VL3 Entwicklung am Beispiel der Kognition PDF

Title VL3 Entwicklung am Beispiel der Kognition
Course Lernen, Entwicklung und Sozialisation: Eine Einführung 
Institution Friedrich-Schiller-Universität Jena
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Entwicklung am Beispiel der Kognition Mitschrift der Vorlesung...


Description

09.11.21

E n twicklu twicklung ng a m B eispiel d e r K o gnit nition ion Was ist „kognitive Entwicklung“? Kognition (lat. cognoscere „erkennen“, „erfahren“, „kennenlernen“) •

Prozesse und Ergebnisse des Erkennens und der Informationsverarbeitung, z. B. → Morgen Komma daneben komm warte mal Gedächtnis, Wissen, Aufmerksamkeitssteuerung, Sprache, Intelligenz

Theorien der kognitiven Entwicklung Theorien der Informationsverarbeitung (z.B. Siegler) •

Konzentrieren sich auf spezielle kognitive Prozesse und ihre Entwicklung

Piagets Theorie •

Verstehe Cognition als aktiven, Erfahrung getriebenen Konstruktionsprozess ; Unterteilt die Kognitive Entwicklung in 4 Stufen (→ Lernen – Wissenserwerb)

Soziokulturelle Theorien (z.B. Wygotski) •

Beschreiben Entwicklung durch Interaktionen mit anderen Menschen, durch Gebrauchs-Gegenstände, mit denen Kinder umgehen, und durch die kulturellen Werte der Gesellschaft

Theorien dynamischer Systeme •

Sehen Menschen als einheitliches System, das verschiedene kognitive Prozesse integriert (also nicht Einzelprozesse isoliert betrachtet)

Die Theorien können unterschiedliche Aspekte kognitiver Entwicklung erklären. Informationsverarbeitungsansätze: Gedächtnis, Strategien und Exekutive Funktionen im Kindes - und Jugendalter Annahme von Informationsverarbeitungsansätzen

Input

Verarbeitung

Output

09.11.21

Gedächtnismodelle: Mehrspeichermodell (Atkinson & Shiffrin)

09.11.21

Gedächtnismodelle: Arbeitsgedächtnismodell (Atkinson & Shiffrin) Phonologische Schleife Wiederholung sprachl. Informationen

Zentrale Exekutive Koordination und Steuerung der Aufmerksamkeit Visuell-räumlicher Notizblock Verarbeitung bildlicher Informationen

Entwicklung von Gedächnisstrategien • •

Entwicklung mit qualitativen Sprüngen Geringer spezifischer Einfluss durch die Schule → Lehrer explizieren kaum Organisations- oder Elaborationsstrategien

• •

Bis 3-4 Jahre: Keine Gedächtnisstrategien Vorschulkinder Können Strategien lernen und nutzen (z.B. Wiederholen), Tun es aber nicht spontan Grundschulalter: Wiederholen und später organisieren (Informationen gruppieren; Beziehungen herstellen) als Lernstrategie Jugendalter: Elaborieren tritt auf (Information mit Vorwissen verknüpfen), wird aber nicht von allen gezeigt Ab 15/16 Jahre effektierter Einsatz verschiedener Lernstrategien

• • •

Entwicklung kognitiver Strategien: Modell überlappender Wellen (R. Siegler) „Überlappende Wellen“ statt Entwicklungsstufen •

Kinder eines Alters haben für verschiedene Aufgaben (z.B. Kopfrechnen) immer mehrere alternative Strategien

09.11.21



Diese Strategien sind unterschiedlich anspruchsvoll



Mit Alter & Erfahrung verwenden Kinder immer anspruchsvollere Strategien oder modifizieren bestehende Strategien → Steigerung der kognitiven Leistungsfähigkeit



Theorie nimmt kontinuierliche Entwicklung statt Entwicklungsstufen an (im Gegensatz bspw. Zu Piaget)

Entwicklung kognitiver Strategien: Modell überlappender Wellen (R. Siegler)

Aufmerksamkeit Aufmerksamkeit = Beachten relevanter Reize oder Informationen. SIEHE FOLIE

Exekutive Funktionen Exekutive Funktionen = kognitive Prozesse zur Steuerung von Denken und Handeln. • •

Ermöglichen schnelles, zielorientiertes & situationsangepasstes Denken & Handeln & gleichzeitig Hemmung unangebrachten Verhaltens Wichtig, wenn in einer Situation ein Abweichen von automatisierten Denk- und Handlungsweisen gefordert wird

09.11.21

Drei Komponenten • •



• •

Arbeitsgedächtnis → Information kurzfristig speichern und bearbeiten Kognitive Hemmung/Inhibition → eine erlernte (automatisch ausgeführte) Tätigkeit unterbrechen oder kurzfristig unterdrücken → irrelevante Informationen ausblenden Kognitive Flexibilität → den Aufmerksamkeitsfokus schnell & präzise zwischen verschiedenen Anforderungen wechseln

Arbeitsgedächtnis, Kognitive Hemmung/Inhibition, kognitive Flexibilität = basale Informationsverarbeitungsprozesse Grundlage für komplexe Denkprozesse (metakognitive Prozesse) wie Planen, Problemlösen, Strategieeinsatz und damit für das Erreichen mittel- und längerfristiger Ziele

Beispiel: Mit Unterstützung kann ein Kindergartenkind einen Plan für ein Rollenspiel mit Gleichaltrigen Entwerfen und vorbereiten. In der Realisierung des Plans werden Arbeitsgedächtnis Prozesse beansprucht (z.B. Der Handlungsverlauf, die involvierten Rollen) Und ein flexibles Wechseln der Aufmerksamkeit auf die unterschiedlichen Aspekte des Rollenspiels wird nötig (Verkleidung, Requisiten, Dialoge) • •

Zusammenhang mit Schulerfolg Exekutive Funktionen → Selbstreguliertes Lernen

Entwicklungsbedingte Veränderungen: Kindheit- junges Erwachsenenalter Arbeitsgedächtniskapazität •

Speicherkapazität steigt

Verarbeitungsgeschwindigkeit • •

Artikulationsgeschwindigkeit (verbale Verarbeitung) steigt Automatisierung von Operationen steigt (z.B. Addieren)

Aufmerksamkeit • •

Aufmerksamkeitsspanne wächst Fähigkeit zur selektiven Aufmerksamkeit steigt (willentliche Konzentration auf eine Information)

Kognitive Hemmung/Inhibition •

Fähigkeit zur Inhibition steigt

09.11.21

Verarbeitungsstrategien •

Neu gebildete (erlernte), immer effizientere Gedächtnis- und Problemlösestrategien (→ Modell überlappender Wellen)

Mechanismen • •





Steigende Arbeitsgedächtniskapazität durch steigende Verarbeitungsgeschwindigkeit (z.B. steigende Artikulationsgeschwindigkeit) Steigende Verarbeitungsgeschwindigkeit durch Myelinisierung der Axone von Neuronen (schon pränatal) und zunehmende Verbindungen zwischen den Gehirnregionen (in der späteren Kindheit und der Pubertät) Steigende Gedächtnisleistungen durch Erwerb und Ausbau von Strategien und durch wachsendes Wissen, mit dem das Gedächtnis operiert (→ Lernen – Intelligenz und Vorwissen) Entwicklung exekutiver Funktionen durch Reifung des präfrontalen Kortex

Piagets Theorie Kognitivismus und Konstruktivismus: Piagets Modell kognitiver Entwicklung Theorie zur kognitiven Entwicklung bei Kindern Grundannahmen •



Auf der Basis seiner biologischen Gegebenheiten und jeweiligen Erfahrungswelt sucht der Mensch aktiv nach Informationen in der Umwelt, baut sie in sein Wissenssystem (kognitive und Verhaltens-Schemata) ein und geht auf einer neuen Basis an die Welt heran Er strebt dabei nach einem Gleichgewicht (Äqulibrium) zwischen Assimilation (Einbauen von Erfahrungen in bekannte Schemata) und Akkomodation (Umbauen von Schemata)

Mechanismen • • • •

Assimilation bewahrt und erweitert das bestehende Wissen Akkommodation entsteht aus Problemen, die die Umwelt stellt, also aus Informationen, die nicht zu dem passen, was man weiß und denkt Schemata entwickeln sich durch die Differenzierung des Wissens (Akkommondation, Assimilation) Beispiel: Ein Kind weiß, dass man in Kekse wegen der Krümel vorsichtiger beißen muss, als in Brot

09.11.21

Sozial-kulturelle Theorie: Lew Wygotski Grundannahmen •

Die kognitive Entwicklung findet stets im sozialen & kulturellen Kontext statt durch kooperative Dialoge mit weiter entwickelten Mitgliedern der Gesellschaft



Diese eröffnen die Zone der nächsten Entwicklung: Das Lernpotenzial eines Individuums (was kann ein Kind unter Anleitung) relativ zu seinem momentanen Entwicklungsstand (was kann es selbstständig) Die Zone der nächsten Entwicklung ist ein Maß für das Lernpotenzial eines Individuums relativ zu seinem momentanen Entwicklungsstand Instruktion soll sich mehr an dem Strand der möglichen Entwicklung als an dem Stand der aktuellen Entwicklung orientieren

• •

Kognitive Entwicklung im Erwachsenenalter Entwicklung von Intelligenz Fluide Intelligenz/Mechanik: wissensfreie Aspekte, exekutive Funktionen (z.B. schlussfolgerndes Denken)

Kristalline Intelligenz/Pragmatik: wissensbasierte Aspekte (Kulturwissen)

Informationsverarbeitung und Alter • • •

Verluste ab 3. Lebensjahrzehnt (v.a. bei Wahrnehmungsprozessen), Beschleunigung ab 60. Lebensjahr, weitere Beschleunigung ab 80. Lebensjahr Individuelle Unterschiede werden mit steigendem Alter größer; daher große Bandbreite in der kognitiven Leistungsfähigkeit alter Menschen Im hohen Alter: De-Differenzierung intellektueller Fähigkeiten (Einzelfähigkeiten schwerer unterscheidbar)

Abbau wird u.a. erklärt durch 1. Reduzierte Verarbeitungsgeschwindigkeit und 2. Arbeitsgedächtniskapazität

09.11.21

3. Einbußen in der Aufmerksamkeitssteuerung 4. Strategiedefizit Informationsverarbeitung und Alter Verarbeitungsgeschwindigkeit Deutlichste Rückgänge im Vergleich zu anderen kognitiven Prozessen • •

Zuerst Wahrnehmung, später auditive und visuelle-Räumliche Verarbeitung betroffen Im Alter reduziert sich die Geschwindigkeit, mit der elementare kognitive Operationen ausgeführt werden können (z.B. mentale Rotationen, gelerntes rückwärts aufsagen)

Arbeitsgedächtniskapazität Informationen können kurzfristig bewusst behalten werden. Beeinträchtigt ist die Arbeitsgedächtniskapazität durch reduzierte Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit •

Daher Altersdefizite vor allem bei komplexer Informationen

Informationsverarbeitung im Alter Aufmerksamkeit Einbußen v.a. in der Aufmerksamkeitssteuerung bei komplexen Anforderungen. Hemmung irrelevanter Informationen u.U. bis ins hohe Alter unversehrt. • •

Hauptsächlich Koordinieren (zentrale Exekutive) und Wechsel der Aufmerksamkeit (kogn. Flexibilität) betroffen Abbau im präfrontalen Kortex, jüngste Hirnregion, als Kontrollinstanz für Planung und Durchführung zielgerichteten Verhaltens

Strategiedefizit Strategien werden weiter genutzt, aber Qualität der Strategienutzung verringert sich. • •

Lernen neuen Wissens erschwert Abrufprobleme bei vorhandenem Wissen...


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