Arnold van Gennep - Übergangsrituale PDF

Title Arnold van Gennep - Übergangsrituale
Author Yv Sucha
Course Religiöse Sinnentwürfe und Lebensformen
Institution Technische Universität Chemnitz
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Übergangsrituale...


Description

Übergangsriten

Biografie Arnold van Gennep wurde 1873 in Ludwigsburg geboren und verstarb 1957 in Bourg-LaReine. Er war ein französischer Ethnologe. Sein bekanntestes Werk „Übergangsriten - Les Rites de Passage“ veröffentlichte er 1909. Anfänglich wurde dieses kritisiert, erlangte jedoch nach der Übersetzung ins Englische um 1960 größere Aufmerksamkeit in der Wissenschaft und gilt heute als wichtige Theorie in der Ethnologie. Er untersuchte gleiche Rituale verschiedener Kulturen und verglich diese miteinander. Er machte damit deutlich, dass Rituale nicht isoliert betrachtet zu sehen sind, da sonst das Verständnis für ihre Funktion und Bedeutung verloren gehen. Struktur einer Gesellschaft Van Gennep zufolge besteht jede hierarchisch gliederte Gesellschaft aus mehreren sozialen Gruppierungen, die umso autonomer sind, je geringer der Zivilisationsgrad einer Gesellschaft ist. In der heutigen Zeit, in unserer modernen Gesellschaft, gibt es laut van Gennep nur noch die Trennung zwischen der sakralen und der säkularen Welt. In diesen beiden Welten gibt es noch eine Vielzahl weiterer sozialer Systeme. Hier nennt er zum Beispiel den Adel, die Finanzwelt und die Arbeiterklasse als Untergruppen der säkularen Welt. Diese lassen sich dann jeweils noch weiter aufteilen, zum Beispiel der Adel in Hoch- und Niederadel und die Arbeiterklassen in verschiedene Berufszweige. Das Übergangsritual Wenn ein Bruch im Leben eines Menschen stattfindet, finden Übergangsrituale ihre Anwendung. Dies kann sich auf ein Individuum oder auf eine Gruppe beziehen. Diese Brüche können im Leben eines Menschen eine Gefahr darstellen, da sie die Ordnung der fest strukturierenden Gesellschaft zu stören drohen. Deswegen werden Übergangsriten vollzogen, um den sogenannten Bruch abzufedern und den Übergang zur neuen Position, zum neuen Zustand, zur neuen Gruppe oder zum neuen Ort zu kontrollieren.

Das Leben eines Individuums in jeder Gesellschaft besteht darin, nacheinander von einer Altersstufe zur nächsten und von einer Tätigkeit zur anderen überzuwechseln. Dabei ist der Übergang von einer Gruppe zur anderen von speziellen Handlungen bekleidet. Das Leben

eines Menschen besteht somit in einer Folge von Etappen, deren End- und Anfangsphasen ähnlich sind: Geburt, soziale Pubertät, Elternschaft, Aufstieg in eine höhere Klasse, Tätigkeitsspezialisierungen - zu jedem dieser Ereignisse gehören Zeremonien, deren Ziel identisch ist. Das Individuum soll aus einer definierten Situation in eine andere ebenso genau definierte Situation hinübergeführt werden. Der Einzelne verändert sich dabei. Zu den Übergangsriten zählen die wesentlichen Phasen von der Wiege bis zum Tod. Diese werden deshalb auch Lebenslaufrituale genannt. Die häufigsten angeführten Beispiele dafür sind Geburt, Pubertät, Hochzeit und Tod sowie Übergänge innerhalb der Schule beziehungsweise im Beruf. Aber auch Übergänge biologischer oder kosmologischer Art, wie zum Beispiel der Wechsel zwischen den Jahreszeiten, zählt van Gennep zu den Momenten, in denen Übergangsriten zu beobachten sind. Wichtig ist, dass jeder Übergangsritus einem spezifischen Zweck dient, dass also nicht grundsätzlich der Aspekt der Umwandlung im Zentrum des Rituals steht. Das Hauptthema eines Hochzeitsrituals ist zum Beispiel Fruchtbarkeit. Bei Ritualen anlässlich der Geburt steht der Schutz des Neugeborenen im Vordergrund.

Einordnung verschiedener Übergangsriten Arnold van Gennep untersuchte nicht nur die Übergangsriten im Vergleich, sondern ging auch deren jeweiliger Bedeutung nach. Die verschiedenen Kategorien eines Ritus sind nach van Gennep folgende: „Animistische Riten“ und „Dynamistische Riten“ sowie „Sympathetische Riten“, „Kontagiöse Riten“, „Positive Riten“, „Negative Riten“, „Direkte Riten“ und „Indirekte Riten“. Sowohl der „Animismus“, als auch der „Dynamismus“ können als theoretische, religiöse Hauptkategorien bezeichnet werden. Die restlichen sechs qualifizierten Riten stellen die daraus hervorgehenden Handlungen dar. Unter „Dynamismus“ versteht man die Theorie, die von einer unpersönlichen Kraft wie „Mana“ (Lebenskraft) ausgeht; unter „Animismus“ die Theorie, die auf der Annahme einer personifizierten Macht basiert. „Sympathetischen Riten“ sind Riten, die auf dem Glauben an die „Wirkung des Gleichen auf das Gleiche oder auf die Wirkung des Gegensatzes auf den Gegensatz“ basieren. Bei der Ausführung der „Kontagiösen Riten“ hofft man, dass sowohl natürlich gegebene als auch erworbene stoffliche Qualitäten durch engen Kontakt oder auch über große Distanz von einem Individuum auf ein anderes Individuum übertragen werden. „Direkte Riten“ sind magische Reaktionen wie Flüche oder

Zauber

und

besitzen

„unmittelbare Wirkkraft“.

„Indirekte Riten“

hingegen

sind

Gottesanrufungen (Gelübde, Gebete o.ä.), die eine oder mehrere autonome Gottheiten/Mächte herbeirufen, die den Ritus ausführen. Unter den „Positiven Riten“ versteht Arnold van Gennep solche Willensäußerungen, die nicht in Worten, sondern in symbolischen Handlungen umgesetzt werden. Als Beispiel wird die Grundsteinlegung bei Baubeginn eines Hauses genannt. All diese Rituale, die ein spezielles Ziel haben, treten nebeneinander auf, oft in Verbindung mit Übergangsriten und sind manchmal so eng miteinander verbunden, dass es unmöglich ist, endgültig festzustellen, ob ein bestimmtes Ritual nun ein Schutz- oder ein Loslösungsritual ist.

Die Dreiphasenstruktur Van Gennep konnte drei Phasen aufweisen, die in allen Übergangsriten vorkommen. Die erste Phase ist die Trennungsphase. Hier steht die Loslösung aus der bisherigen sozialen Rolle im Vordergrund und kann erst so in die zweite, nämlich die Schwellenphase, gelangen. In diesem Stadium besitzt der Mensch keinerlei Merkmale seiner alten oder seiner zukünftigen Rolle. Die letzte Phase ist die Angliederungsphase. Der Übergang ist jetzt bereits vollzogen. Das Individuum oder Kollektiv hat wieder klar definierte strukturbedingte Rechte und Pflichten und die Gemeinschaft erwartet auch, dass sich an traditionelle Normen und ethische Maßstäbe angepasst wird....


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