BAK 4.1 VO Qualitative Methoden. Prainsack PDF

Title BAK 4.1 VO Qualitative Methoden. Prainsack
Author Khristina Grubyak
Course Qualitative Methoden der empirischen Sozialforschung
Institution Universität Wien
Pages 50
File Size 1.1 MB
File Type PDF
Total Downloads 83
Total Views 165

Summary

VO Qualitative Methoden. Prainsack...


Description

2019S 210014-1 BAK4.1: Qualitative Methoden der empirischen Sozialforschung

Univ. Prof. Dr Barbara Prainsack

BAK 4.1 VO Zusammenfassung Prüfung: So werden die Fragen aufgebaut sein Welches der folgenden Kennzeichen bezeichnet AUTOR XY als das wichtigste Elment in der Begründung der Auswahl von Fallstudien? 1. Dass es mindestens zwei Fälle gibt 2. Dass die Auswahl gut und nachvollziehbar begründet ist  3. Dass kein Land zweimal vorkommt 4. Dass die Qualität und das Volumen der Daten für alle Fälle vergleichbar ist

Einheit 1 Warum Methoden? • Das Zusammenspiel von Methoden und Theorie ist ein wesentliches Merkmal sozialwissenschaftlicher Forschung • Praktiken der Überwachung sowie Technologien (i.w.S.) der Macht und Kontrolle machen sich Methoden zunutze • Alle PolitologInnen, auch jene, die theoretisch arbeiten, brauchen Methodenkenntnisse, u.a. um empirische Arbeiten zu interpretieren und einordnen zu können Philosophische Aspekte qualitativer Sozialforschung - Ontologie Ist soziale Wirklichkeit etwas objektiv messbares und äußerliches? Können ForscherInnen diese ”objektiv” erfassen und verstehen, ohne sie zu beeinflussen? Lässt sich soziale Wirklichkeit am besten über die Interpretationen verschiedener AktuerInnen verstehen? Wird unsere Realität auch durch kulturelle Bedeutungen geprägt, oder sogar konstituiert? - Epistemologien: - Positivismus -Objektivismus -Interpretivismus -Constructivismus - “foundationalism” Induktion • Beginnt mit Neugier bezüglich einer unerklärten Tatsache sozialen Lebens: etwas Unerwartetes oder etwas, das ”aus der Reihe fällt” • Systematische Forschung erlaubt es uns, diese Tatsache besser zu verstehen, oder sogar zu erklären

2019S 210014-1 BAK4.1: Qualitative Methoden der empirischen Sozialforschung

Univ. Prof. Dr Barbara Prainsack

• •

Wichtig: Induktion ist eine Forschungsstrategie, keine Methode; sie sagt (noch) nichts über die Wahl der Methoden aus Resultate induktiver Forschung dienen oft der Konzeptbildung – Vorsicht mit Generalisierungen!

Deduktion • Beginnt mit der Definition einer theoriegeleiteten Forschungfrage (oder Hypothese/n) • Welche Daten und Analysemethoden brauche ich, um diese Frage zu beantworten? • Erstellung eines Protokolles, Sammeln der Daten • Bestätigen die empirischen Daten die Hypothese? • Lassen sich die Resultate generalisieren? Auf welche Bezugsgröße? Beispiel Deduktion: Soziale Mobilität und Klassen-Struktur in GB • John Goldthorpe: Verändert sich soziale Mobilität in GB? • Operationalisierung sozialer Mobilität: Mobilität zwischen sozialen Klassen. Vergleich Väter-Söhne • Verwendet repräsentative Zensus-Daten • Ergebnis: Soziale Mobilität wächst in absoluten Zahlen, aber nicht in relativen Zahlen Beispiel Induktion: Klasse und Geschlecht (1997) • Beverley Skeggs interessierte sich für die Erfahrungen junger ”niedrigqualifizierter” Arbeiterinnen • Besonders interessierte sie dabei die Tatsache, dass diese Gruppe trotz ihrer Deprivation nur ganz selten über Klassenunterschiede spricht • Wendet enthnographische Methoden an um zu verstehen, warum dies der Fall ist • Ergebnis: Für diese Frauen war es wichtig, als “seriös” und ”feminin” zu gelten • Theoriebildung: Die Macht des Klassebegriffes wirkt über ‘Dis-identifikation’ • Sind solche Resultate generalisierbar? Deduktion oder Induktion? Deduktion

Induktion

Theorie

definiert Forschungsfrage

sensibilisiert die Forscherin/den Forscher

Generalisierbarkeit

von zentraler Bedeutung

von untergeordneter Bedeutung

Strategie

Suche nach Kausalbeziehungen

deskriptiv und analytisch

Ansatz

quantitativ oder qualitativ

meist qualitativ

Intellektuelle Orientierung

meist positivistisch

meist interpretativ

2019S 210014-1 BAK4.1: Qualitative Methoden der empirischen Sozialforschung

Univ. Prof. Dr Barbara Prainsack

Ziele qualitativer Forschung • Das Verstehen von sozialer Bedeutung und sozialer/politischer Praxis • Erforschung wichtiger Perspektiven • “thick description” • Das Erfassen und Analysieren von Perspektiven, Erfahrungen, und Bedeutungsmustern von Personen und Gruppen (”Kulturen”, “epistemic communities”) • Versuch zu erklären wie Menschen denken und handeln (und warum) • Theoriebildung • Ziele qualitativer und quantitativer Forschung QUALITATIV • Beschreibung und Analyse sozialer und politischer Phänomene im ihrem ”natürlichen” Setting • Verständnis von Prozessen und Dynamiken über die wir wenig wissen Gains an • “Insider”-Perspektiven und –Wissen • Interpretation • Vorhersagekraft QUANTITATIV • Das Testen von Hypothesen • Das Beschreiben (und Beweisen) der Beziehung zwischen bekannten Variablen • Regelmäßige Kausalbeziehungen • Generalisierbarkeit bezüglich Populationen • Vorhersagekraft Was bei der Planung qualitativer Forschung zu beachten? • Meist gibt es keine bestehende Hypothese 2 Strategien: a) Wenn es keine Forschung gibt, die die Frage auch nur ansatzweise beleuchtet: Radikal induktiv (“weißes Blatt Papier”) b) Berücksichtigung bestehende Forschungen • Bedeutung des Kontext • Kontextspezifisch, “naturalistisch” • Sensibilität für kulturelle, politische, ökonomische Unterschiede • diese Unterschiede können forschungsethische Fragen aufwerfen • Flexibilität der Forscherin / des Forschers • Offenheit in jeder Hinsicht • Hoher Reflexionsgrad auch bezüglich der eigenen Position und den eigenen unbewussten Annahmen (”implict bias”)

2019S 210014-1 BAK4.1: Qualitative Methoden der empirischen Sozialforschung

Univ. Prof. Dr Barbara Prainsack



Das Setting und der Kontext müssen bei der Auswertung der Daten berücksichtigt werden

Einschub: Implicit Bias Test  The IAT measures implicit attitudes and beliefs that people are either unwilling orunable to report.” This tool was developed by a group of researchers from Harvard University and has proven validity. Here is a link to the test should you decide to take it. Methoden QUALITATIV • Interviews • Teilnehmende / nicht-teilnehmende Beobachtung • Fokusgruppen • Diskursanalyse • Dokumentenanalyse • … QUANTITATIV • Statistische Auswertung • Randomised Controlled Trial (RCT) • Fragebögen • Experimente • … Qualitatives Forschungsdesign • ”Flexibilität”: Möglichkeit, während des Forschungsprozesses bestimmte Adjustierungen vorzunehmen (Achtung: genaues Festhalten im Forschungslogbuch erforderlich) • Häufig Kombination verschiedener Methoden und Datensätze • Häufig “ganzheitlicher” Ansatz, aber gleichzeitig Bewusstsein der “Perspektivität” • Die Forscherin /der Forscher ist das wichtigste Forschungsinstrument • ForscherInnen sind auch persönlich stark involviert (Distanz bewahren kann schwierig sein – eine der größten Herausforderungen) • “Iterative” Analyse: Hin- und Her zwischen Datensammlung, Datenanalyse, und Theoriebildung Sampling • Statistische Repräsentativität ist nicht das Ziel • Repräsentativität bezüglich bestimmter Eigenschaften schon (Problem: Verteilung dieser Eigenschaft in der Population ist häufig nicht bekannt) • Gezieltes (”purposive”) oder “Bequemlichkeits”- (convenience) Sampling Samplingstrategien 1. Homogenes Sampling: Suche nach möglichst gleichen Fällen

2019S 210014-1 BAK4.1: Qualitative Methoden der empirischen Sozialforschung

Univ. Prof. Dr Barbara Prainsack

2. "Typical case sampling": Gezielte Suche nach besonders "typischen" Fällen 3. "Extreme case sampling": Gezielte Suche nach Extremfällen bezüglich Merkmalsintensität 5. "deviant sampling": Gezielte Suche nach maximal abweichenden Fällen 6. "intensity sampling": starke Ausprägung des interessierenden Phänomens 7. Fallauswahl nach Gelegenheit und Zugangsm8glichkeit ("convenience", in schwierig zugänglichen InformantInnengruppen)

Szenario 1: Qualitative Forschung baut auf Ergebnisse quantiativer Forschung auf • Z.B. Qualitative Forschung zielt darauf ab, unerklärte quantiative Untersuchungsergebnisse zu erklären. • Z.B. Kriminalstatistik: Steigende Zahl der angezeigten sexuellen Übergriffe • Beispiel aus der Politikwissenschaft? Szenario 2: Quantitative Forschung baut auf qualitative Forschung auf • Qualitative Forschung zeigt uns, welche Faktoren in einem komplexen politischen oder sozialen Prozess eine Rolle spielen • Beispiel: Identifikation von Barrieren für politische Partizipation K8nnen wir qualitative und quantiative Forschung integrieren? • Sind fast immer integriert, auch wenn es uns nicht bewusst ist! • ”Mixed methods”-Ansätze Phasen qualitativer Forschung 1. Identifikation der Forschungsfrage 2. Literaturrecherche 3. Nachjustierung der Forschungsfrage 4. Entwicklung eines Forschungsdesigns

2019S 210014-1 BAK4.1: Qualitative Methoden der empirischen Sozialforschung

Univ. Prof. Dr Barbara Prainsack

5. Forschungsethische Aspekte 6. Pilot 7. Datensammlung 8. Analyse 9. Eventuell weitere Phasen der Datensammlung und -Analyse 10. Publikation der Ergebnisse

Einheit 2  Booth Camp Einheit 3 Verdeckte forschung ist akzeptabel, wenn sie vollkommen anonym ist, dh es dürfen keine Fotos etc gemacht werden, nichts darf aufgezeichnet werden, was die Person identifizieren könnte, wenn man die Daten getrennt aufbewahrt, hat man das Interview pseudonymisiert

Ethnographie und Beobachtung Das Ziel qualitativer Forschung ist die Erfassung und Analyse von • Erfahrungen • Bedeutungszuschreibungen (persönliche und kollektive “Wahrheiten” verstehen) • Überzeugungen, Praktiken, Rituale, Symbole etc. von Gruppen und Institutionen • Arten die Welt zu verstehen und mit ihr zu interagieren • Prozessen, nicht Ergebnissen Wichtige qualitative Methoden 1. Interviews • unstrukturiert, semi-strukturiert, strukturiert • Fokusgruppen 2. Beobachtung • offen/versteckt, teilnehmend/nicht-teilnehmend Versteckte Beobachtung (covert observation) Vorteil: geringeres Risiko das Verhalten der Handelnden zu beeinflussen • Heute sehr selten (außerhalb des investigativen Journalismus) • Weitreichende ethische Probleme, wie z.B. irreversibler Vertrauensbruch, keine Möglichkeit zur informierten Einwilligung) Informierte Einwilligung und Täuschung Position 1: Täuschung kann akzeptabel sein wenn: • Die Täuschung der einzige Weg ist, gute Daten zu bekommen UND • Die Forschung einem wichtigen Zweck dient UND • Die Forschung sehr wahrscheinlich auch positive Effekte für die Personen/Gruppen die beforscht warden hat ODER die erwarteten positiven Effekte für die Gesellschaft/Allgemeinheit so bedeutend sind, dass die Täuschung einiger weniger Menschen als gerechtfertigt angesehen werden kann

2019S 210014-1 BAK4.1: Qualitative Methoden der empirischen Sozialforschung

Univ. Prof. Dr Barbara Prainsack

[Ein “Debrief” der Beforschten kann am Ende des Forschungsprozesses durchgeführt werden] Position 2: • Täuschung ist niemals gerechtfertigt, da es sich bei versteckter Forschung immer um einen ethisch unzulässigen Eingriff in die Privatsphäre handelt • Versteckte Forschung/Täuschung fügt dem Ruf der empirischen Sozialwissenschaften irreversiblen Schaden zu Offene Beobachtung Teilnehmende oder nicht-teilnehmende Beobachtung Achtung: nur weil es hier möglich ist, eine informierte Einwilligung einzuholen, bedeutet dies nicht, dass es keine ethischen Herausforderungen gibt! ‘You've slowed me up plenty since you've been down here. Now when I do something I have to think what Bill Whyte would want to know about it and how I can explain it. Before I used to do things by instinct.’ Offene Beobachtung: Was gilt es zu beachten ◦ Wie bekomme ich Zugang? ◦ Wieviel Zeit brauche ich /was muss ich tun, um ein “natürlicher” Teil der Gruppe/Situation zu werden? ◦ Bei nicht-teilnehmender Beobachtung: Hawthorne effect ◦ ‘Going native’ ◦ Regelmäßige Notizen Vorteile der offenen Beobachtung • Eine der wenigen Methoden, die Unterschiede zwischen den Aussagen von Menschen und ihrer Praxis aufzeigen kann (Achtung: dies bedeutet nicht, dass sie “lügen”) Umfassendes Bild eines Phänomens und der Faktoren/Prozesse, die es ausmachen Ethnographie/teilnehmende Beobachtung • Frühes anthropologisches Dogma: Wenn man eine Kultur verstehen will muss man in ihr leben • Früher: Making the strange familiar. Heute oft: Making the familiar strange • Making the familiar strange Ethnographie • “Ethnography is the study of people in naturally occurring settings or ‘field’ by methods of data collection which capture their social meanings and ordinary activities, involving the researcher participating directly in the setting, if not also the activities, in order to collect data in a systematic manner” (Brewer 2000: 6) • Ethnography is “a practice that is based on participation and long-term cohabitation to allow the experience of the fieldwork period to shape their research agenda. It entails a process of experimental engagement with others in which our experimental devices are our embodied selves, and the relationships that we form with others over time” (Harvey and Knox 2011: 109) Ziele der Ethnographie • Beschreibung: Besondere Bedeutung wird auch kleinen und scheinbar unwichtigen Details beigemessen •

2019S 210014-1 BAK4.1: Qualitative Methoden der empirischen Sozialforschung

Univ. Prof. Dr Barbara Prainsack

Kontextualisuerung: Wir verstehen Prozesse, Ereignisse, und soziale und politische Praxis nur dann, wenn wir sie in ihrem Kontext sehen (welcher Kontext wichtig ist, zeigt sich oft erst in der Feldforschung) • Prozess statt Ergebnisse • Positionalität: Die Welt durch die Augen anderer sehen Das ethnographische Forschungsdesign ist notwendigerweise: • Flexibel: Die Forscherin oder der Forscher beginnt mit einer Frage und einer Aussage dazu, warum das Projekt wichtig ist; diese können sich dann aber mit neu entstehenden Einsichten (und Erfahrungen!) ändern • Offen: Impulse zur “Nachjustierung” des Forschungsdesigns können im Prinzip von überallher kommen (Achtung: Aufzeichnen warum und wann das Forschungsdesign verändert wurde) • Reflexiv • Subjektiv: Dies ist in diesem Fall keine Schwäche, sondern eine Stärke des Ansatzes • Kreativ: Multiple Methoden, alternative Settings, alternative Ansätze können miteinander kombiniert werden Historische Wurzeln: Studium von ”Subkulturen” • 1920er Jahre, Chicago School • “…one thing more is needful: first hand observation. [] In short, gentlemen, go get the seat of your pants dirty in real research” (Robert Park) • Zwei Hauptstränge: • 1. Ethnographie des Stadtlebens (Park and Burgess) • 2. deviantes Verhalten, das Leben am Rand der Gesellschaft Ethnographie öffentlicher Orte • Z.B. wie Menschen sich an öffentlichen Orten verhalten (z.B. öffentliche Verkehrsmittel) • Impetus von Simmel (1950) und Goffman (1959) • Harvey und Knox’s “Researching the Road”: Ihre ethnographische Forschung konzentrierte sich auf zwei Straßenbauprojekte in Peru (2005-2006), um die Versprechen technologischer Projekte zu erforschen Ethnographie in Organisationen • Wie verhalten sich Menschen in bestimmten Institutionen? Wie strukturieren Architektur/Hierarchie/Anreize etc. das Verhalten von Menschen? Und umgekehrt? • Goffman’s Asylum (1961): “mortifying processes” in “totalen Institutionen” (psychiatrische Anstalten, Gefängnisse) in denen sich Menschen ihrer vorinstitutionellen Identitäten entledigen müssen um überleben zu können. Goffman zeigte wie Insassen durch “sekundäre Anpassungen” (secondary adjustments) Teile ihrer nicht- und vor-institutionellen Identitäten beibehalten. •

Ethnogrpahisches Forschungsdesign 1. Definition einer Forschungsfrage 2. Wahl eines Ortes für die Feldforschung (oder mehrer Orte) 3. Zugang

2019S 210014-1 BAK4.1: Qualitative Methoden der empirischen Sozialforschung

Univ. Prof. Dr Barbara Prainsack

4. Identitätsfindung 5. Verschiedene Untersuchungstechniken ausprobieren 6. Beobachtungen und Erfahrungen verschriftlichen 7. Mitschriften/Notizen analysieren 8. Grounded Theory 1. Definition einer Forschungsfrage • Die Forschungsfrage ist ein Ausgangspunkt (Flexibilität, Offenheit) • Ein gutes Maß an Spezifität ist notwendig, ohne die Frage vollkommen “festzuzurren” • Der ethnographische Forschungsprozess beinhaltet ein ständiges Hin- und Her zwischen Problemformulierung, Datensammlung und Datenanalyse 2. Wahl des Ortes /der Orte • “Natürliches Setting”à wichtig. Was aber ist ein “natürliches Setting”? • Auch ethnographische Forschung erfordert eine “sampling”-Strategie: Auswahl der Orte, Zeiten, Situationen, die am ehesten geeignet sind die Forschungsfrage zu beantworten • Einzelfallstudie oder höhere Fallzahl 3. Zugang • Ist der Ort meiner Feldforschung ein öffentlicher oder ein nicht-öffentlicher Ort? Wer hat normalerweise Zugang? • Wer kontrolliert den Zugang? Was bedeutet es für den Ort meiner Feldforschung wenn ich ihn betrete? In welcher Funktion betrete ich ihn? etc. • Versteckte oder offene Beobachtung • Teilnehmende oder nicht-teilnehmende Beobachtung • Praktische Fragen • Ethische Fragen (auch die Sicherheit der Forscherin oder des Forschers betreffend!) • Wo soll ich beginnen? • Wie verhindere ich, anderen im Weg zu sein? • Welche Beziehungen baue ich auf? • Wer sind die wichtigen Aktuerinnen und Akteure? • Wie gehe ich mit Ablehnung um? • Frustration! 4. Identitätsfindung • ForscherInnen können die Situation und die Dynamik an bestimmten Orten durch ihre bloße Präsenz beeinflussen • Wie weiß ich, ob ich das tue? • Wie berücksichtige ich das in meiner Forschung, wenn ich es tue? • Positionalität: Geschlecht, Kleidung, Alter, Sprache, etc. • Entscheidungen, die getroffen werden müssen: 1. Wissen alle oder nur einige der TeilnehmerInnen, dass ich als Forscherin oder Forscher im Feld bin? 2. Wieviel sage ich wem über meine Forschung? 3. An welchen Praktiken nehme ich teil? An welchen nehme ich nicht teil?

2019S 210014-1 BAK4.1: Qualitative Methoden der empirischen Sozialforschung

Univ. Prof. Dr Barbara Prainsack

4. Wie schütze ich mich vor “going native”? Will ich mich überhaupt davor schützen? 5. Verschiedene Untersuchungstechniken ausprobieren 6. Erfahrungen und Beobachtungen verschriftlichen • Regelmäßige Notizen sind von essenzieller Bedeutung (aber: wann und wo?) • “As you write you become aware of things you feel unsure about, questions you forgot to ask, details you failed to notice” (Harvey and Knox 2011: 112) • Fotos? Tonaufnahmen? Bildaufnahmen? • Wichtige Fragen beim Verschriftlichen von Erfahrungen und Beobachtungen: 1. Was machen die handelnden Personen? Was versuchen sie zu erreichen? 2. Wie tun sie dies? 3. Wie verstehen die handelnden Personen das, was sie tun? Welche Kategorien und Referenzpunkte sind für sie wichtig? 4. Welche Annahmen treffen die handelnden Personen? Wovon gehen sie aus? Was ist für sie “sicher”? 5. Wie habe ich mich in der Situation gefühlt? 6. Wie habe ich die Situation unter Umständen beeinflusst? Andere Typen von Ethnographie • Visuelle Ethnographie • Netnography • etc. Ethische Fragen • Habe ich irgendjemanden getäuscht? • Habe ich sensible Informationen gesammelt? • Habe ich Dinge erfahren, die den handelnden Personen schaden könnten wenn sie veröffentlicht werden (oder an andere Personen weitergegeben werden)? • Habe ich eine moralische Pflicht, etwas (nicht) weiterzugeben oder zu veröffentlichen? • Wie kann ich die Anonymität/Vertraulichkeit über meine gesetzlichen (datenschutzrechtlichen) Verpflichtungen hinaus schützen? Risiken für die Forscherin oder den Forscher selbst • Welche Risiken sind denkbar? • Wie können diese verhindert oder verringert werden? Einheit 4 Qualitative Interviews I: Rekrutierung und Interviewleitfaden Was Interviews nicht sind… “There is a tendency at the outset for students to see the interview as a kind of smash and grab opportunity in which they accost some innocent bystander and relieve them of whatever useful “data” they may have. They are aided and abetted in their assumptions by texts which

2019S 210014-1 BAK4.1: Qualitative Methoden der empirischen Sozialforschung

Univ. Prof. Dr Barbara Prainsack


Similar Free PDFs