Aufgabe 10, Meditation 6 PDF

Title Aufgabe 10, Meditation 6
Author Nikita Semenikhin
Course Descartes Lesen: Discours de la Méthode u. Meditationes de Prima Philosophia
Institution Universität Wien
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LPS Descartes Lesen (LV-Leiter: David Wagner) ! Descartes, René (2009): „Sechste Meditation“, in: Ders.: Meditationen. Übersetzt und hg. von Christian Wohlers. Hamburg: Meiner, 79-97 Hauptthese: Körperliche Dinge existieren tatsächlich, da Gott mir eine Neigung gab, zu glauben, dass die Ideen von körperlichen Dingen ausgehen, und Gott ist kein Schwindler. Ich bin von meinem Körper unterschieden und gleichzeitig mit ihm auf engste verbunden. Historischer Kontext: Das Werk wurde im Jahre 1641 auf Latein verfasst und durch den reichen Briefwechsel mit anderen Philosophen mit Einwänden und Erwiderungen vervollständigt.

Meditationes de prima philosophia „Sechste Meditation. Über die Existenz materieller Dinge und die reale Unterscheidung des Geistes vom Körper.“ /79-80/ Descartes kündigt an, dass er prüfen möchte, ob materielle Dinge existieren. Er erfasst aber schon klar und deutlich, dass sie existieren können, insofern sie „Objekt der reinen Erkenntnis“ [pure Matheseos objectum] sind. Er stellt neue Begriffe vor: Anschauung [imaginatio] und reine Einsicht [intellectio pura], mithilfe deren er später Existenz materieller Dinge beweisen wird. • Anschauung ist „eine bestimmte Anwendung des erkennenden Vermögens [facultatis cognoscitivae] auf den ihr unmittelbar vorliegenden und demnach existierenden Körper“ (79). Zum Vorstellen wird „eine bestimmte besondere Anstrengung des Gemüts“ (80) [animi contentio] benötigt. • Reine Einsicht erfordert keine solche Anwendung/Anstrengung des Gemüts, die nötig ist, um sich etwas vorzustellen. Sie bezieht sich auf das Denken an etwas, wobei sich der Geist „auf sich selbst richtet und irgendwelche der Ideen betrachtet, die in ihm selbst enthalten sind“ (80). Als Beispiel benutzt Descartes ein Fünfeck und ein Tausendeck: ich kann ein Tausendeck und seine Eigenschaften (dass er eine aus tausend Seiten bestehende Figur ist) gut einsehen, mir aber eine solche Figur gar nicht vorstellen. Das Fünfeck kann ich mir sowohl vorstellen als auch einsehen. /80-81/ Descartes macht den ersten Versuch, die Existenz materieller Dinge zu beweisen: 1. Die Anschauung ist zum Wesen meines Geistes [mentis meae essentia] nicht erforderlich. 2. Bei der Anschauung aber wendet sich der Geist dem Körper vermöge der Willkür [=nach Belieben, pro arbitrio se applicet] zu, und erblickt in ihm etwas, das entweder der von ihm eingesehenen oder der sinnlich erfassten Idee gleichförmig ist (vgl. 80-81). 3. D.h. ich stelle mir die körperlichen Dinge durch eben diesen Körper vor.

Þ Der Körper existiert, weil die Anschauung so funktioniert. Das ist aber nur glaubhaft [sed probabiliter tantum]. /81-83/ Descartes beginnt langsam mit dem Thema Sinneswahrnehmungen und Sinne [sensus, sentire]. Er beschreibt, wie er anfänglich seinen Sinnen völlig vertraut hat und durch sie empfand, dass er einen Körper besitzt. Er empfand durch die Sinne Hunger, Durst, andere Triebe, Neigungen, Affekte, taktile

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LPS Descartes Lesen (LV-Leiter: David Wagner) !

Qualitäten, Licht, auch andere Körper usw. „Alles übrige, was ich über die Objekte der Sinne urteilte, schien ich von der Natur gelernt zu haben [videbar a natura didicisse]“ (83). /83-84/ Sein Vertrauen in die Sinne wird aber erschüttert. Als Beispiel benutzt Descartes einen Turm, der von fern rund erscheint, sich aber in der Nähe als viereckig erweist. Der Schluss ist, dass die Urteile der Sinne täuschen! Descartes gibt „zwei äußerst allgemeine Ursachen des Zweifelns“ an [duae maxime generales dubitandi causae]: 1. Sein Traum-Argument 2. Weil der Urheber seiner Entstehung ihm unbekannt war ® „Dem, was von Natur gelehrt werde, dürfe nicht sehr vertraut werden“ (84). /85/ Da er aber jetzt eine bessere Erkenntnis von sich selbst und von Gott hat, lehnt er den absoluten Skeptizismus in Bezug auf Sinneswahrnehmungen ab. Descartes konstruiert nun ein Argument für Dualismus: 1. Ich sehe klar und deutlich ein Ding ohne ein anderes ein (das eine ist von dem anderen verschieden), weil es zumindest von Gott getrennt gesetzt werden kann. 2. Mein Wesen besteht allein darin, ein denkendes Ding [res cogitans] zu sein. 3. Ich besitze einen Körper, der mit mir eng verbunden ist. 4. Ich besitze einerseits eine klare und deutliche Idee meiner selbst, insofern ich ein denkendes Ding bin. 5. Ich besitze anderseits die deutliche Idee des Körpers, insofern er lediglich ein ausgedehntes Ding [res extensa] ist. Þ Ich bin von meinem Körper tatsächlich unterschieden und kann ohne ihn existieren. (Vgl. 85) /85-87/ Ich kann mich auch ohne Vorstellungs- und Empfindungsvermögen [facultates imaginandi et sentiendi] klar und deutlich einsehen, „jedoch nicht umgekehrt sie ohne mich, das heißt ohne die einsehende Substanz [substantia intelligens], in der sie enthalten sind“ (85). Ähnlich gibt es auch Vermögen, die einer körperlichen Substanz bedürfen (z.B. Bewegung im Raum). Descartes unternimmt den zweiten Versuch, Existenz materieller Dinge zu beweisen: 1. Es gibt in mir ein bestimmtes passives Vermögen der Empfindung [passive facultas sentiendi], das ein bestimmtes aktives Vermögen braucht, diese Ideen zu produzieren oder zu bewirken. 2. Da dazu keine Einsicht nötig ist, ist es nicht in mir enthalten. 3. ® Dieses aktive Vermögen ist in irgendeiner von mir verschiedenen Substanz. 4. Ist diese Substanz ein Körper, Gott oder ein anderes Geschöpf? Þ Da Gott kein Schwindler ist und mir eine starke Neigung [magna propensio] verliehen hat, zu glauben, dass die Ideen von körperlichen Dingen ausgehen, müssen körperliche Dinge tatsächlich existieren! /87-90/ Descartes spricht von dem, was aus der Natur gelernt wird und wie Körper und Geist [corpus et mens] zusammengesetzt sind.

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Er bemerkt, dass kein Zweifel besteht, dass das, was von der Natur gelernt wird, Anteil an Wahrheit aufweist. Was ist aber Natur für Descartes? ® Natur ist Gott selbst oder die von Gott eingerichtete Koordination der geschaffenen Dinge. (vgl. 87) Meine Natur aber ist „der Inbegriff alles dessen, was mir von Gott beigelegt worden ist“ (87). Und durch Empfindungen lehrt die Natur, „daß ich zu meinem Körper nicht etwa nur so hinzugefügt bin, wie ein Seemann sich auf einem Schiff aufhält, sondern daß ich mit ihm auf engste verbunden und gewissermaßen vermischt [conjunctum et quasi permixtum] bin, so dass ich mit ihm zu einem einzigen Etwas zusammengesetzt bin“ (88). Weiter beschreibt Descartes vieles, was ihn die Natur lehrt, so wie z.B. dass andere Körper im Umfeld meines Körpers existieren. Ich empfinde auch Sinneswahrnehmungen [sensuum perceptiones], die dem Geist klar und deutlich zeigen, was für das Zusammengesetzte angenehm oder unangenehm ist, und dunkel und verworren zeigen, was das Wesen der außerhalb von uns befindlichen Körper ist (vgl. 90). Da die Natur nicht allwissend ist, sind meine Urteile manchmal falsch [judicia mea falsa esse], wie z.B. beim Verlangen nach dem Essen mit dem darin verborgenen Gift. ® „Weil der Mensch ein begrenztes Ding ist, kommt ihm nur eine begrenzte Vollkommenheit zu“ (91). /91-92/ Descartes vergleicht den Menschen mit einer Maschine und wundert sich, ob es ein Irrtum der Natur [error naturae] ist, dass ein Wassersüchtiger Durst verspürt, auch wenn ein Getränk ihm schädlich ist. /92-94/ Hier macht Descartes vier Feststellungen: 1. Geist und Körper unterscheiden sich in dem, dass der Geist von seiner Natur her völlig unteilbar [indivisibilis] ist und der Körper von seiner Natur her teilbar [divisibile]. Geist ist „ein und derselbe Geist [ist], der will, sinnlich wahrnimmt, der einsieht“ (93). Körper aber wird leicht im Denken in Teile geteilt! Þ Geist ist vom Körper völlig verschieden! 2. Geist wird durch das Gehirn, oder von einem winzigen Teil des Gehirns, nämlich von dem, in dem sich wie man sagt, der Gemeinsinn [sensus communis] befindet, affiziert. 3. Alle Teile des Körpers sind miteinander in spezieller Weise verbinden. Bsp. mit Schmerzen im Fuß und rennenden Nerven zum Gehirn. 4. Alle unsere uns von Natur eingegebenen Bewegungen sind die, die „am meisten und häufigsten zur Erhaltung der Gesundheit des Menschen“ (94) beitragen, was Macht und Güte Gottes bezeugt. /95-97/ „Die Natur des Menschen, [...] ungeachtet der ermeßlichen Güte Gottes, kann gar nicht anders als zuweilen täuschend sein“ (95) (z.B. Phantom-Schmerzen im Fuß). Dadurch aber, dass ich mehrere sinnliche Wahrnehmungen [sensus], mein Gedächtnis [memoria] und meinen Verstand [intellectus] im Einklang benutze, kann ich Wahres daran sehen, „was mir täglich durch sinnliche Wahrnehmungen dargestellt wird“ (96). So können die hyperbolischen Zweifel verworfen werden, wie z.B. Traum-Wachzustand-Zweifel. Außerdem, da Gott kein Schwindler ist, täusche ich mich in solchen Dingen überhaupt nicht....


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