9.VL Eltern-Kind Interaktion & Bindung PDF

Title 9.VL Eltern-Kind Interaktion & Bindung
Course Entwicklungspsychologie
Institution Universität Passau
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Zusammenfassung der Sitzung ...


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VORLESUNGENT WICKLUNGSPS YCHOLOGIE PROF. DR. STEFANIE JAURSCH ELTERN-KIND-INTERAKTION & BINDUNG 19.DEZEMBER.2017

Frühe Eltern-Kind- Interaktion  Annahme, dass viele frühkindliche Verhaltensweisen evolutionsbiologisch geprägt sind  Gleichzeitig prägen evolutionär entstandene Programme auch das Verhalten der Bezugspersonen, um das Überleben eines Säuglings zu sichern  Säugling teilt durch entsprechende Signale seine Bedürfnisse  Aufgabe der Bezugspersonen, auf die Signale im Sinne einer Bedürfnisbefriedigung zu reagieren  aufeinander abgestimmte Verhaltensprogramme  Unterscheidung: o Physische Grundbedürfnisse o Psychische Grundbedürfnisse  Befriedigung der physischen Grundbedürfnisse reicht nicht aus!  Neugeborene, Säuglinge und Kleinkinder sind auf Befriedigung der Grundbedürfnisse durch die Umwelt angewiesen  Angemessene Befriedigung auch der psychischen Grundbedürfnisse ist Voraussetzung für gesunde Entwicklung Psychologische Grundbedürfnisse (Nach Ryan & Deci) Bindung: Enge zwischenmenschliche Beziehungen eingehen, sich sicher gebunden fühlen, sich selbst als liebesfähig und liebenswert erleben (Bowlby, 1969, 1973; Ainsworth, 1979) Kompetenz: Effektive Interaktion mit der Umwelt (positive Ergebnisse erzielen, negative verhindern können) (White, 1959) Autonomie: Freie Bestimmung des eigenen Handelns, selbstbestimmte Interaktion mit der Umwelt (Deci & Ryan, 1985)

Bindungstheorie:  Die Bindungstheorie wurde von dem englischen Kinder- und Jugendpsychiater und Psychoanalytiker Sir John Bowlby gegründet  Dreibändiges Werk mit den Themen Bindung, Trennung und Verlust

Bindung:  In der Bindungstheorie bezeichnet dieser Begriff das emotionale Band, das sich zwischen zwei Personen, insbesondere zwischen Kleinkindern und ihren hauptsächlichen Fürsorgepersonen entwickelt o Dieses Gefühlsband zwischen Mutter und Kind oder Vater und Kind ist jeweils einzigartig und von besonderer Qualität o Es wird durch die Beziehung organisiert und verbindet beide Partner über längere Zeit unabhängig von ihrem Aufenthaltsort Mary Ainsworth („Mutter“ der Bindungstheorie)  Kanadische Psychologin (1913-1999)  Persönlichkeitsentwicklung von Kindern und Trennungen von der Mutter können nur dann erforscht werden, wenn die „normalen“ Mutter-Kind- Beziehungen in den Blick genommen werden  Sie erbrachte viele empirische Belege für die Bindungstheorie à entwickelte die „Fremde Situation“ zu Erfassung von Bindung

 

Viele Interaktionsverhaltensweisen zwischen Säuglingen und ihren Bezugspersonen basieren vermutlich auf evolutionsbiologisch geprägten Verhaltensprogrammen Bindungstheorie: Annahme eines o Bindungssystems (Kind) o Fürsorgesystems (Bezugsperson)

Bindungssystem: o Wird aktiviert, wenn der Säugling die eigenen Sicherheitsbedürfnisse bedroht sieht. Ziel: Nähe und Sicherheit durch die Bezugsperson zu erhalten

Fürsorgesystem o Dient dazu, die Bedürfnisse des Säuglings nach Nähe und Sicherheit zu befriedigen

Bindung:  Zur Aktivierung des Fürsorgesystems setzt der Säugling Bindungsverhaltensweisen ein o Beispiele  Weinen  Lächeln  Blickkontakt  Frühkindliche Imitationen  Bindungsverhalten zielt darauf ab, die Nähe einer bevorzugten Person zu suchen, um dort Sicherheit zu finden

Feinfühligkeit:  Bei einer sensitiven (feinfühligen) Bezugsperson wird dadurch das Fürsorgesystem aktiviert  Charakteristika einer sensitiven Bezugsperson o Nimmt in konsistenter Weise die Signale eines Kindes wahr o Interpretiert sie richtig o Reagiert angemessen o Reagiert prompt  

Die Sensitivität der Bezugspersonen für die Signale eines Kindes gilt dementsprechend als wichtige Grundlage für das Entstehen einer sicheren Bindung des Kindes an seine Bezugspersonen Intuitives Elternprogramm o Zusammenfassung einer Reihe von Verhaltensweisen der Bezugsperson, die vermutlich evolutionsbiologisch entstanden sind und auf die Bedürfnisse von Säuglingen abgestimmt sind o Die meisten dieser Verhaltensweisen werden von den Eltern intuitiv eingesetzt und entstehen spontan in der Interaktion mit dem Kind

Intuitives Elternprogramm

Bindungsentwicklung:  Biologische Prädisponiertheiten treten zunehmend in den Hintergrund, individuelle Erfahrungsbildungen in spezifischen Kontexten zunehmend in den Vordergrund  Eltern binden sich in der Regel schon frühzeitig an ihr Kind o Umgekehrt findet Bindung des Kindes an seine spezifischen Eltern erst sehr vieL später statt  Für die Art der entstehenden Bindung spielt das elterliche Fürsorgeverhalten, das das Kind erlebt, eine entscheidende Rolle Phasen der Bindungsentwicklung nach Bowlby:

Bindungsentwicklung:  Kognitive Voraussetzungen der Bindung o Objektpermanenz o Fähigkeit zur Unterscheidung zwischen fremden und vertrauten Personen  Unterscheidung zwischen Bindung und Bindungsverhalten o Bindungsverhalten: Verhaltensweisen des Kindes, um die Nähe der Bezugspersonen zu sichern o Bindung: Emotionales Band zwischen Kind und Bezugsperson  Inneres Arbeitsmodell der Bindung o Repräsentation der bisherigen Bindungserfahrungen (spielt auch im zukünftigen Leben eine Rolle, da dadurch Erwartungen an soziale Beziehungen geprägt werden) Explorationsverhalten:  Antagonistisches Verhältnis zwischen Bindungs- und Explorationsverhalten  Exploration – Erkunden der Umwelt ist Lernen!

Auswirkung feinfühliger Zuwendung auf das kindliche Gehirn:  Durch die feinfühlige Interaktion mit dem Kind trainiert die Mutter das Gehirn des Kindes  Sie stimuliert im Gehirn des Kindes primäre und sekundäre Sinnes- und Bewegungszentren, das Limbische System und Regionen im präfrontalen Cortex  Die Stimulation dieser drei Hirnregionen führt zu neuen Vernetzungen  Das gleichzeitige Aktivieren von verschiedenen Nervenzellen führt zu bleibenden Strukturveränderungen  Belastende Ereignisse wie der Verlust oder die Trennung der Eltern oder Misshandlungen und Vernachlässigung können beim menschlichen Säugling und Kleinkind die synaptischen Umbauprozesse in den limbischen Emotionsschaltkreisen verändern  Folge: ein falsch geknüpftes neuronales Netzwerk, das Verhaltens- oder Lernstörungen bis hin zu psychischen Erkrankungen bewirken kann  Frühkindliche emotionale Erfahrungen beeinflussen die funktionelle Entwicklung des Gehirns  Die Anpassungsfähigkeit des frühkindlichen Gehirns ermöglicht es Eltern und Erziehern in den ersten Lebensjahren, die Entwicklung der limbischen Schaltkreise über eine emotionale und intellektuelle Förderung zu optimiere  Gerade diese frühe Phase muss dazu genutzt werden, die hirnbiologische Basis für spätere Lernleistungen und sozio-emotionale Kompetenz zu bilden  Keine Bildung ohne Bindung!

Erfassung der Bindungsqualität mit der fremden Situation

Bindungsqualität: 

Sichere Bindung (B) o Vermissen der Bezugsperson in Trennungssituationen o Freude bei der Wiederkehr; lässt sich schnell trösten o Durch fremde Person nicht vollständig zu trösten



Unsicher-vermeidende Bindung (A) o Bei Trennung kaum beunruhigt und kaum Kummer o Vermeiden von Nähe und Interaktion bei der Wiederkehr o Bei der fremden Person ähnliches Verhalten wie bei der Bezugsperson



Unsicher-ambivalente Bindung (C) o Bei Trennung wütend bis aggressiv o Bei Wiederkehr der Bezugsperson keine Freude, sondern ambivalentes Verhalten; lassen sich schwer trösten o Wütendes oder passives Verhalten, wenn sie mit der fremden Person allein gelassen werden



Desorganisierte Bindung (D) o Widersprüchliche Verhaltensweisen o Teilweise ungewöhnliche und bizarre Verhaltensweisen o Keinem der anderen Bindungsmuster zuzuordnen o

Erfassung von Bindung im Jugend- und Erwachsenenalter  Die Verfahren zur Erhebung der Bindungsqualität lassen sich in verschiedenen Altersgruppen (nicht nur in der frühen Kindheit) einsetzen, wobei teilweise Anpassungen an den jeweiligen Entwicklungsstand notwendig sind  Adult Attachment Interview (AAI) zur retrospektiven Erhebung der Bindungsrepräsenation im Erwachsenenalter: Erinnerungen von Erwachsenen an ihre Kindheitsbindungen (z.B. Erinnerung an Trennungssituationen, an Zurückweisungen etc.) 

Unterschiedene Bindungsmuster o Autonomie bzw. sichere Bindung o Abweisende Bindung o Verstrickte Bindung o Ungelöst-desorganisierte Bindung

Adult Attachment Interview (AAI)  Im Interview werden die kognitive und die emotionale Verarbeitung sowie die sprachliche Darstellung der frühen Bindungserfahrungen erfasst  Vier Maxime zur Beurteilung o Qualität – Beurteilungen der Eltern können mit erinnerten Episoden belegt werden o Quantität – Sicher gebundene Personen erzählen kurz und bündig, trotzdem vollständig o Relevanz – Sicher gebundene Personen bleiben beim Thema o Modalität – Sie können Erlebnisse klar und geordnet berichten  

Das AAI erfasst nicht das Bindungsmuster eines Erwachsenen mit einer bestimmten Person (vgl. Fremde-Situation-Test), sondern eine allgemeine, interne Repräsentation/ Modell von Bindung Beispiel-Fragen: o „Bitte versuchen Sie einmal, die Beziehung zu Ihren Eltern zu beschreiben, die Sie als kleines Kind hatten. o Beginnen Sie am besten mit Ihren frühsten Erinnerungen!“ o Nennen Sie bitte 5 Adjektive (Wörter), die Ihre Beziehung zu Ihrer Mutter beschreiben, als Sie ein Kind waren. o Nehmen Sie sich bitte ruhig etwas Zeit dafür. Geben Sie ein Beispiel für jedes Adjektiv.“ o „Welchem Elternteil haben Sie sich am nächsten gefühlt und warum?“ o „Wie ist Ihre Beziehung zu Ihren Eltern heute, als Erwachsene/r? Haben Sie Anlass, damit unzufrieden zu sein?“

Bindungsstrategien: Sichere Bindung  Mögliche Verhaltensursachen seitens der Bezugspersonen o Bezugspersonen kümmern sich zuverlässig um die Signale des Kindes. Die Bezugspersonen sind feinfühlig und unterstützend. Sie reagieren responsiv, angemessen und prompt auf die Signale des Kindes. Das Kind bekommt dadurch das Gefühl, dass seine Umgebung verlässlich ist.  Ausdruck der Bindung bei Kleinkindern o In Belastungssituationen und bei Kummer sucht das Kind Körperkontakt oder emotionale Nähe zur Bezugsperson. Es findet dabei angemessen Trost oder Beruhigung. Es kann auch negative Gefühle äußern, weil es dafür Beruhigung durch Kontakt mit den Bindungspersonen erwartet und tatsächlich auch erhält.  Ausdruck der Bindung bei Kindern o Die sichere Bindung zeigt sich auf der Ebene der Bindungsrepräsentation. o Im Phantasiespiel und Erzählungen zu bindungsbezogenen Geschichten und Bildern drücken sie klare Vorstellungen von fürsorglichen Erwachsenen aus, an die sie sich vertrauensvoll wenden, die Gefahren beseitigen, sie bei Schmerzen und Angst oder bei seelischem Kummer trösten und schützen. o Sie vertrauen nach Trennungen auf deren tatsächliches Wiedersehen und berichten über Gefühle von Freude, Entspannung und Glück. Sichere Bindungsrepräsentation  Ausdruck der Bindung bei Jugendlichen und Erwachsenen o Bei Befragungen über ihre Kindheitserinnerungen schildern sie einen kohärenten Bericht, d.h. allgemeine semantische Beschreibungen (z.B. die Mutter war liebevoll), können sie mit episodischen Erinnerungen tatsächlicher liebevoller Handlungen der Bindungspersonen belegen. o Sie sind emotional offener (~flexibel) und können leichter über emotional negativ gefärbte Themen wie frühe Krankheiten, Trennungen und Verlust reden. o Sie schätzen Bindungsbeziehungen als bedeutsam für ihre Entlastung und Bewältigung persönlicher Schwierigkeiten ein und erleben das Fehlen von Vertrauensbeziehungen als schmerzlich. Unsicher-vermeidende Bindung  Mögliche Verhaltensursachen seitens der Bezugspersonen o Erfahrung im Vordergrund, dass von der Bezugsperson keine Zuverlässigkeit und Sicherheit ausgeht. Die Bindungspersonen reagieren bei negativen Erfahrungen und Gefühlen des Kindes zurückweisend, ablehnend oder strafend.  Ausdruck der Bindung bei Kleinkindern o Durch die Ablehnung, Zurückweisung oder Bestrafung erfährt sich das Kind selbst als nicht beachtenswert und liebenswert. Da es Zurückweisung erwartet, versucht es Bindungsbedürfnisse weitgehend zu vermeiden und bindungsbezogene Gefühle zu deaktivieren. Es wendet sich verstärkt der Sachumwelt zu.

o Eine fremde Person kann die Bedürfnisse des Kindes ebenso gut befriedigen Unsicher-vermeidende Bindung  Ausdruck der Bindung bei Kindern o Die Bindung zeigt sich auf der Ebene der Bindungsrepräsentation. o Im Phantasiespiel und Erzählungen zu bindungsbezogenen Geschichten und Bildern leugnen oder unterdrücken Kinder negative Gefühle wie Angst, Schmerz, Ärger oder Enttäuschung und Traurigkeit. o Ihre Geschichten sind schematisch-funktional auf Alltagsroutinen wie Essen, Schlafen, Spielen Wegfahren usw. ausgerichtet. o Der emotionale Ausdruck ist überwiegend flach,. o Sie betonten, dass alles „normal“ ist, Konflikte werden geleugnet oder „vergessen“. Diese Kinder stellen die zentrale Identifikationsfigur als unberührt und gleichgültig dar, das „macht der nichts aus“. Unsicher-distanzierte Bindungsrepräsentation  Ausdruck der Bindung bei Jugendlichen und Erwachsenen o Personen neigen dazu, emotionale Reaktionen bis zur Gefühllosigkeit zu unterdrücken, trotzdem Hinweise auf Zurückweisung (oder sogar Grausamkeit) durch die Bindungsperson in der Kindheit vorliegen (~Maske der Gleichgültigkeit) o Unangenehme Gefühle werden verdrängt, um das Selbst vor den Kränkungen und Verletzungen zu schützen., z.B. sie erinnern sich nicht mehr an unangenehme Erfahrungen, sie bagatellisieren diese, stellen ihre Kindheit als beschönigend dar oder idealisieren ihre Eltern als perfekt ohne dies mit episodischen Ereignissen belegen zu können. Unsicher-ambivalente Bindung  Mögliche Verhaltensursachen seitens der Bezugspersonen o Wechselnde Erfahrungen mit der Bezugsperson: Phasen, in denen sich die Bezugsperson als zuverlässig erlebt wird, aber ebenso Phasen, in denen keine Zuverlässigkeit besteht. Folge: Neigung, an der Bezugsperson zu klammern.  Ausdruck der Bindung bei Kleinkindern o Die mangelnde Gewissheit über die Fürsorge führt dazu, dass sie sich eher hilflos und passiv zeigen und an der Bezugsperson anklammern oder sie reagieren mit Ärger und Wut. Konflikte in der Interaktion sind deutlich spürbar. Insgesamt geht das Selbstkonzept in Bezug auf Beziehungen in die Richtung einer geringen eigenen Kompetenz. Unsicher-ambivalente Bindung  Ausdruck der Bindung bei Kindern o In den bindungsbezogenen Spielszenen oder Bildern ist einer Steigerung bis Dramatisierung der Bedürftigkeit zu erkennen. Die Kinder stellen die handelnden Figuren als selbstunsicher und wenig kompetent dar. o Das Kind (bzw. Identifikationsfigur) ist immer um Aufmerksamkeit und Zuwendung bemüht, ohne diese aber in zufriedenstellender Weise zu erhalten (Maximierung der Bindungsbedürftigkeit). Unsicher-verwickelte Bindungsrepräsentation  Ausdruck der Bindung bei Jugendlichen und Erwachsenen o Die Personen zeigen sich bei der Darstellung ihrer Beziehungsgeschichte als übermäßig beschäftigt mit dem Bindungsthema. o Sie äußern keine Wertschätzung ihrer Beziehungserfahrung, sondern reden sehr wortreich, übertrieben, aber unklar und vorwurfsvoll gegenüber den Eltern. Dafür suchen sie beim Gesprächspartner Bestätigung für ihre Sichtweise. Desorganisierte Bindung  Mögliche Verhaltensursachen seitens der Bezugspersonen o Bezugsperson verursacht beim Kind einen Annäherungs- Meidungskonflikt. o Die Angstreaktion des Kindes basierend auf beängstigendes Verhalten der Bezugsperson oder darauf, dass die Bezugsperson selbst Angst und Hilflosigkeit zeigt (unverarbeitetes Trauma und psychische Beeinträchtigung). o Unlösbares Problem für das Kind, wenn das Bindungssystem aktiviert ist: Die Person, die Schutz geben soll ist selbst eine Quelle der Angst. Desorganisierte Bindung  Ausdruck der Bindung bei Kleinkindern o In der fremden Situation: Widersprüchlichkeit in den Bewegungsmustern bei der Rückkehr der Bindungsperson (abrupt unterbrochene Annäherung, Annäherung mit abgewendetem Kopf).

Verhaltensweisen des Kindesdrücken Angst aus(ängstlicher Gesichtsausdruck, Zusammenkauern, Desorientierung mit Trance ähnlichem Zustand und Erstarrung). o Zusammenbruch oder Fehlen einer organisierten Bindungsstrategie. Desorganisierte Bindung  Ausdruck der Bindung bei Kindern o Kinder berichten in der Geschichtenergänzung bizarre, eskalierende und ängstigende Sequenzen ohne Lösung o Bindungsrelevante Kognitionen und Emotionen sind nicht integriert repräsentiert o Kinder können gegenüber ihren Bindungspersonen kontrollierendes Verhalten zeigen  aggressiv-strafendes kontrollierendes Verhalten; das Kind versucht damit die Angst vor der bedrohlichen Bindungsperson zu kontrollieren oder  Überangepasstes fürsorgliches kontrollierendes Verhalten, mit dem sie versuchen eine selbst ängstliche Bezugsperson zu schützen o

Ungelöst-traumatisierte Bindungsrepräsentation  Ausdruck der Bindung bei Jugendlichen und Erwachsenen o Im Adult Attachment Interview auffällige Unterbrechungen und Inkohärenz im Denken oder in der Sprachführung, wenn über potentiell traumatische Erlebnisse (schwerwiegende Verluste, Misshandlung, sexueller Missbrauch) gesprochen wird. Häufigkeit der Bindungsmuster  Häufigkeit der Bindungsmuster o Sichere Bindung o Unsicher-vermeidende Bindung o Unsicher-ambivalente Bindung o Desorganisierte Bindung 

60-70% 15-20% 10-15% 5-10%

Kulturelle Unterschiede o Westliche Industrienationen: Erhöhter Anteilsicherer Bindung; Bielefelder Längsschnitt: Mehr Kinder mit vermeidender Bindung (Selbstverantwortung) o Gesellschaften, bei denen das Gemeinschaftsgefühl und der familiäre Zusammenhalt als besonderer Wert gesehen werden: Erhöhter Anteil unsicher-ambivalenter Bindungen

Empirische Zusammenhänge  Auswirkungen früher Bindungserfahrungen in der frühen Kindheit o Bereits am Ende des ersten Lebensjahres zeichnen sich sicher gebundene Kinder durch subtilere und vielfältige Kommunikationsfähigkeiten aus (Ainsworth & Bell, 1974, vgl. Grossmann & Grossmann, 1991) o Im Alter von zwei Jahren sind diese Kinder in Problemlösesituationen eher in der Lage, auf soziale Ressourcen, z.B. die Unterstützung durch die Mutter, zurückzugreifen (Matas, Arendt & Sroufe., 1978; Schieche, 1996) 

Auswirkungen früher Bindungserfahrungen in der frühen Kindheit o Im Kindergarten wurde bei sicher gebundenen Kindern weniger aggressives bzw. feindseliges Verhalten gegenüber anderen Kindern und weniger emotionale Isolation und Abhängigkeit von den Erzieherinnen beobachtet o Sicher gebundene Kinder zeigten mehr Kompetenz im Umgang mit anderen Kindern und eine positivere Wahrnehmung von sozialen Konfliktsituationen und waren sehr viel konzentrierter beim Spiel (Sroufe, 1983; Suess, Grossmann, & Sroufe, 1992)



Auswirkungen früher Bindungserfahrungen in der mittleren Kindheit o Auch im Schulalter zeichnen sich sicher gebundene Kinder durch positive soziale Wahrnehmung, hohe soziale Kompetenz, beziehungsorientiertes Verhalten, bessere Freundschaftsbeziehungen (z.B. Elicker, Englund & Sroufe, 1992; Grossmann & Grossmann, 1991; Zimmermann, 1995; Scheuerer-Englisch, 1989)



Auswirkungen früher Bindungserfahrungen in der mittleren Kindheit o Sicher gebundene Kinder zeigen häufiger ein hohes Selbstwertgefühl und großes Selbstvertrauen (Sroufe, 1983) o Sicher gebundene Kinder verfügen über eine höhere Ich- Flexibilität (Sroufe, 1983, 1989); sie sind eher in der Lage, die Kontrolle und Modulation von Impulsen, Bedürfnissen und Gefühlen dynamisch an situative Erfordernisse anzupassen (Urban, Carlson, Egeland & Sroufe, 1991; Spangler & Zimmermann, 1999)



Auswirkungen früher Bindungserfahrungen im Jugendalter

Jugendliche mit unsicherer Bindungsrepräsentation zeigen weniger Ich-Flexibilität und ein negatives Selbstkonzept, darüber hinaus mehr Hilflosigkeit, Ängstlichkeit und Feindseligkeit (Zimmermann & Becker-Stoll, 2001, 2002) o Jugendliche mit sicherer Bindungsrepräsentation zeigen aktivere, auf soziale Ressourcen ausgerichtete Copingstrategien und einen gelungener Umgang mit Problemen oder überforderungssituationen (Zimmermann, 1999) Auswirkungen früher Bindungserfahrungen im Jugendalter o Eine si...


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