Anfang des Evangeliums-Referat-4 PDF

Title Anfang des Evangeliums-Referat-4
Course Biblische Hermeneutik
Institution Universität des Saarlandes
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Summary

Mitschrift zu dem Thema Anfang des Evangeliums in Biblische Hermeneutik bei Fr. Conrad ...


Description

Anfang des Evangeliums Synoptische Frage und Wunder-Konstruktionen 1. Die vier kanonische Evangelien a. Markusevangelium b. Matthäusevangelium c. Lukasevangelium d. Johannesevangelium 2. Die Synoptische Frage 3. Lösungsversuche der synoptischen Frage a. Urevangeliumstheorie b. Traditionstheorie c. Diegesen- oder Fragmententheorie d. Benutzungstheorie 4. Zwei-Quellen-Theorie a. Erklärung b. Minor agreements Zwei-Quellen-Theorie 5. Logienquelle Q 6. Wunderkonstruktionen

1. Die vier kanonischen Evangelien Der Begriff Evangelium kommt aus dem Altgriechischen (griech.: εὐαγγέλιον) und bedeutet ,,Gute Nachricht‘‘. Wenn man von den vier kanonischen Evangelien spricht, redet man von den vier Evangelien, die in der Bibel zu finden sind. Kanonisch bedeutet, dass diese Evangelien verbindlich bzw. regelgerecht für den Glauben und das Leben der christlichen Kirche sind. Neben den kanonischen Evangelien existieren auch die Apokryphen (griech.: ἀπόκρυφος - ,,verborgen’’, ,,dunkel‘‘). Die vier kanonischen Evangelisten sind Markus, Matthäus, Lukas und Johannes. Zunächst wurde angenommen, dass Matthäus der erste Evangelist war. Jedoch sind sich Forscher inzwischen einig, dass Markus der erste Evangelist gewesen sein muss. Jeder der vier Evangelisten richtete sich an eine andere Zielgruppe. a. Markusevangelium Markus ist nach dem heutigen Stand der Forschung der erste Evangelist, der das Leben und Wirken Jesu ca. 70 n. Chr. dokumentierte. Er war kein Augenzeuge, sondern sammelte die Jesusgeschichten anderer und schrieb daraus sein Evangelium. Jesu Geburt und Geschichten aus seiner Jugend überlieferte Markus nicht. Er berichtet über das Wirken Jesu und im Zentrum stehen die Erzählungen vom Tod und der Auferstehung Christi. Die Zielgruppe des Markusevangeliums waren römische Leser. Dies wird unter anderem daran deutlich, dass Markus die jüdischen Sitten, die er erwähnt, auch erklärt (Mk 7,3-4). b. Matthäusevangelium Lange Zeit wurde angenommen, dass das Matthäusevangelium das älteste Evangelium sei. Deshalb steht es in der Bibel auch noch vor Markus. Etwa zehn Jahre nach Markus (ca. 80 n. Chr.) fing Matthäus an, sein Evangelium zu schreiben. Heute jedoch sind die Bibel Forscher der Meinung, dass das Markusevangelium noch vor dem Matthäusevangelium geschrieben wurde. Nach dem Stand der aktuellen Forschung diente ihm das Markusevangelium als Vorlage. Des Weiteren diente ihm die Logienquelle Q als Vorlage, diese war auch dem Evangelisten Lukas bekannt. In den ersten Versen wird sofort deutlich, dass Matthäus sich mit seinem Evangelium an die Juden richtete. ,,Dieses Buch berichtet über die Herkunft und Geschichte von Jesus

Christus, dem Nachkommen Davids und Nachkommen Abrahams.‘‘ (Mt 1,1) Es wird vermutet, dass Matthäus ein jüdisch-christlicher Lehrer und ein Schüler der Apostel war . c. Lukasevangelium Um das Jahr 90 n. Chr. schrieb Lukas ein weiteres Evangelium. Die Zielgruppe des Lukas waren vorrangig Juden und Jüdinnen die unter der Herrschaft der Römer lebten . Lukas schrieb in den ersten Versen seines Evangeliums, dass seine Schriften ausschließlich auf Augenzeugenberichten beruhen. So wie Matthäus nutzte auch Lukas das Markusevangelium als Quelle . Auch wird klar, dass Lukas Kenntnis von der Logienquelle Q hatte, auf die sich auch Matthäus bezog. Das Material über Jesus, das Lukas aus der Logienquelle Q hatte ordnete er chronologisch in das Markusevangelium ein. Aufgrund der vielen Ähnlichkeiten des Markus, Matthäus und Lukasevangelium sprechen die Forscher von den Synoptikern (συνόψις – griech.: ,,zusammenschauen‘‘). d. Johannesevangelium Das vierte und letzte Evangelium ist das Johannesevangelium. Es ist ca. 100 n. Chr. entstanden. Dieses Evangelium unterscheidet sich ganz deutlich von den drei anderen Evangelien. Es erwähnt im Vergleich zu den anderen Schriften am häufigsten den Heiligen Geist und wird daher auch manchmal ,,das pneumatische Evangelium‘‘ genannt. Viele Ereignisse, von denen Markus, Matthäus und Lukas berichten, fehlen bei Johannes. Des Weiteren stehen bei Johannes die Belehrungen Jesu im Vordergrund und es unterscheidet sich charakteristisch stark von den anderen drei Evangelien. Das Johannesevangelium beginnt mit der Erzählung der Taufe Jesu und erwähnt wie Markus die Geburt Jesu nicht.

2. Die Synoptische Frage Jesus selbst hat weder seine Lebensgeschichte aufgeschrieben, noch andere Schriften hinterlassen. Es wird deshalb angenommen, dass die Geschichten über das Wirken, Leiden und Sterben Jesu zunächst nur mündlich weitergegeben worden sind, bis die Evangelisten anfingen diese aufzuschreiben. Direkt zu Beginn des Lukasevangeliums bezieht sich der Verfasser bereits auf seine mündlichen Quellen. ‚,Schon viele haben es unternommen, eine Erzählung über die Ereignisse abzufassen, die sich unter uns erfüllt haben. Dabei hielten sie sich an die Überlieferungen derer, die von Anfang an Augenzeugen und Diener des Wortes waren. Nun habe auch ich mich entschlossen, nachdem ich allem von Beginn an sorgfältig nachgegangen bin, es für dich, hochverehrter Theophilus, der Reihe nach aufzuschreiben. So kannst du dich von der Zuverlässigkeit der Lehre überzeugen, in der du unterwiesen wurdest. (Lk 1,1-4) In der Bibel werden die Geschichten Jesu von den vier Evangelisten Markus, Matthäus, Lukas und Johannes erzählt. Wenn man diese vier Evangelien nun miteinander vergleicht wird deutlich, dass die Evangelien nach Markus, Matthäus und Lukas viele Gemeinsamkeiten miteinander aufweisen. Wenn man diese in Spalten nebeneinander abdruckt, kann man sehr gut die Unterschiede und Gemeinsamkeiten vergleichen. Lediglich das Evangelium nach Johannes unterscheidet sich stark von den anderen. Wegen der deutlichen Gemeinsamkeiten der ersten drei Evangelien werden diese als synoptisch bezeichnet. Der Begriff Synopse wird von dem griechischen σύνοψις [sýnopsis] ‚ abgeleitet und bedeutet ‚‚Zusammenschau‘‘. Eine Synopse bezeichnet eine zusammenfassende und vergleichende Übersicht und Gegenüberstellung gleichartiger Daten und Texte in zwei oder mehr Dokumenten. Die synoptische Frage betrifft also die Erklärung der Unterschiede und Ge-

meinsamkeiten der Evangelien nach Markus, Matthäus und Lukas und Frage beschäftigt sich mit dem literarischen Verhältnis der synoptischen Evangelien indem sie zu erklären versucht ob und wie das Markus-, Matthäus- und Lukas-Evangelium voneinander abhängig ist. Aufbau der synoptischen Evangelien Mk. 678 Verse Mt. 1071 Verse, 618 Verse von Mk, Gemeinsamkeiten mit Lk 262 Verse Lk. 1151 Verse, 556 Verse von Mk, Gemeinsamkeiten mit Mt 175 Verse 262 Verse (Mt) und 175 Verse (Lk) ensprechen einander, Mt schreibt ausführlicher Die Grundlegende Anordnung des Stoffes dieser drei Evangelien ist fast gleich jedoch ist der Umfang der Erzählungen sehr unterschiedlich. Mk

Mt

Lk

Vorbereitungen der öffentlichen Tätigkeiten Jesu

1,1-13

3,1-4,11

3,1-4,13

Jesu Wirken in Galiläa

1,14-9,50

4,12-18,35

4,14-9,50

D i e R e i s e n a c h 10,1-52 Jerusalem

19,1-20,34

9,51-18,43

Passion und Auferstehung

21-28

19-24

11-16

Es finden sich generell Übereinstimmungen zwischen den Synoptikern (1) In dem Grobaufriss: Die Taufe und der Wüstenaufenthalt Jesu werden bei den Synoptiker in einer einzigen Reise nach Jerusalem zusammengefasst. Im Johannesevangelium werden insgesammt vier Reisen thematisiert. (Joh 2,13; 5,1; 7,10) Entscheidende Stationen dort sind: Einzug, Streitgespräch im Tempel, Abendmahl, Prozess, Kreuzigung, Grablegung sowie der Grabgang der Frauen. (2) in der Anordnung/ Abfolge einzelner Abschnitte-> thematisch verwandte Stoffe werden zu blöcken zusammengestellt: • Die Heilung des Gelähmten (Mk 2,1-12; Mt 9,1-8; Lk 5,17-26), • Gleichnisse (Mt13; Mk 4; Lk 8) • Wundergeschichten (Mt 8,18; 14,13-33; Mk 14 f.; Lk 22 f.) • das Ährenraufen am Sabbat (Mk 2,23-28; Lk 6,1-5). (3) eine gleiche Abfolge findet sich auch teilweise bei inhhaltlich nicht zusammengehörigen Stoffen: • Messiasbekenntnis des Petrus • Erste Leidensankündigung mit anschließender Jüngerbelehrung -> im Rahmen der Jüngerbelehrung werden sechs Sprüche in gleicher Reihenfolge aneinandergereiht: Spruch

Mt

Mk

Lk

Nachfolge und Kreuztragen

16,24

8,34

9,23

Leben retten

16,25

8,35

9,24

Welt gewinnen

16,26a

8,36

9,25

Gegenwert fürs Leben

16,26b

8,37

-

Bekenntnis zu Jesus

16,27

8,38

9,26

Verheißung für die

16,28

9,1

9,27

Augenzeugen

(4) zum Teil finden sich auch Übereinstimmungen in ganzen Perikopen Dies lässt sich z.B festellen in : • der Heilung eines Aussätzigen (Mt 8,1-4; Mk 1,40-44; Lk 5,12-14) Mt 8,1-4: „ Als Jesus von dem Berg herabstieg, folgten ihm viele Menschen nach Und siehe, da kam ein Aussätziger, fiel vor ihm nieder und sagte: Herr, wenn du willst, kannst du mich rein machen. Jesus streckte die Hand aus, berührte ihn und sagte: Ich will-werde rein! Im gleichen Augenblick wurde der Aussätzige rein. Jesus aber sagte zu ihm: nimm dich in Acht! Erzähl niemandem davon, sondern geh, zeig dich dem Priester und bring das Opfer dar, das Mose angeordnet hat- ihnen zum Zeugnis!“ Mk 1,40-44: „Ein Aussätziger kam zu Jesus und bat ihn um Hilfe: er fiel vor ihm auf die Knie und sagte: Wenn du willst, kannst du mich rein machen. Jesus hatte Mitleid mit ihm; er streckte die Hand aus, berührte ihn und sagte: Ich will- werde rein! Sogleich verschwand der Aussatz und der Mann war rein.Jesus schickte ihn weg, wies ihn streng an und sagte zu ihm: Sieh, dass du niemandem etwas sagst, sondern geh, zeig dich dem Priester und bring für dein Reinigung dar, was Mose festgesetzt hat- ihnen zum Zeugnis.“ Lk 5,12-14: „Und es geschah, als sich Jesus in einer der Städte aufhielt: Siehe, da war ein Mann voller Aussatz. Als er Jesus sah, warf er sich auf sein Angesicht und bat ihn: Herr, wenn du willst, kannst du mich rein machen. Da streckte Jesus die Hand aus, berührte ihn und sagte: Ich will- werde rein! Im gleichen Augenblick wich der Aussatz von ihm. Jesus befahl ihm: Erzähl niemandem davon, sondern geh, zeig dich dem Priester und bring das Reinigungsopfer dar, wie es Mose angeordnet hat, zum Zeugnis für sie!“ (5) ein besonderes Merkmal ist, dass sich der gleiche syntaktische Fehler in allen drei Evangelien befindet. Als die Pharisäer sich wundern, warum Jesus dem Gelähmten die Sünden vergibt, sagt er zu diesen: Mt 9,6

Mk 2,10

Lk 5,24

… damit ihr aber wisst, dass Vollmacht hat der Menschensohn auf der Erde Sünden zu erlassen, da sagt er dem Gelähmten:

… damit ihr aber wisst, dass Vollmacht hat der Menschensohn Sünden zu erlassen auf der Erde, sagt er dem Gelähmten:

…damit ihr aber wisst, dass Vollmacht hat der Menschensohn auf der Erde Sünden zu erlassen, sprach er zum Gelähmten:

Steh auf, trag deine Liege und geh fort in dein Haus…

Dir sage ich, steh auf, trag deine Pritsche und geh fort in dein Haus…

Dir sage ich, steh auf, trage deine Liege und geh fort in dein Haus…

Hierbei handelt es sich um einen nicht vollständig zu Ende geführten Satz. Was Jesus den Pharisäern sagt (… damit ihr aber wisst…) bleibt als Halbsatz stehen und wird von der Erzählung (…sagt er dem Gelähmten…) unterbrochen. Dieses Phänomen nennt man auch Anakoluth. Grundlegend weisen die Evangelien aber auch erhebliche Unterschiede auf: (1) in dem Stoffquantum • Das Markusevangelium ist mit ca. 1500 Druckzeilen mit abstand das kürzeste Evangelium. Das Matthäusevangelium besitzt 2400 Druckzeilen und das Lukasevangelium 2600 Druckzeilen. (2) Es gibt Abweichungen in der Reihenfolge • Dies wird im Einzelnen deutlich, denn nach Matthäus und Markus ist die erste Tat Jesu die Jüngerberufung (Mt 4,18-22; Mk 1,16-20). Im Lukasevangeliem allerdings ist Jesus zunächst als Wanderprediger alleine unterwegs und beruft seine Jünger(Lk 5,1-11) erst nach seinem öffentlichen Wirken und den Wundertaten in Galiläa und Judäa(Lk 4,14-44). (3) Abweichungen im Inhalt • Besonders wichtig sind die letzten Worte Jesu am Kreuz. In den Evangelien nach Markus( 15,34) und Matthäus (27,46) schreit Jesus die Anfangsworte des Klagepsalms 22. In dem Lukasevangelium allerdings betet er die Worte aus Psalm 31. ( Diese sind als jüdisches Abendgebet üblich) Mk 15,34

Mt 27,46

Lk 23,46

Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?

Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?

Vater, in deine Hände empfehle ich meinen Geist

• (4) Lukas und Matthäus enthalten gemeinsamen Stoff, den das Markusevangelium nicht kennt: • hauptsächlich handelt es sich dabei aber um Redestoff z.B Die Predigt von Johannes dem Täufer (Mt 3,7-10; Lk 3,7-9) Mt 3,7-10: „ALs Johannes sah, dass viele Pharisäer und Sadduzäer zur Taufe kamen, sagte er zu ihnen: Ihr Schlangenbrut, wer hat euch denn gelehrt, dass ihr dem kommenden Zorngericht entrinnen könnt? Bringt Frucht hervor, die eure Umkehr zeigt, und meint nicht, ihr könntet sagen: Wir haben Abraham zum Vater. Denn ich sage euch: Gott kann aus diesen Steinen dem Abraham Kinder erwecken. Schon ist die Axt an die Wurzel der Bäume gelegt; jeder Baum, der keine gute Frucht hervorbringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen.“ Lk 3,7-9: „Da sagte er zu den Volksscharen, die hinausgezogen, um sich von ihm taufen zu lassen: Ihr Schlangenbrut, wer hat euch denn gelehrt, dass ihr dem

kommenden Zorngericht entrinnen könnt? Bringt Früchte hervor, die eure Umkehr zeigen, und fangt nicht an, bei euch zu sagen: Wir haben Abraham zum Vater! Denn ich sage euch Gott kann aus diesen Steinen dem Abraham Kinder erwecken. Schon ist die Axt an die Wurzel der Bäume gelegt; jeder Baum, der keine gute Frucht hervorbringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen.“ • es findet sich aber auch Erzählstoff z.B in der Parabel vom verlorenen Schaf (Mt 18,10-14; Lk15,3-7) (5) In jedem Evangelium wird sogenanntes Sondergut verwendet. Dies sind Einzellogien oder Erzählungen, welche jeweils nur von einem Evangelium überliefert werden. Das Sondergut im Matthäusevangelium umfasst ca. 228 Verse und im Lukasevangelium sind es etwa 559 Verse. Das Phänomen der Dubletten Als Dublette wird ein Text bezeichnet der im Evangelium zweimal überliefert wird. Im Markusevangelium ist nur eine einzige Dublette zu finden, nämlich den Spruch von den Ersten und Letzten. Mk 9,35=10,44 Mk 9,35: „Da setzte er sich, rief die Zwölf und sagte zu ihnen: Wer der Erste sein will, soll der Letzte von allen und der Diener aller sein.“ Mk10,44: „und wer bei euch der Erste sein will, soll der Sklave aller sein“ Häufiger tritt dieses Phänomen im Matthäus-(34 Fälle) und Lukasevangelium ( 15 Fälle und 2 Textblöcke) auf. Lk9,1-6: „Dann rief er die Zwölf zu sich und gab ihnen Kraft und vollmacht über alle dämonen und um Krankheiten zu heilen. Und er sandte sie aus, das Reich Gottes zu verkünden und die Kranken gesund zu machen. Er sagte zu ihnen: Nemt nichts mit auf den Weg, keinen Wanderstab und keine Vorratstasche, kein Brot, kein Geld und kein zweites Hemd! Bleibt in dem Haus, in dem ihr einkehrt, bis ihr den Ort wieder verlasst! Wenn euch aber die Leute nicht aufnehmen, dann geht weg aus jener Stadt und schüttelt den Staub von euren Füßen, zum Zeugnis gegen sie! Die Zwölf machten sich auf den Weg und wanderten von Dorf zu dorf. Sie verkündeten das Evangelium und heilten überall.“ Lk10,1-16: „Danch suchte der Herr zweiundsiebzig andere aus und sandte sie zu zweit vor sich her i alle Städte und Ortschaften, in die er selbst gehen wollte. Er sagte zu ihnen: Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter. Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden! geht! Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe. Nehmt keinen Geldbeutel mit, keine Vorratstasche und keine Schuhe! Grüßt niemanden auf dem Weg! Wenn ihr in ein Haus kommt, so sagt als Erstes: Friede diesem Haus! Und wenn dort ein Sohn…“

4. Lösungsversuche der synoptischen Frage Es gab bereits verschiedene Ansätze die vielen Gemeinsamkeiten der Evangelien nach Markus, Matthäus und Lukas zu erklären. a. Urevangeliumstheorie Bei dieser Theorie wird angenommen, dass die drei Evangelien aus einem ursprünglich hebräisch bzw. aramäisch verfassten Urevangelium entstanden sind. In diesem Urevangelium soll das ganze Leben Jesu umfassend beschrieben worden sein und wird auf die Apostel zurückgeführt. So vermutete Gotthold Ephraim Lessing (1729-1784), dass die drei Evangelien unabhängig voneinander aus dieser Urschrift

hervorgegangen sind. Dieses Urevangelium wurde von den Kirchenvätern „Evangelium der Apostel“ oder „Matthäusevangelium“ genannt. Nach dieser Theorie wird angenommen, dass Markus, Matthäus und Lukas verschiedene Übersetzungen dieser Urschrift anfertigten. Die Unterschiede werden damit erklärt, dass jeder Evangelist versuchte das Urevangelium so gut er konnte zu übersetzen. Weiterhin wird angenommen, dass es ihnen in unterschiedlicher Vollständigkeit vorlag. Dies würde auch den unterschiedlichen Textumfang der uns bekannten Evangelien erklären. 1804 beschäftigte sich auch Johannes Gottfried Eichhorn mit der Urevangeliumstheorie und begründete diese damit, dass jedem Evangelisten eine veränderte Form des Urevangeliums vorgelegen haben muss. Er vermutete als Autor einen Schüler der Apostel. Neben den verschiedenen Versionen des Urevangeliums sollen den Synoptikern noch weitere verschiedene Quellen vorgelegen haben, wodurch sich die Unterschiede der drei Evangelien erklären ließen. Die Urevangeliumstheorie setzte sich jedoch nicht durch, da sie auf einer verloren gegangen Literatur beruht. Jedoch wird der damalige Ansatz, dass Lukas und Matthäus eine Quelle vorlagen die Markus nicht hatte noch bis heute vertreten (heute: Logienquelle Q). b. Traditionstheorie Johann Gottfried Herder (1744-1803) war ein Vertreter der Traditionstheorie. Er nahm an, dass ein mündliches Urevangelium als Grundlage der drei ersten Evangelien diente. Für ihn sind die Evangelien das Ergebnis eines mündlichen Verkündigungsprozesses. ,,Ein Gesetz wird geschrieben; eine fröhliche Botschaft wird verkündigt.‘‘ Zunächst wurden die Geschichten Jesu durch die Augenzeugen nur mündlich weitergegeben. Die Unterschiede der einzelnen Evangelien lassen sich laut Herder dadurch erklären, dass jeder Evangelist einen eigenen Adressatenkreis hatte. Auch Johann Carl Ludwig Gieseler (1792-1854) war ein Vertreter der Traditionstheorie und nahm an, dass die Evangelisten ihre Evangelien nach ihren Bedürfnissen und ihrer Mission übersetzten und zum ersten mal in griechischer Sprache aufschrieben. Bei der Traditionstheorie wird zum ersten Mal der große Anteil der mündlichen Tradition für die Evangelien erkannt, aber auch bei dieser Theorie wird keine überzeugende Erklärung für die zahlreichen wortwörtlichen Übereinstimmungen gefunden. c. Diegesen- oder Fragmententheorie Die Diegesentheorie wurde zunächst von J. B. Koppe (1750-1791) vertreten. Sie geht davon aus, dass die Evangelien das Ergebnis eines langen Sammlungs- und Gestaltungsprozesses sind. Koppe betonte, dass sich Mk häufig von Mt unterscheidet und in der Stoffanordnung teilweise näher bei Lk stehe. Somit kann Mt also nicht die Quelle für das gemeinsame Material der drei Evangelien sein. Ein weiterer Vertreter der Diegesentheorie war F. D. E. Schleiermacher (1768-1834), der die Evangelien als das Endprodukt eines Sammlungsprozesses von Einzelaufzeichnungen sah. Schon bald nach Jesu Tod wurden Taten und Reden Jesu gesammelt, aufgeschrieben und verbreitet. Auch Lukas scheint diesen Prozess gleich zu Anfang seines Evangeliums zu bestätigen. Lk 1,1-2 ,,Schon viele haben es unternommen, eine Erzählung über die Ereignisse abzufassen, die sich unter uns erfüllt haben. Dabei hielten sie sich an die Überlieferung derer, die von Anfang an Augenzeugen und Diener des Wortes waren. Nun habe auch ich mich entschlosse...


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