Handout - Formale Elemente der Lyrikanalyse PDF

Title Handout - Formale Elemente der Lyrikanalyse
Author fi ko
Course Theorie Ästhetik und Poetik der französischen Moderne
Institution Universität Regensburg
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Handout: Überblick über die formalen Elemente der Lyrikanalyse...


Description

Lyrik I: Gedichts-, Strophen-, Vers- und Reimformen 26.11.2020

1. Gedichts- und Strophenformen

Siehe PDF im GRIPS-Kurs -

Das Sonett (le sonnet): wichtigste Form des 16. Jahrhunderts (aber auch im 19. u nd zentrale Gattung), die aus Italien kommt. Sie besteht aus zwei Quartetten und zwei Terzetten. Häufiges Reimschema: ABBA ABBA / CCD EDE (oder CCD EED)

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Die Ballade (la ballade): Gedicht aus drei Strophen plus Widmungsstrophe (Geleit= envoi) aus Acht- oder Zehnsilblern. Meist haben die Strophe so viele Verse, wie der Vers Silben hat. Wiederholung des gleichen letzten Verses in jeder Strophe.

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Ode (ode): kunstvolle Form, die von der Renaissance bis zum Ende des 18. Jahrhunderts hoch geschätzt war und meist im ehrenvollen Andenken an eine Person, oder als Lobeslied , geschrieben wurde. Die Ode gilt als lebendige, formell wenig verbindende Gedichtform.

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Kanzone (la chanson oder „canso“): gesungene, mittelalterliche Gedichtform provenzalischer Herkunft (Troubadourlyrik). Sie besteht aus mehreren Strophen (oft zwischen 5 und 7) und endet mit einer Widmung (Geleit = envoi).

2. Versarten Die Verse zeichnen sich in den romanischen Sprachen durch ein syllabierendes Prinzip aus. Der Vers wird also nach Zahl der Silben bezeichnet: monosyllabe (1), dissyllabe (2), trissyllabe (3), tétrasyllabe (4), pentasyllabe (5), hexasyllabe (6), heptasyllabe (7), octosyllabe (8), ennéasyllabe (9), décasyllabe (10), endécasyllabe (11), dodécasyllabe (12) > alexandrin. Jede Silbe zählt, wobei im Französischen bestimmte Besonderheiten zu beachten sind.

➢ Besonderheit 1: Diärese, Synärese Bei Doppelvokalen (Diphthongen) richtet sich die Silbenzahl meist nach der Zahl der Silben im lateinischen Herkunftswort. Dies gilt auch für die Alltagssprache: - jouer > jocari = 2 Silben (= Diärese) - bien > ben(e) = 1 Silbe (= Synärese) Diärese und Synärese können aber gezielt verwendet werden, um eine bestimmte Silbenzahl zu erreichen (künstliche Trennung bzw. Zusammenziehung von Vokalen) Beispiel für lyrische Diärese: „Que des palais Romains le front audac ieux“ (Du Bellay). Hier muss « au/da/ci/eux » statt « au/da/cieux“ gelesen werden, um die 12 Silben zu erreichen. ➢ Besonderheit 2: das stumme / betonte „e“ Das unbetonte „e“ wird vor Vokalen nicht gezählt: - „Mill(e) années“ (dreisilbig); „Ô rag(e) ! Ô désespoir !“ (sechssilbig) Das unbetonte „e“ wir am Versende auch nicht gezählt. Das Unbetontes „e“ zählt aber vor Konsonanten : - „Samedi“ (dreisilbig) „Rodrigue, qu’as-tu fait ?“ (sechssilbig) Siehe Metrik – Übung im GRIPS-Kurs

3. Strophenarten Strophen (strophes) können immer gleichmäßige Verse haben – sie sind dann isometrisch. Wechselt die Anzahl an Silben im Laufe der Verse, dann sind die Strophen heterometrisch. • • • • • •

Dreizeiler: Terzett (tercet) Vierzeiler: Quartett (quatrain) Fünfzeiler: Quintett (quintil) Sechszeiler: Sextett (sizain) Siebenzeiler: Septett (septain) Achtzeiler: Oktett (huitain) …

4. Reimfolgen Paarreim (rimes plates): aa bb cc… Kreuzreim (rimes croisées ): abab cdcd... Umamardender Reim (rimes embrassées): abba cddc… Fortgesetzter Reim (rime continue): aaaaa… Man unterscheidet zwischen weiblichem und männlichem Reim: - Weiblicher Reim: mit stummem „e“ (parle, gloire, mémoires, aimée, …) - Männlicher Reim: betonte Endungen (dit, Paris, douceur, aimé, aimant…) Von der Renaissance bis Ende des 19. Jh galt die Vorschrift, weiblichen und männlichen Reim ständig abzuwechseln („alternance des rimes“)

5. Wichtige Fragen für die Gedichtanalyse:

Sind bestimmte etablierte Gedichtformen erkennbar? Handelt es sich um gebundene oder ungebundene Rede? Welche Versarten liegen vor? In wie vielen Strophen ist das Gedicht gegliedert? Sind sie isometrisch? Heterometrisch? Welche Reimstrukturen werden verwendet? Welche Distanz/Nähe zu den etablierten Gedichtformen der Literaturgeschichte?...


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