Erwartete und unerwartete Folgen der Bildungsexpansion PDF

Title Erwartete und unerwartete Folgen der Bildungsexpansion
Course Erziehungswissenschaft
Institution Universität Bern
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Vorlesung 4: Bildungsungleichheiten trotz oder wegen Bildungsexpansion? (Teil 1) – Theoretische Erklärungen zur Persistenz von Bildungsungleichheit Fragen zu dauerhaften Ungleichheiten von Bildungschancen als unerwartete Folge der Bildungsexpansion 





Sozialer Wandel? o Haben alle Grossgruppen wie etwa soziale Klassen und Schichten in der gleichen Art und Weise an der Bildungsexpansion partizipiert? o Sind beispielsweise die Bildungsdisparitäten zwischen den Sozialschichten in der Weise zurückgegangen, so dass Kinder von Landwirten, Arbeitern und einfachen Angestellten ähnliche Bildungschancen haben wie Kinder aus sozial privilegierten Sozialschichten? Strukturelle Trägheit? o Warum gibt es „dauerhafte“ Bildungsungleichheiten nach sozialer Ungleichheit? o Warum geht die Bildungsexpansion nur mit einem langsamem Abbau von Bildungsungleichheiten einher? Dauerhafte Bildungsungleichheiten? o Absolute Ungleichheiten von Bildungszugängen, Bildungserfolgen und Bildungsabschlüssen nach Gruppen wie etwa Herkunft, Geschlecht, Religion oder Region? o Relative Ungleichheiten von Bildungschancen?

Was verstehen wir nun genau unter dem gesellschaftlichen Problem der sozialen Ungleichheit von Bildungschancen?  Ausgangspunkt: Wie werden knappe Güter und Positionen in einer Gesellschaft verteilt? Wer hat Zugang zu Bildung als essentielle Voraussetzung dafür? o Weiterführende und höhere Bildung als essentielle Voraussetzung zu Beruf,

Einkommen, gesellschaftliches Ansehen, Prestige… 





nicht die Ungleichheit von Bildungsergebnissen, d.h. ungleiche Verteilung von Bildungsabschlüssen zwischen gesellschaftlichen Grossgruppen wie etwa soziale Schichten oder Geschlechtern oder nach Religion und Region o ungleiche Verteilung von Bildungsabschlüssen können durchaus gewollt sein.. (kann ja die freie Entscheidung einer Person sein, einen anderen Abschluss anzustreben/zu erwerben) Forderung nach Chancengleichheit, die sich auf die Aussichten – also Wahrscheinlichkeiten oder eben relative Chancen – bezieht, in bestimmte Bildungslaufbahnen zu gelangen und bestimmte Bildungsabschlüsse erwerben zu können, und zwar unabhängig von askriptiven Merkmalen wie soziale Herkunft (finanzielle Ressourcen des Elternhauses) oder Geschlecht etc. o Gesellschaftlicher/politischer Anspruch: die Förderung von Chancengleichheit: Aussichten, etwas zu erreichen soll nicht von vornherein von leistungsfremden (askriptiven) Merkmalen wie Herkunft, Geschlecht, Religion… abhängen. o Sondern: Der Ausgangspunkt soll sein, dass allen die gleichen Chancen gewährt werden. (steht so in der Verfassung) Gesellschaftlich gerechtfertigte Ungleichheit: Leistungskriterien bestimmen Bildungserfolg, d.h. natürliche Anlagen plus Anstrengung (Meritokratische Prinzipien) – vorausgesetzt die Gleichheit der Startchancen

Meritokratie kann nur gerechtfertigt werden, wenn die Startchancen gleich sind. Sonst werden die bestehenden Ungleichheiten legitimiert. Ungerechtfertigte Chancenungleichheit = Abhängigkeit individueller Lernvoraussetzungen und Lernergebnisse von gesellschaftlich bedingten Voraussetzungen des Elternhauses (sozioökonomische Ressourcen, Bildungsmotivation, Sozialisationsvorteile, etc.) o Haben alle die gleichen Startchancen? wie werden ungleiche Startchancen sich niederschlagen bei Chancen, Erwerb von Bildung… Faire statt formale Chancengleichheit (hat mit «Bildungsgerechtigkeit» nichts zu tun) o Bildungsgerechtigkeit: das handelt davon, ob die Fortsetzung der Bildungslaufbahn und der Erwerb von Bildungsabschlüssen gekoppelt ist mit voreinhergehender Leistung (es wird nicht danach gefragt, wodurch die Leistung begründet ist. o Hier geht es also nicht um Bildungsgerechtigkeit, sondern darum, ob die gleichen Startchancen gegeben werden und wie damit umgegangen wird. o Können die späteren Bildungsabschlüsse schon bei Geburt vorausgesagt werden? o Chancengleichheit: wenn es nicht möglich ist, den Bildungserfolg vorherzusagen, anhand leistungsfremder Kriterien. o





Erklärung der sozialen Ungleichheit von Bildungschancen  Makrosoziologische Erklärung: o Soziale Ungleichheit von Bildungschancen als Folge der sozioökonomischen Ungleichheit in der Gesellschaft o Dauerhaftigkeit der Ungleichheit ausserhalb des Bildungssystems = Dauerhaftigkeit von Bildungsungleichheiten?  Ungleichheit ausserhalb des Bildungssystems: z.b. Einkommen  Konflikttheoretische Erklärung: (auf Gruppenebene angesiedelt) o Bildungsungleichheiten als Folgen der Interessen von sozialen Eliten und ihrem strategischem Handeln? o Konstruktion des Bildungssystems zur Aufrechterhaltung von Bildungsungleichheiten?  Sicherstellung von bereits vorhandenen Privilegien  Bildung wird verwendet, um genau diese Interessen zu verfolgen: durch Ungleichheit im Bildungssystem werden auch Ungleichheiten ausserhalb des Bildungssystems reproduziert  Mikrosoziologische Erklärung: o Soziale Ungleichheit von Bildungschancen als aggregierte Folge des individuellen Bildungsverhaltens? o Konstanz der Mechanismen des Bildungsverhaltens = Konstanz von Bildungsungleichheiten?  Das Bildungsverhalten zwischen den Gruppen hat sich nicht verändert oder die dahinter basierenden Mechanismen von Bildungsverhalten sind über die Zeit hinweg konstant geblieben Erklärung von Bildungsungleichheiten als gesellschaftlich bedingte Tatsachen  Makrosoziologisch  Gesamtgesellschaftliche Perspektive (Makroebene der Gesellschaft) o Bildungsungleichheiten – Entstehung und Wandel von Ausprägung, Ausmass und Legitimität (Sozialintegration) o Gesellschaftliche Folgen von Bildungsungleichheiten für (korporative) Akteure, Märkte und Institutionen (Systemintegration)  Z.b. zu wenige qualifizierte Arbeiter*innen wegen Bildungsungleichheiten

Ungleichheiten, die nicht legitimiert werden können, führen dazu, dass Gesellschaften umgestürzt werden. Institutionelle Ebene (Mesoebene der Institutionen und Organisationen) o Struktur und Funktion des Bildungssystems: systembedingte Ungleichheiten über Stratifizierung, Segmentierung und Selektion  Stratifizierung: Schichtenbildung o Bildungsungleichheit als unbeabsichtigte und beabsichtigte Folgen? Individuelle Ebene (Mikroebene der Individuen und Referenzgruppen) o Bildungsungleichheit als aggregierte Folge individueller Bildungsentscheidungen, d.h. bildungsbezogenes Verhalten und Handeln (Prozesse und Mechanismen) o Bildungsungleichheit als Folge individueller Opportunität und Restriktion (Fähigkeiten und Möglichkeiten)  Bildungsungleichheiten zwischen Gruppen sind auch eine Folge ungleicher Gelegenheiten und Restriktionen 





Dauerhafte Bildungsungleichheiten als unerwartete Folge der Bildungsexpansion? (Ursachen, Folgen und Bewertungen auf unterschiedlichen gesellschaftlichen Ebenen der soziologischen Analyse) (Gibt Theorien die, die Bildungsexpansion für Erklärung brauchen und andere den Umweg benutzen)  Es gibt eine Korrelation zwischen der Bildungsexpansion und den Bildungsungleichheiten  Wie wirkt sich die Bildungsexpansion auf die subjektive Wahrnehmung der Individuen aus?  Welche Bildungswege/-möglichkeiten wählen sie und welche Folgen hat diese Entscheidung? 

Makroebene (Strukturen, Institutionen)



Mesoebene (Organisationen, Gruppen)



Mikroebene (Individuum, Interaktion)

Prozesse auf der Makroebene: die Rolle der Ungleichheit ausserhalb des Bildungssystems Ausmaß und Wandel der sozialen Ungleichheit für Geburtskohorten – Variationskoeffizienten für Herkunftsstatus (Quelle: Becker 2006) Entwicklung der Ungleichheit anhand der sozioökonomischen Ressourcen des Elternhauses geordnet nach Jahreszahlen der Eltern:  Keine lineare Entwicklung der Ungleichheiten, weil auch die wirtschaftlichen Entwicklungen sehr wechselhaft gewesen sind  Ungleichheiten nehmen erstmals ab  Dann nach den wirtschaftlichen Rezensionen in den 60-70er Jahre nehmen Ungleichheiten wieder zu

Bildungschancen in Abhängigkeit vom Ausmaß sozialer Ungleichheit zwischen Sozialschichten (relative Chancen = OR; Referenzkategorie: Hauptschule = niedrige Bildung)     

Wie wirkt sich SÖS auf soz. Ungleichheiten aus? Ausmass der Sozialökonomische Ungleichheiten: positiver Einfluss auf mittlere Reife und Abitur Zusammenhang von wirtschaftlichen Ungleichheiten in Elternhäuser und Ungleichheit im Bildungserwerb /Bildungsabschlüssen (wir sehen das nicht im Aggregat, sondern der Umweg muss über die Mikroebenen-Akteure gehen Finanzielle Mittel und die Umgebung wo Kinder aufwachsen, sind von hoher Bedeutung Dort wo hohe gesellschaftliche Ungleichheit existieren, da existieren auch grosse Ungleichheiten in Bildungssystem

Makrosoziologische Erklärung  Ausmass und Struktur der sozialen Ungleichheit in der Gesellschaft = Folgewirkung auf Ausmass und Struktur der Bildungsungleichheiten  Modernisierungstheorie (Donald Treiman 1970): o Funktionale Erfordernisse der Industrieproduktion (insbesondere die Bildungsintensität des technischen Fortschritts), aufkommende postindustrielle Gesellschaft & zunehmender internationaler wirtschaftlicher Konkurrenzdruck o Steigende Nachfrage nach Qualifikationen durch Arbeitgeber o Ausbau des Bildungssystems o Steigende Nachfrage nach Bildung in der Bevölkerung  Mehr Bildungsgelegenheit und mehr Nachfrage auf Seite der Bevölkerung.  Rückgang des Zugangs zu (höherer) Bildung und Erwerb von Bildungszertifikaten von sozialer Herkunft oder vom Geschlecht

 



 Sondern nach zuvor Erworbenen Bildung Funktionalistische Perspektive (Kingsley Davis & Wilbert E. Moore, 1964): Ablösung der ‚sponsored mobility‘ (qua Geburt) durch ‚contest mobility‘ (qua Wettbewerb der Begabungen und Anstrengungen) o Die Rekrutierungsstrategien in modernen Gesellschaften haben sich gewandelt. o Individuen werden für verantwortungsvolle Qualifikationen nicht mehr qua Geburt, sondern durch Begabungen und Anstrengungen ausgewählt Bildungsbasierte Meritokratie: Abbau herkunftsbedingter Ungleichheiten im Bildungssystem und Arbeitsmarkt

Zunehmende „Meritokratisierung“ durch mehr Bildung und moderneres Bildungssystem?   

Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungserwerb schwächt über Zeit hinweg ab Zusammenhang zwischen Bildungserwerb und Klassenposition auf Arbeitsmarkt nimmt zu Zusammenhang von sozialer Herkunft und Klassenlage verschwindet

Erklärung auf Gruppen- und Organisationsebene: Konflikttheoretische Erklärung (Pierre Bourdieu & Jean-Claude Passeron, 1971) Baut auf Beobachtungen von Max Weber auf (Zusammenhang von sozialer Herkunft und Bildung in DE am stärksten)  Interesse dominanter sozialer Statusgruppen o Sicherung ihrer Privilegien (auch im Zuge der Bildungsexpansion und sozialer Aufstiege)  Soziale Schliessung des Bildungssystems als Strategie o Aufrechterhaltung der sozialen Ungleichheit von Bildungs- und Arbeitsmarktchancen o Verwehrung des Zutritts zu sozial exklusiven Bildungsbereichen und folglich prestigeträchtigen gesellschaftlichen Positionen  Soziale Aufsteiger sollten gedeckelt werden  Steuerung der Bildungspolitik als Strategie o Anhebung der Hürden im Bildungssystem durch Kosten und Aufwand o Anhebung von Leistungsanforderungen für den Zugang zu höherer Bildung bzw. den Erwerb von Bildungspatenten  weitere Hürden, um sozialen Aufsteiger den Aufstieg zu verwehren. o Schaffung neuer, exklusiver Ausbildungsmöglichkeiten  Mit Scharfer Prüfung und hohen Kosten o Definition neuer Bildungspatente  Alte Patente und Aufstiege entwerten  (EMI – effectively maintained inequality, Lucas 2001)  Ausweichen auf exklusive Bildungsinstitutionen und -inhalte o mit enormen Kosten und Aufwand verbunden

Strukturkongruenz der Ungleichheitsordnungen: Reproduktion sozialer Ungleichheit durch Bildung und Beruf, durch Interessen sozial privilegierter Gruppen (Becker, 2017 nach Lutz, 1983)  wie werden die sozialen Ungleichheiten wieder reproduziert?  Die soziale Schichtung beeinflusst die Bildung, dieses wiederum beeinflusst die Position im Arbeitsmarkt und das wiederum beeinflusst wiederum wieder die sozialen Schichten  Die sozialen Schichten beeinflussen auch direkt die Position im Arbeitsmarkt.

Strategien für soziale Distinktion durch Bildung (Konflikt zwischen privilegierten & aufsteigenden Gruppen) Ergänzungen an konflikt-theoretischer Sicht. Jedoch Handlungstheoretische Komponente (Verteidigung soz., politischer und ökonomischer Privilegien) aus Blickwinkel verloren = Problematik  



Bourdieu (1983): Rolle von Kapitalstöcken (jahresdurchschnittliches Bruttoanlagevermögen einer Volkswirtschaft) für Reproduktion sozialer Ungleichheit Ressourcen für die Absicherung von Privilegien (gegenüber sozialen Aufsteigern)  Ökonomisches Kapital = Finanzmittel  Soziales Kapital = soziale Beziehungen (Netzwerke: Andere für Absicherung von Privilegien mobilisieren)  Kulturelles Kapital (Bilder, Musik etc.) a) Kulturgüter (objektiviertes kulturelles Kapital) b) Habitus (inkorporiertes kulturelles Kapital) I. Habitus: Art und Weise wie man Leben führt; was man verinnerlicht hat II. Ist dann evt. für einige Kinder normaler in dieser oberen Schicht als für die anderen… c) Bildungstitel (institutionalisiertes kulturelles Kapital) Konvertierung der Kapitalien ineinander für Zielerreichung und Nutzung des Bildungssystems (Institution der Mittel- und Oberschichten)  Diese Kapitalstücke können konvertiert werden, d.h. mit ökonomischen Kapitalen kann man die anderen Kapitale kaufen oder mit kulturellem Kapital, ökonomisches Kapital erwerbt werden.   um bestimmte Ziele zu verfolgen (auch in der Bildung).

Ablenkungswirkung des Bildungssystems: Rahmenbedingungen, Möglichkeiten und Grenzen des Bildungsangebots Zu der konflikt-theoretischen Perspektive wird Bildungssystem angeführt: Bordieu und Passeron sehen Bildungssystem als eine Institution für Mittel- und Oberschichte an -> sind auch so aufgebaut.  Hochgradige Stratifizierung (=Schichtenbildung der Gesellschaft) o Überwindung mehrerer Bildungsübergänge o Erwerb der Studienberechtigung für Zugang zu tertiärer Bildung  Hochgradige Differenzierung o Es werden viele Bildungsgänge eingerichtet: das soll dazu führen, soziale Aufsteiger*innen abzulenken o Schmales vs. breites Angebot weiterführender Bildungswege an Übergangspunkten

Zeitpunkt & Modus von „Tracking within & between schools“ – „Ability grouping“  Tracking within: auf Grund Leistung unterschiedlicher Kurse und Klassen geführt (Leistungsgruppen) wahrscheinlich z.b. Aufteilung in Sek und Realschule  Tracking between: sek ohne Selektion, Prägymnasium… Unterschiede zwischen den Bildugnsinstitutionen? Hochgradige Segmentierung o Begrenzte Möglichkeiten für Nachholen von Bildungsabschlüssen o Rigidität des direkten Wegs zu höherer Bildung  Rigidität: Unbeweglichkeit/geringe Umstellungsbereitschaft… o Können Schullaufbahnen gewechselt werden? Können Schulabschlüsse nachgeholt werden? Breites Angebot nicht-akademischer Berufsausbildung o Problem der Verdrängung durch Studienberechtigte  Das Angebot soll ablenken von der akademischen Linie o Problem der gestiegenen Selektivität o





Bildungstrichter in der Schweiz: Bildungsübergänge in der Schweiz nach sozialer Herkunft – Soziale Ungleichheit von Bildungschancen im Bildungsverlauf der Geburtskohorte 1985 (Abstromprozente)     

In CH: Bildungstrichter Deutliche Ungleichverteilung nach Bildungsniveau der Eltern  deutliche Ungleichheiten im Bildungssystem mehr als 2/3 schaffen es von der Sekundarstufe aufs Gymnasium  das ist deutlich ungleich verteilt nach sozialer Herkunft

Soziologische Tiefenerklärung auf Mikro-Ebene: Heuristisches Modell für Genese und Dauerhaftigkeit von sozialer Ungleichheit der Bildungschancen

Individual Ebene

Mikrosoziologische Erklärung: Problem der Kontexthypothese und Transformationshypothese 

Es ist schwierig, eine Bildung mit anderen Ebenen zu schaffen, dazu braucht es Kontexthypothese o Müssen verstehen, wie sich Struktur, Dynamik und Signale der Bildungsexpansion auf die subjektive Wahrnehmung von Individuen und Elternhäuser auswirkt  wir brauchen eine Theorie dazu o Es braucht auch eine Theorie, die die Vielzahl der Einzelentscheidungen des Handels transformiert in das zu erklärende Phänomen der dauerhaften Bildungsungleichheiten W o h lf a h r ts s ta a t u n d S c h u lp f lic h t, M a rk tw irtsc h a ft u n d s o z ia le S c h ic h tu n g

Kontexthypothese

B ild u n g s w e s e n und B ild u n g s a n g e b o t

P e r s is te n z d e r s c h ic h ts p e z if is c h e n B ild u n g s u n g le ic h h e it

S c h u lla u f b ah n en

Q u a lifiz ie ru n g und S e le k tio n

Transformationshypothese

S c h u lle is tu n g

Definition der Situation →

S c h ic h tz u g e h ö r ig k e it u n d S o z ia lis a tio n

B ild u n g s a b s ic h t

B ild u n g s ü b erg an g

← soziales Handeln

Evaluation → Entscheidung

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Strukturell-individualistischer Erklärungsansatz nach Boudon (1974) 





Unterscheidung von primären und sekundären Herkunftseffekten (Boudon 1974) o Primäre Effekte sozialer Herkunft: Zusammenhang von sozialer Herkunft (Klassenlage/Bildungsniveau von Eltern) und schulischen Leistungen und darauf basierenden Bildungserfolgen o Sekundäre Effekte sozialer Herkunft: Zusammenhang von sozialer Herkunft und Bildungsentscheidungen im Lebenslauf (bei gegebener Leistung) Ziel der Bildungsentscheidung: o (intergenerationaler) Statuserhalt (Geld, Ansehen und Macht) über Bildung und Beruf als Mittel zum Zweck (Vermeiden des sozialen Abstieges)  Kinder sollen es nicht schlechter haben, also mindestens das erreichen, was Eltern erreichten.  Bildungsentscheidung basieren auf dem Prinzip der Risikoaversion: Abstiege sollen vermieden werden Begründung: o Theorie sozialer Produktionsfunktion (Lindenberg 1989): Streben nach physischer Integrität (Einkommen) und sozialer Anerkennung (Prestige)

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Statuserhalt (Status position theory: Keller& Zavalloni 1969) und Vermeiden von Verlusten (Prospect theory: Tversky & Kahneman 1989)  Alle Entscheidungen und Haltungen basieren darauf. Thomas-Theorem (Thomas & Swaine 1928; Thomas & Znaniecki 1958)  Erklärung von Gruppenunterschieden: Das was Menschen als real halten, hat auch reale Konsequenzen. Sozial-kognitive Lerntheorie (Bandura 2001)

Modell für die Entstehung und Reproduktion von sozialer Ungleichheit der Bildungschancen nach Boudon (1974) (Becker (Hg.), 2009: Lehrbuch der Bildungssoziologie, S. 109) o Argumentation von Boudon zusammengefasst. o Können Herkunftseffekte beeinflussen. o Je mehr Angebote und je komplexer das System, desto stärker wiegen die Herkunftseffekte. o Investitionskosten: hat wieder mit den sekundären Herkunftseffekten zu tun o Opportunitätskosten: wenn ich eine niedrige Bildung mache, welcher Nutzen (der höheren Bildung) entgeht mir? o Transaktionskosten: überprüfen müssen ob schule gehen, aufgaben machen etc. Wir gehen aus von der sozialen Herkunft. Eine bestimmte Art und Weise der Erziehung führt zu unterschiedlichem Aufwachsen/Entwicklung von kognitiven Fähigkeiten etc. o --> das begründet die primären Herkunftseffekte o Opportunitätskosten sind sehr hoch, für diejenigen, die über wenig Geld verfügen. (Für die macht dann vielleicht eine Lehre mehr Sinn, weil sie ja dann was verdienen würden.) o Zusätzlich zu den Kosten gibt es auch noch die Renditen. Die Renditen und die Kosten zusammen machen dann den sekundären Herkunftseffekt aus. Zusammenspiel sekundärer und primären Herkunftseffekte machen dann die soziale Ungleichheit von Bildungschancen aus. o o

Theoretische Formalisierung nach Erikson & Jonsson (1996) bzw. Breen & Goldthorpe (1997)  Entscheidung für niedrige Bildung N oder für höhere Bildung H in Abhängigkeit der erwarteten Nettonutzen der Ausbildung...


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