Interreligiöses Lernen - Elementarisierung am Beispiel Weihnachten - Larissa Altkemper PDF

Title Interreligiöses Lernen - Elementarisierung am Beispiel Weihnachten - Larissa Altkemper
Author Larissa Altkemper
Course Einführung in das Studium der Evangelischen Theologie
Institution Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main
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Summary

Es geht um einen interreligiösen Unterrichtsversuch mit dem Themenschwerpunkt "Das Weihnachtsfest" im Kontext der Elementarisierung....


Description

Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main Fachbereich 06: Evangelische Theologie Seminar: Interreligiöses Lernen Theoretische Grundlagen – Didaktische Modelle – Konkrete Aufgabenformate (PT/RP-D: Unterrichtsgestaltung RU in der Sekundarstufe)

Name: Larissa Altkemper Bewertung: 14 Punkte

Thematik:

Das Weihnachtsfest als kompetenzorientierte Anforderungssituation Interreligiösen Lernens entlang dem Konzept der Elementarisierung

Inhaltsverzeichnis 1.

Einleitung ................................................................................................................ 1

2.

Kompetenzorientierte Anforderungssituation .........................................................2 2.1. Aufgabenstellung ...........................................................................................3

3.

Analyse der entwicklungspsychologischen Voraussetzungen ................................ 4 3.1. Elementare Zugänge: 3.2. Weihnachten als soziokulturelles und religiöses Symbol ............................. 4 3.3. Elementare Erfahrungen: Das Weihnachtsfest im Alltag von Kindern und Jugendlichen ..................... 6 3.4. Elementare Strukturen/Sachanalyse: Weihnachten aus christlicher, islamischer und jüdischer Sicht .................... 9 3.5. Elementare Lernformen ................................................................................. 11 3.6. Elementare Wahrheiten: Was bedeutet Weihnachten für mich und uns? .......................................................................................... 12

4.

Beschreibung der Unterrichtsstunde ....................................................................... 13

5.

Unterrichtsverlaufsplan ........................................................................................... 16

6.

Literaturverzeichnis ................................................................................................ 18

7.

Eidesstattliche Erklärung ........................................................................................ 19

1.

Einleitung

Innerhalb des Christentums, Judentums und Islams werden Kirchenfeste gefeiert, die sich in ihrem Wesen, Ablauf, der Feierkultur und der Anzahl ähneln und voneinander unterschieden. Mit ihren jeweiligen Botschaften strukturieren sie die Jahreszeiten. Das Kirchenjahr beginnt mit der Adventszeit, die mit dem Weihnachtsfest und dem Feiern der Geburt Jesus Christus endet. Darauf folgt die Passions- und Osterzeit und später im Herbst wird den Menschen durch die Feste das Bewusstsein für Vergänglichkeit und Sterben nähergebracht. Vielen Schüler und Schülerinnen (SuS) ist vermutlich der Festrhythmus des Jahres unbekannt, nicht jedoch einzelne Feste. SuS in einer konfessionell gemischten Lerngruppe werden vor die Herausforderung gestellt, Feste trotz Unterschiedlichkeiten miteinander feiern zu können. Das Weihnachts- und Osterfest sollte nach der Grundschule allen Lernenden bekannt sein, weswegen sich die in der vorliegenden Hausarbeit dargestellte Anforderungssituation speziell mit dem Weihnachtsfest beschäftigt. Es soll hierbei das konfessionell Gemeinsame verdeutlicht werden, aber auch die Unterscheidungen. In didaktisch-theoretischer Hinsicht kommt an dieser Stelle der ökumenische Charakter der Unterrichtsthematik zu Vorschein und das konfessionell Fremde wird betrachtet. Durch die performative Gestaltung der Anforderungssituation soll die Festkultur erlebbarer und spürbarer werden. Sie wird von den SuS mithilfe kooperativen Lernens, speziell der mehrstufigen Lernspirale, erarbeitet. Im Folgenden wird die Anforderungssituation expliziert und auf Grundlage der entwicklungspsychologischen Voraussetzungen, auch Elementarisierung genannt, durchgeführt und analysiert. Für die Schritte der Elementarisierung wurde auf die Handreichung in Friedrich Schweitzers Monographie „Interreligiöse Bildung - Religiöse Vielfalt als religionspädagogische Herausforderung und Chance“1 zurückgegriffen. Anschließend erfolgt die Bezugnahme der Lernaufgabe zu den Bildungsstandards und Inhaltsfeldern des hessischen Kerncurriculum. Die kompetenzorientierte Operationalisierung und Einordnung in die Unterrichtseinheit werden darauf bezogen erläutert. Bibelwissenschaftlich wurde mit der revidierten Lutherbibel aus dem Jahr 2017 gearbeitet. 2 Aufgrund der aktuellen Situation mit Corona, sind vorübergehend die Bibliotheken geschlossen, weswegen lediglich mit Literatur gearbeitet werden konnte, die der Autorin bereits vorlagen.

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Friedrich Schweitzer: Interreligiöse Bildung - Religiöse Vielfalt als religionspädagogische Herausforderung und Chance, Gütersloh 2014, S.180f. 2 Vgl. Die Bibel. Nach der Übersetzung Martin Luthers. Bibeltext in der revidierten Fassung von 2017, Stuttgart 2016.

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2. Kompetenzorientierte Anforderungssituation Entlang der „Kriterien [...] für die Konstruktion kompetenzorientierter Aufgaben“ 3 von Andreas Feindt und Petra Wittmann wurde die Anforderungssituation konzipiert. Die SuS werden dazu aufgefordert bereits vorhandenes Wissen über das Weihnachtsfest abzurufen und anzuwenden. Dabei können sie ihren eigenen Weg zur Bearbeitung finden, da die Aufgabe so offen gestellt ist, dass sie die Entwicklung eigener Lösungsmöglichkeiten zulässt. Dies ermöglicht eine Differenzierung, da die Aufgabe eine Bearbeitung auf unterschiedlichen Niveaustufen zulässt.4 Auch regt sie die Motivation an, da sie in ihrer eigenen Lebenswelt fußt und „so flexibel bearbeitbar [ist], dass die Schülerinnen und Schüler Vorwissen, Gedanken, Gefühle, Einstellungen und Metawissen [...] einbringen können“5. Die Aufgabe zielt darauf, die SuS aktiv zum Denken und Handeln zu aktivieren6, da sie in ihren eigenen Erinnerungen wühlen müssen, um sie zu bearbeiten. Durch den Abruf von gemachten Erfahrungen mit dem Weihnachtsfest wird die Bearbeitung zusätzlich mit Bewusstsein und Kompetenzen verknüpft. 7 Durch die Ergebnissicherung in Gruppenarbeit werden die SuS dazu aufgefordert, ihre eigenen mit fremden Traditionen zu vergleichen. Weiter reflektieren sie ihre Überlegungen 8, kommen zu neuen Erkenntnissen oder erinnern sich an eine Erfahrung, die sie zuvor vergessen hatten. In der Aufgabe finden sind sich zwei Operatoren aus dem Anforderungsbereich I und Anforderungsbereich III für das Fach Evangelische Religion. Durch den Operator nennen wird es den SuS zu Beginn ermöglicht, ohne Schwierigkeiten einzelne Elemente und Stichpunkte unter die vorgegebenen Überschriften zu schreiben. Weiter sollen sie diese Punkte knapp beschreiben 9, wodurch ihnen die Möglichkeit geboten wird, ihnen wichtige Punkte mehr in Augenschein zu nehmen. In beiden Teilen der Aufgabenstellung werden die SuS durch die Operatoren gestalten und entwerfen dazu aufgefordert, sich kreativ mit ihr auseinanderzusetzen. 10 Aus Anforderungsbereich II wurde der Operator vergleichen gewählt, um den SuS in der Gruppenarbeitsphase zu ermöglichen, nach teils vorgegebenen und selbst gewählten Kriterien die Mindmap zu

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Andreas Feindt/Petra Wittmann: Aufgabenwerkstatt RU – Kriterien und Beispiele zur Konstruktion kompetenzorientierter Aufgaben, in: Entwurf. Konzepte, Ideen und Materialien für den Religionsunterricht 4 (2010), S. 28-31. 4 Vgl. a.a.O., S. 29. 5 Ebd. 6 Vgl. Feindt/Wittmann: Aufgabenwerkstatt RU, S. 29. 7 Vgl. ebd. 8 Vgl. ebd. 9 Vgl. Hessisches Kultusministerium, Operatoren in den Fächern Deutsch, Musik, Sport und in den Fächern des Fachbereichs II, Wiesbaden o.J. (2012 gültig), S. 1-2, (https://kultusministerium.hessen.de/sites/default/files/media/hkm/la20-operatoren-deutsch-musik-sport-fbii.pdf, Datum des letzten Zugriffs: 15.04.2020). 10 Vgl. a.a.O., S. 5.

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entwerfen.11 Die an die SuS gestellte Aufgabe ist demnach beobachtbar, überprüfbar und bewertbar. Die selbstreflexive (8 bis 10 Jahre) sowie wechselseitige Perspektivübernahmekompetenz (10 bis 12 Jahre) müssen für die Analyse der Lernaufgabe vorhanden sein. Der Perspektivenwechsel erfolgt intrapersonal und intradisziplinär. 12 Intrapersonal, da die SuS dazu aufgefordert werden, sich mit ihrer eigenen Identität und Lebenswelt zu beschäftigen und intradisziplinär, da ihre Teilnahme und/oder Beobachtung von Erfahrungen notwendig ist, um die Aufgabe zu erfüllen. Durch die Gruppenarbeitsphase werden sie jedoch dazu angehalten die Außen- anstatt wie vorher die Binnenperspektive einzunehmen. 13 Durch das Erzählen über die eigenen vergangenen Weihnachtsfeste und familiären Traditionen wird sowohl die Sprach- als auch Lernkompetenz vorausgesetzt14 . Die SuS erwerben erweitertes Wissen über die Prozedur des Mindmap-Gestaltens und benötigen mehr als vier Wissenseinheiten. Es werden den SuS fünf Überschriften vorgegeben, die sie ergänzen/erweitern können. Die imaginäre Anforderungssituation setzt darüber hinaus eine hohe sprachliche Kompetenz voraus. 15

2.1. Aufgabenstellung In wenigen Tagen ist Weihnachten, wie in den vergangenen Wochen haben du und deine Klassenkameraden/innen heute die nun dritte Adventskerze angezündet. Bald sind Ferien und das Weihnachtsfest steht vor der Tür. Seit den Herbstferien haben wir über viele Feste gesprochen, deshalb darf auch Weihnachten und die Geburt Jesus Christus nicht in Vergessenheit geraten. Um ein gesammeltes Bild all unserer Weihnachtserfahrungen zu bekommen, sind heute deine Hilfe, Erinnerungen und religiösen Traditionen gefragt. a) (Stillarbeit) Gestalte still eine Mindmap, zu den aufgelisteten Überschriften (Kirche/Gottesdienst, Essen/Trinken, Besuch, Geschenke, Weihnachten). Nenne und beschreibe knapp deine eigenen Erfahrungen und was für dich im Hinblick auf die Begriffe wichtig ist. Sollten dir mehr Überschriften einfallen, darfst du sie gerne ergänzen. b) (Gruppenarbeit) Setze dich mit den Schülern und Schülerinnen deiner Konfession zusammen. Erzählt einander eure Erfahrungen, stellt euch die Mindmaps vor und vergleicht eure

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Vgl. a.a.O., S. 4. Vgl. David Käbisch: Didaktik des Perspektivenwechsels – Einheitsmoment religiöser Bildung in unterschiedlichen Schulformen?, in: Bernd Schröder/Michael Wermke (Hg.), Religionsdidaktik zwischen Schulformspezifik und Inklusion. Bestandsaufnahme und Herausforderungen, Leipzig 2013, S. 351-379. 13 Vgl. ebd. 14 Vgl. ebd. 15 Vgl. ebd. 12

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Ergebnisse. Entwerft im Anschluss eine gemeinsame Mindmap, die ihr euren Klassenkameraden und Klassenkameradinnen im nächsten Schritt vorstellen könnt.

3.

Analyse der entwicklungspsychologischen Voraussetzungen

Der im Folgenden ausgearbeitete Unterrichtsentwurf, zu der zuvor dargebotenen Aufgabenstellung, ist für die Sekundarstufe I geeignet. Entlang den fünf Dimensionen didaktischer Erschließung werden die Schritte der Unterrichtsvorbereitung und -gestaltung ausgeführt und offengelegt, inwieweit interreligiöse Bildung und Elementarisierung ineinandergreifen. 16

3.1. Elementare Zugänge: Weihnachten als soziokulturelles und religiöses Symbol Es unterliegt der menschlichen Entwicklung ein Verständnis für die Bedeutung von Festen zu gewinnen. Im Kleinkindalter wird uns von unseren Eltern erzählt, an Weihnachten brächten das Christkind oder der Weihnachtsmann die vielen Geschenke auf einem Schlitten mit davor gespannten Rentieren vorbei, nachdem sie vorher in einer Werkstatt hergestellt wurden. Wir schreiben Wunschzettel, die wir am Abend des ersten Advents vor die Tür hängen und backen gemeinsam mit den Großeltern, Freunden oder der Familie haufenweise Plätzchen, von denen noch Ende Januar jeder satt wird. Was wirklich hinter dem Weihnachtsfest, hinter einem strahlenden Tannenbaum und einladenden Essen schlummert, wissen die meisten Kinder und Jugendlichen heute kaum noch. Selten wird die biblische Weihnachts-/Geburtsgeschichte den Kindern vorgelesen, um sie mit der eigentlichen Bedeutung des Fests vertraut zu machen. Dabei ist es doch so, dass während der frühen Entwicklungsphase, bis zur Mittelstufe, das Hören und Lesen von Geschichten spannend und aufregend ist. Die Kinder schwelgen in ihren Fantasien und frage noch nicht nach den Hintergründen oder nach der historischen Belegbarkeit. Sie lassen sich von den Geschichten gefangen nehmen und erwerben ein Bild, von dem Erwachsene nur noch träumen können. 17 Das Weihnachten ein religiöses Symbol darstellt können sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht filtern, doch dass die Geburt Jesus Christus am Weihnachtsabend dem 25. Dezember geschah, geht aus den Geschichten klar hervor, weswegen die Verknüpfung früh geschaffen werden kann. Später kann Weihnachten sowohl mit der religiösen Geschichte und als Tradition begriffen werden. Einzelne Konstanten des Fests, wie der Weihnachtsbaum und seine Bedeutung, werden verständlicher. Kinder und Jugendliche sind mehr dazu in der Lage hinter die 16 17

Vgl. Schweitzer: Interreligiöse Bildung, S. 180f. Vgl. a.a.O., S. 186.

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Weihnachtsgeschichte zu blicken und die Verknüpfung zu anderen Festen herzustellen. Das andere Konfessionen Weihnachten auf unterschiedliche Weise feiern, erfordert die wechselseitige Perspektivübernahme, die sich zwischen zehn und zwölf Jahren ausbildet. In der späten Kindheit und im Jugendalter gewinnt die „Unterscheidung zwischen Historie und Fiktion [...] an Bedeutung und wird zur Grundlage auch des kritischen Hinterfragens der religiösen Traditionen“18. Jugendlichen erscheint es unglaubwürdig, dass Maria noch bei Jesus Geburt noch Jungfrau gewesen sein soll, da sie mittlerweile im Biologie Unterricht in Sexualität aufgeklärt wurden. Liest man ihnen nun die Geschichte vor, sind sie nicht mehr unbeteiligt und lassen sich von ihr treiben, sondern beginnen Teile zu hinterfragen. Es erscheint Jugendlichen fraglich, dass in der Lukasüberlieferung (Lk 1,5-2,52, LU) Hirten und ein Engel auftreten, in der Matthäusüberlieferung (Mt 1,18-2-23) dazu aber noch die Heiligen Drei Könige. Da das Weihnachtsfest in der dargelegten Ausgangssituation interreligiös betrachtet wird, reicht die Unterscheidung zwischen historischen und fiktiven Elementen nicht aus, um die Bedeutung von Weihnachten „als religiöses Symbol in einer zwischen den Religionen differenzierenden Weise“19 zu erfassen. Vor der Adoleszenz-Phase ist es im Lernprozess kaum möglich „die auch für die unterschiedliche Glaubensweise, Glaubensgemeinschaft und religiöse Institution konstitutive Bedeutung religiöser Symbole [zu] erfassen“ 20. Die Beschreibungen der eigenen Erfahrungen mit dem Weihnachtsfest sind individuell und darüber hinaus unterscheiden sich die Beschreibungen je nachdem, in welchem Alter sich die Person befindet. Ein Kleinkind spricht naiver und fantasievoller von Weihnachten als Jugendliche, Erwachsene sprechen nochmals anders darüber. Die Erfahrungswelt entwickelt sich erst noch, weswegen nicht alle Konstanten des Weihnachtsfests greifbar sind, egal in welchem Alter man sich befindet. Die Deutungsweisen sind an die Entwicklungsbedingungen angepasst und auch an die Lebenslage. Man geht von einer Verständnisentwicklung aus, bei der eine einmalige Auseinandersetzung in der Grundschule mit der religiös-symbolischen Bedeutung des Weihnachtsfests nicht viel beiträgt. Vielmehr ist es sinnvoll das Weihnachtsfest als wiederkehrendes Element in der Sekundarstufe I einzubauen, exemplarisch in der Unterrichtseinheit Kirchenfeste. Es ist von unablässiger Wichtigkeit, dass für ein interreligiöses Verständnis des Fests der Unterricht verschiedene Zugangsweisen eröffnet, die sich an den entwicklungsbedingten Deutungsweisen der Kinder und Jugendlichen orientieren. 21 Dadurch soll „das Verständnis für

Schweitzer: Interreligiöse Bildung, S. 186f. A.a.O., S. 187. 20 Ebd. 21 Vgl. ebd. 18 19

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das Verhältnis der drei Religionen zueinander unterstützt“ 22 werden. Zwar eint das Weihnachtsfest die drei großen Konfessionen nicht ausschließlich, jedoch lässt sich die Beziehung der Religionen am Beispiel des Weihnachtsfests beleuchten. Trotz der Beliebtheit des Fests haben SuS aufgrund ihrer unterschiedlichen religiösen Sozialisation ein heterogenes Verhältnis zum Hintergrund. Aufgrund der zahlreichen Bräuche gerät der religiöse Ursprung in den Hintergrund und auch der Religionsunterricht kann mit der Beschäftigung biblisch-theologischer Texte und Weihnachtsymbolen die SuS schwer abholen, da sie aufgrund der großen Bekanntheit wenig motiviert sind, sich intensiver mit ihm auseinanderzusetzen.23

3.2. Elementare Erfahrungen: Das Weihnachtsfest im Alltag von Kindern und Jugendlichen Auch wenn Weihnachten vorbei ist, bleibt die Botschaft, dass der Mensch das Ebenbild Gottes ist, durch die Kirchen nicht nur über die Feiertage, sondern über jeden Werktag hinweg und im Alltag des Lebens präsent. Die im religiösen Weihnachtsfest versteckte Nachricht, dass in uns allen ein Funken Gott steckt und somit etwas Heiliges, begleitet uns jeden Tag. Wenn Kinder die Geschichte vorgelesen bekommen oder selbst lesen, dann erfahren sie, dass göttlich zu sein nicht zwingend etwas mit Macht, Größe und dem Aussehen zu tun hat, sondern dass das göttliche selbst in den kleinsten Dingen stecken kann. Kinder höheren Alters haben bereits im Religionsunterricht erfahren, dass der Schöpfungsbericht im Alten Testament (AT) aussagt, dass der Mensch das Ebenbild Gottes ist. Das Geschehen in der Weihnachtsgeschichte im Stall von Bethlehem vertieft diese Begebenheit, da Gott durch Marias unbefleckte Empfängnis selbst in einem kleinen unbedeutenden Kind geboren wird. Dieses Verständnis fördert bei Kindern und Jugendlichen den Mut, anders zu sein und schafft Verständnis dafür, von außen perfekt sein zu müssen, da das Innere perfekt ist. In der Sekundarstufe I können die SuS den lebensweltlichen Zusammenhang herstellen, dass das christliche Gottesbild in der Weihnachtsgeschichte bestand hat, da Gott den Himmel verlässt und auf die Erde kommt. Die meisten Kinder wachsen auf mit weihnachtlichen Bräuchen, die je nach Kultur und Konfession unterschiedlich sind. Weihnachten hat für viele einen hohen Stellenwert, da es ein friedliches Zusammenkommen symbolisiert. Kinder und Jugendliche verbinden mit Weihnachten „die [...] besinnliche Atmosphäre, Geschenke, Weihnachtsessen und das Zusammenkommen in

Schweitzer: Interreligiöse Bildung, S. 187. Vgl. Antje Yael Deusel: Chanukkafest, in: WiBiLex. Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet, 2020, (https://www.bibelwissenschaft.de/stichwort/15885/, Lesedatum: 10.04.2020).

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der Familie“ 24. Es ist das gemeinsame Feiern, dass den SuS als erstes in den Kopf kommt, wenn sie an Weihnachten denken, da man den Alltag für eine kleine Zeit hinter sich lässt und die Zeit mit der Familie genießt. Nichtsdestoweniger verknüpfen viele mit Weihnachten die Geburt des Christkinds, wodurch mit Weihnachten das Schöpfen neuer Hoffnung verbunden wird. Weihnachten zu feiern hat in den meisten Ländern heutzutage Tradition. Bereits im September findet man in den Geschäften Spekulatius, Lebkuchen und Glühwein. Ab Ende November eröffnen die Weihnachtsmärkte, auf denen sich alle Generationen zusammenfinden. Es ist die Zeit der Friedfertigkeit, die traditionell ist und sich eingebürgert hat. Kinder und Jugendliche verbinden mit Weihnachten deswegen vor allem die Atmosphäre. Darunter zählt der Geruch von Tannennadeln, Duftkerzen, heißen Maronen, kandierten Äpfeln und Weihnachtsplätzchen, die man kauft oder gemeinsam mit der Familie oder Freunden gebacken hat. Meist wird gemeinsam der Weihnachtsbaum feinsäuberlich als Schmuckstück auserkoren und in der Wohnung/dem Haus in einen speziellen Ständer gestellt. Seit Johann Hinrich Wichern 1839 zum ersten Mal den Adventskranz anzündete und 1903 in München der erste gedruckte Adventskalender erschienen war, dürfen auch diese Popularitäten nicht fehlen. Bei vielen Familien, die das Jahr über nicht die Kirche besuchen, gehört an Weihnachten dennoch der Kirchengang zu ihren Traditionen. In den letzten Jahren ist es in Deutschland in den Hintergrund gerückt, doch zu allererst ist Weihnachten eines der wichtigsten Feste im Christentum. Besonders ...


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