Jugendpsychiatrie - Mitschrift zu bekannten Störungen des ICD 10 PDF

Title Jugendpsychiatrie - Mitschrift zu bekannten Störungen des ICD 10
Course Psychiatrie, Psychotherapie
Institution Westfälische Wilhelms-Universität Münster
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Mitschrift zu bekannten Störungen des ICD 10...


Description

Allgemeine und spezielle Fragen zur Jugendpsychiatrie Definition:

- Es gibt nur wenige psychische Auffälligkeiten, die sich im Sinne einer Krankheit deutlich von der Normalität abheben.

- Die meisten lassen sich vom Normalzustand nur quantitativ hinsichtlich des Schweregrades und der begleitenden Beeinträchtigung abheben.

- Leichte Ausprägungen -> auch bei ganz normalen Kindern zu finden - Wenn Auffälligkeiten und Normalität so dicht nebeneinander liegen, muss nach Kriterien psychischer Störungen gefragt werden. Meisten psychischen Auffälligkeiten = wechselseitig zwischen Kind und sozialer Umgebung beeinflusst

- Oft situationsspezifisch - für die Diagnostik und Therapie sind interaktionelle Modellbetrachtungen erforderlich - Normal oder nicht ? -> hängt auch von sozialer Komponente ab

Kriterien der Abnormität

-

Angemessenheit hinsichtlich Alter und Geschlecht Persistenz Lebensumstände Soziokulturelle Gegebenheiten Ausmaß der Störung Art des Symtoms Schweregrad und Häufigkeit der Symptome Verhaltensänderung Situationsspezifität

Kriterien der Beeinträchtigung

- Leiden: Fehlurteile sind zu vermeiden - Soziale Einengung: Verringerter Sozialkontakt -> Entwicklungsbeeinträchtigung möglich - Interferenz mit der Entwicklung: inwiefern stört das Symptom allgemeine emotionale, kognitive und sprachliche Entwicklungen?

- Auswirkung auf andere

Klassifikation KJP MUAX Multiaxiales System

-

Achse 1 Klinisch-Psychiatrische Syndrome Achse 2 Entwicklungsrückstände Achse 3 Intelligenzniveau Achse 4 Körperliche Symptomatik Achse 5 aktuelle psychosoziale Umstände Achse 6 Globalbeurteilung der psychosozialen Anpassung

ICD-10 F0 alles organische F1 Suchterkrankungen, Verhaltensstörungen mit Substanzen F2 Schizophrenie F3 Affektiven Erkrankungen F4 Neurotische Störungen F5 Essstörungen F6 Persönlichkeitsstörungen F7 Intelligenzminderung F8 Entwicklungsstörungen F9 SSV, Bindungsstörungen F10 nicht näher bezeichnete Störungen Achse 5 -> aktuelle psychosoziale Umstände -> Abnorme intrafamiliäre Beziehungen

-

Mangel an Wärme in der Eltern-Kind-Beziehung Disharmonie in der Familie zwischen Eltern Sexueller Missbrauch (innerhalb der Familie) -> chronisch Körperliche Kindesmisshandlung Feindliche Ablehnung gegenüber dem Kind -> Sündenbockzuweisung

-> Psychische Störung, abweichendes Verhalten oder Behinderung in der Familie

- Behinderung eines Elternteils, Geschwister etc. - Psychische Störungen eines Elternteils Inadäquate oder verzerrte intrafamiliäre Kommunikation -> Abnorme Erziehungsbedingungen

-

Elterliche Überführsorge Unangemessene Anforderungen und Nötigungen durch die Eltern Erziehung, die eine unzureichende Erfahrungen vermittelt Unzureichende elterliche Aufsicht

-> Abnorme unmittelbare Umgebung

-

Isolierte Familie Abweichende Elternsituation Erziehung in einer Institution Lebensbedingungen mit möglicher psychosozialer Gefährdung -> Drogen, Prostitution

-> Akute belastende Lebensereignisse

- Verlust einer liebevollen Person

-

Bedrohliche Umstände infolge von Fremdunterbringung Negativ veränderte familiäre Beziehungen durch neue Familienmitglieder Sexueller Missbrauch außerhalb der Familie Unmittelbare beängstigende Erlebnisse Ereignisse, die zur Herabsetzung der Selbstachtung führen

Epidemiologie Bei der Häufigkeit kinderpsychiatrischer Störungen = beträchtliche Schwankungen in internationalen Studien, die von den vielfältigen methodischen Problemen epidemiologischer Forschung beeinflusst sind.

- Der Repräsentativen Stichprobengewinnung - Der Entwicklung zuverlässiger und gültiger Erhebungsinstrumente - Der Definition von psychischer Auffälligkeit Ballungsgebiete = mehr psychisch kranke - Rutter; Experiment in London und der Isle of Wight - London -> 25% - Isle of Wight -> 12% Aspekte = hohe Anzahl von Familienmitgliedern, Führungsweise der Schule, niedrige Intelligenz Aspekte in innerstädtischen Ballungsbezirken = Hohe Rate von benachteiligten Familien und benachteiligten Schulen Zwei wesentliche Altersgipfel = 6-10 Jahren und 13-18 Jahre

-

Geschlecht ist bedeutsam Deutliches Überwiegen von Jungen im Kindesalter = 2:1 Im Jugendalter in etwa gleich Charakteristische Zuordnung von psychischen Störungen zu den Geschlechtern beobachtbar Mehr emotionale Störungen bei Mädchen Mehr dissoziale Störungen bei Jungen

- Geschwisterposition: - Einzelkinder geringere Auffälligkeiten - Jüngsten Kinder unter Geschwistern am wenigsten auffällig

- Soziale Schichtunterschiede - Zusammenhang von dissozialen und disruptiven Störungen bei Kindern mit der sozialen Unterschicht.

- Verlauf - Mehr als die Hälfte genesen nach 2 einhalb Jahren

Ätiologie psychischer Störungen: Wie entsteht eine psychische Störung?

- Biologische Faktoren = genetisch, somatisch, konstitutionell - Psychologische Faktoren = individuell, familiär, Schule - Aktuelle Lebensumstände = situative Faktoren - Soziokulturelle Faktoren = Migration, Medien, Ökologie, Sozialschicht

- Raten für psychiatrische Störungen bei Jungen deutlich höher - Geschlechtsspezifisch Verhaltensweisen werden kulturabhängig vorgefunden - Geschlechterspezifischer Dimorphismus besteht

-> Temparamentfaktoren:

-

Aktivitätsniveau Stimmlage Anpassungsfähigkeit Reaktionsintensität Ablenkbarkeit Aufmerksamkeitsspannung Schwelle für Reaktion

-> Somatische Faktoren:

-

Art und Zeitpunkt der Schädigung ist relevant Prä- und perinatale Risiken Entzündungen, Neoplasmen, Traumata, Hypoxämien Allgemeine körperliche Erkrankungen

-> Psychosozialen Faktoren:

- Individuell: Ein Begriff wie der der individuellen Vulnerabilität kann kaum abgehoben von bsp konstitutionellen Elementen diskutiert und verstanden werden

- Das Kind entwickelt in der Auseinandersetzung mit diesen Bedingungen Elemente seiner

-

Persönlichkeit und Einstellungsfaktoren gegenüber der sozialen Umwelt, die wiederum eine Funktionsgröße in der Entwicklung psychischer Störungen bildet. (Bsp: immer die anderen sind schuld, sehe ich die Umwelt als negativ an?) abgelaufenen Erfahrungen

-> Ätiologie familiärer Faktoren

- Kindererziehung und Disziplingestaltung: Form der eingesetzten Disziplin oder der Bestrafung viel weniger bedeutend als angenommen wird.

- Bedeutsam ist eher die Häufigkeit der Bestrafung, zumal häufig geschlagene Jungen Aggressivität und antisoziales Verhalten entwickeln.

- Gestörte Beziehung zwischen Eltern und Kind zentral weniger die Art der Disziplinierung - Inkonsistentes Handeln - Elterliche Einmischung und Überprotektivität - Derartige Kinder neigen zu Trennungsängsten, begrenzter Anpassungsfähigkeit und Schulängsten.

- Trennungs- und Verlusterfahrungen. - Zu den akuten Belastungsreaktionen bei Trennung -> Protest in der Anfangszeit, depressiver Rückzug in der Übergangsphase und Auflösung der Bindung in der Endphase.

- Wenn fürsorglich und nicht im Streit -> nicht immer problematische Folgen - Verlust der Eltern durch Tod -> erhöhte psychiatrische Morbidität, Scheidung oder Trennungen noch ungünstigere Folgen

- Geburt eines Geschwisters - Berufstätige Mutter - Kinder alleinstehender Eltern -> doppeltes Risiko Verhaltensauffälligkeiten zu entwickeln - psychische bzw soziale Auffälligkeiten der Eltern - Familienzusammensetzung - Familiengröße: ab dem vierten bis fünften Kind nimmt die Wahrscheinlichkeit für niedrige verbale Intelligenz, schlechte Leseleistungen und eine erhöhte Rate an Verhaltensstörungen zu, unabhängig von der Sozialschicht.

-> Schulische Faktoren: Leistungs- und Schulverhalten:

-

Ausmaß an Lob und Verstärkung durch den Lehrer Gestaltung der unmittelbaren Schulumgebung Übertragung von Verantwortlichkeit auf den Schüler Betonung von Leistung Des Modellverhaltens des Lehrers Dem gruppenbezogenen Verhalten des Lehrers im Gegensatz zum einzelbezogenen Unterricht Übereinstimmung hinsichtlich der pädagogischen Prinzipien innerhalb der Lehrerschaft Jedoch keine konsistente Beziehung des Lernerfolges und Verhaltens mit der Anzahl der Schüler im Sinne hoher Klassenfrequenzen

-> Die Gleichaltrigengruppe:

- Kinder werden psychisch auffällig -> wenn in ihrer sozialen Beziehungsfähigkeit gestört - Soziale Akzeptanz in der Gruppe durch Merkmale bestimmt - Zu den spezifischen sozialen Fertigkeiten gehört ferner die Fähigkeit -> anderen das Gefühl von Akzeptanz zu vermitteln, Gefühle anderer zu erkennen

- Gruppendelinquenz

-> Soziokulturelle Faktoren:

- Sozialschicht: sehr unterschiedliche Studienergebnisse, schlechte Schulbildung, niedrige Intelligenz

- Ungenügenden psychiatrischen und pädagogischen Beratungsangebote für diese Sozialschicht - Ökologische Bedingungen: in Städten hohe Delinquenzrate, allgemeines Rate an Verhaltensauffälligkeiten vermehrt. - Ursache: Arbeitslosigkeit, Alkoholismus, Störungen auf familiärer Ebene

-> Migration:

- Für die Einwanderer ergeben sich einschneidende Veränderungen ihrer sozialen Struktur und Bindungen

- Risikofaktoren der psychosozialen Adaptation für die Familien ergeben sich aus Kulturkonflikten - Kommunikationsprobleme, Gettobildung, ungünstige Wohnverhältnisse, belastende Arbeitssituation der Eltern sowie belastende Schulsituation für die Kinder

- Häufig anderer Gewaltbegriff, körperliche Züchtigung etc.

-> Aktuelle Lebensumstände und situative Faktoren

- Akute Ereignisse - Verlust der wichtigsten Bezugspersonen, Scheitern in der Schule, Beendigung von Freundschaften

- Suizidhandlungen häufig aufgrund akuter Ereignisse und Beziehungsstörungen

-> Protektive Faktoren

- sind unspezifisch dh sie werden in einer allgemeinen Weise in verschiedenen Kontexten sowie bei unterschiedlichen Belastungen und Risiken wirksam:

- drei große Klasse:

1) Die Disposition des Kindes wie positives Temparament, Autonomie etc. 2) Merkmale des familiären Milieus wie Kohäsion, Wärme, Harmonie etc. 3) Merkmale der außenfamiliären sozialen Umwelt im Sinne verfügbarer externer Ressourcen und erweiterter sozialer Unterstützung

-

Die vier Mediatormechanismen, die produktive Prozesse wirksam werden lassen. Die Bedeutung eines Risikos wird reduziert Negative Kettenreaktionen verändert Selbstwertgefühl und Kompetenz können sich in unterpersonalen Beziehungen und Leistungssituationen und dabei ganz besonders an Wendepunkte der Entwicklung entfalten Gelegenheiten

Die kinder- und jugendpsychiatrische Untersuchung

Anamnese:

- Vorstellungsanlass/Aufnahmemodus - Familienanamnese - Eigenanamnese Psychopathologische Befunderhebung und körperliche Untersuchung Weitere Diagnostik:

-

Psychologische Diagnostik Ergotherapeutische Diagnostik Logopädische Diagnostik Labordiagnostik/ergänzende Diagnostik Strukturelle Untersuchungen/Röntgen

a) Vorstellungsanlass/Aufnahmemodus:

- Tag, Zeit, Begleitung, einweisender Arzt und Zuweisungsgrund - Aktuelle Symptomatik: Beginn, situativer Kontext, Intensität, Maßnahmen, Verlauf und Exazerbation

b) Familienanamnese: Von jedem Verwandten Angaben über:

- Alter - Krankheiten - Soziale Stellung und Beruf Familiäre Situation:

-

Sozioökonomische Lage Persönlichkeit und Entwicklung der Eltern und Geschwister Geschwisterkonstellation Beziehung zu den übrigen Familienmitgliedern Interaktion und Aktivität innerhalb der Familie

c) Persönliche Anamnese:

- Entwicklung: Schwangerschaftsverlauf, Geburt, Neugeborenenperiode, Kleinkindentwicklung, Weitere Entwicklung

- Schule und Beruf: Einschulung, Schulstand, Leistungen, Berufspläne, Ausbildung in Lehre und Beruf

- Soziale Situation: Freundschaften, Beziehungen, Soziale Stellung, Soziale Aktivitäten, -

Freizeitunternehmungen Primärpersönlichkeit Sexualität: Entwicklungsstand, Einstellung und sexuelle Aktivität Frühere Krankheiten: Beginn und Verlauf Genussmittel, Drogen und Medikamente: Nikotin, Alkohol, Rauschmittel, Art, Dosis, Dauer der Einnahme Hobbys und Interessen Nutzung von Medien

Psychopathologische Befunderhebung

- Äußerliches Erscheinungsbild: Attraktivität, Größe, Gewicht, Reife, Fehlbildungen, Sauberkeit etc.

- Kontakt und Beziehungsfähigkeit: Abhängigkeit von der Begleitperson, Rapport, -

Selbstsicherheit, Kooperation Emotionen: Stimmung, Affekte, Angst Denkinhalte: Ängste, Sorgen, Träume, Fantasien, Denkstörungen Kognitive Funktionen: Orientierung, Aufmerksamkeit, Auffassung, Wahrnehmung, Gedächtnis Sprache: Umfang, Artikulation, Vokabular Motorik: Antrieb und Aktivität Soziale Interaktion: Position, Schulklasse, Freundeskreis

Psychologische Leistungstests:

-

Tests zur Erfassung der allgemeinen Intelligenz Differenzielle Intelligenztests Prüfungssystem für die Schul- und Berufsberatung Intelligenz-Strukturtest Entwicklungstest Neuropsychologische Funktionstests Lesen Rechtschreibung Motorik Visomotorik Sprache Visuelle Wahrnehmung Handdominanz Persönlichkeitsfragebogen Extraversion und Neurotizismus Angstfragebogen Persönlichkeit

Therapiemöglichkeiten Überblick:

-

Psychotherapie Musiktherapie Logopädie Soziotherapie

-

Psychopharmaka Ergotherapie Nachgehende Betreuung Konzentration Bewegungstherapie Betreutes Wohnen

-> Psychopharmaka:

-

Neuroleptika Antidepressiva Stimmungsstabilisatoren Benzodiazepine Psychostimulanzien Hypnotika

Therapieprinzipien:

- Gesamtbehandlungsplan - Akut- und Stabilisierungsphase - Wichtig ist Motivation, Vermittlung des Behandlungskonzeptes und Festigung und Förderung der Compliance

- Je schwerer desto früher - Auswahl des Medikaments

Psychiatrische Behandlung ist prinzipiell freiwillig und patientenbezogen, nach einer entsprechenden Aufklärung und in gegenseitiger Absprache.

Unterbringungsgesetz

Unterbringung = Ein Patient wird in seiner Bewegungsfreiheit eingegrenzt. Dazu braucht es 3 Vorraussetzungen:

- Patient ist psychisch krank - Es besteht Gefahr für Leib und Gesundheit - Es fehlen andere Betreuungs- und Behandlungsalternativen - Alkohol und Drogenabhängigkeit, Missbrauchsverhalten und geistige Behinderung sind allein -

keine psychische Erkrankung. Es muss sich um eine erhebliche Gefährdung halten. In die Gefährdungsbeurteilung gehört auch immer die Prognose Handgreiflichkeiten reichen alleine nicht aus In der Praxis ist die Differenzierung einer ernstlichen und erheblichen Gesundheitsgefährdung oft schwierig Bei der Aufnahme muss eine Unterbringung durch einen Kinder oder Jugendpsychiatriefacharzt gemacht werden

-

Psychiatriepatientenanwälte Gerichtliche Überprüfung innerhalb von 4 Tagen durch den Richter Bei Minderjährigen Zustimmung von Erziehungsberechtigten Behandlung prinzipiell nur bei Einwilligung des Patienten Ausnahme bei Gefahr in Verzug

Entwicklungspsychologie

- 80% der nachgeburtlichen Hirndifferenzierung erfolgt innerhalb der ersten vier Lebensjahre - Erhöhte Vulnerabilität und erhöhte Adaptionsfähigkeit

Emotionale Entwicklung: Kenntnisse über „normale Entwicklung“ helfen uns, pathologische Veränderungen überhaupt erst sichtbar und verständlich zu machen Kenntnisse aus psychotherapeutischen Behandlungen geben viele Anstöße für entwicklungstheoretische Modelle Diese geben wiederum Einblick in die Dynamik (Ursachen, Zusammenhänge, Wirkfaktoren von funktionalen und dysfunktionalen Entwicklungsprozessen) und helfen ein besseres Verständnis für Entwicklungsprozesse zu erhalten. Entwicklung vollzieht sich multidimensional, mit gegenseitiger Beeinflussung im bio-psychosoziales Modell Zwischen Normalität und Pathologie bestehen fließende Übergänge, z. B. verzögerte Sauberkeitsentwicklung vs. Enuresis, Enkopresis, Verzögerungen in einzelnen Teilleistungsbereichen vs. Legasthenie, Dyskalkulie, Sprachentwicklungsstörung Schüchternheit vs. soziale Ängste, Phobien Dinge wegnehmen aus kindlichen Motiven, Unwahrheiten aus kindlicher Weltsicht vs. Aggressivität mit Schädigungsabsicht, lügen

Entwicklungskonzeption früher • auf ein Endniveau ausgerichtet • stark reifungsabhängig • Irreversible Reihenfolge • Phasen mit qualitativen Unterschieden Entwicklungskonzeption heute • Subjekt als aktiver Gestalter • Wechselseitige Einflussnahme zwischen Eltern und Kind • Großer Einfluss des Entwicklungskontextes • Lebensspannenperspektive • Entwicklung ist nicht nur Progression

Emotionale Entwicklung beschäftigt sich mit dem Erlernen von Fertigkeiten in Bezug auf • Selbst- und Körperkonzept • Bindung und Beziehungsgestaltung • Emotionsregulierung • Mentalisierung von Affekten im Umgang mit Konflikten Weitere Argumente für die Beachtung von Entwicklungsprozessen • Plastizität des Gehirns • Traumaforschung

Meilensteine der emotionalen Entwicklung

Entwicklungstheorie der ersten Lebensjahre von Stern:



Stern stellt die Selbstempfindung „Sense of Self“ als das wesentliche psychische Organisationsprinzip in den Raum. Der „Sense of Self“ und sein Gegenstück, der



„Sense of Other“ sind, universelle Phänomene, die alle unsere sozialen Erfahrungen zutiefst beeinflussen Seine Grundannahme ist, dass Selbstempfindungen lange vor reflektierter Selbstbewusstheit und Sprache existieren, nämlich Empfindungen handeln zu können, Intentionen zu haben, Empfindungen körperlicher Kohäsion und einer Kontinuität in dieser Zeit

1. Stadium des auftauchenden Selbst (1.-2. Lm.) ●



Die basale Entwicklung einem „sense of emergent self“ kann nur in einer Interaktionserfahrung, die als „good enough mothering“ beschrieben worden ist, stattfinden. Entscheidend dabei ist die Empathie der primären Bezugsperson Die Bezugsperson muss ihren Säugling, als ein spezielles Gegenüber „als einen anderen wahrzunehmen und zu erleben“ bereit sein. Nur darüber kann der Säugling eine Neugier seines Gegenübers für seine ganz individuellen auftauchenden Eigenschaften des Selbst erleben

2. Stadium des Kern-Selbst (2.-9. Lm.) ● ●

Dies ist geprägt von der Erfahrung der eigenen Urheberschaft („self“) Das Kern-Selbst-Empfinden ist ein aus Erfahrung stammendes Wissen von Ereignissen, das in der intimen Interaktion mit der Mutter erworben wird (pflegen, spielen)

3. Stadium Empfinden eines Kern-Selbst (2.- 6. Lm.)! Aspekte des Kern-Selbst • • • • •

Das Gefühl Handlungen verursachen zu können Das Gefühl der körperlichen Kohäsion Das Gefühl der Kontinuität Das Gefühl der Affektivität Es konsolidiert sich die Empfindung eines Kern-Selbst

4. Stadium des Empfindens eines subjektiven Selbst (7.-15. Lm.) ●





Die Kinder scheinen nun plötzlich zu erfassen, dass sie ein eigenes inneres subjektives Leben haben, und dass andere dies ebenfalls haben („that there are other minds out of there“). Sie entdecken, dass hinter den äußeren Handlungen innere Beweggründe stehen. Das Teilen subjektiver Erlebnisse wird möglich und damit ändert sich die Art des zwischenmenschlichen Austausches. Die Gemeinsamkeit oder auch Verschmelzung mit dem als kognitiv und körperlich abgegrenzt erlebten Anderen liegt nun im gemeinsamen inneren Erleben, der Gemeinsamkeit eines inneren erlebten Gefühlszustandes. Ein Selbst, welches unsichtbare, aber durch Rückschluss zugängliche seelische Zustände „im Sinn behalten kann“, wie z. B. I...


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