6. Medienbildung PDF

Title 6. Medienbildung
Course Einführung in die Allgemeine Pädagogik und Medienbilung
Institution Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
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6. Medienbildung...


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MEDIENBILDUNG

Perspektiven „Bildung“ - 5 inhaltliche Dimensionen des Bildungsbegriffs (Ehrenspeck) Bildung als… - individueller Besitz oder Bestand (materiales Bildungsverständnis) - individuelles Vermögen (Fähigkeiten, Fertigkeiten, Qualifikationen, Kompetenzen) - individueller Prozess (Bildsamkeit) - individuelle Selbstüberschreitung & als Höherbildung der Gattung - Aktivität von Institutionen oder PersonenMateriale vs. formale Bildung - politischer, revolutionärer Begriff; Stellung in Gesellschaft: Herkunftsunabhängig!

Materiale vs. formale (strukturale, relationale) Bildung Materiale Bildung: - inhaltsorientiert - kanonorientiert - „Marschgepäck“ - Aneignung klassischer, verbindlicher Inhalte - klassisches Bild des humanistischen Gymnasiums Formale Bildung: - Bildung als Verhältnis/ Relation zwischen dem Selbst und der Welt

Klassischer Bildungsbegriff: Humboldt (1767-1835)

- wahrer Zweck des Menschen - höchste und proportionirlichste Bildung seiner Kräfte zu einem Ganzen 1. Theorem: Entfaltung der „Kräfte“ - möglichst weitreichende („höchste“) und - zugleich möglichst ausgewogene („proportionirlichste“) Entfaltung - aller Anlagen zu einem Ganzen - Maßstab des Bildungsdenkens: „Kräfte“ als das je individuelle Entwicklungspotential 2.

Theorem: Bildung als Wechselwirkung des Menschen mit der Welt - Sprache als das entscheidende Medium der bildenden Auseinandersetzung Mensch-Welt -> Kommunikative Funktion (Verhältnis zu anderen Menschen) -> Welterschließende Funktion (Verhältnis zu den Dingen)

Sprache „konstitutionistisch“/ Werkzeug - als Medium der Hervorbringung von Gegenständen/ Gedanken - nicht als Repräsentation von etwas, was vor/ außerhalb der Sprache existieren würde

„Bildendes Organ des Gedanken“ - kein Werkzeug, um bereits fertig vorhandene Gedanken auszudrücken - „Organ“ in/ mit dem Gedanken überhaupt erst hervorgebracht werden

Sprache als „Weltansicht“ - stellt eigene Sichtweise der Welt dar als eigenes kulturelles System - prägt Vorstellungs-/ Empfindungswelt ihrer Sprecher

Neubestimmung & Weiterentwicklung des Klassischen Bildungsbegriffs Theorie transformatorischer Bildungsprozesse (Hans-Christoph Koller): - Berücksichtigung der Einwände gegen klass. Bildungsbegriff: Gesellschaftl. Bedingtheit? Empirische Analyse? -> Bildungsprozesse theoretisch reflektieren -> Bildungsprozesse empirisch Analysieren - Bildung als… - (umfassende, ausgewogene) Entfaltung - Antwort auf neuartige gesellschaftliche Herausforderungen - natürliches Bestreben - Reaktion auf Krisenerfahrungen (Konfrontation mit Problemen) - Veränderung der sozialen & historischen Rahmenbedingungen (sozialer Wandel usw.) -> Bildung kann nicht mehr als fortschreitende Aneignung dieser Welt im Zuge der Entfaltung menschlicher Kräfte gedacht werden! => Unterscheidung von Lern- & Bildungsprozessen: - Lernen= Aneignen von Inhalten im Rahmen von Welt- & Selbstsichten (Piaget: Assimilation= Eingliedern der Inhalte/ Erfahrungen in bereits vorhandenes eigenes System) - Bildung= Transformation der Figuration von Welt- & Selbstverhältnissen als höherstufiger Lernprozess (Piaget: Akkommodation= Anpassung/ Differenzierung des eigenen Systems an neue Inhalte) -> kein Automatismus, sondern Scheitern etablierter Bearbeitungsmuster Medienbildung (Jörissen/ Marotzki 2009) - Bildung als Prozess der Transformation von Welt- & Selbstverständnissen unter den Bedingungen von Wandel und Krisen (Kontingenz & Komplexitätssteigerung) - Strukturale Medienbildung - Orientierung: Umgang mit Kontingenz - Flexibilisierung: Umorientierung, Refraiming, Reflexivität - Tentativität: Exploration, Kreativität, Als-ob Handeln - Alterität: Offenheit für Fremdheit, Andersheit

Fachdiskurs: Medienkompetenz - Medienbildung - Medienkompetenz umfasst Medienbildung und -erziehung (Baacke) - Medienbildung beinhaltet Medienkompetenz (Aufenanger) - (Medien-) Bildung als Ziel, Kompetenz als Schrittfolge auf dem Weg (Schorb) - Medienkompetenz als Mittel zum Zweck der Medienbildung (Spanhel) - Medienkompetenz als Zielvorstellung, Medienbildung als Rahmen der Weiterentwicklung von Medienkompetenz (Tulodziecki) - Medienbildung als neue medienpädagogische Kernkategorie (Fromme & Jörissen) Medienbildung in 5 Sätzen 1. Medienbildung ist Bildung in einer von Medien durchzogenen, „mediatisierten“ Welt 2. & ist daher nicht nur Bildung über Medien (Medienkompetenz) und nicht nur Bildung mit Medien (e-learning) 3. „Bildung“ meint nicht nur Lernen, Ausbildung, pädagogische Vermittlung oder „Gebildetheit“ sondern Veränderungen in der Weise, wie Individuen die Welt (& sich selbst) sehen & wahrnehmen, und zwar so, dass sie in einer immer komplexeren Welt mit immer weniger vorhersagbaren Biographien & Karrieren zurechtkommen, Orientierung gewinnen & sich in dieser Welt kritisch-partizipatorisch verhalten 4. Medien bestimmen wesentlich die Strukturen von Weltsichten, sowohl auf kultureller Ebene wie auch auf invididueller Ebene: Orale Kulturen, Schrift- und Buchkulturen, visuelle Kulturen und digital vernetzte Kulturen bringen jeweils unterschiedliche Möglichkeiten der Artikulation (des Denkens, des Ausdrucks, der Kommunikation, der Wissenschaften, der Künste) hervor. 5. Medienbildung meint folglich, dass die Welt- und Selbstverständnisse von Menschen mit medial geprägten kulturellen Welten entstehen, dass sie sich mit ihnen verändern und dass Bildungsprozesse Neues hervorbringen können (Artikulationsformen, kulturelle/ individuelle Sichtweisen, mediale Strukturen)...


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