“Unterwegs sein” – Reiselyrik PDF

Title “Unterwegs sein” – Reiselyrik
Course Pädagogik der Kindheit, Vertiefung
Institution Fachhochschule Bielefeld
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Summary

Zusammenfassung Lerninhalte...


Description

Veronika Kotelnikow, Q1, Deutsch-LK

“Unterwegs sein” – Reiselyrik 1) „Warum pilgern Menschen? – Das Pilgermotiv im Wandel der Zeit

Ursprüngliche Sichtweise → Religiöse Reise •

Ursprung bei Abraham



Ziel: Vergebung der Sünden; Ausdruck der Dankbarkeit; Weg zu Gott

- Pflicht der Gläubigen - Suche nach Gott = Weg zu sich selbst - „Der Weg ist das Ziel“

Sehnsucht nach Einfachheit - Selbstfindung unabhängig von Religion - Wunsch nach Entschleunigung - Bewegungsaspekt - Zugehörigkeitsgefühl - Neuanfang - Kulturelles Abenteuer

2) Literaturepochen im Überblick 2.1 Barock (1600 bis 1720) Merkmale

Barock

Allgemeines

- leitet sich vom portugiesischen Wort ‚barocco‘ ab → heißt so viel wie ’seltsam geformte Perle‘ → ursprünglich verwendete man diese Bezeichnung in Frankreich für Kunst, die nicht dem französischen Ideal entsprach

Allgemeingeschi chtlicher Hintergrund

Dreißigjähriger Krieg (1618 - 1648) - Zunächst ein Religionskrieg - Als Folge verödete Landstriche und zerstörte Städte - ca. 1/3 der Bevölkerung stirbt

‣ Wiederaufbau fördert die Entwicklung zum Absolutismus - Durch Regierung eines aus eigener Machtvollkommenheit handelten Herrschers ohne Mitwirkung ständischer Institutionen bestimmt - Deutlichste Ausprägungen in Frankreich unter Herrschaft von Ludwig XIV. - Charakteristisch für Versailles ist die prunkvoll-ausladende Architektur, die die Macht des „Sonnenkönigs“ demonstrativ zur Schau stellt ‣ Gesellschaft bleibt weiterhin in Stände gegliedert Weltbild und Lebensauffassung

‣ Erschütterung der Kirche: - Bestimmung der Konfession der Bevölkerung durch den absolutistischen Fürsten ‣ Widersprüchlichkeit und Zerrissenheit im Denken und Fühlen der Menschen: - Strenge Jenseitsorientierung & unverblümte Diesseitszugewandheit ‣ Widersprüche prägen die Epoche: ➡ Zeit der existenziellen Ängste und der Todeserfahrungen, ausgelöst durch Seuchen, Hexenwahn, Katastrophen und langjährigen Krieg ➡ Zeit absolutistischer Prachtentfaltung; Luxus, Reichtum, Verschwendungssucht werden Zeichen wiedergewonnener Macht der geistlichen und weltlichen Herrscher - Barocke Mode: reich ausgestattete Gewänder, riesige Perücken - Barocke Kunst drückt offene Lebenslust durch Schwelgen in Prunk aus ‣ Aufschwung der Mathematik und Naturwissenschaften - Rationalismus René Descartes (1596 - 1650) - Grundlagen der neuzeitlichen Physik Isaac Newtons (1642 - 1727)

Literatur

Literarische Zentren: - Fürstenhöfe (glanzvolles, gesellschaftliches Leben, Personal beinhaltete häufig einen Hofpoeten) - Städte mit Schulen und Universitäten → Adelige und bürgerliche Verwaltungsbeamte und Gelehrte fanden hier Publikum

‣ Leistungen der barocken Dichtergeneration beinhalten: - Weiterentwicklung der, in der Luther-Zeit entstandenen, neuhochdeutschen Literatursprache - Gründung sog. Sprachgesellschaften (nach Vorbild der italienischen Sprachakademie in Florenz) mit dem obersten Ziel der Sprachpflege - Entfaltung des bis heute wichtigen Spektrums der wichtigen literarischen Gattungen und Formen ➡ Poetiken beschrieben diese Formen und fassten sie in Regeln zusammen - Dichtung entsteht in der gekonnten Beherrschung tradierter formaler Schemata - In Anknüpfung an die Theologie wird die belebte und unbelebte Welt nicht als eigenständiger Wert, sondern nur in Bezug auf die Heilsgeschichte bzw. eine höhere, göttliche Ordnung gesehen - Natur ist Kosmos an Zeichen und Sinnbildern (mundus symbolicus), Dichten ist daher ein Spiel des Verschlüsseln (Seite des Dichters) und Entschlüsseln (Seite des Lesers) - Vorstellung von Dichtung als kunstfertiger Einkleidung von Inhalten führte zur intensiven Nutzung rhetorischer und sprachlicher Mittel Literarische Merkmale

1. Deutschsprachige Texte Während in früheren Epochen die meisten Werke in lateinischer Sprache verfasst wurden, setzte sich im Barock das Schreiben deutscher Texte durch. 2. Strenge thematische und inhaltliche Vorgaben Da es vorher kaum deutsche Literatur gegeben hatte, wurden viele klare Richtlinien verfasst, was das Schreiben von Texten betraf. So wurden bestimmten Textgattungen gewisse Themen zugeordnet, an welche sich Dichter auch streng hielten. 3. „Carpe diem“ Das lateinische Motto „Carpe diem“, also „Nutze den Tag“, fand im Barock immer wieder Verwendung. Dieses Motiv ruft dazu auf, fröhlich zu sein, den Tag bewusst zu erleben und zu genießen und die Gedanken an die Vergänglichkeit nicht allzu schwer auf sich lasten zu lassen. Das Carpe Diem-Motiv orientiert sich an den Freuden des Lebens und kaum auf den Tod ein und steht so im Kontrast zum memento mori-Motiv. 4. „Memento mori“ Ein weiteres Motto, das immer wieder im Zentrum der Literatur stand, ist „Memento mori“. Dies entstammt ebenfalls dem Lateinischen und bedeutet „Bedenke, dass du sterben wirst“. Dieses Motiv zeigt sehr ausdrucksstark, dass der Tod auch in der Literatur ein Thema war, mit

dem man sich im Zuge des Dreißigjährigen Krieges auseinandersetzte. 5. Vanitas-Motiv Das Vanitas-Motiv stellte die Vergänglichkeit und Nichtigkeit des irdischen Seins infrage. „Vanitas“ ist lateinisch für Vergeblichkeit oder Nichtigkeit. Im Barock wurde dieses Motiv mit biblischem Ursprung stark geprägt. Im Mittelpunkt stand hierbei der Gedanke der Eitelkeit der Welt. Gekennzeichnet ist das Vanitas-Motiv durch klare Symbole, wie den Sensenmann, die Sanduhr oder erlischende Kerzen. Hier zeigt sich ebenfalls unmissverständlich der oft düstere Charakter der barocken Literatur. Dies ist auch in Zusammenhang zu sehen mit der hohen Bedeutung der Transzendenz d.h. des christlichen Glaubens an ein besseres Leben im Jenseits verbunden und förderte das Gefühl der eigenen Vergänglichkeit. 6. Antithetik Hinter dem Begriff ‚Antithetik‘ verbirgt sich die Auseinandersetzung mit gegensätzlichen Worten innerhalb eines Werkes. Dieses Stilmittel half, den Zwiespalt der Gesellschaft zu veranschaulichen und zu verarbeiten. Diesseits ↔ Jenseits Ewigkeit ↔ Zeit Schein ↔ Sein Spiel ↔ Ernst Lebensgier ↔ Todesbewusstsein Blüte ↔ Verfall Erotik ↔ Tugend Gesundheit ↔ Krankheit 7. Sonett Ein Sonett besteht aus 14 metrisch gegliederten Verszeilen, die in der italienischen Originalform in vier kurze Strophen eingeteilt sind: zwei Quartette und zwei sich daran anschließende Terzette. 8. Versmaß- Alexandriner Ein sechshebiger Jambus mit einer Zäsur nach der dritten Hebung. Berühmte Vertreter

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Christoffel von Grimmelshausen Martin Optiz Daniel Caspar von Lohenstein Andreas Gryphius Johann Scheffler (bekannt als Angelus Silesius) Jakob Bidermann Friedrich Freiherr von Logau Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau Georg Rudolf Weckherlin

2.2 Aufklärung (1720-1800) Merkmale

Aufklärung

Allgemeines

Immanuel Kant: „Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit.“ ⇒ Leitmotiv des 18. Jahrhunderts →Kant forderte im Sinne der Aufklärung das Bürgertum dazu auf, sich zu emanzipieren und der Unmündigkeit zu entkommen → Unmündigkeit ist selbst verschuldet. Ursachen der Unmündigkeit sind nach Kants Meinung Faulheit (bequeme Trägheit) und Feigheit (Mangel an Mut). ⇒ Kant erklärte den lateinischen Spruch “sapere aude”, also “Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“ ⇒ Der unmündige Mensch folgt ohne selbständiges Denken anderen Menschen, Gruppen, Einrichtungen und Einflüssen von außen. Autoritäten werden nicht hinterfragt ⇒ Aufklärung hat das Ziel, die geistige Entwicklung voranbringen und kritisch denken zu können

Zeitgeschichtliche Einordnung

- Umbrüche in der Gesellschaft Heiliges Römische Reich deutscher Nation: • in viele kleine Territorien zersplittert → 300 souveränen Einzelstaaten - Menschen begannen, Welt zu hinterfragen , z.B. Religion, Gesellschaftsstrukturen, usw. Reformation (1517-1648) • von Martin Luther angestoßen (95 Thesen) • Versuch, die römisch-katholische Kirche zu reformieren → Kritik: Falsche Lehren, Ablassbriefe •

Folge: katholische Kirche in verschiedene Konfessionen gespalten

Französische Revolution (1789) - Forderungen nach Freiheit und Toleranz - dritter Stand erklärte sich zur Nationalversammlung - beschloss die Abschaffung der Privilegien des ersten und zweiten Standes (Klerus und Adel) - am 16. August 1789 verabschiedete die Nationalversammlung die Erklärung der Menschenrechte Weltbild

- neues Bürgertum bildete sich heraus, welches Handel betrieb und Besitz und Kapital anhäufte

- Gedanken des Fortschritts und Gleichheit - Bürgertum akzeptierte nicht länger die von gottgegebene Vormachtstellung des Adels, sondern forderte das Recht auf Selbstbestimmung - Emanzipation, Bildung, Bürgerrechte, der Kampf gegen Vorurteile und allgemeine Menschenrechte - Vernunft war dabei das Instrument, mit dem sich die Menschen von starren und überholten Vorstellungen und Ideologien befreien sollten - Religion wurde infrage gestellt → so entstand die Theodizee, also die Frage danach, warum Gott Leiden zulässt Rationalismus und Empirismus ⇒ zwei philosophische Strömungen während der Aufklärung Rationalismus - ging davon aus, dass überliefertes, traditionelles Wissen nicht einfach nur angenommen und weitergeführt, sondern hinterfragt werden sollte - Begründet hat diese Denkrichtung René Decartes: „Cogito ergo sum“ ↔ „Ich denke, also ich bin“ Empirismus - Beobachtung war die wichtigste Voraussetzung und Grundlage wissenschaftlicher Arbeiten - Sein Begründer John Locke ging davon aus, dass sich die menschliche Erkenntnis nur durch Beobachtung und die Wahrnehmung unserer Sinne zusammensetzt Merkmale

1. Entstehung einer literarischen Öffentlichkeit 2. Literatur im Sinne von Vernunft, Humanität und Nützlichkeit 3. Kritik an der bestehenden Ordnung: Das gesellschaftliche und das staatliche System wurde ebenso hinterfragt wie Kirche und Religion 4. Glaube an den Fortschritt 5. Forderungen nach Toleranz und Gleichheit in Politik, Gesellschaft und Religion 6. Individualismus 7. der menschliche Verstand als höchstes Gut 8. geistige Emanzipation

Themen

⇒ Denkbewegungen auf allen Gebieten

⇒ Kritisches Fragen, Denken und Zweifeln (besonders gegenüber Religion und Absolutismus) werden zur Tugend ⇒ Toleranz der Religionen gefordert ⇒ Glaube an die Erziehbarkeit des Menschen ⇒ Weisheit und Intellekt werden zu Tugenden ⇒ Tugend und ihre Forderung werden zum Hauptziel der Epoche ⇒ Das „Gute“ und das „Vernünftige“ werden gleichgesetzt ⇒ Menschlicher Verstand als Instrument der Wahrnehmung ⇒ Freiheit statt Absolutismus; Gleichheit statt Ständeordnung; Erfahrung, wissenschaftliche Erkenntnis statt Vorurteil und Aberglauben, Toleranz statt Dogmatismus Ziel der Literatur

⇒Den Menschen zum Nachdenken und zur Hinterfragung aktueller Zustände bewegen ⇒ Die Fähigkeiten des Verstandes ausbilden, um ein humanes, moralisches und glückliches Zusammenleben zu ermöglichen ⇒ Erziehbarkeit

Licht als Symbol (Lichtmetaphorik)

- Aufklärung ist eine Lichtmetapher - Der Begriff „Aufklärung“ wird also im übertragenen Sinne gebraucht - Licht ins Dunkel bringen, Zustände aufhellen - Licht = spielt eine zentrale Rolle im menschlichen Leben ⇒ lebenspendende Quelle ⇒ als Phänomen sinnlichen Erlebens ⇒ Verstehen unseres Daseins in der Welt ⇒ Licht meint hier Vernunft und wissenschaftliche Erkenntnis durch den Menschen, Dunkelheit bezeichnet Unvernunft, kritiklosen Glauben, Aberglauben - Vernunft sei im Stande, die Wahrheit ans Licht zu bringen

Bekannte Vertreter

- Gotthold Ephraim Lessing - Christoph Martin Wieland - Karl Phillip Moritz - Johann Christoph Gottsched - Georg Christoph Lichtenberg - Voltaire - Jean-Jacques Rosseau - John Locke

- Immanuel Kant - Montesquieu 2.3 Sturm und Drang (1765–1790) Allgemeines

"Mein Geist dürstet nach Taten, mein Atem nach Freiheit" (Goethe) - der Sturm und Drang fällt in die Epoche der Aufklärung - Begriff entstammt dem Titel eines Dramas von Friedrich Maximilian Klinger, der seinerzeit ein guter Freund des Autors Johann Wolfgang von Goethe war - setzten sich mit der Intensität der eigenen Gefühlswelt auseinander - bewunderten tragische Helden, hofften auf eine bessere Welt und zollten sämtlichen Gefühlsregungen, Naturschauspielen und der Kunst ihren Respekt - lehnten sich gegen ihre Vätergeneration auf und betrachteten den Einzelnen als gottähnliches Wesen, dessen Persönlichkeit Großes zu vollbringen imstande wäre

Zeitgeschichtliche Einordnung

- In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts dominierte der Geist der Aufklärung das philosophische und literarische Denken im deutschen Sprachraum - Verstand war das Ideal der Zeit - Der von der Vernunft bestimmten Aufklärung setzten die Stürmer und Dränger Gefühle und Fantasie entgegen - Sie rebellierten gegen die Ideale der Aufklärung - Die überwiegend jungen Autoren lehnten die Vernunft als höchstes Gut ab. Mit ihrer Protestbewegung richteten sie sich außerdem gegen ⇒ die absolutistischen Obrigkeiten ⇒ das Bürgertum mit seinen veralteten Moralvorstellungen

Merkmale

Geniekult - Originalgenie war das Leitbild des Sturm und Drang - Stürmer und Dränger sahen darin einen Menschen, der nach seinen eigenen Wünschen und Regeln lebt und sich nicht irgendwelchen Autoritäten unterordnet - oberstes Ziel = freie Selbstentfaltung - starker Ich-Bezug - Individuum und seine Emotionen, nicht die Rationalität, stehen im Mittelpunkt Ausdrucksstarke Sprache / Leidenschaftliche Sprache - Betonung der Gefühle

- Halbsätze, Ausrufe und Kraftausdrücke bringen die emotionsbetonte Grundhaltung der Stürmer und Dränger sprachlich zum Ausdruck - übersteigerte Gefühlsausbrüche Tragisches Heldentum - antike Helden wie Prometheus oder die Tragödien von Shakespeares Protagonisten werden verehrt - Stürmer und Dränger verehrten und bewunderten tragische Helden Kritik am Feudalismus Themen

- Gefühle, Gedanken, Individualität - Liebe, Triebe, sexuelle Befreiung, Natürlichkeit, Ursprünglichkeit - Selbstbestimmung, Inspiration, Kreativität - Rebellion, Gerechtigkeit, gesellschaftliche Befreiung von Zwängen - Natur - Gesellschaftskritik (gegen die moralische Verdorbenheit des Adels aber auch gegen die Kleinkrämerei und Rechthaberei des Bürgertums) - Gefühle des Individuums und dessen Konflikte mit der Umwelt - Freiheitskampf des Individuums gegen die Gesellschaft

Leitbild: das Originalgenie

⇒ “Originalgenie” bedeutet ein Leben nach eigenen Wünschen und Richtlinien (in achtsamer Rücksichtnahme auf sein Umfeld) ⇒ Entscheidungen nach Herz und Gefühl treffen, nicht nach Moral oder Verstand ⇒ der Mensch gilt als Genie und kreatives Wesen ⇒ Vorbild: William Shakespeare

Literarische Merkmale

- Das lyrische Ich strebt nach Veränderung, zerbricht jedoch beim Kampf gegen die Gesellschaft an der Wirklichkeit - Metaphern und Symbole - Geheimnisse und Gleichnisse (z.T. als Anlehnung an die Bibel, denn auch dort spricht Gott die Menschen nicht mit logischen Argumenten an, sondern überzeugt sie mit Bildern und Gleichnissen) - Verzicht auf Reime, stattdessen Augenmerk auf den Rhythmus (z.B. in Willkommen und Abschied von Goethe) und propagieren der offenen Form

- Pantheismus ( = Lehre, nach der Gott in allen Dingen der Welt existiert bzw. Gott und Weltall identisch sind) und Spiritualität/Religiosität (Verbundenheit von Gott, Mensch und Natur als Einheit) - Ich-Bezogenheit (Emotionalität, Subjektivität) Wichtige Vertreter und Autoren

- Johann Wolfgang von Goethe - Jakob Michael Reinhold Lenz - Friedrich Schiller - Friedrich Maximilian Klinger - Friedrich Leopold Graf zu Stolberg - Christian Friedrich Daniel Schubart

2.4 Weimarer Klassik (1786-1832) Definition und Allgemeines

"Edel sei der Mensch, hilfreich und gut." (Johann Wolfgang von Goethe, "Das Göttliche", 1783) - Der Begriff "Klassik" leitet sich ursprünglich von dem lateinischen Wort "classicus" ab. Im römischen Steuerrecht war das eine Bezeichnung für Menschen, die der höchsten Steuerklasse angehörten. Heute beschreibt der Begriff Dinge, die unabhängig von der Zeit, in der sie entstanden sind, eine zeitlose Gültigkeit besitzen - ist eine Epoche, die sich an klassischen antiken Dichtern orientierte - Die deutsche Klassik wird auch als Weimarer Klassik bezeichnet, da sich das literarische Geschehen vor allem in der Stadt Weimar abspielte - Geprägt war diese Zeit durch das so genannte Viergestirn Christoph Martin Wieland, Johann Wolfgang von Goethe, Johann Gottfried Herder und Friedrich Schiller - Für die Weimarer Klassik gibt es zwei unterschiedliche Definitionen: ⇒ Die Epoche beginnt 1786 mit Goethes Italienreise und endet 1832 mit Goethes Tod ⇒ Es gibt aber auch Definitionen, die die gemeinsame Schaffenszeit der beiden befreundeten Dichter Goethe und Schiller von 1794 bis zu Schillers Tod 1805 als Weimarer Klassik festlegen

Zeitgeschichtliche Einordnung

Französische Klassik und Revolution - Die Unruhen der Französischen Revolution (1789–1799) und der Versuch, Deutschland nach dem Wiener Kongress wieder in seine alte politische Ordnung zu drängen, verursachten Ungewissheit und Unsicherheit bei den Menschen - Während der vorangegangene Sturm und Drang noch gegen Absolutismus, Kirche und die antike Literaturtradition rebellierte,

hatten die Weimarer Klassiker nun ein Bedürfnis nach Harmonie und Übereinstimmung - Die von Gewalt geprägte Herrschaft der Jakobiner in Frankreich (1793 – 1794) enttäuschte diese Ideen, auch in Deutschland. Die Weimarer Klassik war ein Versuch, sich wieder auf Harmonie und Menschlichkeit zu besinnen - Generell war die Zeit von politischer Instabilität geprägt. Ganz Europa war in Aufruhr. Neben der Terrorherrschaft der Jakobiner beeinflussten vor allem die territorialen Veränderungen durch den Wiener Kongress (1814/15) die Epoche: neue Grenzen wurden festgelegt, neue Staaten entstanden. Außerdem gab es viele andere revolutionäre Bewegungen, etwa die Bauernaufstände in Spanien oder die Erhebung gegen die Habsburger Ideen der Klassik und Menschenbild

- Ideen der Klassik entstammten dem damaligen Weltbild, das sich von den grausamen Folgen der Französischen Revolution entfernte und in eine positive Richtung bewegte - Der Mensch in der Klassik war geprägt durch einen idealistischen Charakter - Erziehung des Menschen konzentrierte sich auf eine vollendete und harmonische Erziehungsmethode, bei der die Sinne und Tugenden des Menschen harmonisch und gleichmäßig verbunden sind - Zusammenhang zwischen Verstand und Gefühl - Dieses Erziehungsbild stelle die wirkliche Natur des Menschen dar ⇒ Die Idee des Menschenbildes in der Klassik war, dass der Mensch an sich schön und gut sei ⇒ Der Mensch sei erziehbar und zur Ausbildung auf eine harmonierende Gesamtpersönlichkeit bestimmt ⇒ Neben Verstand und Gefühl wurde die Sittlichkeit dem Menschen unterstellt ⇒ Er sei dennoch frei und autonom und dazu fähig alle Zwänge aufzuheben, ohne dabei die ihm unterstellte Sittlichkeit zu verlieren ⇒ Wichtige Werte und Ideale für die Entwicklung zum damaligen Menschenbild waren Natur und Mensch, Individuum und Gesellschaft, Neigung und Pflicht, die Menschlichkeit, Toleranz, Verstand und das Gefühl

Themen

⇒ Toleranz, Humanität und Vollkommenheit ⇒ Selbstbestimmung: Das Individuum soll eigene Entscheidungen treffen

Unterschiede zum Sturm und Drang

⇒ Streben nach Harmonie und Schönheit ⇒ Kunst und Wissenschaft sollen gleichermaßen ausgebildet werden ⇒ Natur als vollendetes Zusammenspiel der Kräfte, Natur als Vorbild ⇒ Antike Motive und Figuren bzw. Hinwendung zur Antike als höchstes künstlerisches Ideal ⇒ Erhabenheit und Würde des Menschen und moralische Erziehungsideale ⇒ Streben nach dem „Wahren, Schönen und Guten“ • es wird nicht mehr gegen bestehende politische Verhältnisse rebelliert, sondern nach Harmonie gestrebt •

keine Rebellion mehr gegen die Vernunft, es soll ein Gleichgewicht von Vernunft (Pflicht) und Gefühl (Neigung) herrschen...


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