Grundformen Pädagogischen Handelns - für Studierende PDF

Title Grundformen Pädagogischen Handelns - für Studierende
Course Erziehung, Bildung, Sozialisation
Institution Duale Hochschule Baden-Württemberg
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Päd. Handeln...


Description

Pädagogsiches Handeln

Pädagogsiches Handeln

9. Pädagogisches Handeln Inhalt

9.1. Grundlagen

9. Pädagogisches Handeln........................................................................ 2

Bei dem pädagogischen Handeln geht es darum, dem Subjekt auf dem Weg zu Autonomie und Sozialität zu helfen. Das Handeln ist dabei eine aktive Tätigkeit, die verschiedene Merkmale aufweist (Bernhard 2014, S. 91):

9.1. Grundlagen ................................................................................... 2 9.2. Grundformen pädagogischen Handelns (Giesecke)........................ 4 9.2.1. Unterrichten........................................................................... 4 9.2.2. Informieren ............................................................................ 5 9.2.3. Beraten .................................................................................. 6 9.2.4. Arrangieren ............................................................................ 6 9.2.5. Animieren .............................................................................. 7 9.3. Grundformen nach Flitner ............................................................. 9 9.3.1. Behüten ................................................................................. 9 9.3.2. Gegenwirken - Mitwirken ..................................................... 12 9.3.3. Unterstützen – Verstehen – Ermutigen ................................. 14 9.3.4. Spannungsfeld Behütung – Vernachlässigung (TODO)........... 15

1. Handeln ist eine aktive, absichtsvolle und zielgerichtete Tätigkeit. Das Handeln passiert nicht zufällig, sondern der Handelnde ist sich seiner Tätigkeiten bewusst. 2. Das pädagogische Handeln hat eine soziale Natur und ist immer auf Menschen bezogen. 3. Pädagogisches Handeln geht von einem grundlegenden Gefälle zwischen den handelnden Personen aus. Das Gefälle kann sich auf Erfahrung, Wissen oder Erkenntnis beziehen. 4. Der pädagogische Umgang zielt darauf, den Menschen zu Mündigkeit zu helfen. Dabei kann es um den Aufbau von Mündigkeit gehen oder darum, die Mündigkeit zu sichern oder herzustellen. So gesehen ist es Ziel des pädagogischen Handelns, sich letztlich überflüssig zu machen.

9.4.2. Repräsentatives Zeigen......................................................... 17

5. Pädagogisches Handeln setzt Reflexion über Erziehungs- und Bildungsprozesse voraus. Sie unterscheidet sich von zufälligem Handeln dadurch, dass der pädagogisch Handelnde zum Alltagshandeln in Distanz tritt und dieses durchdenkt.

9.4.3. Direktives Zeigen .................................................................. 18

Merkmale pädagogischen Handelns

9.4. Zeigen als Grundform (Prange/Strobel-Eisele) ............................. 16 9.4.1. Ostensives Zeigen ................................................................. 16

9.4.4. Reaktives Zeigen................................................................... 19

ZielSozialer gerichtete Charakter Tätigkeit

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Gefälle zwischen Personen

Ziel der Mündigkeit

Reflexion

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Pädagogsiches Handeln

Pädagogsiches Handeln Je nach Systematik wird das Handeln in verschiedene Grundformen unterteilt. Diese Grundformen stellen gewissermaßen „Schubladen“ dar, in die verschiedenartige Handlungen eingeordnet und kategorisiert werden können. Die Systematiken unterscheiden sich teilweise deutlich. Im Einzelfall ist nicht immer deutlich, in welche Kategorie die jeweilige Handlung eingeordnet wird. So kann ein Angebot mit Kindern nach Giesecke sowohl Aspekte des Unterrichtens, des Informierens oder des Animierens enthalten. Nach Flitner kann das gleiche Angebot sowohl zum Behüten zählen, als auch Eigenaktivitäten des Kindes verstehend unterstützen. In der Praxis ist eine Handlung also teilweise mehreren Grundformen zugeordnet. Dennoch geben diese Grundformen die Vielfalt pädagogischen Handelns gut wieder. Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über einige Systematiken.

    

Giesecke

Flitner

Unterrichten Informieren Beraten Arrangieren Animieren

 Behüten  Gegenwirken -Mitwirken  Unterstützen -Verstehen

Prange/StrobelEisele  Ostensives Zeigen  Repräsentatives Zeigen  Direktives Zeigen  Reaktives Zeigen

Bernhard     

Erziehen Bilden Lehren Beraten Erziehungsund Bildungsräume gestalten

Im Folgenden werden exemplarisch die Systematiken nach Giesecke, Flitner und Prange/Strobel-Eisele vorgestellt. Bei den ersten beiden Systematiken handelt es sich um etablierte Darstellungen aus den 1980er Jahren. Das etwas ältere Datum macht sich teilweise bei den Ausführungen zum Medienumgang bemerkbar. Die letzte Systematik ist neueren Datums.

9.2. Grundformen pädagogischen Handelns (Giesecke) Gieseck (1987) unterscheidet die Handlungsformen: 1. 2. 3. 4. 5.

Unterrichten Informieren Beraten Arrangieren Animieren

9.2.1. Unterrichten Unterrichten hat „immer“ zum Ziel, „komplexe Sachzusammenhänge in einem längeren Argumentationsprozess anderen zu erklären“ (Giesecke 1987, S. 68). Dabei treten Unterrichtende in Distanz zu Alltagsproblemen. Sie werden abstrahiert, verallgemeinert und analytisch betrachtet. Da das Unterrichten nicht auf das konkret vor Augen liegende gerichtet ist, kann der Unterricht langfristig und systematisch aufgebaut werden. Er ist nicht von zufälligen Ereignissen abhängig, die dann analysiert werden, sondern der Unterrichtsgegenstand ist in Vorstellungen vorhanden und als solcher durchdacht. Pädagogische Handlungssituationen, in denen Unterricht stattfinden sind etwa Schule, Hochschule oder Bildungsangebote in anderen Einrichtungen. Wichtig für Unterrichtende ist, dass sie     

Selbst etwas vom Thema verstehen Passende Darstellungsformen wählen Eine Auswahl der Inhalte treffen und somit Ziele festlegen Eine systematische, logische Struktur schaffen Angemessene methodische Inszenierungen wählen

Beim Unterrichten arbeiten die Akteure mit der Vorstellung, dass der unterrichtende Gegenstand objektiv gegeben ist. Sie streben an, diesen richtig und wahr darzustellen (ebd., S. 72).

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Pädagogsiches Handeln

Pädagogsiches Handeln

Methodische Inszenierungen wählen

Systematische, logische Struktur schaffen

Inhalte und Ziele festlegen

Darstellungsformen passend wählen

Thema verstehen

Förderliche Merkmale und Tätigkeiten Unterrichtender

nach Giesecke (1987)

9.2.2. Informieren Informieren unterscheidet sich vom Unterrichten durch seinen Bezug auf die aktuelle Lebenssituation (ebd., S. 73). Informationen helfen dabei, sich in einer gegebenen Situation angemessen verhalten zu können, sie geben somit Handlungssicherheit. Informiert werden kann auch in anderen pädagogischen Handlungssituationen. So können akut auftretende Verständnisfragen geklärt werden, um weiteren Unterricht zu ermöglichen oder Informationen während einer Klassenfahrt gegeben werden. Grundsätzlich gilt, dass mehr Informationen gebraucht werden, je weniger „ein pädagogisches Feld vorstrukturiert ist“ (ebd.). Anzumerken ist auch, dass es sich beim Informieren um eine ergänzende pädagogische Handlung handelt, die anderen Handlungsformen unterstützt. Beim Informieren ist zunächst zu diagnostizieren, welche Informationen die Beteiligten wünschen, diese dann einfach und präzise zu geben und schließlich zu überprüfen, ob die Information angekommen ist (ebd., S. 74f.).

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9.2.3. Beraten Beraten findet in einem Dialog mit Ratsuchenden statt. Ratsuchende haben ein Problem mit einer unmittelbaren Lebenssituation. Dabei definieren sie selbst das Problem und das Ziel der Beratung. Es geht darum, das Problem „subjektiv zufriedenstellend“ zu lösen (ebd., S. 77). Voraussetzung ist das Bedürfnis des zu-Beratenden, der sich beraten lassen möchte. Beratungsfelder sind z.B. Elterngespräche, Erziehungsberatung oder auch eine informelle kollegiale Beratung oder Alltagsgespräche. Beim Beraten wird zunächst eine Diagnose gestellt, an welchem Punkt die Beratung ansetzen soll. Diese Diagnose ermöglicht die genauere Festlegung des Ziels, das in der Beratung verfolgt wird. Der Erfolgsmaßstab der Beratung ist der Ratsuchende, der sich „mit der Lösung seines Problems zufrieden erklärt“ (ebd., 78). Ratgebende selbst brauchen ein fundiertes Wissen und Erfahrungen über den Gegenstand der Beratung, sind aber nicht verantwortlich für das Resultat. Ratsuchende tragen selbst die Verantwortung, Rat anzunehmen oder nicht, das Ergebnis ist grundsätzlich offen. Insofern wird auch die Nichtbeachtung eines Ratschlags nicht sanktioniert.

9.2.4. Arrangieren Arrangieren bedeutet, dass wirtschaftliche, technische und materielle Bedingungen einer Lernsituation hergestellt werden. Lernziele können dabei sehr ausdetailliert oder offen angelegt sein. Die Zielsetzungen des Arrangements können vielfältig sein: 

Soziale Bedingungen werden arrangiert, um ein Zusammenleben, z.B. in einer Schulklasse oder einem Ferienlager, zu ermöglichen. Auch institutionell können diese Bedingungen arrangiert werden, wenn Lehrpersonal, Räume, Lehrplan oder ein Zeitplan als Grundarrangement vorgegeben werden (ebd., S. 86).

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Pädagogsiches Handeln

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Methodische Mittel werden arrangiert, um bestimmte Ziele zu erreichen. So können z.B. Tischgruppen für Gruppenarbeiten arrangiert werden, um den Lernprozess zu unterstützen.



Offene Situationen können arrangiert werden, wenn Veranstaltungen angesetzt werden, bei denen zwar bestimmte Themen vorgegeben sind, die Ziele aber von den Partnern verhandelt werden können. So kann ein Referent für ein Thema gesucht werden, der mit seinen Partnern Ziele aushandelt.



Emotionale Gestimmtheit wird anvisiert, wenn ein bestimmtes Klima geschaffen wird, das den pädagogischen Prozess unterstützt. So kann ein Beratungszimmer z.B. Sachlichkeit, Vertrauen oder Ruhe ausstrahlen.



Verbesserung, Erweiterung, Differenzierung dessen, was Menschen ohnehin tun



Ausprobieren von etwas, das Menschen nicht schon tun, aber ausprobieren sollten



Eigenaktivität fördern und passivem Konsumieren entgegenwirken, damit sich überhaupt Fähigkeiten weiterentwickeln

Giesecke grenzt den Begriff Animation von dem Begriff Motivation ab und macht deutlich, dass es bei dem Animieren stärker um ein pragmatisches „Probieren und Korrigieren“ geht (ebd., S. 95). Was animierend wirkt, hängt stark von den Persönlichkeiten der Beteiligten ab. Sowohl die Motive von zu-Animierenden, als auch pädagogische Handelnde unterscheiden sich.

Es wird deutlich, dass Arrangements technisch verstanden werden können, aber auch darüber hinausgehen können.

Übersicht der Handlungsformen nach Giesecke Emotionale Gestimmtheit

Offene Situationen

Methodische Mittel

Soziale Bedingungen

Bereiche des Arrangierens

nach Giesecke (1987)

9.2.5. Animieren Animieren ist der „Versuch, andere dazu zu bewegen, in einer gegebenen Situation mögliche Lernchancen auch zu nutzen“ (Giesecke 1987, S. 91). Es geht um eine Anregung von Lernprozessen, die inganggesetzt werden. Für das Animieren gibt es folgende Ansatzpunkte:

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Unterrichten

Alltagsprobleme aus der Distanz betrachten und komplexe Sachverhalte erklären

Informieren

Unterstützt andere pädagogische Handlungsformen, indem Fragen beantwortet werden, die sich in der Situation ergeben (könnten)

Beraten

Lernziele von Ratsuchenden verfolgen, denen es freisteht, einen Rat anzunehmen oder nicht

Arrangieren

Bedingungen herstellen, die Lernsitua tionen ermöglichen

Animieren

Andere bewegen, um Lernchancen zu nutzen

Grundformen pädagogischen Handelns nach Giesecke 1987

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Pädagogsiches Handeln

Pädagogsiches Handeln

können Gefühle kontrollieren, zulassen und zurückhalten. Durch diese emotionale Stabilität ist es ihnen möglich, Schutzbedürftigen Sicherheit zu geben. Ist diese Sicherheit vorhanden, ist das Erforschen der Welt möglich. Das Kind kann auf dieser Basis die Welt entdecken und weiß, dass es zur sicheren Basis zurückkehren kann1. Das Kind erfährt die Gewissheit, dass „mindestens ein Mensch für es einsteht und es bedingungslos akzeptiert“ (ebd., S. 93). Die Zuwendung Erziehender hängt nicht von dem Verhalten des Kindes ab. Bleibt das Behüten aus, wird das Schutzverlangen des Kindes „übermächtig“, es bleibt unfrei und konzentriert sich auf seine Ängste (ebd., S. 87). Ein Entdecken der Welt ist kaum mehr möglich. Das Kind kann mit eigenen Gefühlen schlecht umgehen, Probleme im Alltag nur bedingt bewältigen und ist, aufgrund seiner mangelnden Weltzuwendung, kognitiv beeinträchtigt. Durch das mangelnde Selbstvertrauen fällt es ihm schwer, weitere Schritte in die Selbständigkeit zu gehen. Die Gründe, warum Erziehende Kindern diese Zuwendung versagen, können vielfältig sein.

9.3. Grundformen nach Flitner Flitner (2009) untergliedert pädagogisches Handeln in drei Kategorien: 1. Behüten – Auswählen der Lebenswelt 2. Gegenwirken – Mitwirken 3. Unterstützen – Verstehen – Ermutigen 9.3.1. Behüten Behüten hat für Flitner eine doppelte Bedeutung. Zum einen geht es um das Verständnis des Kindes. Der Erwachsene fühlt sich in die Welt des Kindes ein und ist in der Lage zu verstehen, wie das Kind Einflüsse verarbeitet. Zum anderen geht es darum, auf diese Verarbeitungsfähigkeiten des Kindes Rücksicht zu nehmen (Flitner 2009, S. 84). Behüten heißt (1) verstehen, wie Kinder die Welt verarbeiten und (2) Rücksicht darauf zu nehmen.



Bei dem Behüten geht es darum, Kindern „Erlebnisse und Eindrücke zu ersparen, mit denen sie nicht fertig werden können“ (ebd.). Diese Erlebnisse können Kinder überfordern oder ihnen Angst machen. Um sie zu bewahren, wählen Erziehende Teilbereiche der Welt aus, mit denen die Kinder konfrontiert werden. Während Kinder in vergangenen Zeiten mit Tod, Hinrichtungen, Krieg und der Sexualität ihrer Eltern konfrontiert wurden, hat sich mittlerweile die Überzeugung durchgesetzt, dass Kinder einen Schutz- und Schonraum brauchen. Flitner unterscheidet verschiedene Bereiche des Behütens: 

Psychische Sicherheit. Dabei geht es darum, dem Kind emotionale Sicherheit zu geben. Dazu ist es notwendige, dass Erziehende mit ihren eigenen Gefühlen umgehen können (ebd., S. 87). Sie

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Lebensräume. Flitner führt aus, dass ein Kind auch physische Räume der Erkundung und Betätigung benötigt, um die Welt zu erfahren. Kinder brauchen Schutz vor äußeren Gefahren, wie z.B. dem Autoverkehr (ebd., S. 89). Dabei ist es wichtig, dass diese Lebensräume genügend Erkundungs- und Betätigungswert bieten. Das gesteigerte Sicherheitsbedürfnis hat dazu geführt, dass Spielräume heute stark beschränkt werden. Eingeschränkte Erkundungsräume, genormte Spielplätze und abgegrenzte Orte nehmen Kindern die reiche Erfahrung, die sie machen könnten. Für Erziehende gilt es nun, Orte zu finden, in denen Kinder Freiheit sicher erleben können. Sie machen sich auf die Suche nach Spielplätzen, Freunden, andere Familien, in denen die Kinder sich bewegen und ihren Lebensraum erweitern können.

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Der Zusammenhang zwischen emotionaler Sicherheit und Explorationsverhalten wird in der Bindungstheorie vertieft.

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Pädagogsiches Handeln Dabei geht es nicht um die künstliche Konstruktion einer Umgebung, aber um ein selektieren und Auswählen der Lebenswelt. Die Umgebung soll „nicht in ihrer ganzen Härte auf das Kind einhämmern (ebd., S. 93). 

Geistige Umwelt. Kinder sind verschiedenen Einflüssen ausgesetzt, die ihr Denken beeinträchtigen. Verschiedene gesellschaftliche Einflüsse, zu denen auch der Einfluss der Medien gehört, vermitteln ihnen Werte und Normen, Statusdenken oder eine bestimmte Einstellung zu materiellen Gütern. Flitner beschreibt eine „geistige Umweltverschmutzung“ in seiner Zeit durch „Konsumismus“, der „öffentlichen Zerstörung der Scham“ und dem „Angebot der Medien- und Warenhauskultur“ (ebd., S. 94). Dabei ist es wichtig, den Kindern ein reflektiertes und distanziertes Verhältnis zu diesen Einflüssen zu vermitteln2. Behüten bedeutet für Erziehende, Medien gezielt auszuwählen und passend einzusetzen. Sie sind sich der Einflüsse bewusst. Durch die vereinfachte Handhabung z.B. von Tablets, werden Medien heute früher als Entlastungstechnik von Erziehenden eingesetzt, was die Notwendigkeit einer gezielten Auswahl umso dringender macht.

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Die Medienwelt, die Flitner vor Augen hat, unterscheidet sich deutlich von unserer Medienwelt. Während Flitner sich noch mit Walkman und mit Sendungen und deren Einschaltquoten befasst (Flitner 2009, S. 91f.), basiert heute ein großer Teil des Medienkonsums auf dem Internet und damit verbundenen Diensten. Der Konsum von Kindern und Jugendlichen unterscheidet sich von Flitner vorgestellten Medienwelt durch eine größere Heterogenität und ein höheres Maß an Selbststeuerung der Nutzer. Aus diesem Grund bleibt offen, ob die heutige Medienwelt aus seiner Sicht auf gleiche Weise als Instrument zur „Auslöschung der Persönlichkeit“ und zur „Konformisierung des Individuums“ gesehen wird (ebd., S.90).

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Pädagogsiches Handeln

Bereiche des Behütens Psychische Sicherheit Bedingungslose Annahme und Zuwendung

Lebensräume

Geistige Umwelt

Schutz vor physischer Gefahr

Schutz vor Einflüssen, die das Denken beeinflussen (z.B. vor Konsumanregung, Meinungsmanipulation, Gewalt- und Sexualdarstellulungen)

Bereiche des Behütens nach Flitner 2009

9.3.2. Gegenwirken - Mitwirken Gegenwirken – Mitwirken bedeutet für Flitner eine Lenkung des Kindes in eine gewünschte Richtung. Diese Lenkung ergibt sich aus den Erziehungszielen Erziehender (siehe Kap. XXErziehungszieleXXX). Gegen Einflüsse und Entwicklungen, die für schädlich gehalten werden, werden Maßnahmen eingeleitet, während positiv bewertete Einflüsse gefördert werden. Gegenwirkung bedeutet: Widerstand der Erziehenden gegen Einflüsse, die sie für schädlich halten und gegen Neigungen des Kindes, sich diesen zu überlassen oder sich nötigen Anforderungen zu entziehen.

Die Lenkung des Kindes durch Gegenwirkung und Mitwirkung ist nötig, um in einer Gesellschaft gemeinsames Wissen oder sprachlich-kognitive Verständigung zu ermöglichen. Ohne solche geteilten Kulturbestände ist eine moderne Gesellschaft nicht denkbar (Flitner 2009, S. 100).

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Pädagogsiches Handeln Die Notwendigkeit von Gegenwirkung wird teilweise bestritten, wenn davon ausgegangen wird, dass es ausreiche, an natürlicher Neugier, Erfahrungen und Bedürfnissen der Kinder anzuknüpfen (ebd., S. 101). Gesellschaftliche Institutionen, wie z.B. die Schule, sollten demnach der Selbstentfaltung dienen. Allerdings ist festzuhalten, dass Erziehung sich nicht darauf beschränken kann, sondern sie muss „Anforderungen des Lernens, der Kultur und der Gesellschaft“ wahrnehmen und sie dem Kind vermitteln (ebd., S. 102). Auch fehlt dem Kind eine langfristige Perspektive. Es kann die Auswirkung seines Handelns schwer einschätzen, so dass Entscheidungen aufgrund dem aktuellen Interesse dem Kindinteresse auf längere Sicht schaden könnten. Zum Gegen- und Mitwirken dienen Erziehungsmittel, die in Kap. XXErziehungsmittelXXX ausführlich diskutiert werden. Flitner spricht von „Lob und Tadel“ sowie „Lohn und Strafe“ als Gegensatzpaare und problematisiert diese. Gerade „Lohn und Strafe“ können das Sachinteresse und die S...


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