen, wenn über verschiedene Entwicklungs- und Lebensphasen hinweg eine Kontinuität des Selbsterlebens auf der Grundlage eines positiv gefärbten Selbstwertgefühls und das Empfinden einer Selbstwirksamkeit gegeben sind. Eine Ich-Identität ist Voraussetzung für soziale Handlungsfähigkeit, die psychische Gesundheit und die gelingende Lebensbewältigung eines Menschen. Fünfte These: Die Persönlichkeit entwickelt sich während des gesamten Lebenslaufs. Der Lebenslauf untergliedert sich in aufeinanderfolgende Lebensphasen, die jeweils spezifische Entwicklungsaufgaben mit sich bringen. Durch die sich verändernden ökonomischen, politischen, sozialen und kulturellen Bedingungen stehen Menschen in den jeweiligen Lebensphasen vor der Herausforderung, ihren biografischen und gesellschaftlichen Standort immer wieder neu zu definieren.

Sechste These: Sozialisation findet immer in einem sozialen Kontext statt. Die Persönlichkeitsentwicklung setzt eine dauerhafte Unterstützung bei der Verarbeitung der inneren und äußeren Realität voraus. Unterstützende Institutionen und Settings können als Sozialisationsinstanzen oder –kontexte bezeichnet werden. Als primärer Sozialisationskontext fungieren in unserem Kulturkreis die Familien. Wie in einem Mikrokosmos spiegeln sich in einer Familie soziale, kulturelle und ökonomische Lebensbedingungen, die auf die Persönlichkeitsentwicklung ausstrahlen. Siebte These: Von immer größerer Bedeutung werden sekundäre Sozialisationsinstanzen und – kontexte. Da es sich bei den Einrichtungen des Bildungssystems um sekündäre Instanzen handelt, sind die Pädagog*innen auf die Vorarbeit der primären Instanzen angewiesen. Viele der Grundstrukturen der Persönlichkeit der Kinder sind bereits ausgeprägt, sodass sie hieran anknüpfen und hierauf aufbauen müssen.

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Sozialisationstheoretische Überlegungen Modell Habitus/Feld-Interaktion: Pierre Bourdieu

1. Differenz von Arbeit an Begriffen und Arbeit mit Begriffen  Wie ist soziale Wirklichkeit zu beschreiben, beurteilen und in ihr zu handeln?  Wie ist die soziale Reproduktion von Ordnung möglich?  Wie ist es möglich, dass einzelne Personen in Situationen vergleichbar bzw. different handeln?  Wie ist die Reproduktion von sozialer Ungleichheit zu erklären? Entwicklung seiner Theorie bei der Feldforschung in Algerien: Begriffe dienen zur Deutung der Wirklichkeit 2. Ausgangspunkte:  Die menschliche Entwicklung ist immer eine gesellschaftliche.  Das alltägliche Verständnis der Persönlichkeitsentwicklung ist geprägt durch die soziale Positionierung der Interpret*in.  Der Mensch handelt im Sozialen nicht nach vorgegebenen Regeln, gleichsam regelmäßig.  Menschliches Handeln in Situationen ist nur als limitiert (Regelmäßigkeit) und schöpferisch (Situativität) zugleich zu verstehen.  Handlungen sind typisch für den Stil des Menschen und die Art der Situationen. Stil und Art umgreifen eine unendliche Menge an möglichen Handlungsweisen und Situationen.

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