Title | 3 Uebung Kuehlung - Wintersemester |
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Course | Grundschaltungen der Leistungselektronik |
Institution | Technische Universität Braunschweig |
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Wintersemester...
Institut für Elektrische Maschinen, Antriebe und Bahnen Prof. Dr.-Ing. R. Mallwitz
GRUNDSCHALTUNGEN DER LEISTUNGSELEKTRONIK ÜBUNG
Inhalte: Grundlagen der Verlustleistungsberechnung
Thermische Ersatzschaltbilder Auslegung einer Kühlung
1
Einleitung
Bei der Entwicklung leistungselektronischer Schaltungen stellt die Auslegung bzw. Dimensionierung einer geeigneten Kühlung eine grundsätzliche Anforderung dar. Dabei ist die Vorgehensweise im Wesentlichen immer ähnlich: Zunächst ist für die Schaltung der Betriebspunkt festzulegen, der für die Auslegung der Kühlung dimensionierend ist. Dies ist in der Regel der stationäre Betrieb mit Nennleistung. Für transiente Überlastbetrachtungen kann manchmal auch die Betrachtung eines Betriebspunktes mit kurzzeitig höherer Leistung erforderlich sein. Für diesen Betriebspunkt ist die entstehende Verlustleistung zu berechnen. In diese Verlustleistungsberechnung fließen auch die unterschiedlichen Schalt- und Durchlasseigenschaften der verwendeten Leistungshalbleiter (IGBT, MOSFET, Diode, ...) ein. Basierend auf der ermittelten abzuführenden Verlustleitung ist ein thermisches Ersatzschaltbild zu erstellen, in dem alle wesentlichen Verlustquellen und thermischen Widerstände berücksichtigt werden. Sollen auch dynamische Überlastzustände betrachtet werden, sind auch thermische Kapazitäten zu berücksichtigen. In dem thermischen ESB sind auch die Eigenschaften des Kühlkörpers zu berücksichtigen, der für die Wärmeabfuhr vorgesehen ist. Nach Vorgabe der thermischen Randbedingungen (Umgebungstemperatur, Kühlmitteltemperatur, zulässige Maximaltemperatur im Leistungshalbleiter, ...) kann anhand des thermischen ESB die Eignung des gewählten Kühlkörpers überprüft werden. Diese Vorgehensweise wird in dieser Übung am Beispiel eines IGBT-Wechselrichters exemplarisch durchgeführt.
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Grundlagen der Verlustleistungsberechnung
Alle leistungselektronischen Bauelemente, also insbesondere auch Leistungshalbleiter weisen bestimmte nichtideale Eigenschaften auf, die zu Verlusten führen. Diese Verlustenergie äußert sich stets in einer Erwärmung des jeweiligen Bauteils. Die Berechnung der Verlustleistungen für die einzelnen Bauelemente ist eine der zentralen Aufgaben bei der Auslegung einer leistungselektronischen Schaltung.
2.1
Verlustleistung einer IGBT-Halbbrücke
Anhand der Betrachtung einer IGBT-Halbbrückenschaltung soll die Entstehung der Verluste im Folgenden erläutert werden. Entsprechend Abbildung 2.1 kann die betrachtete Halbbrücke dabei sowohl als Teil eines 4Quadrantenstellers zur Speisung jeweils eines Stranges einer Maschine (Abb. 2.1 oben) oder in einer B6-Brücke zur Speisung einer 3-phasigen Motorwicklung mit Sternpunkt verwendet werden.
2
Gleichspannungszwischenkreis
IGBT-Pulswechselrichter Last z.B. Motor
UZK
Halbbrücke
is
(+)
iC uCE UZK
Oberschalter S1, D1
us L
is Last Unterschalter S2, D2
(-)
is UZK
Abbildung 2.1 : Halbbrücke als Bestandteil von 4Q-Steller und B6-Brücke
Bei beiden Einsatzvarianten wird der Mittelabgriff (Lastabgang L) der Halbbrücke durch abwechselndes Schließen des Oberschalters S1 und des Unterschalters S2 entweder mit dem (+) oder dem (-)-Anschluss der Zwischenkreis-Gleichspannung UZK verbunden. Wird an den Lastabgang z. B. eine Maschinenwicklung angeschlossen, kann, wie in Abbildung 2.2 dargestellt, durch Variieren der Einschaltdauern von S1 und S2 (= Pulsweitenmodulation, PWM) eine aus positiven und negativen Spannungsblöcken bestehende Spannung us angelegt werden. Wird beim Erzeugen der Spannungsblöcke (z. B. durch Sinus-Dreieck-Modulation) ein sinusförmiger Spannungssollwert us,ref verwendet, führt die resultierende blockförmige Spannung (PWM S1 und PWM S2) zu einem sinusförmigen Laststrom is. Die Induktivität der Motorwicklung begrenzt dabei zum einen den Stromanstieg und führt zum anderen dazu, dass zwischen dem Spannungssollwert us,ref und dem resultierendem Laststrom is eine Phasenverschiebung um den Winkel entsteht. Sinus-Dreieck-Modulation
us,ref (+)
iC uCE UZK
Oberschalter S1, D1
L
is Last Unterschalter S2, D2
(-)
t
0
us
PWM S1
t PWM S2
is( =0)
Abbildung 2.2: Erzeugung eines sinusförmigen Stromverlaufs durch Sinus-Dreieck-Modulation
3
Um die in den beiden Leistungshalbleitern S1 und S2 sowie den parallelen Dioden entstehende Verlustleistung berechnen zu können, müssen zunächst die möglichen Schaltzustände der Halbbrücke berücksichtigt werden. Betrachtet man beispielsweise den Zeitraum der positiven Stromhalbwelle, d. h. es fließt ein positiver Laststrom aus dem Lastabgang in die Maschinenwicklung, sind nur die in Abbildung 2.3 gezeigten beiden stationären Schaltzustände (Z1) und (Z2) möglich. Im Zustand (Z2) ist der Oberschalter-IGBT eingeschaltet und führt den Laststrom, der für den betrachteten Zeitpunkt den Wert Is besitzt. In diesem Zustand fällt über dem IGBT eine Durchlassspannung UCE(Is) in Abhängigkeit vom aktuellen Stromwert ab. Dementsprechend entsteht im IGBT eine Durchlassverlustleistung als Produkt vom aktuellen Kollektorstrom iC und der Durchlassspannung uCE. Die vollständige Durchlasskennlinie, d. h. uCE als Funktion des Durchlassstromes ist in Abb. 2.3 dargestellt und kann angenähert werden durch eine Schwellspannung UCE,0 und eine Widerstandsgerade.
uCE
S1
D1
(Z2)
UZK
S2
iF
DiC DuCE
UCE,0
S2
D2
Diode
Du rCE = Di CE C
Is
Is uF
D2
IGBT iC
D1
(Z1)
Is UZK
S1
Du rF = DiF F DuF
Is
uCE
UF,0
UCE(Is) = UCE,0 + rCE * Is
DiF
uF UF(Is) = UF,0 + rF * Is
Abbildung 2.3: Durchlassspannungen/-verluste von IGBT und Diode in einer Halbbrücke
Ist der Oberschalter geöffnet, kann der Laststrom bei gleicher Stromrichtung nur durch die Diode D2 des Unterschalters fließen (Zustand Z1). Analog zur vorherigen Betrachtung fallen in dieser Diode Durchlassverluste als Produkt des Diodenstroms iF und der Durchlassspannung uF an.
4
Beim Wechsel zwischen den beiden Zuständen, also dem Schalt- oder Kommutierungsvorgang (K), entstehen Schaltverluste, da in dieser Zeit über den schaltenden Halbleitern hohe Spannung anliegt, während gleichzeitig der volle Strom fließt. Dies bedeutet kurze Verlustleistungsspitzen großer Amplitude. In Abbildung 2.4 sind die idealisierten Strom- und Spannungsverläufe für diese Schaltvorgänge dargestellt: Der Wechsel vom Zustand (Z1), bei dem der Laststrom durch die Diode des Unterschalters fließt, in den Zustand (Z2) wird erreicht durch das Einschalten des oberen IGBTs S1. Beim Einschalten kommutiert der Strom zunächst auf den einschaltenden IGBT, bevor die zuvor leitfähige Diode D2 Sperrspannung aufnimmt. Beim Abkommutieren des Stromes von der Diode treten zusätzlich noch Verluste durch den sogenannten Rückwärtserholstrom der Diode auf. Beim Ausschalten des IGBT, also dem Wechsel vom Zustand (Z2) in den Zustand (Z1), muss der ausschaltende IGBT S1 zunächst Sperrspannung aufnehmen, bevor die Diode D2 den Strom übernimmt. In Abbildung 2.4 ist zusätzlich noch die Verlustleitung Pv als Produkt von Strom durch den Halbleiter und der Spannung über dem Halbleiter dargestellt. Integriert über ein Zeitintervall können so die einzelnen Verlustenergien Eon und Eoff für die Halbleiter ermittelt werden.
(Z1)
(K)
(Z2)
(Z1)
(K)
iC UZK
S1
D1
(Z1)
UZK Is
uCE
Is uF
S2
t2
t0
D2 UZK Is
IGBT S1
iF
t4
uF Diode D2
trr
uCE S1
Îrr
D1
(Z2)
Is UZK
S2
t1
Qrr
t3
t4
Einschalt- Ausschaltverluste verluste Diode IGBT
Pv
t
t5
D2
Eon,T t0
Eoff,D t2
t
t5
Ausschaltverluste IGBT Durchlassverluste IGBT
Durchlassverluste Diode
Eoff,T t4
t5
t
Abbildung 2.4: Prinzipielle Strom- und Spannungsverläufe einer IGBT-Halbbrücke bei induktiver Last
5
In Abbildung 2.5 sind die gemessenen realen Schaltverläufe für den IGBT-Oberschalter einer Halbbrücke dargestellt. Bei diesen Messungen betrug die Zwischenkreis-Gleichspannung UZK ca. 520 V und der Laststrom im Schaltaugenblick ca. 100 A. Im Unterschied zu den idealisierten Verläufen aus Abbildung 2.4 ist erkennbar, dass der Strom durch den IGBT beim Ausschalten nicht linear bis auf Null absinkt, sondern noch einen sogenannten Tail- bzw. Schweifstrom am Ende des Schaltvorgangs besitzt. Dieser - im dargestellten Beispiel relativ lange Tailstrom - ist abhängig von der Dotierung des IGBT.
150
Einschalten IGBT
300
100
Pv
iC
Pv [kW]
uCE [V]
uCE
450
iC [A]
200
600
50
150
Eon,T 0
0
0,0
0,4
0,8
1,2
1,6
t [µs]
2,0
700
200
Ausschalten IGBT
150
500
iC
400
100 300
Pv
200 100
ttail
50
iC [A]
uCE
Pv [kW]
uCE [V]
600
Eoff,T
0
0 0,0
0,4
0,8
1,2
1,6
2,0
t [µs] Abbildung 2.5: Gemessener Aus- und Einschaltvorgang eines IGBT bei induktiver Last
6
2.2
Verlustleistungsberechnung für einen IGBT-Wechselrichter
Im Folgenden soll die Berechnung der Verlustleistung beispielhaft für einen Antriebswechselrichter durchgeführt werden. Für den Leistungsteil wird, wie in Abbildung 2.6 dargestellt, ein IGBT-Modul in B6-Konfiguration, also bestückt mit jeweils sechs IGBTs und antiparallelen Freilaufdioden, verwendet.
is1
M
UZK
Abbildung 2.6: IGBT-Antriebswechselrichter in B6-Konfiguration
Zur analytischen Verlustleistungsberechnung wird für einen angestrebten stationären Betriebspunkt das Produkt aus Strom und Spannung über einem Halbleiterbauelement während einer Periode der Ausgangsgrundwelle integriert. Für Durchlass- und Schaltverluste können folgende Formeln zur Berechnung der mittleren Verlustleistungen anhand von typischen Datenblattparametern bestimmt werden: Pv,d,IGBT
Pv,d,DIODE
2 2 is is is is 1 U CE,0 rCE m cos U CE,0 rCE 2 4 8 3 2 is is 1 U F,0 rF 2 4
Pv,s,IGBT Pv,s,DIODE
1
2 i i m cos U F,0 s rF s 8 3
fPWM E on,nenn Eoff,ne nn
is I nenn
U ZK U nenn
i U fPWM Err,nen n 0,45 s 0,55 ZK 2 U nenn Inenn 1
In diesen Formeln wird berücksichtigt, dass die in den Datenblättern angegebenen Verlustenergien der Leistungshalbleiter für nur einen einzigen Stromwert (Inenn) und einen konstanten Sperrspannungswert (Unenn) gelten. Diese Werte stellen Normierungsgrößen dar, die noch über entsprechende Faktoren mit den Größen des aktuell untersuchten Betriebspunktes ( iˆs , UZK) verknüpft werden müssen.
7
Gegeben: Datenblattparameter für das IGBT-Modul FS450R12KE3 von Eupec/Infineon Durchlassspannung IGBT
Durchlassspannung Diode
uGE=15 V, Tj=125 °C
uGE=0 V, Tj=125 °C
UCE,0
0,9 V
rCE
2,44 mΩ
UF,0
0,8 V
rF
1,89 mΩ
Einschaltverlustenergie
IC=450 A, UCE=600 V, Tj=125 °C
Eon
33 mJ
Ausschaltverlustenergie
IC=450 A, UCE=600 V, Tj=125 °C
Eoff
65 mJ
Schaltverluste Diode
IF=450 A, UCE=600 V, Tj=125 °C
Err
38 mJ
Innere Wärmewiderstände
pro IGBT
Rth,jc,IGBT
0,06 K/W
pro Diode
Rth,jc,DIODE 0,10 K/W
pro Modul
Rth,cs
Übergangswärmewiderstand
0,005 K/W
Angestrebter Betriebspunkt: Zwischenkreisspannung
UZK
800 V
Ausgangsstromamplitude
îs
450 A
Schaltfrequenz
fPWM
8 kHz
Modulationsgrad
m
0,9
Leistungsfaktor
cos(φ)
0,9
Gesucht: a) Schalt- und Durchlassverluste der IGBTs und Dioden einer B6-Brückenschaltung b) Wechselrichterwirkungsgrad im angestrebten Betriebspunkt
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zu a) Verlustleistungsberechnung der einzelnen Halbleiter:
zu b) Wirkungsgradberechnung:
9
3
Thermisches Ersatzschaltbild
Zur thermischen Auslegung können Ersatzschaltbilder mit elektrischer Symbolik entworfen werden, die das thermische Verhalten eines Systems beschreiben. Im thermischen Ersatzschaltbild werden Leistungen durch Ströme und Temperaturen durch Spannungen repräsentiert. Ein Bezugspotential kann frei gewählt werden, zum Beispiel zu 0 °C. Thermische Widerstände und Kapazitäten können entsprechend eingesetzt werden. Es gelten das Ohmsche Gesetz sowie Knoten- und Maschenregeln. Gegeben: Schichtenaufbau eines IGBT-Moduls
Rth,jc,IGBT
Rth,jc,DIODE
Rth,cs Rth,sa
Typische Indizes in thermischen Ersatzschaltbildern: j
junction
Sperrschicht
c
case
Gehäuse/Modulbodenplatte
s
sink
Kühlkörperoberfläche
a
ambient
Umgebung/Kühlmittel
Kennlinie eines Flüssigkeitskühlkörpers
10
Bonddraht IGBTs/Dioden Lot Kupfer Keramiksubstrat Kupfer Lot Modulbodenplatte Wärmeleitpaste Kühlkörper
Gefragt: a) Zeichnen und beschriften Sie das statische thermische Ersatzschaltbild des IGBTModuls! b) Berechnen Sie die Temperaturdifferenz zwischen Sperrschicht und Kühlkörper! c) Bestimmen Sie den maximalen thermischen Widerstand eines Kühlkörpers für eine Kühlmitteltemperatur von 40 °C! d) Bestimmen Sie den benötigten Volumenstrom im Wasserkühlkörper!
a) Thermisches Ersatzschaltbild
11
b) Temperaturdifferenzberechnung:
c) Berechnung des maximal zulässigen Wärmewiderstands des Kühlkörpers:
d) Benötigte Durchflussrate:
12...