Die Griechische Kolonisation PDF

Title Die Griechische Kolonisation
Course Antikes Griechenland
Institution Universität Regensburg
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Summary

Eine ausführliche Zusammenfassung aus Vorlesungsmitschriften, anderen Zusammenfassungen und Büchern zum Thema Große Griechische Kolonisation zur Zeit der Archaik. Eignet sich besonders zur Examensvorbereitung in Geschichte. Entsprechend hat es einen Forschungsüberblick, Quellenlage und eine essayar...


Description

Die Große Kolonisation der Griechen 1. Einleitung •

Zeitspanne zwischen 800 und 500 hat ein Bezeichnungsproblem → Rückgriff auf Archäologie und Bezeichnung als „archaische Zeit“ oder Verallgemeinerung als „Große Kolonisation“ → beides ist schwierig: „Gewiss ist, dass sich in dieser Epoche neue Kräfte in einer Üppigkeit regen, die es dem Betrachter schwer macht, den sich überschneidenden Linien zu folgen.“ (BAYER) → Große Kolonisation ist nur eine Erscheinung in der gesamten Epoche



in Wechselwirkung mit der Herausbildung der Polis als Organisationsform noch unter adliger Dominanz vollzog sich vom 8. bis zum 6. Jahrhundert die erstaunliche Ausweitung des griechischen Siedlungsgebietes im Mittel- und Schwarzmeerraum, die sog. Große Kolonisation



Begriff der Kolonisation: ◦ Historiker sollte den modernen Begriff der „Kolonisation“ vermeiden, da die heutigen Vorstellungen von primär ökonomischen Motiven und Zielen behaftet sind → dennoch wird Kolonisation verwendet (über Unterschied bewusst sein) ◦ Kolonisation kommt vom römischen coloniae (Bauernsiedlung) ▪ soll die Lateinische Bezeichnung für das Griechische apoikía sein: Umsiedlung nach auswärts ◦ Grundlegender Unterschied zwischen römischer und griechischer Kolonie: während die römischen Kolonien der Mutterstadt untergeordnet blieben (sie dienten hier der Machtsicherung), waren die griechischen Kolonien anders organisiert und strukturiert (zu große Entfernungen, kaum Voraussetzungen für Machterweiterung): „Sie gründeten selbstständige Poleis, die mit der Mutterstadt (metrópolis) nur durch gemeinsame Kulte, Bräuche, Verfassungseinrichtungen und (nicht immer) Freundschaft verbunden waren.“ (LOTZE)



Ausbreitung der Griechen wurde von allen Bevölkerungsschichten getragen



„In ihrer Entstehung und in ihrem Verlauf ist sie ein Phänomen, das letztlich jeder historischen ‚Erklärung‘ spottet.“ (BENGTSON)



bei Auseinandersetzung mit Großer Kolonisation kommt es auf folgende Fragen an: ◦ Was sind die Ursachen und Anlässe für die Auswanderung? ◦ Wie sind die Umstände während der Gründungsphase? ◦ Welche Beziehung bestanden zur alten Heimat? ◦ Welche Rahmenbedingungen bestanden für das erfolgreiche politische Agieren?



Forschung ◦ Erforschung der Kolonisationsbewegung und ihrer Wirkungen ist in vollem Fluss, vor allem wegen der intensiven Ausgrabungstätigkeit ◦ eine abschließende Gesamtdarstellung nicht so ◦ es sind auch Berichte über die zahlreichen Kongresse heranzuziehen, die häufig teils zu regionalen, teils übergreifende Fragen der Kolonisation stattfinden, die teilweise über die neueste Entwicklung informieren ▪ Kokalos ▪ O. Lordki-Panidze – Berichte über die in Georgien abgehaltenen Schwarzmeerkongresse ◦ beste Diskussion der Gesamtproblematik ist WILL/ ROEBUCK ◦ Übersicht über Kolonisation im Westen: grundlegendes Werk von DUNBABIN und umfangreiches bibliographisches Werk von NENCI/ VALLET ◦ Italien: zusammenfassend PUGLIESE CARRATELLI und MUSTI ◦ Schwarzmeergebiet: DANOFF ◦ Ursachen der Kolonisation nicht mehr ernstlich umstritten ▪ auch Vertreter der Auffassnung, es habe (aber später) so etwas wie Industrie und einen Kampf um Märkte gegeben, waren der Ansicht, dass die Kolonisation vor allem aus der relativen Überbevölkerung des Mutterlandes resultiert habe (BELOCH, MEYER) ▪ Auffassung sprachlich bestätigt (CASEVITZ), andererseits vor allem durch archäologische Forschung wesentlich differenziert worden



Quellen ◦ literar. Quellen wie etwa Gründungssagen und -mythen informieren über Ablauf der Gründung/ Entwicklung der Kolonien (Herodot, Thukydides, Strabon) → sind erst Jahrhunderte nach Ereignissen entstanden in einer Zeit, in der Interesse an Lokalgeschichte zunahm → relative Uniformität der Geschichten, Ereignisse folgen nach den Darstellungen immer einheitlichem Grundmuster → alle Autoren sehen in Kolonisation einen wohlgeplanten, strukturierten Akt in mehreren klar definierten Schritten → dazu s.u. ▪ Thukydides - „Der Peleponnesische Krieg“: Chronologie der sizilischen Kolonisaton •

einer Beschreibung des Peloponnesischen Krieges in acht Büchern, welches nach objektiver Betrachtungsweise zum Gesamtbild der griechischen Kolonisation beiträgt



Informationen über die ursprüngliche Bevölkerung Siziliens, Machtverhältnisse im Mittelmeerraum oder Stadtgründungen samt Daten, wie beispielsweise die von Naxos, Katane, Syrakus, Leontini, Zankle oder Kyme, zu entnehmen



der aus Athen stammende Stratege und Historiker Thukydides, der zwischen dem 5. und 4. Jahrhundert v. Chr. lebte, setzte mit diesem Werk Maßstäbe und er gilt in der heutigen Zeit als „Vater der politischen Geschichtsschreibung.“

▪ neben ihm gibt es leider nur wenige schriftliche Zeugnisse aus der Antike. ▪ Homer, welcher zur Zeit der „Großen Kolonisation“ lebte, beschreibt als Zeitzeuge in seiner „Odyssee“ wie beispielsweise der Ablauf einer Landnahme durch die Griechen von statten ging und welche Prozesse diese beinhaltete ▪ Strabon beschreibt in seiner „Geôgraphiká“(Erdbeschreibung) sehr gründlich, welche Völker und Stämme Sizilien und Italien vor der Ankunft der Griechen bevölkerten ▪ auch geht er detailliert auf die Gründung neuer Stadtstaaten ein; beschreibt ihre Lage, ihre Bedeutung für die Region sowie ihr Fortbestehen oder ihren Untergang ◦ Berichte über Handelskontakte und ihre archäologischen Belege ◦ Ausgrabungen in Pflanzstädten und Ausgangsgebieten ▪ Keramiken, Mauerreste, Gräberfunde, Straßenfragmente, Münzen oder Kunst- und Gebrauchsgegenstände des alltäglichen Lebens der Kolonisten ▪ auch die noch relativ junge Luftbildarchäologie, welche leider noch in ihren Anfängen steckt, trägt dazu bei, Erkenntnisse über den Verlauf antiker Mauern und Straßen zu gewinnen ▪ Bodenwiderstandsmessungen, Geomagnetische Messungen sowie BodenprobeVerfahren sind weitere angewandte Methoden zur Vervollständigung der Informationen über im Boden verborgene Überreste und Zeugnisse der Kolonisierung ◦ es existierten verschiedene, ja sich widersprechende Versionen → Vollbild kann angesichts der fragmentarischen und lückenhaften Überlieferung nicht entstehen und unser heutigen Bild ist daher sehr defektiv ◦ Rekonstruktion z.T. schwierig und muss durch sekundäre Befunde ergänzt werden ◦ aber aufs Ganze gesehen: parallele Aussagen über Ausgangslage, Verlauf und Ergebnis in der Überlieferung •

These: Ursachen der Griechischen Kolonisationsbewegung sind komplex ◦ ältere Forschung – Armutsthese: Bevölkerungswachstum (DAHLHEIM) ◦ aktuell: weitere Erklärungsansätze

▪ Einfluss aus dem Vorderen Orient: Erfolge der phönikischen Kolonisationsbewegung sind den mit ihnen handelnden Griechen nicht verborgen geblieben ▪ geographischen Kenntnisse der Griechen hatten ebenso wie die nautischen Fähigkeiten durch den Handel zugenommen → Möglichkeit einer Konkurrenz für die Phönikier, auch weil jetzt das Interesse und Kapital eine unter Druck geratenen Schicht adliger Herkunft hinzutraten ▪ Funde aus Außenposten Pithekussai und Al Mina zeigen, dass vor der Ansiedlung Griechen Stationen angelegt haben, die vor allem auf Metallerwerb aus dem Orient gerichtet waren ▪ die wenigen vor der Besiedlung angelegten Stützpunkte sind keine Handelsniederlassungen in dem Sinne gewesen, dass es um den zur Erzielung von Gewinn vorgenommenen Absatz eigener Produkte gegangen wäre, sondern es ging um den Erwerb fremder Stoffe (Metall, auch Getreide) und Produkte (orientalische Luxuswaren) ▪ griechische Besiedlung weiter Teile der Mittelmeerküste, nur durch innergriechische Faktoren zu erklären, die der Bewegung Schubkraft und Ausmaß verliehen haben •

Vorausgegangen war der Aufstieg von Seestädten, die zunächst an den innergriechischen Brennpunkten aufblühten (Megara, Korinth, Chalkis und Eretria; im Osten dann Milet und Phokaia)



Polis als neue, dominante politische Organisationsform der Griechen → neue Form der militärischen Strategie: Phalanxkampftaktik → angestammte Rolle des Adels bei der Verteidigung der Gemeinde bestritten wurde ◦ innerstädtische soziale Folgen: neue Legimitationsformen zur Rechtfertigung der althergebrachten Privilegien und innergesellschaftlichen Position waren nötig, zumal sich der Adel durch Handel und die einsetzende Geldwirtschaft auch vor große interne Verteilungskämpfe gestellt sah



neue Tätigkeitsfelder mussten gesucht werden



neues Wissen und Kapital → Möglichkeiten



panhellenische Heiligtum von Delphi, dessen Gott Apollon als Schutzpatron um Unterstützung für die Unternehmen ersucht wurde, als Koordinator → Wissen um mögliche Zielregionen lief bei der delphischen Priesterschaft zusammen



Gliederung

1. Erörterung der Ursachen 2. Verlauf 3. Räumliche Ausdehnung und Phasen

4. Ergebnisse

2. Hauptteil 2.1 Die Ursachen und Triebfedern für die sogenannte Große Griechischen Kolonisation zwischen 750 – 550 •

Grundsätzlich muss man sagen, dass die Menschen Kolonisationszeit (1) Furcht vor dem Unbekannten und (2) Furcht vor dem Meere hatten: „Ich meine ja immer: Übel gibt es gewiss, doch kein andres vergleicht sich mit dem Meere; dieses zerrüttet den Mann, und hätte er riesige Kräfte.“ (Odyssee, Ausspruch des Sohnes des Phäakenkönigs Alkinoos, der den gestrandeten Odysseus sah) → Furcht vor dem Meer hielt auch über die Jahre an und war auch in Rom und Arabien verbreitet → Auswanderung nur im äußersten Notfall (DAHLHEIM)



Die Ursachen der Kolonisation lassen sich nur multikausal beantworten



Armut und Suche nach Ackerland: ◦ Archäologische Quellen geben für das 8. Jahrhundert in Athen und seiner Umgebung ein großes Bevölkerungswachstum an, wie etwa Grabungen im euböischen Lefkandi → Bevölkerungswachstum bei konstanten Ressourcen barg Gefahren für die bestehende Sozialstruktur → wirtschaftliche Krisen und ökonomische Nöte möglich ◦ Verteilungskämpfe verschärft durch die umstrittene privilegierte Position des Adels ◦ Binnenkolonisation in Attika, wodurch dann die noch nicht belebten Gebiete urbar gemacht wurden ◦ Anderenorts führte dies anscheinend zu einer Aussendung von Siedlern in fremde Länder → „Das Motiv der Kolonisation kann demnach nicht zweifelhaft sein: Nur die nackte Not war stark genug, Griechen, dazu noch meist ortsgebundene Bauern, auf schwankende Schiffe zu treiben.“ (DAHLHEIM): ▪ Moderner Vergleich zu Irland ▪ Herodot schreibt von Hungersnöten auf Thera, die schließlich zur Gründung von Kyrene geführt haben sollen ◦ Überbevölkerung ist bei Hesiod bezeugt: ▪ Er wollte Anzahl der Kinder auf eines begrenzen ▪ Mögliche Folgegründe der Überbevölkerung: Knappheit guten Bodens, Mühsal der Bauern, Ungerechtigkeit der Herrschenden, Zersplitterung des Eigentums in nicht lebensfähige Höfe durch die übliche Erbteilung, Missernten ▪ Überbevölkerung stellte somit eine Gefahr für die Ernährung der Bevölkerung und den sozialen Zusammenhalt dar

◦ Armutsthese: Auszug der Griechen in ein Land auf der Suche nach Ackerland → Ackerbaukolonien ◦ Stichhaltigkeit der Armutsthese wird aber angezweifelt, da auch reiche Städte an der Kolonisation beteiligt waren (z.B. Megara, Korinth, Milet) •

Handelsinteressen: ◦ Gegenthese zu Ackerkolonien: Maritimer Unternehmungsgeist der Chalkidier, Megarer, Korinther und Milesier als Grund für Kolonien ◦ Ablehnung der Vorstellung von Pflanzstädten als Handelsstützpunkten, da die Kolonien selbst eigenständige Poleis waren ◦ Bereits vor den Griechen handelten die Phöniker im Mittelmeer ◦ Griechen handelten zunächst mit Erz- und Keramikprodukten, um an Luxusgüter und Metall zu kommen (bekannt sind die chalkidischen Handelsniederlassungen an der nordsyrischen Küste → Griechen lebten hier dauerhaft und wohnten mit Phönikern zusammen) ◦ somit vielfältige wirtschaftliche Kontakte griechischer Handelsstädte mit dem Vorderen Orient, vor alle Euboia ab dem 10 Jh. → Erweiterung des Horizonts → Mehrung der geografischen Kenntnisse, die in die Periplus-Literatur und andere Sekundärberichte Eingang fanden ◦ Griechen profitierten auch von den Erfahrungen der phönikischen Kolonisationen, die ab etw. 1000 einsetzten; deren Initiative zunächst nur saisonal, aber später auch Dauerhaftigkeit ausgelegte und zentral gesteuerte Kolonosationsbewegung → durch vorangegangenen Handel hatten die Kolonisten Kenntnisse über die geographischen und ethnischen Verhältnisse des Kolonialgebietes



soziale Gegensätze, die zu inneren Spannung geführt haben (z.B. Megara, Korinth, Athen und Mytilene) werden dennoch häufiger erwähnt ≈ politische Konflikte mit Niederlagen für einige Adlige, die in der neuen Heimat nach neuer Macht strebten → wurden oft Führer von Kolonisationsbestrebungen → Desintegration des Adels schritt rapide voran ◦ belegt: Gründung der Apoikie Tarent als Ventil bei innerstädtischen Konflikten für Sparta



nicht zu unterschätzende Triebfedern: Konkurrenz, Gewinnstreben und Ehrgeiz der Adligen



im Falle des Erfolgs: beträchtlicher finanzieller Gewinn, sozial-kultische Erhöhung als oikistes, als Gründer



im Gegensatz zu den Schilderungen standen im Gegensatz zum Bild eines Adligen in „homerischen“ Epen: Adliger als Großbauer etwa auf dem Schild des Achilleus oder im

Phaiakenstaat idealierst dargestellt, der sich im bewaffneten oder sportlichen Zweikampf mit Standesgenossen zu bewähren hatte •

der Adlige der Kolonisationsepoche war dagegen Unternehmer mit ökonomischen Interessen: Rohstoffe, Bodenschätze und die Sicherung von Handelswegen versprachen Reichtum



Adlige „neuen Typs“ Bsp.: Alkaios, der nach seinem Exil und missglücktem Rückkehrversuch nach Lesbos schließlich doch auf seinem väterlichen Gut um 580 starb, nach dem er sich mit dem Tyrannen Pittakos ausgesöhnt hatte



Entwicklung dieser neuen Adligenpersönlichkeiten verlief entsprechend parallel zur Mediatisierung des Königtums, die am Anfang des 7. Jh. vollendet war ◦ in Athen mit Beginn der Archontenliste 683 ◦ in Sparta ab 750 mit mediatisiertem Doppelkönigtum



Gegensatz der Menschen zu den Tyrannen bewog manche sicherlich auch zur Auswanderung



Ausdruck eines elementar neuen Lebensgefühls, dem die Grenzen der Heimat zu eng geworden sind (z.B. Archilochos von Paros)

2.2 Der Ablauf einer Apoikie Gründung (LESCHHORN, MALKIN) •

Ausgangspunkt war wohl eine ausgiebige Beobachtung des angestrebten Gebietes, ehe das Festland besiedelt wurde und eine Loslösung von der Mutterstadt erfolgte



Planung und Tat der Auswanderung war nicht zentral gesteuert, sondern es handelte sich um die Initiative einzelner griechischer Gemeinden → Initiative ruhte auf den Poleis oder auf gewissen Gruppen innerhalb ihrer Bevölkerung: „Höchstmaß an privatem Wagemut und Eigennutz.“ (DAHLHEIM)



aber: Orakelstätten wurden vor der Auswanderung aufgesucht → „solche Orakelstätten [wurden] zwar nicht zu Initiatoren der Kolonisation (…), wohl aber vielleicht zu einer Art Koordinationszentrum.“ (SCHULLER) ◦ Aussagen der Pythia enthielten nicht nur Vorhersagen, sondern auch Entscheidungshilfen für das Ziel und den Weg ◦ Vorteil für Oikisten: Durch das Orakel begünstigte Kolonisation lockte eher Kolonisten an, da der göttliche Segen auf dem Unternehmen lag ◦ in Delphi Apollon als Schutzgott des Unternehmens ◦ zwar auch andere überregionale Heiligtümer wie Olympia oder auf Delos ◦ aber Delphi stand im Zentrum derartiger Anfragen (NILSSON)

◦ Orakel diente auch als Austauschort für die Oikisten, die sich über Probleme etc. mit anderen Expeditionen austauschen konnten ◦ Oikist erhält dadurch auch göttliche Autorisierung •

Grober Ablauf mit drei Punkten: „Eine Polis beschließt die Gründung einer Apoikie, fordert Interessenten zur Teilnahme auf [freiwillig, ausgelost oder ausgesondert] und organisiert den militärischen Geleitschutz des Siedlertransportes.“ (GÜNTHER)



jedoch konnte man sich gegen Geldzahlung einen Siedlungsplatz erkaufen und später anreisen → Quelle ist hierbei Thukydides, der eine Vorbereitung im Jahre 433 beschreibt (Krieg von Korinth gegen Korkyra)



aber auch in Homers Odyssee wird von einer Kolonisation (Phäaken gründen sie Stadt Scheria) → wesentliche Züge eines erfolgreichen Kolonistenzuges sind hier erwähnt: „Die Not als treibendes Motiv, die Initiative eines adligen Anführers, der Bau von Mauern und Tempeln und die Aufteilung des Bodens.“ (DAHLHEIM)



Führung der Kolonisation übernahm der griechische Adel: ◦ Aus ihm entstammten auch die Oikisten (wurde von der Gemeinde gestellt, die das Schiff stellte) ◦ Auswandernde aus verschiedenen Poleis sammelten sich in den Häfen → Insel Euböa hatte selbst nicht viele Einwohner, aber ihr Know-how bei einer Auswanderung führte dazu, dass sich viele Einwohner anderer Poleis anschlossen ◦ Oikist wurde nach seinem Tod mit heroischen Ehren als Halbgott bestattet (= Heros) ◦ Sorgte für Schiffe, Waffen, Landmesser und die sonstige Ausrüstung



Kolonistenabordnungen wurden vom Oikisten angeführt und vom Schutzgott Apollon (später auch Zeus und Hera) begleitet



die Kolonisten: ◦ Kolonisatoren waren Abenteurer, Händler und Seeräuber → aus unterschiedlichsten Gründen zogen sie in die Ferne ◦ Messenier fuhren nach der Eroberung durch Sparta nach Kleinasien, wo sie es nicht scheuten Gewalt anzuwenden: „Kein Zweifel: Raub und Gewalt prägten viele Kolonistenzüge.“ (DAHLHEIM) ◦ Griechen in Naukratis v.a. durch Handel bewegt → Produkte (v.a. Getreide) aus dem reichen Ägypten wurde in das lebensmittelarme Mutterland verkauft, während nach Ägypten hochwertige landwirtschaftliche Produkte, Waffen und Keramik transportiert wurden



viele Söldner waren auch an der Kolonisation beteiligt, die sich dann in dem Land niederließen (z.B. Ägypten) und bestimmten das Gesicht und die Geschichte der Kolonie; es wirkten auch griechische Söldner im Kampf Ägyptens gegen die Perser mit (525)



Konstitutiver Akt der Stadtgründung war die Errichtung eine gemeinsamen Kultes, gleichmäßige Verteilung des Landes und Errichtung einer gemeinsamen Stadtanlage



erfolgreiche Landnahme führte zur Landaufteilung: ◦ Aufteilung der Grundstücke nach vergleichbarer Größe und Qualität → Los ◦ Durch Verlosung erhielten die Kolonisten das Bürgerrecht der Kolonie ◦ Nach Landteilung sollte niemand an den Eigentumsverhältnissen rütteln dürfen (Gesetz von Lokrern) = ein Beleg für Neid und Missgunst in der Kolonie als Widerspiegelung der Nöte?



politische Institutionen orientierten sich auch an der mutterländischen Polisorganisation, jedoch bleibt auch zu vermuten, dass die neugegründeten Städte einen Einfluss auf die Entwicklung in der Mutterstadt hatten



aber meist Polis als politische Zentrum an einer geographisch bzw. strategisch günsitgen Stelle (Küste, Insel, Flussdelta etc.) gegründet ◦ Gesichtspunkte für den Platz einer Niederlassung: ▪ Wirtschaftliche Bedeutung des Hinterlandes ▪ Qualität des Ackerbodens ▪ Einstellung der Eingeborenen zu den Fremden und auch die Bevölkerungsdichte in dem neuen Gebiet ▪ Geschützte Lage ◦ Verbindung mit den Verkehrswegen



eine Mauer hochgezogen, öffentliche Anlagen gebaut und ein Heiligtum mit einem gemeinsamen Kult installiert



um einen Oikistes-Kult für den adligen Leiter des Unternehmens erweitert, der nach seinem Tode als Heros vereehrt wurde



die adligen Leiter hatten für die religiöse, politische und gesellschaftliche Ordnung in der Apoikie nach der Ankunft zu sorgen



Koloniale Siedlungsgemeinschaft: ◦ Polis verstand sich als Personenverband in Siedlu...


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