Title | Bau und Entwicklung der Insekten |
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Course | Formenkenntnis und Systematik der Tiere |
Institution | Universität Regensburg |
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Vorlesungszusammenfassung
Sommersemester
Reihenfolge nicht mehr bekannt ...
Bau und Entwicklung der Insekten
Evolutionäre Bedeutung von Insekten - Insekten: über 1 Million beschriebene Arten (vermutlich 10-100 Million unbeschriebene Arten) + enorme Vielfalt von Anpassungen an die Umwelt Ökologische Bedeutung der Insekten - In praktisch allen Lebensräumen anzutreffen (außer in Ozeanen) - Schlüsselrolle in vielen Ökosystemen (Herbivore, Parasiten, Räuber, Beute) Bedeutung der Insekten für den Menschen - Schädlinge in der Landwirtschaft und Forstwirtschaft - Nützlinge in der Land- und Forstwirtschaft - Produktion von Naturstoffen (Honig, Seide) - Entdeckung von Naturstoffen, z.B. Antibiotika - Überträger von Krankheiten (Malaria) Stamm der Gliederfüßer: - Insekten, Tausendfüßer, Krebstiere, Pfeilschwänze & Spinnentiere Kennzeichen - Segmentierung (teilweise verschmolzen) - Segmente mit (ebenfalls segmentierten) Anhängen (teilweise zurückgebildet) - Sklerotisiertes Exoskelett - Wachstum durch Häutung (Ecdysis) - Offenes Blutkreislaufsystem Merkmale: - Dreigliederung in Kopf, Thorax und Abdomen (Tagmata) - Adulte mit genau drei Beinpaaren - Kutikula o Unbelebte Ausscheidung der Epidermis (15-50% Chitin, versch. Proteine) o Wächst nicht mit Häutung o Sklerotisierung: enzymatische Vernetzung der Proteine über reaktive Chinone - Hormonale Regulation der Insektenentwicklung o α-Ecdyson (Bildung in der Thoraxdrüse, lösen Häutungsprozesse aus enzymatische Abtrennung der alten und Synthese der neuen Cuticula o Juvenilhormone (offenkettige Isoprenoide, Bildung in Corpora alata, steuert die Art der Häutung: viel Juvenilhormon = Larvalhäutung, wenig Juvenilhormon = Puppenhäutung) o Eclosionshormon (Peptidhormon, Bildung im Protocerebrum, löst eigentlichen Häutungsvorgang aus) o Bursicon (Polypeptid-Neurohormon, Sklerotisierung der Exocuticula)
Hemimetabolie (allmähliche Verwandlung)
o Ei Larve (mehrere Stadien möglich) Pronymphe (erste Flügelansätze vorhanden) Nymphe (exopterigote Larve, deutliche Flügelansätze) Imago o Kein Puppenstadium o Stadien untereinander sehr ähnlich o Schrittweise Annäherung an den Imago o Ursprünglichere Form der Metamorphose (hauptsächlich bei niederen Insekten) o Larven haben oft ähnliches Habitat wie Imagines Beispiele: Libellen, Schaben, Lang- und Kurzfühlerschrecken, Zikaden, Wanzen, Läuse Holometabolie (vollkommene Verwandlung) o Ei Larve (mehrere Stadien möglich) Puppe (Chrysalis) Imago o Puppenstadium mit tiefgreifenden Änderungen (katastrophale Metamorphose) o Keine Nahrungsaufnahme mehr während der Puppenphase o Histolyse/Histogenese (Abbau von Larval- und Aufbau von Imaginalorganen) o Abgeleitete Form der Metamorphose (hauptsächlich bei höheren Insekten) Beispiele: Schlammfliegen, Käfer, Flöhe, Schmetterlinge, Netzflügler, Hautflügler Larvenformen: Eumere Larven (durchsegmentierter Körper) o Polypod: 3 thorakale Beinpaare & larvale Gliedmaßen (Afterfüße), z.B. Lepidoptera, Symphyta, Mecoptera o Oligopod: keine abdominalen Beinpaare, z.B. viele Käferlarven, Trichoptera o Apod: beinlos, weichhäutig (= Maden), z.B. Fliegen, Bienen Puppenformen: Pupa exarata (Körperanhänge nicht mit Körper verklebt) o Pupa libera (viele Coleoptea, Hymenoptera) o Pupa dipharata coarctata (Tönnchenpuppe der Dipteren) Exuvien der beiden letzten Larvalhäutungen Pupa obtecta (Mumienpuppe, Körperanhänge mit Körper verklebt: viele Lepidoptera, einige Coleoptera) o Stürzpuppe: dünne Puppenhaut, Kopf unten, freihängend o Gürtelpuppe: dünne Puppenhaut, Kopf oben, mit Gespinstfaden befestigt o Seidenkokon: aus proteinösen Labialdrüsensekret Beispiele von Insekteneiern o Eigelege auf Wirtspflanzen (Großer Kohlweißling, Lepidoptera) o Eier einzeln auf Wirtspflanzen (Kleiner Kohlweißling, Lepidoptera) o Eigelege in Wirtspflanzen, mit Kittschicht überzogen (Gemeine Kiefernbuschhornblattwespe) o Eier einzeln in Wirtseier o Eipakete (Ootheken) durch melanisierte Haut geschützt (amerikanisch Küchenschabe)
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o Extrem lange Eistiele (Florfliege) o Eier mit Kitt an Haare des Wirtes (Kopflaus) o Eier in das Blatt der Wirtspflanze Gallbildung (Eichengallwespe) o Eier aquatisch in Schiffchen (Gemeine Stechmücke) Insektenkopf o 5 (oder 6) miteinander verwachsene Segmente o Mundwerkzeuge: Labrum (Oberlippe), Mandibel (Oberkiefer), Maxillen (Unterkiefer) mit Maxillartastern, Labium (Unterlippe) mit Labialtastern o Antennen: modifizierte Extremitäten, tragen Chemo- und Mechanosensillen, oftmals Sexualdimorphismus (Pheromone!) Ausprägungen: grannenartig, blätterförmig, einseitig gezähnt, gekniet, gefiedert, borstenförmig, pfriemförmig, keulig Form: Gliederantenne (nur Diplura, Collembola): Muskelansatz segmental (in jedem Segment sitzen Muskeln) Geißelantenne (nur Scapus+Pedicel = erste 2 Segmente haben Muskelansatz) o Augen: Komplexaugen aus vielen Ommatidien (Bildsehen) und Ocellen (Punktaugen) zum Hell-Dunkel-Sehen o Clypeus (Kopfschild) Thorax o 3 Segmente (Pro-, Meso- und Metathorax) o Ansatzpunkt für die 3 Beinpaare o Ansatzpunkt für die 2 Flügelpaare (an Meso- und Metathorax) o Flugmuskulatur Flügel o Ausstülpungen der Haut (keine Extremitäten) o Evolution weitgehend ungeklärt (seitliche oder Rückenausstülpungen? Anhänge der Beine?) o Vorteile: Ausbreitung, Nahrungssuche, Flucht o Pterigota (Fluginsekten) durch Spezialanpassungen diverseste Tiergruppe o Flügeladern sind wichtiges Bestimmungsmerkmal Modifikationen Flügel mit Schuppen (Schmetterlinge) o Tarnung (Mimese) o Warnfärbung o Mimikry o Partnerwahl o Verbessertes Flugverhalten Flügel mit Haaren (Köcherfliegen) Hinterflügel zu Schwingkölbchen (Halteren) reduziert (Fliegen, Mücken) => flugstabilisierend Vorderflügel sklerotisiert und ohne Adern (Elytren) bei Käfern => nicht mehr am Flug beteiligt Vorderflügel ledrig verdickt, mit Aderung (Tegmina) bei Heuschrecken oder Schaben
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Insektenbein o Gliederung in Coxa (Hüfte), Trochanter (Schenkelring), Femur (Schenkel), Tibia (Schiene), Tarsus (Fuß) mit Kralle o Abwandlungen vom Prototyp (Laufbein): Sprungbein, Grabbein, Schwimmbein, Fangbein, Sammelbein Abdomen o Ursprünglich 11 Segmente (teilweise verschmolzen oder zurückgebildet) o Verdauungs- und Fortpflanzungsorgane o Extremitäten bei Adulten reduziert, teilweise zu Anhängen umgewandelt Cerci = abgewandelte Extremitäten des letzten Abdominalsegments Haltevorrichtung bei der Paarung, z.B. bei Libellen Werkzeug zur Jagd und Entfalten der Flügel bei Ohrwürmern Sinnesorgane (bei Schaben) Flugstabilisierung (bei Eintagsfliegen) Furca (Furcula) bei Springschwänzen = abgewandelte Extremitäten des 4. Abdominalsegments Einrastmechanismus am 3. Abdominalsegment Ermöglicht bei Gefahr ungerichtete Sprungbewegung Legebohrer = abgewandelte paarige Extremitäten des 8. Und 9. Abdominalsegments Bei Bienen und Wespen zum Wehrstachel umgebildet Atmung über Tracheensystem o Ektodermale röhrige Ausstülpungen (spiralig verstärkt Kollabierungsschutz) o Gasaustausch o Gaseintritt über verschließbare Öffnungen (Stigmen) o Gastransport durch Diffusion (Größenlimitierung der Insekten) o Unterstützung durch aktive Kontraktionen des Abdomens o Fixierung innerer Organe (Bindegewebsfunktion)...