Produktive Realitätsverarbeitung nach Hurrelmann PDF

Title Produktive Realitätsverarbeitung nach Hurrelmann
Course Gesellschafts- und erzie- hungswissenschaftliche Grund- lagen der Sozialen Arbeit I
Institution Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften
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Summary

Wintersemester 2020/2021...


Description

PRODUKTIVE REALITÄTSVERARBEITUNG IN DER SOZIALISATION ➔ Hurrelmann: Modell der produktiven Realitätsverarbeitung (MpR) „Sozialisation bezeichnet die Persönlichkeitsentwicklung eines Menschen, die sich aus der produktiven Verarbeitung der inneren und der äußeren Realität ergibt. Die Realitätsverarbeitung ist produktiv, weil ein Mensch sich stets aktiv mit seinem Leben auseinandersetzt und die damit einhergehenden Entwicklungsaufgaben zu bewältigen versucht. Durch alle Lebens- und Entwicklungsphasen zieht sich die Anforderung, die persönliche Individuation mit der gesellschaftlichen Integration in Einklang zu bringen, um die Ich-Identität zu sichern“

Sozialisation = ergebnisoffener und lebenslanger Prozess der wechselseitigen Durchdringung von Person und Gesellschaft (→ Durchdringung von Innen und Außen durch Prozesse/ Gegebenheiten) → Sozialisation als Instrument der Selbstanalyse, bei der man seine Stellung in der Gesellschaft erarbeitet und seine Persönlichkeit festigt → Sozialisation als Bewältigung > Streben nach Handlungsfähigkeit in Risikosituationen des Lebenslaufs als sozialisatorischer Antriebsmechanismus Prozess der Persönlichkeitsentwicklung → erfolgt durch den Einfluss der produktiven Verarbeitung von innerer und äußerer Realität mit aktiver Auseinandersetzung der Umwelt ➢ Innere Realität = genetische Anlagen des Individuums - Unterstützt die Sozialisation als Personale Ressourcen - Strebt nach Individuation ➢ Äußere Realität = soziale Umwelt, physikalische Umwelt, Gegebenheiten im Umfeld - Unterstützt die Sozialisation als Soziale Ressourcen - Strebt nach Integration → Schwierigkeiten bei der Entwicklung einer Ich-Identität liegen in dem Spannungsverhältnis von Selbsterleben als individuelle und einzigartige Persönlichkeit und der Respektierung gesellschaftlicher Vorstellungen und der Eingliederung in soziale Strukturen → Ich-Identität und eigene Selbstwirksamkeit = Voraussetzung individueller Handlungsfähigkeit, psychischer Gesundheit und einer gelingenden Lebensbewältigung

10 Thesen zur Persönlichkeitsentwicklung A) aktives Subjektverständnis 1. Wechselbeziehungen von innerer (Anlage) und äußerer(Umwelt) Realität, wobei genetische Anlagen als Möglichkeitsraum der Persönlichkeitsentwicklung gesehen werden. 2. Produktive Verarbeitung von innen und außen. B) Anforderungen und Ressourcen der Persönlichkeitsentwicklung 3. Spannungsverhältnis zwischen dem Selbsterleben als individuelle und einzigartige Persönlichkeit und der Respektierung gesellschaftlicher Vorstellungen = Bewältigung von Entwicklungsaufgaben: Qualifizieren, Binden, Konsumieren und Partizipieren. 4. Dysbalance zwischen Anforderungen und verfügbaren Ressourcen hat eine unzureichende Bewältigung von Entwicklungsaufgaben zur Folge.= 3 Risikowege. 5. Sozialisation = lebenslanger Prozess. (Persönlichkeit stets im Leben weiterentwickelt – ersten Jahre die wichtigsten). C) Einfluss von sozialräumlichen Kontexten 6. Familie hat einen großen Einfluss bei Persönlichkeitsentwicklung. („Vermittler“ – äußere Realität) 7. soziale Kontexte sind eine dauerhafte Unterstützung bei der Verarbeitung von innerer und äußerer Realität. Bildungsinstitutionen nehmen an Bedeutung zu – bindungsähnliche Beziehungen 8. Medien haben in der Gegenwartsgesellschaft eine zentrale Bedeutung und werden durch Arbeit, Politik, Peers, Beruf, Konsum u. Bildung ergänzt. D) Einfluss von Diversitäten auf die Realitätsverarbeitung 9. Persönlichkeitsentwicklung ist bedingt durch die ungleichen Lebensbedingungen / sozialen Ungleichheiten. 10. Geschlecht, Alter, Religion, … sind mit Erwartungen und Zuschreibungen verbunden, denen Betroffene während der Realitätsverarbeitung ausgesetzt sind.

Auftrag der Sozialen Arbeit in Bezug auf Sozialisationsprozesse und die Persönlichkeitsentwicklung -

Maßnahmen können unterschiedliche Wirkung entfalten! (A)

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Sensibilisierung und Individualität berücksichtigen (A)

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Einzelfallorientierung ( Bsp. zu A) & lebensphasenbezogene Angebote (B)

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Stärkung vorhandener (neuer) Ressourcen – Wirkmächtigkeit erfahrbar machen. (B)

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„Sozialisation als Bewältigung“ > Streben nach H andlungsfähigkeit in Risikosituationen des Lebenslaufs als sozialisatorischer Antriebsmechanismus (B)

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Kenntnisse über förderliche und hinderliche Faktoren des Sozialisationsprozesses haben und diese auf die soziale Situation des Klienten anwenden können (C)

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Ermöglichung von Anerkennungs- und Selbstwerterlebnissen (C)

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Erfahrungs- und Unterstützungsangebote leisten und einen Einfluss auf eine gelingende Persönlichkeitsentwicklung herstellen (C)

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Begrenzungen von Teilhabe in den gesellschaftspolitischen Diskurs einbringen und die Veränderung anzutreiben (D)

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Kompetenz von Autonomie und Selbstbestimmung fördern

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Bedingungen und Benachteiligungen gesellschaftlicher Ungleichheitsstrukturen reflektieren und politisches Mandat der Sozialen Arbeit in den Fokus stellen (D)

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den Einfluss struktureller Begrenzungen auf individuelle Entwicklungsprozesse offen legen

(D)

Welches sozialisationstheoretisch relevante Spannungsverhältnis wird im Kontext der Entwicklungsaufgaben beschrieben? Es handelt sich hierbei um ein Spannungsverhältnis zwischen Anforderungen und verfügbaren Ressourcen. 3 Risikowege: 1. "nach außen gerichteter Risikoweg" Aggression gegen andere, Subjekt vermittelt Eindruck v. Wirkmächtigkeit, ohne jedoch die eigentliche Herausforderung zu bewältigen, 2. "Ausweichender Risikoweg" ausweichendes Verhalten mit fremd- u. selbstaggressiven Zügen (z. B. in Form von suchtgefährdetem Verhalten) verhindert die Arbeit an der eigenen Person u. an der Veränderung schwieriger Lebenssituationen), 3. "nach innen gerichteter Risikoweg" mangelnde Bewältigungskompetenz: Folgen z. B. Isolation, Apathie, psychosom. Störungen und Depression- Entwicklungsdruck gegen das Subjekt selbst Welches Risiko geht mit der Orientierung am Konzept der Entwicklungsaufgaben für Sozialarbeiter*innen einher? Viele Unterstützungsangebote und Maßnahmen können unterschiedliche Wirkungen erzielen. Sie wirken nicht bei jedem gleich. Gruppenarbeit mit MpR eher unvorteilhaft. Außerdem ist zu vermeiden auf normative Vorstellungen zurückzugreifen. Angebote Soz. A. sind Teil der äußeren Realität, somit können sie auch Einfluss auf die Persönlichkeitsentwicklung nehmen. Was bedeutet produktive Realitätsverarbeitung nicht?

Die produktive Realitätsverarbeitung meint nicht allein passiv von der Gesellschaft oder einzelnen Personen geformt zu werden, sondern sich aktiv mit seinem Innen und Außen auseinanderzusetzen. Es ist immer ein Zusammenspiel der eigenen Anlagen (innere Realität) und der Umwelt (äußere Realität). Außerdem ist die produktive Realitätsverarbeitung nicht nur eine bewusste "kurze" Phase, sondern zieht sich ,teilweise auch unbewusst, durch das ganze Leben Was bedeutet eine „produktive“ Realitätsverarbeitung? Es beinhaltet die effektive Verarbeitung der inneren Realität (genetische Anlagen, körperliche und psychische Dispositionen und Eigenschaften) und der äußeren Realität (soziale und physische Umwelt) eines Menschen. Die Realitätsverarbeitung ist produktiv, weil es ein aktiver Prozess der Weiterentwicklung des Individuums ist, indem dieser versucht von der Gesellschaft einhergehende Entwicklungsaufgaben zu überwinden. Zusammengefasst beschreibt es die Persönlichkeitsentwicklung eines Menschen (Sozialisation). Dieser Ablauf dauert lebenslang. Die Ich-Identität ist die Anforderung für eine "gesunde" Persönlichkeitsentwicklung. Individuen, die die Fähigkeiten besitzen zur Bewältigung psychischer und sozialer Problematiken, die ihr Leben selbstdefiniert gestalten, werden eher in gesellschaftlichen Rollenzusammenhänge anerkannt. Außerdem zu erwähnen ist, dass die Familie sowie Bildungsinstitutionen einen hohen Einfluss auf die Persönlichkeitsentwicklung hat. Nicht jeder Mensch hat gleiche Startchancen, diese sind zum Beispiel geprägt von dem Sozialstatus der Eltern. Ungleichheiten/ Diversitäten verändern das Auffassungsvermögen der Realitätsverarbeitung. Beispielsweise die Geschlechtszugehörigkeit beeinflusst die Auseinandersetzung der Realitätsverarbeitung. Was ist sein Gegenstand? Das Modell der produktiven Realitätsverarbeitung beschreibt mit der Hilfe von zehn Thesen die Persönlichkeitsentwicklung der Jugendlichen bzw. Individuum als Auseinandersetzung mit der inneren(genetische Anlagen) und äußeren Realität (Soziale & Physische Umwelt). Die Persönlichkeitsentwicklung wird durch körperliche, psychische und soziale Bindung beeinflusst. Produktiv meint, dass die Auseinandersetzung mit der inneren und äußeren Realität nicht passiv, sondern dynamisch und aktiv erfolgt. -

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Was wird im Kern über diesen Gegenstand ausgesagt? Sozialisation ist ein ergebnisoffener und lebenslanger Prozess Gegenstand des Sozialisationsprozesses ist die Persönlichkeitsentwicklung, die innerhalb des Modells zur reproduktiven Realitätsverarbeitung in 10 Thesen dargestellt wird, die wiederum in 4 Arbeitsschwerpunkte eingeteilt sind. Sozialisation = Prozess zu lernen, sich in eine Gesellschaft zu integrieren, indem sich ein Mensch von innen heraus durch den Austausch mit seinem sozialen Umfeld ein Leben lang entwickelt, sich in seinem Umfeld anpasst & versucht, seine Entwicklungsaufgaben zu bewältigen. Entwicklungsaufgaben sind gesellschaftliche Erwartungen an das Individuum, welche sich auf spezielle Lebensphasen anpassen. Gelingt Austarieren zwischen persönlicher Individuation u. gesellschaftlicher Integration, kann eine stabile Ich-Identität gebildet werden Gene nehmen keinen direkten Einfluss auf die Persönlichkeitsentwicklung Die innere Realität umfasst die Charaktereigenschaften des Individuums. Die äußere Realität meint die soz. Umwelt, äußeren Einflüsse durch andere Personen bzw. Gegebenheiten.

Fallbeispiel Marco: das MpR beinhaltet die Anforderung, die persönliche Individuation, also seiner Persönlichkeitsentwicklung, mit der gesellschaftlichen Integration in Einklang zu bringen, um die "Ich-Identität" zu sichern. These 4 erläutert, dass das Erleben der eigenen Selbstwirksamkeit als Voraussetzung für die Ausbildung einer stabilen "Ich-Identität" gilt. ➔ Bezogen auf Marco konnte ich feststellen, dass ihm genau dieser Punkt sehr schwer zu fallen scheint, da er bisher sehr mit sich beschäftigt ist, seine eigene Wirksamkeit zu erfahren. So ist er derzeit nicht in der Lage sich in gewisse soziale Strukturen einzugliedern und den gesellschaftlichen Vorstellungen zu entsprechen. im MpR zu finden = B These 3). Weiter beschreibt das MpR, dass die erfolgreiche Bewältigung von Entwicklungsaufgaben stark von den verfügbaren Ressourcen sowie der sozialen Position abhängt (-> im Modell B These 3) und laut These 5 haben die ersten Lebensjahre eine sehr prägende Wirkung auf die Persönlichkeitsentwicklung. Unter C These 6 wird der hohe Einfluss der Familie als "Vermittlerin" der äußeren Realität beschrieben, ➔ wobei ich für Marco denke, dass die prekäre, unstrukturierte familiale Situation einen negativen Faktor für seine Entwicklung darstellt. Vor allem die instabilen Wohnverhältnisse von Marco scheinen gravierend – Mutter Drogenabhängig und Marco lebt dann für die Zeit, in der sie in der Klinik ist bei den Großeltern/ dann wieder Zuhause/Psychiatrie. Ebenso fehlt Marco eine Struktur aufgrund des fehlenden Erziehungsstils, was auch dazu führen könnte, dass er sich schwer aktiv mit seiner Lebensumwelt auseinander setzen kann, da ihm die Hilfe der Familie als "Vermittlerin" fehlt. All das könnten Faktoren sein, die bei Marco eine Dysbalance zwischen den Anforderungen und seinen verfügbaren Ressourcen spiegeln und er nicht in der Lage ist bisherige Entwicklungsaufgaben erfolgreich zu bewältigen. Daraus resultiert das Einschlagen eines Risikoweges, wobei Marco im Text als aggressiv und übergriffig gegenüber anderen beschrieben, woraus ich den nach außen gerichteten Risikoweg ableiten würde. Marco suggeriert sich damit selbst seine fehlende Wirkmächtigkeit, ohne jedoch die eigentlichen Entwicklungsaufgaben zu bewältigen. Dies hat abermals zur Folge, dass er keine stabile "Ich-Identität" ausbildet und nicht bereit für weitere, darauf aufbauende Entwicklungsaufgaben, so auch der Schulbeginn, ist. Indem er z.B. jetzt nicht zur Schule geht, fällt eine Umwelterfahrung weg. Andere Kinder erleben gerade in dieser Phase des Lebenslaufs schon die Herausforderung ('außen') der 'multiplen Partialinklusion' - Schüler als 'Rolle'. Es spitzt sich also die Dysbalance zwischen inneren Entwicklungsaufgaben (etwa: Piaget, Perspektivenübernahme des 'Anderen') und äußeren Umweltdaten (fehlende Selbsterfahrungsmöglichkeit als Rollenträger) laufend zu. - Bsp. Boxtraining für Energie Abbau. Schulbegleitung installieren....


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