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Title Mitschrift ausformuliert
Author Laura Scholz
Course Das griechische Theater - Archäologie, Funktionen und Rezeptionen eines zentralen Phänomens der griechischen Kunst
Institution Ludwig-Maximilians-Universität München
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Ludwig-Maximilians Universität München Fakultät für Kulturwissenschaften Wintersemester 18/19 Univ. Prof. Dr. Ralf Krumreich Bachelor Nebenfach – Antike und Orient

Das griechische Theater Archäologie, Funktionen und Rezeption eines zentralen Phänomens der griechischen Kultur

Einführung in das Thema am 25.10.18 – Einblicke in die Archäologie des griechischen Theaters Frühe Theaterbauten sind vereinzelt im gesamten Alexanderreich zu finden. Diese Theater stammen aus dem Zeitraum ab dem 4. bis ins 2. Jahrhundert vor Christus und dienten schon damals als wichtiger Versammlungsort, an dem politischer Diskurs geführt und dramatische Aufführungen verfolgt wurden. In Athen wurde die Institution des Theaters im späten 6. Jahrhundert und somit während der archaischen Zeit eingeführt, somit fallen die meisten in der Vorlesung besprochenen Theaterbauten in eben diese Zeit. Erbaut wurden die Theater nicht nur in größeren Städten wie Athen und Sparta, sondern auch in neuen griechischen Kolonien in Unteritalien bis weit im Alexanderreich wie z.B. in Pakistan und Afghanistan. Die Theaterbauten des 6. Jahrhunderts waren meist keine freistehenden Anlagen, so wurde z.B. der Zuschauerraum, das sog. Theatron, häufig in einen Hang hineingebaut. Zu erwähnen ist, dass die frühen Theaterbauten häufig hölzerne Elemente aufweisen, welche im Laufe der Zeit zunehmend durch Stein ersetzt wurden. Zu Fuße des Theatrons findet sich die Orchestra, welche als Bühnenfläche für die Schauspieler und den Chor diente. Kultstatuen wurden häufig nahe der Orchestra platziert. In unmittelbarer Nähe der Orchestra befand sich die sog. Skené. Das hölzerne Bühnenhaus wurde oft als Halterung für Bühnenbilder oder für den Kostümwechsel der Darsteller verwendet. Bedeutende Gäste konnten in der Prohedrie Platz nehmen, der vorderen Sitzreihe, die meistens aus Kalkstein erbaut wurde und die Namen und Funktionen der Gäste an den Sitzplätzen eingraviert hatte. Die restlichen Zuschauer fanden ihre Plätze im sog. Koilon. Aufgeführt wurden Dramen, Komödien und auch Tragödien wie die der großen Tragiker Aischylos, Sophokles und Euripides oder dem Vertreter der „Neuen Komödie“ in Athen, dem Dichter Menander. Die in den Stücken behandelten Themen sind größtenteils zeitlos, weshalb sie nicht nur bis heute bestand haben, sondern durchaus auch für die moderne Bevölkerung noch relevant sind. Die Fülle und Qualität der Überlieferungen verdankt man u.a den zahlreichen Bildnissen der Dichter, die oftmals von Gemälden oder Mosaikfeldern begleitet sind, die direkten Bezug auf Szenen innerhalb der Stücke nehmen und durch zugehörige Unterschriften und Titel einfacher zugeordnet werden können. So wird z.B. eine Portraitstatue des Menanders von 8 – 10 Mosaikfeldern umgeben, welche Szenen aus verschiedenen Komödien darstellen und die abgebildeten Hauptdarsteller namentlich benennen. Ein weiterer prävalenter Aufführungstyp ist das Satyrspiel, welches anhand der Pronomosvase (410/400 v. Chr.) beispielhaft illustriert wird. Im Zentrum der Vase sieht man eine sitzende Gottheit mit seiner Gespielin auf dem Schoß. Die Weinreben, welche sich um die Gottheit ranken, kennzeichnen die Figur unverkennbar als Dionysos, den Gott des Weines und der Extase aus. Die weibliche Figur, die ihn begleitet, stellt vermutlich seine menschliche Gefährtin Ariadne dar. Ebenfalls im Zentrum der Darstellung, in der unteren Hälfte der Abbildung ist Pronomos sitzend und vertieft in sein Flötenspiel abgebildet. Des weiteren finden sich auf der Vase drei Schauspieler, die sich in ihrer Darstellungsweise von den in Fellschürzen gekleideten Satyren unterscheiden, nämlich ein König, Herakles und der Silen, ein älterer, bärtiger Mann welcher in ein Körpertrikot gekleidet ist.

Das griechische Theater vereint drei verschiedene Komponenten miteinander: die politische, die gesellschaftliche und soziale sowie die religiöse und kultische Komponente. Am Beispiel des Dionysostheaters manifestierte sich die politische Komponente in der Ausstellung von Tributen, welche von den Bündnispartnern des Attischen Seebundes gestiftet wurden. Dies geschah vor allem am ersten Festtag der Dionysien. Die gesellschaftliche und soziale Komponente meint vor allem die Integration der Bevölkerung in das Theatergeschehen. So gab es neben ein paar wenigen „Star-Schauspielern“ häufig zahlreiche Laienschauspieler, die für Nebenrollen engagiert wurden. Junge, schöne Männer spielten so zum Beispiel häufig Satyren während der Satyrspiele. Finanziert wurden die Theateraufführungen teilweise durch reiche Bürger. In die Spiele wurde allerdings nicht nur die Bevölkerung einbezogen, sondern auch der Gott Dionysos und seine Gefolgschaft, die somit die kultische Komponente bilden. So spielte vor allem das Gefolge des Dionysos eine bedeutende Rolle in den Satyrspielen. Dionysos selbst war in Form eines Kultbildes, welches im Zuschauerraum aufgestellt wurde, präsent. Außerdem wurde ein kultischer Zusammenhang geschaffen, da das Dionysos-Theater in unmittelbarer Nähe zum Dionysos-Heiligtum in Athen erbaut wurde.

2. Vorlesung am 08.11.2018 – Dionysos, Gott des Theaters und Dionysien Dionysos' Zuständigkeit für das Theater wirkt in heutigen Augen meist befremdlich, da er allgemein nur im Zusammenhang mit Festlichkeiten, übermäßigem Weingenuss und Ekstase verstanden wird. Jedoch wurden ab dem 6. Jahrhundert zahlreiche griechische Theaterstücke, wie zum Beispiel Tragödien, Komödien usw., zu seinen Ehren aufgeführt. Für die Nachwelt wurde dies nicht nur durch die Kultstatuen des Dionysos, welche ihren Platz in der Nähe der Orchestra oder dem Zuschauerraum fanden, erhalten. Darstellungen des Theatergottes sind zum Beispiel oft auf Vasen und Amphoren zu finden, wie beispielsweise eine Darstellung des sitzenden Dionysos, in Begleitung seiner Gefährtin Ariadne, im Zentrum der Pronomosvase. Die Darstellungsweise des Dionysos durchlief ab dem 5. Jahrhundert einen Wandel. Zu Beginn des 5. Jahrhunderts wurde Dionysos meist als bärtige Vaterfigur in fortgeschrittenem Alter dargestellt. Ein Beispiel für die Darstellungsweise des Dionysos vor den ersten Theateraufführungen findet sich auf einer Halsamphora, deren Datierung auf die Mitte des 6. Jahrhunderts fällt. Abgebildet sieht man einen Dionysos mit einem Trinkgefäß in den Händen, ein in einen Chiton gekleideten Mann mit einem Efeukranz auf dem Haupt. Umgeben ist Dionysos von seinem schwarmartigen Gefolge, welches ihn sichtlich verehrt. Zu erkennen sind in dem Gefolge unter anderem zwei eng umschlungene Mänaden, die Efeukränze auf den Häuptern und Efeuzweige in den Händen haben. Außerdem ist ein Hase abgebildet, der als Attribut der Mänaden und Zeugnis ihrer Wildheit zu verstehen ist. Aus dem gleichen Zeitraum gibt es eine Darstellung des Dionysos als Theatergott. In der Abbildung sieht man den Gott wieder mit einem Trinkgefäß in den Händen, umgeben von Efeuranken. Um ihn herum scharen sich mehrere Mänaden und Satyren mit Musikinstrumenten in den Händen. Dionysos wirkt desinteressiert an dem Treiben seines Gefolges, dem es anscheinend nicht gelingt den Gott zu belästigen. Ebenfalls abgebildet ist ein Thyrsosstab mit Efeu sowie Pinienzapfen und Weinlaub. Ab Mitte des 6. Jahrhunderts finden sich jedoch zunehmend jugendliche, bartlose Darstellungen des Theatergottes.

Die Ikonografie des Dionysos beinhaltet oft eine Affinität zu Masken. So wird das Gesicht des theomorphen Dionysos meist maskengleich und zur besonderen Hervorhebung frontal auf Vasen abgebildet. Beispielhaft dafür sind die sog. „Lenäenvasen“, griechische bzw. attische Vasen deren Hauptmotiv das Lenäenfest des Mänaden ist. Auf der Innenseite der Schale ist ein Dionysos in 3/4-Ansicht zu sehen, langhaarig und bärtig. Bekleidet ist er mit Chiton und Mantel; in den Händen trägt er den Thyrsosstab mit Efeublätter. Ein Efeukranz schmückt sein Haupt und ein Weinstock rankt über seine linker Schulter. An seiner Seite hat Dionysos einen Satyr mit Doppelflöte. Auf der Außenseiten der Schale sind fünf Frauen zu sehen, die mit Thyrseu argumentieren. Ein rauschendes Fest zu Ehren des Dionysos ist gerade in Gange: Ein blutbefleckter Altar innerhalb eines Heiligtums ist zu sehen, was bezeugt, dass vor Kurzem ein Opfer dargebracht wurde. Neben dem Altar ist ein Kultbild des Dionysos zu finden, ein partielles antropomporphes Gemälde auf Holzpfahl. Die Szene wird von Efeuranken gerahmt, an welchen Opferkuchen aufgehangen wurden. Die Dionysien waren Festspiele, die zu Ehren des Dionysos nicht nur in der Stadt Athen, sondern in Theatern in ganz Attika aufgeführt wurden. Unterschieden wird hierbei zwischen den ländlichen Dionysien, die Ende Dezember in kleinen attischen Dementheatern abgehalten wurden, den Lenäenfesten in Athen Ende Januar und den städtischen, großen Dionysien, welche Ende März die ganze fünf Tage dauerten. Die großen Dionysien begannen mit der Prozession und dem Einholen des Kultbildes des Dionysos aus der Eleutherei. Hierbei wird das Kultbild vom Dionysos-Heiligtum in das Theater transportiert. Diese Prozession wird von rasenden Gesängen und schrillen Flötenklängen begleitet, sowie durch die Präsentation hölzerner, mit Efeu geschmückter Phalli als Zeichen für Potenz und Fruchtbarkeit. Symbolisiert sollte die erneute „Besitzergreifung“ Athens durch Dionysos werden. Am Ende der Prozession fand das Kultbild seinen Platz neben dem Ehrenplatz des Priesters im Theater, Dionysos wird somit durch die Kultstatue als göttlicher Zuschauer re-präsentatiert. Außerdem wurde am ersten Tag ein Festopfer erbracht und es kam zum Agon, einem Wettstreit der 20 Dithyrambenchöre der 10 Phylen, die jeweils aus einem Männer- und einem Knabenchor à 50 Choreuten bestanden. Am zweiten Festtag wurden fünf Komödien von fünf verschiedenen Dichtern aufgeführt. Der dritte bis fünfte Tag wurde den Tragödien und Satyrspielen gewidmet. Hierbei wurden drei Tetralogien von drei Tragödiendichtern aufgeführt. Die Tetralogien setzten sich aus drei Tragödienstücken und einem anschließenden Satyrspiel zusammen. Die Aufführungen erfreuten sich einer hohen Teilnehmerzahl männlicher Athener, wobei wieder die soziale Komponente des Theaters durch die soziologische und persönliche Einbindung zum Ausdruck kommt.

3. Vorlesung am 15.11.2018 - Frühes griechisches Theater (5. Jh. v. Chr.) am Beispiel des Dionysos-Theaters in Athen; Dionysos-Heiligtum und das Perikles-Odeion; Dementheater als Beispiel früher Theaterarchitketur Im Laufe des 5. Jahrhunderts wurde der Aufführungsplatz der dramatischen Stücke von der Agora Athens an den Südhang der Akropolis verlagert. In unmittelbarer Nähe zum archaischen Dionysos-Heiligtums wurde das neue Theatergebäude erbaut, indem man den Platz für eine Orchestra ausstanzte und ein hölzernes Bühnengebäude errichtete. Die ersten Funde, Marmorsessel, die dem Dionysos-Theater zugehörig waren, wurden 1862 entdeckt. Ungefähr 30 Jahre nach den ersten Entdeckungen

erfolgt eine Aufnahme, Beschreibung und Interpretation der Funde durch den Forscher Wilhelm Dörpfeld. Ein gravierender Fehler unterlief Dörpfeld in seiner Interpretation, da er die runde Stützmauer, die das Gelände umschließt und den Höhenunterschied zwischen Dionysos-Heiligtum und Theater ausgleichen sollte, fälschlicherweise als runde Orchestramauer interpretierte. Aufschluss auf die eigentliche Form der Orchestra des alten Dionysos-Theaters liefern die rechteckigen Kalksteine, die die alte Prohedrie-reihen formten und auf eine trapezförmie oder rechteckige Orchestra deuten. Einige Sitzplätze der alten Prohedriereihen sind bis heute erhalten. Die Prohedrie bestand insgesamt aus drei bis fünf kalksteinernen Sitzreihen. Die Ikria des alten Dionysos-Theaters bestand aus Holz und wurde auf Pfosten errichtet, so dass sie nach den Volks-versammlungen abmontiert und an einem Lagerplatz verstaut werden konnte. Die unmittelbare Nähe besteht nicht nur zwischen den Gebäuden, also dem Dionysos-Theater und dem -Heiligtum, sondern auch zwischen dem Theater und Dionysos selbst. Im Inneren des archaischen Tempels wurde der Dionysos Eleuthereus aufbewahrt. Die Ikonografie des Kultbildes ist unbekannt und es wird vermutet, dass das Kultbild wahrscheinlich aus Holz oder Marmor gefertigt wurde. Dieses Kultild wird währed der Prozession am ersten Festtag der städtischen großen Dionysien vom Tempel zum Theater transportiert, wo es dann seinen Ehrenplatz in der Prohedrie einnimmt. Der Dionysos-Tempel war in direkter Sichtweite zum Theater, man konnte als vom Theater aus unter anderem den Reliefgiebel des Tempels sehen. Der Reliefgiebel aus grobem Kalkstein ist auf ca. 540/30 v. Chr. zu datieren und zeigt unter anderem einen tanzenden Satyr mit einer Doppelflöte in den Händen und eine Mänade mit knielangem Rock. Das dionysische Gefolge symbolisiert den vollzogenen Umzug des Theaters hin zum Heiligtum. Das Fundament des Tempels zierte eine quadratische Cella, was vermuten lässt, dass es sich um einen Antentempel gehandelt haben muss. Das Baumaterial und die Kammerform lässt eine Datierung im Zeitraum zwischen 500 und 480 v. Chr. vermuten, dem ungefähren Zeitraum des Umzugs der dramatischen Agone; dies führte zur Monumentalisierung des alten Heiligtums. Eng verbunden mit der Baugeschichte des Dionysos-Theaters ist das Odeion des Perikles, welches direkt an das Theatergebäude angrenzt. Durch den Bezug auf Perikles fällt die Datierung des Odeins in den Zeitraum zwischen 440 und 430 v. Chr.. Das quadratische Gebäude war nach Nordwesten ausgerichtet; das pyramidenähnliche Dach wurde von insgesamt 81 Säulen getragen. Der Bau erinnert an die Pracht des persischen Großkönigs Xerxes und der persischen Architektur und fungierte als überdachtes Konzertgebäude, vor dem sich die Schauspieler vor den Dionysien vorstellten. Während dieser Vorstellung trugen die Darsteller keine Kostüme und waren nicht in Charakter. Der zweite Teil der Vorlesung behandelte die kleinen Dementheater, von denen bis heute insgesamt 16 in den ländlichen Ebenen Attikas entdeckt wurden. In den kleinen Dementheatern wurden Ende des Jahres die ländlichen, kleinen Dionysien gefeiert mit ihren eigenen Prozessionen mit Opferkörben und -kuchen sowie der Präsentation hölzerner Phalli als Fruchtbarkeits-zeichen. Im folgenden Abschnitt soll nun eines dieser Dementheater näher beleuchtet werden.

Das Dementheater befindet sich im nordöstlichen Attika im Ort „Dionysos“ und ist ein Theater aus archaischer Zeit, also dem späten 6. bis frühen 5. Jahrhundert. Die Ausgrabung des Dementheaters wurde von Amerikanern in 1887 durchgeführt, wobei man fünf bis sechs Prohedriesessel aus Marmor in geradliniger Reihe entdeckte. Die Inschriften unter den Sesseln ermöglichen eine genauere Datierung, welche das Theater im späten 6. Jahrhundert verankert. Die Aufstellung der Prohedriesessel lässt darauf schließen, dass die Orchestra des Dementheaters rechteckig war. Ein weiterer Fund war der Dionysos aus Ikaria (520/10 v. Chr.). Man fand Fragmente einer großformatiger Marmorplastik die einen sitzenden Dionysos auf einem Thron zeigt. Dargestellt ist Dionysos als bärtige Vaterfigur mit langen Locken und Vollbart. Er ist in einen Chiton und Sandalen gekleidet und hält einen Kantharos in rechter Hand. Das Kultbild befand sich unter einem Baldachin aus Marmor und wurde mit herabhängenden Weinreben präsentiert.

4. Vorlesung am 22.11.18 – Architektur der frühen griechischen Theater im 5. Jahrhundert und weitere Dementheater Ursprünglich wurde die Kapazität des Dionysos-Theaters auf ca. 3000 Zuschauer geschätzt – neuen Erkenntnissen zufolge könnten jedoch fast dreimal so viel Menschen im Zuschauerraum des Theaters des 5. Jahrhunderts platznehmen. In der monumentalisierten Fassung des 4. Jahrhunderts dürfte die Kapazität dann schon ganze 18.000 umfassen. Das hölzerne Bühnenhaus des Dionysos-Theaters in Athen ist nicht überliefert, wird in der Rekonstruktion jedoch häufig mit flachem Dach dargestellt. Starken Einfluss auf diese Rekonstruktion nahm der Agamemnon des Aischylos. In dem Stück legt sich der Wächter des Hauses von Agamemnon, dem Herrscher von Mykene, auf das Dach des Palastes. Von dort aus beobachtet er die Umgebung und hält Ausschau nach der Signalisierung der Niederlage Trojas. Der Palast muss während der Aufführung das Bühnengebäude gewesen sein und ein flaches Dach würde dem Schauspieler gewähren, sich ohne Schwierigkeiten auf das Dach zu legen. Das Bühnenhaus war geschlossen und diente den Schauspielern als „Umkleideraum“ zum Kostüm- und Maskenwechsel. In den Tragödien traten häufig nur zwei bis drei Schauspieler auf, die mehrere Rollen, sowohl männliche als auch weibliche, übernahmen. Dementsprechend häufig musste auc h die Kostümierung gewechselt werden. Ein Dementheater von besonderer Bedeutung befindet sich in Thorikos im südöstlichen Attika zu finden, der schon seit mykenischer Zeit besiedelt ist. Seine Bedeutung erlangt der Ort, da die Architektur der frühen Dementheater in Stein erhalten ist. Der Grund-riss des Theatergebäude wurde in Stein geschlagen und ist vermutlich in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts entstanden und wurde im frühen 4. Jahrhundert erweitert. Während des 5. Jahrhundert bestanden die Theaterbauten in Athen noch aus einer Kombination aus Holz und Stein. Die Zuschauerreihen waren rechteckig angelegt und an den Enden abgerundet, was auf ein trapezförmiges Theatron schließen lässt. In der Nähe des Dementheaters befindet sich ein Tempel, dessen Inhaber zwar nicht genau bestimmt werden kann. Es ist aber zu vermuten, dass es sich wahrscheinlich um Dionysos gehandelt haben muss.

Im Osten Attikas liegt das Dementheater von Ramnus. Die Stadt Ramnus ist u.a. für ihren Festungsring bekannt, welcher das Stadtzentrum umschließt, sowie den Nemesistempel. Die Perser planten eine Invasion Attikas; als diese Pläne scheiterten, errichteten die Griechen einen Tempel für die Göttin der Rache, Nemesis. Ihr Marmorkultbild befand sich im inneren des Ringhallentempels. Erhalten sind lediglich Fragmente der Füße, der Bekleidung und des Gesichtes, weshalb die Rekonstruktion hauptsächlich durch den Vergleich mit römischen Kopien der Kultstatue möglich war. Die Nemesis hielt wohl eine Spendenschale in der rechten und einen Apfelzweig in der linken Hand. Das Stadtzentrum von Ramnus besteht größtenteils aus Wohgebäuden, sowie ein paar wenigen öffentlichen Gebäuden. Außerdem gibt es einen freien Platz in der Stadt, der wohl Haupthandlungsplatz des politischen Geschehens gewesen sein muss. Das Dementheater von Ramnus hatte, ähnlich wie das Dionysos-Theater in Athen, eine Holz-Stein-Architektur. Von der vorgelagerten, rectiliniaren Marmorprohedrie wurden ursprünglich sieben Sessel entdeckt; heute sind allerdings nur noch drei komplette Sessel und ein Fragmentarischer erhalten. Aus den Weihschriften an den Prohedriesesseln lässt sich entnehmen, dass das Dementheater die Stiftung eines Priesters zu Ehren des Gottes Dionysos war und ins 5. Jahrhundert zu datieren ist. Frühe Theaterbauten des 5. - 4. Jahrhunderts v. Chr. finden sich auch außerhalb Attikas. Ein solcher früher Theaterbau ist z.B. im Stadtzentrum der Stadt Argos zu finden. Das rectilineare Theater ist unterhalb eines kaiserzeitlichen Odeions gelegen und erinnert mit seiner Architektur sehr an die Dementheater. Die Sitzreihen sind direkt aus dem Fels gehauen und spannen sich über 30 Meter in die Breite. Treppen, welche ebenfalls direkt in den Stein gehauen sind, teilen den Zuschauerraum in drei Raster. Das Theater fasste ca. 1500 Personen. Ein weitaus größeres, zweites Theater ist nördlich in der Stadt zu finden. Hierbei handelt es sich um ein hellenistisches Theater des 3. Jahrhunderts, das bis zu 20.000 Menschen fassen konnte. Das Theatron ist rund ausgestaltet und man findet die ab dem 4. Jahrhundert kanonische muschelförmigen Sitzreihen.

5. Vorlesung am 29.11.18 – Architektur des spätklassischen Theaters am Beispiel des Dionysos-Theaters in Athen Das spätklassische Dionysos-Theater entledigte sich seiner hölzernen Komponenten; der neue Theaterbau bestand nun nur noch aus verschiedenen Steinarten. Ein Gürtelweg trennte die oberen und unteren Zuschauerbereiche, die bis zu 18.000 Zuschauer behausten. Die Zuschauerbereiche wurden widerum durch 12 Treppen in insgesamt 13 keilförmige Bereiche geteilt. Das muschelförmige Koilon bestand aus feinem Kalkstein und sorgte für eine deutlich besser...


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