Sozial-kognitive Lerntheorie Bandura Lernen am Modell Beobachtungslernen PDF

Title Sozial-kognitive Lerntheorie Bandura Lernen am Modell Beobachtungslernen
Author Senderson
Course Pädagogische Psychologie
Institution Julius-Maximilians-Universität Würzburg
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Sozial-kognitive Lerntheorie Bandura Lernen am Modell Beobachtungslernen

Einleitung: Albert Bandura reihte sich zu Beginn der 60er Jahre in den Chor der Kritiker des behavioristischen Ansatzes ein. Zwar sieht er die Wurzeln seiner sozial-kognitiven Lerntheorie tatsächlich im Behaviorismus, er distanzierte sich aber im Laufe seiner Forschungstätigkeiten zunehmend davon. Skinners operante Konditionierung schien ihm zur Erklärung menschlichen Lernens unzureichend, daher griff Bandura auf kognitive Prozesse zurück. Er sieht Lernen als informationsverarbeitende Aktivität, die durch Informationen über die Struktur und Verhaltensweisen und über Umweltereignisse in symbolische Repräsentationen, die als Wegweiser für Handlungen dienen, umgewandelt werden

Beschreibung: Die sozial-kognitive Theorie die auch gerne mit den Schlagworten „Lernen am Modell“ oder „Beobachtungslernen“ umschrieben wird, beschreibt, dass sich das Verhalten eines Individuums aufgrund der Verhaltenswahrnehmung gewisser ´Modelle´ ändern kann und dabei seinen Orientierungsmaßstab direkt am Modell anlegt. Der Lernvorgang beruht also auf der Beobachtung von Verhalten und dessen Nachahmung. Zwischen der Anregung des Verhaltens durch das Modell und der Ausführung des Verhaltens des Beobachters finden kognitive Prozesse statt.

Stellvertretendes Lernen: Menschen können sich durch Beobachtung anderer darüber informieren, welche Konsequenzen bestimmte Verhaltensweisen nach sich ziehen. Bandura spricht hierbei von einer stellvertretenden Verstärkung. Diese liegt vor, wenn bei einem Beobachter eine Verhaltensweise häufiger auftritt, nachdem dieser gesehen hat, dass andere für diese Verhaltensweise eine Verstärkung erhalten haben.

Effekte: Durch Beobachtung von Modellen können Menschen Erfahrungen darüber sammeln, welche Verhaltensweisen erfolgreich sind, welche zu einer Situation passen oder welche einfach erwünscht sind. Dabei lassen sich drei verschiedene Effekte voneinander unterscheiden: -

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Hemmender Effekt: Ein hemmender Effekt liegt vor, wenn ein Mensch beobachtet, dass das Verhalten anderer unangenehme Konsequenzen hat. Dadurch senkt sich beim Beobachter die Bereitschaft, dieses Verhalten nachzuahmen. Stört also ein Schüler permanent den Unterricht und bekommt dadurch eine Konsequenz von Seiten der Lehrkraft zu spüren, so werden sich andere Schüler wohl eher Abstand von diesem Verhalten nehmen Enthemmender Effekt: Ein enthemmender Effekt liegt vor, wenn jemand seine Zurückhaltung aufgrund der Einhaltung gewisser Regeln oder sozialer Konventionen aufgibt, nachdem er ein Modell beobachtet hat, bei dem eben jenes Verhalten ohne aversive Konsequenzen auftrat. Ein Schüler mag sich gehemmt fühlen bei einer Frage der Lehrkraft spontan die Antwort durch Zwischenrufen zu nennen, weil er weiß dass sich das eigentlich nicht gehört,

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beobachtet er aber dass ein anderer Schüler genau dies ohne Konsequenzen tut, tritt Enthemmung auf und der Schüler wird dieses Verhalten vermutlich nachahmen Intensivierung der Reaktionsbereitschaf: Dieser Effekt tritt auf, wenn ein Modell durch sein Verhalten Beobachtern die Möglichkeit aufzeigt, dieses Verhalten ebenfalls zu zeigen. Wenn man durch eine belebte Straße geht und dort eine Gruppe von Passanten sieht, die ihren Blick allesamt auf ein Spektakel richten, so ist man gewillt dieses Verhalten nachzuahmen da es sozial akzeptiert ist

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Ziel des Modell-Lernens: Ein an lernpsychologischen Prinzipien orientierter Aufbau von angemessenem Verhalten und der Abbau von unangemessenem Verhalten. Die Lehrkraft soll aufgrund ihrer Vorbildfunktion als ein Modell gelten, dessen Verhaltensweisen als erstrebenswert von den Schülern angesehen werden.

Arten von Modellen: Man unterscheidet 3 Arten von Modellen: -

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Natürliche Modelle, mit denen ein Lernender unmittelbar in Kontakt steht, wie etwa Eltern oder Lehrer Symbolische Modelle, die zum Beispiel als Cartoons in Druckmedien oder als Figuren in Filmen und TV bestimmte Verhaltensweisen abbilden, die Lernende beobachten und eventuell nachahmen. Eine sprachlich formulierte Erläuterung oder Anweisung, die Schritt für Schritt angibt, welcher Weg zu einem bestimmten Ziel führt.

Prozesse und Phasen des Modelllernens: Bandura unterscheidet zwei Abschnitte des Modelllernens (Stangl, 2019)

1.) Aneignungsphase Aufmerksamkeitszuwendung: Damit ein Modell als solches angenommen wird, muß es bestimmte Charakteristika haben, die es in den Augen des Beobachters als solches geeignet erscheinen läßt. So kann zum Beispiel in einer Clique für einige der Anführer ein Modell sein, für andere ein Außenseiter. Ebenso kann eine Romanfigur zum Modell werden, weil ihr ein bestimmtes Charakteristikum eigen ist, das die Aufmerksamkeit des Beobachters auf sich zieht. Behaltensphase: Das beobachtete Verhalten wird nach seiner Wahrnehmung in leicht erinnerliche Schemata umgeformt, klassifiziert und organisiert. Es wird im Gedächtnis so gespeichert, dass es bei Bedarf schnell und problemlos abgerufen werden kann. Das Verhalten kann hier bei auf zweierlei Art und Weise repräsentiert sein. Es kann als konkretes Bild der Situation vorhanden sein (bildhafte Repräsentation) oder es kann symbolhaft/sprachlich gespeichert sein.

2.) Ausführungsphase: Motorische Reproduktionsphase: Hiermit ist die konkrete Ausführung der erlernten Verhaltensweise gemeint. Diese wird bestimmt und gesteuert durch die kognitive Organisation des Beobachters. Sie stand allerdings nicht im Zentrum des Interesses von Bandura, dem es vorrangig um die Aneignung sozialer Verhaltensweisen ging. Verstärkungs- und Motivationsphase: Ein Verhalten wird nur dann zur Ausführung durch den Beobachter gelangen, wenn es für ihn sinnvoll erscheint. Die Ausführung ist also abhängig von den antizipierten Erwartungen des Beobachters, die dieser an das Verhalten knüpft. Diese Erwartungen können variieren, so dass zum Beispiel in einer bestimmten Situation unter verschiedenen Rahmenbedingungen durchaus von einer Person verschiedene Verhaltensweisen als geeignet angesehen werden können. Der Einfluß des äußeren Ansporns ("external incentivce") auf das Beobachtungslernen konnte deutlich gezeigt werden, wobei einmal mehr Belobigung stärker als Bestrafung wirkte. Auch Selbst-Ansporn und Selbst-Evaluation hat großen motivationalen, lernfördernden Einfluß. (Stangl, 2019). Formen der Verstärkung: Ob ein Verhalten nachgeahmt wird, hängt von der Motivation des Lernenden in einer gegebenen sozialen Situation ab. Bandura unterscheidet drei Formen der Verstärkung: -

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Direkte Verstärkung: Der Beobachter eines Modells kann dessen Verhalten nachahmen und dafür eine direkte Verstärkung erhalten Stellvertretende Verstärkung: Nachdem ein Beobachter gesehen hat, dass andere für eine bestimmte Verhaltensweise eine Belohnung erhalten haben, steigt seine Bereitschaft, dieses Verhalten nachzuahmen. Die Werbung setzt diese stellvertretende Verstärkung in erheblichem ma0e in der Erwartung ein, dass die jeweils Angesprochenen nach Kauf eines Produktes vergleichbare positive Konsequenzen erfahren. Selbstverstärkung: Diese Form der Verstärkung ist für Lehrer und Schüler von erheblicher Bedeutung. Das Ziel pädagogischen Einwirkens ist stets, den Lernenden zur Selbststeuerung seines Verhaltens zu veranlassen und dabei spielt auch die Selbstverstärkung eine Rolle

Wirkungen des Beobachtungslernens: Entwicklung allgemeiner Vorstellungen durch Beobachtung: Durch Beobachtung anderer wird keine exakte Verhaltenskopie im Gedächtnis gespeichert, stattdessen werden allgemeine Verhaltensstile und allgemeine Vorstellungen durch Beobachtung gewonnen. Im Gummipuppenexperiment von Bandura 1964 beobachteten Kinder wie erwachsene Personen auf eine Gummipuppe einschlugen. Bei der Nachahmung dessen zeigte sich aber dass die Kinder sich nicht jedes Detail des aggressiven Verhaltens gemerkt haben, sondern nur eine allgemeine Vorstellung davon bekommen haben. Sie entwickelten auch eigene Improvisationen, die vom Modell so direkt nicht vorgeführt wurde. Nachahmungseffekt unerwünschter und krimineller Handlungen: Auch unerwünschte Handlungen, so z.B. störende Verhaltensweisen während des Unterrichts können nachgeahmt werden, wenn Beobachter beim jeweiligen Modell positive Konsequenzen wahrgenommen haben. So kann ein störender Schüler im Unterricht von seinen Peers als besonders „cool“ und „fesch“ wahrgenommen werden und seine Stellung in der Peergruppe verbessern. Gewinnung relevanter Informationen durch Beobachtungen im Unterricht: Vor allem wenn Schüler an ihrer eigenen Leistungsfähigkeit in einem Unterrichtsfach zweifeln und deshalb vor den Aufgaben Angst haben, empfiehlt es sich, sie mit leistungsstärkeren Schülern als Modellen zu konfrontieren,

bzw. mit solchen , die bei schwierigen Aufgaben trotz wiederholter Fehlschläge Ausdauer zeigen und dadurch schließlich Erfolge erzielen.

Vergleich von Behaviorismus und sozial-kognitiver Lerntheorie: Unterschied: Behavioristen sind davon ausgegangen, dass die Umwelt direkten Einfluss auf das Verhalten nimmt, dass also eine Einweg-Beziehung vorliegt. Vertreter der sozial-kognitiven Theorie sehen demgegenüber eine Wechselwirkung zwischen Verhalten, der Umgebung und Faktoren der Person, die sich alle drei wechselseitig beeinflussen, Bandura spricht hierbei vom „reziproken Determinismus“. Gemeinsamkeit und Unterschied: Behavioristen und Vertreter der sozial-kognitiven Theorie gehen beide davon aus, dass sowohl Verhalten als auch Lernen von Verstärker- und Bestrafungsreizen beeinflusst werden. Allerdings interpretieren sie diese Verhaltenskonsequenzen unterschiedlich. Behavioristen sind der Meinung dass Verstärker und Bestrafungsreize Verhalten automatisch und ohne bewusste Beteiligung verändern. Bandura geht stattdessen davon aus, dass sich bei Menschen auf Grund vorliegender Erfahrungen mit Verhaltenskonsequenzen Erwartungen über wahrscheinliche zukünftige Konsequenzen entwickeln. Wenn eine Schülerin hart für eine Prüfung lernt und ein gutes Prüfungsergebnis erzielt, wird Sie erwarten ebenso gut bei einer weiteren Prüfung abzuschneiden, wenn sie sich erneut sehr intensiv darauf vorbereitet.

Aus Mietzel über die Prozesse und Phasen des Modelllernens:

Bandura 1986 unterscheidet beim Modelllernen 4 Komponenten: -

Aufmerksamkeit: Beobachtungslernen beginnt damit, dass die Aufmerksamkeit eines Beobachters erregt wird. Bei der Aufmerksamkeit handelt es sich um einen Prozess, bei dem

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aus dem gesamten Reizangebot der Umwelt eine selektive Auswahl für die weitere Verarbeitung vorgenommen wird. Menschen, die als kompetent, freundlich und mächtig wahrgenommen werden besitze gute Voraussetzungen, Aufmerksamkeit zu erregen. Wenn es Lehrern gelingt, bei ihren Schülern den Eindruck zu gewinnen, dass sie ihr Fachgebiet gut beherrschen und eine freundliche Beziehung zu ihren Schülern entwickelt haben wird ihr Verhalten als erstrebenswert und imitationswürdig von den Schüler empfunden. Ein weiteres bedeutendes Lehrermerkmal ist die Begeisterungsfähigkeit. Lehrer, denen es gelingt ihre Schüler mitreißen zu können sind treffliche Modelle, deren Engagement zur Identifikation und Inspiration herausfordert, stellen Wlodkowksi und Jaynes 1990 fest. Behalten: Bevor das Verhalten nachgeahmt werden kann, müssen Voraussetzungen geschaffen werden um das Beobachtete auch behalten zu können. Bandura zufolge finden zwischen der Anregung eines Verhaltens durch ein Modell und der Ausführung dieses Verhaltens kognitive Prozesse statt. Das Beobachtete kann im Gedächtnis in bildlicher oder sprachlicher Form repräsentiert sein. Förderlich für das Behalten ist die Komponente der Wiederholung. Reproduktion Motivation...


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