Hermeneutik, Strukturalismus, Rekonstruktion, Rezeptionsästhetik, Intertextualität PDF

Title Hermeneutik, Strukturalismus, Rekonstruktion, Rezeptionsästhetik, Intertextualität
Author D. Cpn
Course Neuere Deutsche Literaturwissenschaft
Institution Universität Augsburg
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Wintersemester ...


Description

Hermeneutik • Ursprung: Vorstellung eines tieferen Sinns in Schriften • Theorie des Auslegens, der Interpretation und des Verstehens ➢ Sinn: die buchstäbliche Oberfläche von Texten zu durchstoßen, um dahinter einen höheren Sinn, einen verborgenen tieferen Sinn freizugeben. ➢ Ziel: Den Autor besser verstehen, als er sich selbst verstanden hat, folglich wie aus tiefem Verstehen philologische Virtuosität entstand. → Erst wenn der Interpret grammatische & psychologische Ebene versteht, also sich den Gemütszustand des Autors hineinversetzt, kann er richtig deuten ➢ „Hermeneutik ist die Kunst, die Rede eines anderen zu verstehen.“ F.S → Da Missverstehen der Regelfall menschlicher Kommunikation sei, ist die Hermeneutik eine unverzichtbare Voraussetzung aller Verständigung. Wilhelm Dilthey: Die Entstehung der Hermeneutik • Begründer der Geisteswissenschaften (Verstehen) ↔ Naturwissenschaften (Erklären) • Erkenntnisproblem: alle Menschen sich unterschiedlich und sich zunächst fremd; Test auch erst fremd, müssen sich aber immer gegenseitig verstehen, abhängig von Anderen → Durch seelische Lebendigkeit (Gefühle, die jeder kennt) sind aber alle Menschen miteinander verbunden, können sich in den anderen hineinversetzen und sich dadurch verstehen. → Geisteswissenschaften: Objektives Verstehen sehr schwierig, da nicht klar beobachtbare Tatsachen im Zentrum stehen, die klare Erkenntnis ermöglichen sollen, wie in den Naturwissenschaften, dass durch die gegebene Erscheinung belegt werden kann. → Erst durch den Vorgang des Hineinversetzen in die unmittelbare innere Wirklichkeit erkennen wir die Geisteswissenschaft. Erst durch den Vorgang der Nachbildung von Zeichen ergänzen wie das Innere. ➢ Den Vorgang, in dem wir aus Zeichen, die von außen sinnlich gegeben sind, ein Inneres erkennen, nennen wir Verstehen. Ist das Interesse eingeschränkt, so ist es auch das Verständnis: Jeder ist in seinem Interesse eingeschlossen und kann deshalb die Anderen nie ganz nachvollziehen. Man kann auch Emotionen nur Verstehen, wenn man diese zuvor selbst erlebt hat. ➢ Durch angestrengte Aufmerksamkeit / tiefergehendes Verstehen kann man die Objektivität erreichen. Solches kunstmäßge Verstehen von fixierten Schriften nennen wir Auslegung oder Interpretation ➢ Interpretation ist in der Schrift die enthaltenen Rest menschlichen Daseins. Hans-Georg Gadamer: „Sprache als Medium der hermeneutischen Erfahrung“ • Hermeneutik wird nicht mehr anthropologisch gesehen • Verstehen ist rein sprachlicher Vorgang, nicht mehr ein sich in den anderen Hineinversetzten durch seelische Lebendigkeit ➢ Interpretation ist nie 1:1 zu Original (Übersetzungsvorgang, vieles nicht wörtlich in anderer Sprache wiederzugeben → übersetzter Text ist keine Nachbildung des Originals, sondern eine Auslegung ist notwendig Verstehen nicht im Sinne von historisches Verständnis, sondern den Text selber verstehen. Insofern ist der eigene Horizont des Interpreten bestimmend. Aber auch nicht wie ein eigener Standpunkt, den man durchsetzt, sondern mehr wie eine Meinung, die dazu hilft, wahrhaft anzuzeigen, was in dem Text gesagt ist. Dadurch verschmelzen beide Horizonte. Durch Horizontverschmelzung entsteht Verstehen. → Der eigene Horizont ändert sich, durch die Vertiefung, Erweiterung und Neukonstruktion des Textverständnis. Dadurch wird die hermeneutische Differenz zwischen den Horizont des Interpreten und des Autors mit der Tendenz zur Horizontverschmelzung kleiner. • In der Schriftlichkeit ist alles Überlieferte für jede Gegenwart gleichzeitig; fixiert und damit zu jeder Zeit lesbar; eine einzigartige Koexistenz von Vergangenheit und Gegenwart. → Sobald etwas schriftlich fixiert ist, ist es von Zeit und Autor abgelöst → Text wird freigegeben!



Textsinn: soll nicht auf die Subjektivität des Autors begrenzt werden, sondern dem Dialog zwischen Lesendem und Text verstanden werden

Historiker: • historische Inhalte sollten nicht unreflektiert in den Begriffen der Gegenwartssprache beschrieben werden, da diese Begriffe evtl. die Verschiedenheit von Vergangenheit & Gegenwart kaschieren • es ist aber auch nicht zielführend in den Begriffen der damaligen Epoche zu denken → man muss die Begriffe der Vergangenheit in die Gegenwart übertragen, zwischen den Begriffen vermitteln, erst dann geschieht ein Verstehen Einheit von Sprache und Denken: • Jede Sprachkritik an den festen Schemata der Sprache wird wieder in Sprache verfasst, dadurch erhebt sich Sprache über ihre vermeintlichen Grenzen • Alles, was verstanden werden kann, kann auch ausgelegt werden. Dem Verstand sich keine Grenzen gesetzt, deswegen muss sprachliche Auslegung unendlich sein. → Universalität der Sprache und der Vernunft Der hermeneutische Zirkel: • dass man das Ganze aus dem Einzelnen und das Einzelne aus dem Ganzen verstehen muss → durch das Verständnis eines Teils wird das Verständnis des Ganzen modifiziert (ebenso auch umgekehrt) • Je öfter der Prozess durchgeführt wird, desto besser ist das Verständnis, aber unendlicher Prozess ➔ Wenn man an einem Text herangeht hat man ein bestimmtes Vorverständnis → Liest er den Text entwickelt sich sein erstes Textverständnis → Dadurch erweitert er sein Horizont und auch sein Vorverständnis V¹ → Von diesem ergibt sich bei weiterer Auseinandersetzung mit dem Text ein erweitertes, korrigiertes und neues Textverständnis T¹. ➔ Dieser Prozess ist fortlaufend & prinzipiell unabgeschlossen

Strukturalismus • •

Ziel: Die strukturale Analyse von mehreren Texten um gemeinsame Strukturen erfassen zu können Besonderheit des literarische Textes ist die sprachliche Verwendung, (nicht der Autors oder inhaltliche Aspekte) sondern vielmehr die Funktionsweise und Struktur stehen im Mittelpunkt

Ferdinand de Saussure: Begründer der strukturalen Sprachwissenschaft • langue (Sprachsystem) – parole (Sprachverwendung) • Synchronie (Zeitpunkt) – Diachronie (zeitlicher Verlauf) • Signifikat (Bezeichnetes: Vorstellung) – Signifikant (Bezeichnendes: Lautbild) • syntagmatisch (Anordnung der Elemente im Satz) – paradigmatisch (Auswahl von Elementen, die Gemeinsamkeiten haben und sich durch ein Detail unterscheiden) • Semiologie: Lehre der Zeichen Roman Jakobson „Linguistik und Poetik“ • Poetik sowie Linguistik sind Teil der allgemeinen Semiotik, aufgrund der gleichen Wichtigkeit sprachlicher Strukturen: • Zwar gibt es die Möglichkeit der Umformung, doch so bleiben bestimmte strukturelle Merkmale der Fabel, trotz des Verschwindens ihrer sprachlichen Form erhalten.



Bestandteile der Sprechakte: Sender, Empfänger, Nachricht, Kontext, Kontaktmedium, Code → Jeder der Bestandteile weist bestimmte Sprechfunktion auf

Überblick jeder Form sprachlicher Kommunikation: Der Sender schickt eine Nachricht an den Empfänger. Um wirksam zu werden, bedarf die Nachricht eines Kontextes, der vom Empfänger erfasst werden kann. Dann bedarf es ein Code, der S & E gemein ist (dem Kodierer und dem Dekodierer der Nachricht) und ein Kontaktmedium, ein physisches Kanal oder eine psychische Verbindung zwischen S & E, die es beiden ermöglicht, in Kommunikation zu treten und zu bleiben. Der Kontext, also die referentielle Funktion gibt Bezug auf sprachlich vermittelte Inhalte. Die emotive Funktion zielt auf den direkten Ausdruck der Haltung des Sprechers (durch Interjektionen ähm, ah, oh) und ruft bestimmte Gefühle hervor. Die konative Funktion, die auf den Empfänger gerichtet ist, ist der grammatikalische Ausdruck im Vokativ und Imperativ. Das Kontaktmedium, oder die phatische Funktion verlängert die Kommunikation. (Hören Sie zu?) Bei der metasprachlichen Funktion thematisiert man den Code bzw. verständigt sich übergeordnet. (Wissen Sie was ich meine?) Die poetische Funktion vertieft Zeichen und Objekte, Achtet auf das Besser-Klingen durch Stilmittel • •

episch (richtet sich an 3.Person) = referentiell (Erzählung über etwas), lyrisch (an 1.Person) = emotiv (wie wird es erzählt), Dichtung (in 2.Person) = konativ (flehend, ermahnend) poetische Funktion übertragt das Prinzip der Äquivalenz von der Selektion auf die Kombination

Roland Barthes – Die Strukturale Tätigkeit •

Texte sind Gewebe (alles hängt zusammen und hat Bezüge zum Mittelpunkt)



Strukturaler Mensch: führt die strukturalistische Tätigkeit aus & gibt dem Objekt durch Hinzufügen seines Intellekts eine Bedeutung. → Im Zentrum steht nicht das Ergebnis ( das strukturalistische Werk), sondern der Weg dorthin und wie dieser Prozess ausgeführt wird ( strukturalistische Tätigkeit) Strukturalistische Tätigkeit: Der Mensch nimmt das Gegebene, zerlegt es in Fragmente, setzt es wieder neu zusammen und so entsteht zwischen den beiden Objekten etwas Neues. → Man erzeugt eine Welt, die der ersten ähnelt, sie aber nicht kopieren, sondern verständlicher machen will. → Bei der Tätigkeit folgen zwei Operationen: Zerlegung und Arrangement nach festen Regeln „Kampf gegen den Zufall“: Bsp. Subjekt-Verb-Objekt Ergebnis = Simulacrum (ähnliches Abbild vom Original nachgeahmt - Mimesis) Das imitierte Objekt bringt dabei etwas zum Vorschein, das im natürlichen Objekt unsichtbar/unverständlich ist. Einflussfaktoren dafür, wie das Simulacrum aussieht: allgemeines Intelligibles: Wissen, Bildung, sozialer Hintergrund, Umwelt des Menschen - Verändert sich das allgemeine Intelligibles, folglich auch das Simulacrum, sodass bei jedem Lesedurchgang ein neuer Textsinn generiert werden kann! Autor verliert seine Autorität → Text ist nicht mehr unantastbar, sondern dynamisch Homo significans: Der Mensch erzeugt Bedeutungen um sich die Welt anzueignen → Herstellen von Bedeutung ist wichiger, als die Bedeutung selbst. Kein Hierarchiegefälle mehr zwischen Autor und Leser, Autor wird selbst zum Leser Jedes Simulacrum ist anders, unterschiedliches Verstehen legitim und gleichberechtigt!



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Dekonstruktion Allgemeines: • Antihermeneutisch: Verweigerung der Herstellung eines Sinns, Zurückweisen der subjektiven Suche nach Sinn • Jacque Derrida: Kritik an Textinterpretation, die nach Geschlossenheit und Einheit strebt → versucht Offenheit und Zusammenhanglosigkeit zuzulassen - Text dekonstruieren und neu konstruieren um einen festen Sinn offenzulegen • Beschäftigt sich mit Bereichen, die durch die wissenschaftliche Vernunft nicht fassbar sind → Spiel, Vieldeutigkeit, Übertretung von Grenzen Derridas Theorie: Ausgangspunkt von Ferdinand de Saussure • Annahme eines Signifikats (Bedeutung/Idee/Konzept) und eines Signifikanten (lautliche/ schriftliche Realisierung) • Beziehung zwischen Signifikant und Signifikat ist relativ fest (nach der willkürlichen (arbiträren) Zuordnung eines Signifikanten zu einem Signifikat), aber kultur- und erfahrungsabhängig unterschiedlich (Bsp. Baum, Handy,...) ➢ Diese relativ feste Beziehung zwischen Signifikant und Signifikat wird als Zentrum/Ursprung bezeichnet Derrida radikalisiert die strukturalistische Zeichentheorie: er bricht mit der Vorstellung eines Zentrums (→ Zuordnung des Signifankten „Baum“ zum Signifikat „eine Pflanze mit einem Stamm und Wurzeln“ wird nicht mehr stabil angesehen, dass das Konzept eines Baums auch mit dem Begriff „Baum“ bezeichnet wird, es könnte auch Tisch heißen) → Bruch ➢ Nach Derrida wird ein Signifikant definiert durch einen oder mehrere Anti-Begriffe. (Baum ist das, was nicht Blume ist, Blume ist nicht Gras, Gras ist nicht..) → unendliche Verweiskette ➢ Signifikanten haben also Verweischarakter (Jeder Text enthält immer eine Spur von anderen Texten) Neuer Sprachstruktur nach dem Bruch: • Aus undendlicher Verweiskette ergibt sich ein unendlicher Spiel der Differenzen. Die Bedeutung wird also aufgeschoben/zeitlich verschoben = Differance • Durch die unendliche Verweiskette/Verweisspiel ist eine präsente Bedeutung nicht möglich ➢ Es gibt also kein transzendentales Signifikat (das absolut richtige Sinn in Hinblick auf die Textinterpretation ↔ wird in der Hermeneutik angestrebt) ➢ Daraus ergibt sich eine Bedeutungsstreuung (mehrere Bedeutungen können als richtig akzeptiert werden) Totalität der Sprache: Totalisierung unnötig und unmöglich • Unmöglich, da wir nich alle Begriffe erfassen können, die jemals gesagt wurden → Diskurs ist endlich, Sprachvorrat ist aber unendlich → Vorstellung vom Zentrum noch vorhanden • Unmöglich, wegen unendliches Verweisspiel: Sprache ist endlich, aber gekennzeichnet durch unendlich viele Substitutionen → kein Zentrum mehr vorhanden • Unnötig, da es zum Beschreiben und Verstehen der Sprache nicht wichtig ist, alle Äußerungen zu erfassen, da sich ihre Regeln in wenigen Sätzen zeigen Sprachkritik mit Sprache: Wenn man Sprache mit der Theorie der Dekonstruktion kritisieren will, so muss man das zwangsläufig mit der Sprache tun. Damit es aber eine Gültigkeit hat, muss der Begriff eine eindeutige Bedeutung haben, also es muss ein Zentrum und ein transzendentales Signifikat geben, sonst ist die Erlärung unverständlich. → Wenn wir in dieser Sprache, die solchen Regeln unterworden ist, Sprache kritiseren/dekonstruieren wollen, so ist der Standpunkt ad absurdum, da sich die Sprache den Regeln gebraucht, die wir kritisieren wollen → Paradoxon, weil Derrida besteht in seinem Text auf Gültigkeit, ist aber laut Dekonstruktion nicht möglich Fazit: Man kann das Spiel verneinen, von einem Zentrum ausgehen & versuchen den einen Sinn zu suchen ODER man kann das Spiel bejahen und die Vieldeutigkeit und Bedeutungsoffenheit akzeptieren •

Differance: Kunstwort Wortspiel mit Difference → Homophonie Differance führt in sich die Dekonstruktion aus, da eine Doppeldeutigkeit entsteht -> es ist in der gesprochenen Sprache nicht möglich zwischen den Wörtern zu unterscheiden (kein EINZIGER Sinn) •

Differance trägt im Vergleich zu Difference, die räumliche aber auch die zeitliche Bedeutung in sich



-ance verweist auf das Partizip Präsens, das ein jetzigen Zustand bezeichnet. Handelt um einen unabschließbaren Prozess

Rezeptionsästhetik • • •

Beziehung zwischen literarischem Text und Leser Wirkungstheorie: implizite Leserolle im Text, die die Rezeption steuert Rezeptionsgeschichte: historischer Ansatz, der ein Text im Laufe der Zeit bei seinem Publikum gefunden hat, untersucht

Roman Ingardens Sichtweise: eine Lichtkugel beleutet uns einen Teil der Gegend, deren Rest im unbestimmten Nebel verschwindet, aber in seiner Unbestimmtheit doch da ist. → was dargestellt ist: schematische Ansichten → was ausgespart bleibt: Leerstellen, die durch den Leser (durch Konkretisation) ausgefüllt werden ➢ Ästhetisches Erlebnis führt zur Konstruktion eines eigenen Gegenstandes, der aber verschieden zum realen Gegenstand ist. Bei der Aufnahme des ästhetischen Objekts folgt die Konstitution und Neubildung von Sinn Die Konstanzer Schule: Wolfgang von Iser • Bedeutung wird im Lesevorgang konstruiert druch die Interaktion von Text und Leser • Der Text muss Leerstellen enthalten, damit eine Interpretation vom implizitem Leser möglich wird Hans Rober Jauss: • Passiver Rezeptionsbegriff: passives Empfangen • Aktiver Rezeptionsbegriff: Sinn eines Textes nicht mehr durch den Autor vorgegeben, sondern wird innerhalb eines produktiven Verstehens, also vom Leser, gesucht. Hans Rober Jauss „Literaturgeschichte als Provokation der Literaturwissenschaft“ Kritik an bisherigem Literaturgeschichtsverständnis: • Bisherige Literaturtheorien wiesen Kluft zwischen historischer und ästhetischer Erkenntnis aus (zwischen Geschichte und Literatur) • berückstichtigen nur Produktions- und Darstellungsästhetik → vergessen das Publikum • Rezeptions- und Wirkungsästhetik muss hinzugefügt werden, denn der Leser schlägt die Brücke zwischen Literatur und Geschichte Rolle des Lesers: Adressat • Triade Autor – Werk – aktiver Leser (dialogisches Verhältnis zwischen Werk und Leser) → Leser verbindet die Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart des Werks ➢ Der Leser wird in den Mittelpunkt gerückt! Erst durch die Vermittlung des Adressaten tritt das Werk in den wandelnden Erfahrungshorizont Verhältnis Literatur – Leser • Ästhetische Implikation: durch Rezeption wird der ästhetische Wert des vorliegenden Werkes mit dem vorigen Werk verglichen • Historische Implikation: Verständnis der Leser von Generation zu Generation wird immer besser

➢ Leser kann über geschichtliche Bedeutung und ästhetischen Rang urteilen ➢ dadurch Vermittlung zwischen vergangener und gegenwärtige Kunst ➢ durch die Horizonterweiterung muss der Kanon überbearbeitet werden Thesen nach Jauss: 1. Geschichte = durch weiteres rezipieren kann die Literatur bestehen bleiben 2. Leser stellt durch Vorwissen von Gattung, Thema, bestimmte Erwartungen an den Text, diese werden im Text aufrechterhalten, abgewandelt oder aufgelöst = Horizontstiftung und -veränderung 3. ästhetische Distanz von Erwartungshorizont zur Erscheinung des Werks - kleine Distanz: Unterhaltungskunst - großer Distanz: ästhetischer Kunstcharakter = spontane Reaktionen des Publikums und der Kritik (Erfolg, Schockieren) ➢ Distanz kann mit der Zeit verschwinden, Kriterien werden selbstverständlich, dadurch werden sie zum neuen Erwartungshorizonz (2.Horizontwandel) 4. Sinn eines Textes belicht nicht immer gleich! Alten Erwartungshorizont rekonstruieren, dadurch herausfinden, worauf Text früher Antwort gab, wie der frühere Leser das Werk gesehen hat 5. Literaturgeschichte: Werk in geschichtliche Reihe einorden und dessen Bedeutung erkennen → neues Werk kann Probleme des vorigen Werkes lösen Intertextualität / Transtextualität • • • •

Text ist in Beziehung zu anderen Texten Poststrukturalistische Intertextualität: Julia Kristeva Allgemeine Texttheorie: löst Autor, Werk und Subjekt zugunsten von Intertext auf statt Intersubjektivität; Dialogizität (Mehrstimmigkeit) für alle Texte „Tod des Autors“: Autor ist nicht mehr wichtig, nur noch Stellung des Textes zu anderen

Typen Transtextueller Beziehungen (Genette – Palimpseste) • Intertextualität (Kristeva): Präsenz eines Textes in einem anderen Text ➢ Zitat in ihrer einfachsten Form, in einer wenig expliziten Form die des Plagiats und in noch weniger wörtlichen Form die der Anspielung, die man aber nur verstehen kann, wenn man die andere Aussage kennt. • Paratextualität: Mangels eines treffenderen Ausdrucks, die den Text mit einer Umgebung ausstattet, die der Leser nicht so leicht entziehen kann ➢ z.B Titel, Untertitelm Vorwort, Prä-Text → beeinflusst Wirkung auf den Leser • Metatextualität: Beziehung zwischen zwei Texten, ohne dass der jeweils andere Text explizit genannt wird (Kommentar). • Architextualität: Gattungszugehörigkeit, wird im Titel/Untertitel mit genannt (Roman) → Wissen um die Gattung bestimmt den Erfahrungshorizont und den Erwartungshorizont der Leser und somit die Rezeption • Hypertextualität: Beziehung zwischen Hypertext (Text B) und Hypotext (Text A), B wird von A abgeleitet, kann somit ohne A nicht existieren: Text B transformiert Text A ohne diesen explizit zu erwähnen - einfache/direkte Transformation = Handlung an anderen Ort versetzt - spiegelverkehrte Transformation = gleiche Handlung in anderer Weise erzählz - indirekte Transformation = Nachahmung...


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