Title | Lautwandel IV Monophthongierung-Diphthongierung und weitere Lautwandelprozesse |
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Course | Basismodul Geschichte der deutschen Sprache |
Institution | Universität Potsdam |
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Seminar-Themenzusammenfassung - Geschichte der deutschen Sprache ...
7 Lautwandel IV - Monophthongierung/Diphthongierung und weitere Lautwandelprozesse (03.06.2020)
Monophthongierung: - Monophthong= einfacher Vokal wie a, e, i, o ,u → Prozess, bei dem aus Diphthong (Doppelvokal) ein Monophthong (einfacher Vokal) wird - sequenzielle Vereinfachung → lautliche Veränderung werden durch den Einfluss anderer Laute vollzogen, Markiertheit wird im Silbenkern abgebaut (Silben mit einem Diphthong sind markierter als Silben mit einem Monophthong) → Silbe wird vereinfacht - Althochdeutsche Monophthongierung - Frühneuhochdeutsche Monophthongierung Diphthongierung: - Diphthong = Doppelvokal aus 2 verschiedenen Vokalen wie ei, au, äu → Prozess, bei dem aus einem Monophthong (einfacher Vokal) ein Diphthong (Doppelvokal) wird - phonologisch motivierter Lautwandel → Veränderung eines Phonems löst weitere Änderung im phonologischen System aus, damit phonologische Unterschiede erhalten bleiben (Umordnung vom Phonemsystem einer Sprache) → Diphthongierung erfolgt als Reaktion bei einer Vielzahl von Vokalen, diese Vielzahl wird durch die Diphthongierung reduziert - Althochdeutsche Diphthongierung - Frühneuhochdeutsche Diphthongierung Althochdeutsche Monophthongierung: → 2 Prozesse, liefen zeitversetzt ab 1. ai zu ê / ei zu ê
2. au zu ô / ou zu ô
got. maiza > ahd. mêre „mehr“
got. laun > ahd. lôn „Lohn“
got. saiws > ahd. sêo „See“
got. ausô > ahd. ôra „Ohr“
got. aihts > ahd. êht „Besitz“
got. laus > ahd. lôs „los“
- ai zu ê: - auf wenige Fälle beschränkt, nur wenn r, h oder w folgt - Entwicklung im 8. Jh. abgeschlossen - au zu ô: - erfolgt konsequenter, vor r, h und den Dentalen (d, t, z, s, n) - Entwicklung beginnt erst im 8. Jh. & ist im 9. Jh. vollzogen Althochdeutsche Diphthongierung: 1. ê zu ia:
2. ô zu uo
got. hêr > ahd. hiar „hier“
got. fôtus > ahd. fuoß „Fuß“
as. mêda > ahd. miata „Miete“
got. brôpar > ahd. bruoder„Bruder“ got. fôr > ahd. fuor „fuhr“
as. (angelsächsisch) rêd > ahd. riat „riet“ - Diphthongierung erfolgt nur in den betonten Stammsilben: got. salbôda > ahd. salbôta ê zu ia: -Entwicklung vollzieht sih im 8./ 9. Jh. - ia wird ab Mitte des 9. Jh. Zu ie (bis heute erhalten geblieben) ô zu uo: - erscheint in Quellen des 8. Jh. & 9. Jh. - zeitversetztes Auftreten in Dialekten Frühneuhochdeutsche Monophthongierung: - ie zu i // uo zu u // üe zu ü - Veränderungen setzen um 1100 (mhd.) ein → nur bedingt Frühneuhochdeutsche Monophthongierung - Monophthongierung beginnt im Nordwesten (bleibt auf das Mitteldeutsche beschränkt) Merksatz: mhd. liebe guote brüeder → frnhd. liebe gu:te Brü:der Frühneuhochdeutsche Diphthongierung: - Î zu ei/ ai // iu zu eu/ äu // û zu au // - Veränderungen setzen im 12. Jh. (mhd.) ein → nur bedingt Frühneuhochdeutsche Monophthongierung - beginnt in Südosten Merksatz: mhd. mÎn niuwes nûs → frnhd. mein neues Haus
Segmentvereinfachung: - phonologisch motivierter Lautwandel: o o
o
zur Erinnerung: sequenzielle Vereinfachung = Vereinfachung der Laute erfolgt durch den Einfluss anderer Laute Segmentvereinfachung = Vereinfachung der Lautsegmente erfolgt unabhängig vom Kontext → Denasalisierung, Vokalentrundung, Vokalrundung
Denasalisierung: o bei Fremdwörtern zu beobachten o artikulatorische Vereinfachung durch Wegfall von Nasalvokalen ▪ frz. balcon > dt. Balkon ▪ frz. parfum > ft. Parfum ▪ frz. assortiment > dt. Sortiment → werden durch die Denasalisierung an die deutsche Aussprache angepasst
o
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Vokalentrundung: o Ersetzung eines mit Lippenrundung gesprochenen Vokals durch einen, der ohne die Lippenrundung gesprochen wird ▪ ü > i → mhd. gümpel > nhd. Gimpel ▪ öu > ei → mhd. slöufe > nhd. Schleife ▪ ö > e → mhd. nörz > nhd. Nerz ▪ iu > ei → mhd. kriusel > nhd. Kreisel Vokalrundung: o Ersetzung eines ohne Lippenrundung gesprochenen Vokals durch einen, der mit Lippenrundung gesprochen wird ▪ e > ö → mhd. helle > nhd. Hölle ▪ i > ü → mhd. finf > nhd. Fünf ▪ ie > ü → mhd. liegen > lügen Vokalentrundung & Vokalrundung gehören zum sporadischen Lautwandel, sind nur teilweise aufgetreten
Silbisch oder anders motivierter Lautwandel: o
o
Lautwandel betrifft auch Veränderungen in der Aussprache von einzelnen Silben oder einzelnen Phonemen → Vokalkürzung, Vokaldehnung, Palatalisierung des s, qualitativer Diphthongwandel Vokaldehnung
offene Tonsilbe = Silben, auf denen die Betonung des Wortes liegt, enden dabei auf einen Vokal → sa.gen
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Vokalkürzung: geschlossene Tonsilbe = Silben enden dabei auf einen Konsonant → dach.te
o
Palatalisierung (stellungsbedingte Änderung eines Lautes durch Hebung des Zungenrückens) des s:
o
Im Anlaut werden st & sp ebenfalls als št nzw. Šp gesprochen, doch kommt dies in der Schrift nur sehr selten zum Ausdruck: - mhd. spil > nhd. Spiel - mhd. stein > nhd. Stein Entwicklung von fällt mit dem im mhd. aus dem ahd. sk, sc entstandenen Laut zusammen: - ahd. fisk > mhd. visch Qualitativer Diphthongwandel: o Die nicht monophthongierten mhd. ei, ou & öu behielten zwar ihren Diphthongcharakter bei, veränderten sich jedoch qualitativ: o Seit ca. 13 Jh. Belegt → Neuhochdeutscher Lautwandel ▪ ei [ae]: , → mhd. bein > nhd. Bein // mhd. keiser > nhd. Kaiser ▪ ou > [ao]: → mhd. ouge > nhd. Auge ▪ öu > [oi]: / → mhd. höu > nhd. Heu // mhd. öuglein > nhd. Äuglein
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