LPO 2 Diversität PDF

Title LPO 2 Diversität
Author Andre Kellermann
Course Lehrerprofessionalität der Organisation Schule
Institution Eberhard Karls Universität Tübingen
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Summary

Zusammenfassung des 2. Teils der VL LPO aus dem Wintersemester 2016/17...


Description

Diversität: Bildungssysteme und soziale Ungleichheit 1. Diversität und soziale Ungleichheit Diversität: Definition Unter Diversity versteht man die verschiedenen individuellen Unterscheidungsmerkmale von Personen. Ziel: Herstellung von Chancengleichheit von Gruppen mit unterschiedlichen Merkmalen (Benachteiligungen)  Ursprung in einer Bürgerrechtsbewegung der USA

Gardenswartz und Rowe (1991) differenzieren zwischen drei Ebenen:   

unveränderliche Merkmale der Person (biologisches Geschlecht, sexuelle Orientierung, Alter…) veränderliche Merkmale der Person (sozialer Status, Ausbildung, Religion …) Merkmale organisationaler Einbindung der Person (Position in der Hierarchie, Regionalkultur, Zugehörigkeit zu Kern- oder Randbelegschaft …)

Bildungssystem in Baden-Württemberg

Wie ist das Bildungssystem aufgebaut? 

  

Start: Grundschule  4 Wege mit unterschiedlichen Voraussetzungen, Leistungsanforderungen & Dauer  individuelle Entwicklung jedes Kindes möglich höchste Qualifizierung: Abitur (Hochschulreife) = Grundlage für ein Studium an der Hochschule oder für eine qualifizierte Berufsausbildung mittlerer Bildungsabschluss: Abschluss mit guten Berufsperspektiven Hauptschulabschluss: Abschluss als Einstieg in die weiterführende schulische/berufliche Lehrbahn

Welche Verzweigungen gibt es bei den Übergängen?   

Jeder Abschluss bietet eine weitere Anschlussmöglichkeit Weiterbildungsmöglichkeiten zum mittleren Bildungsabschluss oder zur Hochschulreife durch berufliche Schulen Auch horizontaler Wechsel möglich

Durchlässigkeit im deutschen Schulsystem

Entwicklung der Grundschulempfehlungen  Werkrealschule – eine aussterbende Schulart?

 Gemeinschaftsschule Slogan: „Vielfalt macht schlauer“

Gemeinschaftsschule strebt eig. an eine ausgeglichene Heterogenität wiederzugeben…

 Universitätsstädte mit vielen Akademikern und dementsprechend vielen Akademikerkindern, die aufs Gymnasium gehen  Bzw. alle großen Städte mit hoher Gymnasialbesuchung, ländliche Kreise dagegen haben weniger  Ballungsräume  Städte mit höherer Schuldichte, daher einfacher alle Schulformen zu erreichen (?)  viel Landwirtschaft  ländliche Arbeiten (z.B. Familienbetrieb übernehmen o.Ä.)  andere Anforderungen und Ansehen der Berufe als in der Stadt  auch der Ruf von Schulen kann eine Verteilung beeinflussen

„echte“ vs. „unechte“ Gesamtschulen (Gruber 2009, S. 66): Gründe für Strukturreformen: 1. Vision: „ständische Gliederung“ auflösen  Demokratisierung 2. Empirischer Befund: Auslese im Alter von 10 Jahren nicht reliabel  unzuverlässige Auslese 3. Schulischer Leidensdruck: für Arbeiterkinder, Landbevölkerung, ‚Gescheiterte‘ 4. „Chancenungleichheit“  je früher die Trennung ... 5. „Ineffizienz“  Begabungspotenziale von bildungsfernen Schichten werden vergeudet + lange Schulwege + schlechte Ressourcennutzung (übervolle Gymnasien etc.) 6. Nicht zuletzt: europäische Nachbarländer (z.B. Schweden) charakteristische Kennzeichen von Gesamtschulen:  innere Differenzierung durch Fächerwahl (Entwicklung vielfältiger individueller Bildungsprofile)  Heterogenität: bewusst heterogen zusammengesetzte Klassen (Differenzierungspraxis: fachspezifische Leistungsgruppierungen (M, Fremdsprache) und „mixed ability teaching“ (Innere Differenzierung) in Sozialkunde, Geografie, …)  Allgemein bildende Kerncurricula (Sicherung eines möglichst hohen Niveaus von Grundkompetenzen und sozialen Erfahrungen)  Fächerwahl  Ganztagesbetrieb (häufig)  ermöglicht Flexibilität der Lernorganisation, Fächerwahl, Gruppenbildung, gezielte Förderung, etc…. Großteil der OECD-Länder: Ersatz der früh selektierenden Sekundarschulorganisation durch ein Gesamtschulsystem – bis auf D und OE 3 Faktoren, die in allen Ländern wirkten: 1. Vision von einer fairen Schule in einer demokratischen Gesellschaft

2. Empirische Befunde 3. Schulischer Leidensdruck

Echte Gesamtschulen …    



können nicht eine Schulform neben anderen sein. müssen prinzipiell eine Schülerschaft aufnehmen, die das gesamte soziale und Begabungsspektrum umfasst, und dafür die Verantwortung übernehmen. dürfen leistungsfähige Schüler nicht durch „creaming“ verlieren und leistungsschwache Schüler nicht an andere Schulen abschieben. müssen eine gesamtschulische „Mission“ haben: ihre „corporate identity“, ihr Bildungsauftrag, ihr „Schulethos“, ihre Schulkultur ist prinzipiell „comprehensive“ und „inclusive“. brauchen Lehrerinnen und Lehrer, die für diese Schulform ausgebildet sind und sich professionell als Gesamtschullehrer definieren. (S.66)

 Gruber: nur „echte“ Gesamtschulen können die Erwartungen erfüllen! Fend (2008): „Die Gesamtschule schafft unterm Strich nicht mehr Bildungsgerechtigkeit als die Schulen des gegliederten Schulsystems“ Gegenargument (Gruber): Die deutschen Pseudo-Gesamtschulen, die nicht ein Gegenmodell zum „gegliederten Schulsystem“ sind, sondern ein Teil desselben, schaffen eben genau jene unbefriedigende Wirksamkeit, die nicht überraschend ist, sondern im Lichte der ausländischen Erfahrungen mit der Koexistenz von „Gesamtschulen“ und traditionellen Schulen zu erwarten bzw. vorauszusagen ist.

Bildungssystem Fokus: Dreigliedrigkeit oder integrierte Schule    

nicht erst seit PISA in der Diskussion (siehe 70er Jahre Gesamtschuldiskussion), nach wie vor Tendenz zu bildungspolitischen Grabenkämpfen. Veränderung: „untypische“ Gruppen sprechen sich für Integrierte Schule aus wie bspw. Industrie- und Handelskammer Ba-Wü. Probleme sind durchaus, aber nicht allein mit Veränderungen in der Struktur/im Aufbau des Systems gelöst; siehe auch Veränderungsbedarf hinsichtlich Unterricht, Ressourcen etc. Zweisäulen Modell schafft keine „echten“ Gesamtschulen.

 Integrierte Schulsysteme sind anders zu bewerten, wenn sie die einzige öffentliche Schulform darstellen (z.B. Finnland). Neben anderen Schularten, vor allem neben dem Gymnasium, entstehen veränderte Effekte.

Bildungsungleichheit und Beginn Aufteilung im Schulsystem Zeitpunkt der Bildungsselektion im internationalen Vergleich: Alter der Schüler bei der ersten Aufteilung im Schulsystem.

 nur Deutschland und Österreich haben eine Aufteilung nach der 4. Klasse

Soziale Ungleichheit (Hradil 2010) Für unsere Thematik ist nun interessant, welche Vor- und Nachteile sich für die verschiedensten sozialen Positionen ergeben, wodurch sie bestimmt sind und wodurch sie teilweise so unveränderlich sind.

Was ist mit sozialer Ungleichheit gemeint: „Soziale Ungleichheit liegt dann vor, wenn Menschen aufgrund ihrer Stellung in sozialen Beziehungsgefügen von den „wertvollen Gütern“ einer Gesellschaft regelmäßig mehr erhalten als andere erhalten.“ (Hradil 1999) „Wo und wann immer Menschen zusammenlebten und -arbeiteten, waren bestimmte Menschen besser als andere gestellt.“ (Hradil, 2010)  Soziale Ungleichheit bezieht sich auf alle Phänomene, die bestimmte Menschen besser stellen als andere (Hradil, 2010).

Definition Soziale Ungleichheit: Unterschiedliche Lebens- und Arbeitsbedingungen weisen bestimmte soziale Positionen zu. Diese an bestimmte soziale Positionen geknüpften Bedingungen bringen Vor- und Nachteile mit sich. 

Nennen Sie einige Erscheinungsformen, die Ihrer Meinung nach der sozialen Ungleichheit zuzuordnen sind.

„Denn die Betonung von Merkmalen der Gruppe, im Gegensatz zu individuellen Merkmalen, ist der effektivste Weg, Privilegien an die eigenen Leute weiterzugeben, seien diese nun durch Abstammung, Hautfarbe, Religion, Sprache oder sonstiges definiert.“ (Parkin 2004) 

Gilt dies auch heute noch? An welchem Beispiel würden Sie dies festmachen?

„Gemäß der Selbstdeutung der modernen, kapitalistisch geprägten Gesellschaft werden die erstrebenswerten Positionen im stratifizierten Gefüge des Sozialen durch Wettbewerb um die besten Bildungsabschlüsse und somit um die besten Allokationschancen besetzt. Dieser Wettbewerb wird demzufolge mit Mitteln der individuellen Leistung ausgetragen, an dessen Ende diejenigen die obersten und verantwortungsvollsten Positionen besetzen sollen, die am ‚fähigsten‘ sind.“ (Emmerich/ Hormel 2013)

3 Voraussetzungen für die (un)vorteilhaften Lebensbedingungen eines Positionsträgers als „soziale Ungleichheiten“: 1. Lebensbedingungen müssen einen Wert darstellen, müssen in der jeweiligen Gesellschaft als ein knappes und begehrtes „Gut“ gelten. 2. Güter müssen ungleich verteilt sein. Soziologisch wird jede Verteilung eines wertvollen Gutes, in der nicht jedem Menschen absolut gleich viel zukommt als „ungleich“ bezeichnet. 3. Vermutungen und Vorstellungen über sozial strukturierte, das heißt in der Organisation einer Gesellschaft verankerte, regelmäßige und überpersönliche Verteilungsmechanismen bestehen, damit Vor- und Nachteile als sozial ungerecht gelten. (kommen dem Einzelnen NICHT offenkundig zufällig,, individuell oder natürlich zu)

Präzisierte Definition: „Als soziale Ungleichheit bezeichnet man (1) wertvolle, (2) nicht absolut gleich verteilte, (3) systematisch aufgrund von Positionen in gesellschaftlichen Beziehungsgefügen verteilte, vorteilhafte bzw. nachteilige Lebensbedingungen von Menschen“ (Hradil, 2010, S.213)

Entstehung sozialer Ungleichheiten & Strukturen sozialer Ungleichheit:  2 Klassen: Besitzende & Besitzlose, gespaltene Gesellschaft

 Berufshierarchie, geschichtete Gesellschaft, allmähliche Übergänge, graduell verteilte Güter

Determinanten = Kriterien, Positionen & „Wege“, die bestimmte Gruppen von Menschen mit großer Wahrscheinlichkeit in Vorteile oder Nachteile führen, aber selbst keine Vor- oder Nachteile darstellen (e.g. Beruf) Dimensionen: die wichtigsten Arten sozialer Vor- & Nachteile, die in einer bestimmten Gesellschaft vorkommen  3 klassische Dimensionen: Ansehen, Macht, wirtschaftliche Vor-/Nachteile  in postindustriellen Gesellschaften: Bildung Status = Die Stellung eines (Berufs-)Positionsinhabers auf den Abstufungen von Qualifikation, Erwerbstätigkeit, Einkommen, Prestige oder Macht  bezieht sich auf alle Dimensionen soz. Ungleichheit Stuatusinkonsistenz = eine Person hat nicht auf allen Dimensionen der soz. Ungleichheit einen ähnlich hohen Status, ansonsten Statuskonsistenz  Gruppen von Menschen, die einen ähnlich hohen/zusammengesetzten Status verfügen = Statusgruppen, diese bilden den Statusaufbau  Stautsschichten = Statusgruppen, die durch bestimmte Grenzen von höher oder tiefer Stehenden getrennt sind  Mentalitäten & (Sub-)Kulturen können sich heraus bilden

Das Gefüge sozialer Schichtung in Deutschland Bildung Bildungsexpansion: immer mehr Jugendliche nutzen weiterführende Schulen  1952: 13% Gymnasien 79% Volksschulen  2004: 33% Gymnasien 23% Hauptschulen  Bildungseinrichtungen sind die wichtigsten Instrumente der Statuszuweisung! (Chancengleichheit ist Ziel der Schichtungsgesellschaft, sodass jeder den Status erwerben kann, der ihm seiner Leistung nach gebührt)  „Gewinner“ der Bildungsexpansion ist das weibliche Geschlecht  nicht mehr benachteiligt, haben die Jungen an den Hochschulen sogar überholt  Keine gleichen Bildungschancen für Kinder unterer Schichten, worunter auch die meisten Ausländer zählen (da diese meist Arbeiter sind), daher haben Ausländerkinder aber keine schlechteren Chancen als Arbeiterkinder

Beschäftigung Ein besserer oder schlechterer Erwerbsstatus und ungleiche Erwerbschancen zählen zu den wichtigsten Merkmalen sozialer Schichtung Arbeitslosigkeit in D: (1) während des Wirtschaftswunders/ Wiederaufbaus keine Arbeitslosigkeit (2) seit 1970er Jahre treppenförmiger Anstieg der Arbeitslosigkeit, obwohl das Angebot an Arbeitsplätzen zunahm  Geburtenstarke Jahrgänge, Zuwanderer etc. Benachteiligung bestimmter Bevölkerungsgruppen bei der Arbeitsfindung: besonders Ostdeutsche, gering Qualifizierte, Ausländer, Frauen, Arbeiter der Landwirtschaf Einkommen Wichtigste Einkommen: Erwerbstätigkeit, staatliche Zahlungen, private Versorgung, Vermögenserträge Äquivalenzeinkommen = Pro-Kopf-Netto-Haushaltseinkommen Einkommensverteilung in Nachkriegszeit angeglichen (große Mittelschicht), jetzt wird sie langsam ungleicher Armutsgrenze:  Personen, die mit weniger als 60% des mittleren Äquivalenzeinkommens haushalten müssen (= arithmetisches Mittel)  13,2%  Median ausschlaggebend: wenn die eine Hälfte der Bevölkerung mehr und die andere weniger als diesen Wert verdient  40% (ohne staatliche Zahlungen) „Neue“ Armut: durch Langzeitarbeitslosigkeit und Alleinerziehende (besonders mit großen Familien) Reichtum:  Alle Menschen, die mehr als das doppelte des Äquivalenzeinkommens verdienen  4,2% (Reichtum wachsend) Prestige Prestige = das typische Ansehen sozialer Gruppierungen  v.a. an Bildungsstatus und Berufsposition geknüpft, da der Status der Einzelnen weitgehend auf eigenen Bemühungen und Verdiensten beruht Berufsprestige als „harter Kern“ der Prestigekultur Berufsklassifikationen  Berufe werden eingeordnet & (Durchschnitts-)Prestige jeder Berufsgruppe festgestellt Macht Macht = jede Chance, den eigenen Willen innerhalb einer gegebenen sozialen Beziehung auch gegen Widerstreben durchzusetzen, gleichviel worauf diese Chance beruht  oftmals in geregelter Form von Machtpositionen Herrschaft = wenn Macht institutionalisiert und legitimiert ist, dadurch auf Dauer sichergestellt Machteliten = Inhaber von Spitzen-Herrschaftspositionen, deren Befugnisse sich in ihren Auswirkungen auf die gesamte Gesellschaft erstrecken Gefüge sozialer Schichtung und Schichten In Ostdeutschland 57% Arbeiterschicht, in Westdeutschland 54% Mittelschicht  jeweils abnehmend von 1993 bis 2004

 spiegelt die unterschiedlichen Berufsstrukturen in beiden Teilen Deutschlands (Ostdeutschland mit mehr Produktions- & weniger Dienstleistungsunternehmen, Westdeutschland gehen Wachstum des „neuen Mittelstandes“ langsam zurück)

Sozialer Auf- & Abstieg im Schichtungsgefüge Ein längeres Verbleiben in einer Statuslage prägt das Denken und Verhalten nachdrücklich Soziale Mobilität = Bewegungen von einer Position zur anderen (z.B. Berufswechsel, Umzüge) Vertikale Mobilität = Bewegungen zwischen ungleich gut ausgestatteten Positionen, also Statusveränderungen  intergenerationell: Mobilität im Vergleich zum Status der Eltern  intragenerationell: Karrieremobilität Strukturelle Mobilität = strukturell erzwungenes Auf-/Absteigen (im GGS. zu individuellem Verhalten) Deutschland:  international im unteren Mittelfeld des Ausmaßes der Intergenerationenmobilität, keine Tendenz zu einer offeneren Gesellschaft  Intragenerationelle (Karriere-)Mobilität im internationalen Vergleich gering, da berufliche Auf-/Abstiege besonders stark von individuellen (Aus-)Bildungsabschlüssen abhängig sind

Schichtstruktur industrieller Gesellschaften - historisch   



Ursache sozialer Ungleichheit: Im wirtschaftlichen Bereich („Industrie“gesellschaften) Determinante der Statuszuweisung: Beruf  prägt Stellung im Schichtgefüge (für Kinder und Hausfrauen ist Familienzugehörigkeit die wichtigste Statusdeterminante) Vertikale Struktur ungleicher Lebensbedingungen in den berufsnahen Dimensionen: Bildung, Beschäftigung, Einkommen, Macht, Ansehen  vermitteln „objektive“ Vor- bzw. Nachteile (sind da, ob man sie wahrhaben will oder nicht) „Objektiv“ ungleiche Lebensbedingungen haben Folgen: es entstehen schichtspezifische o Gesellschaftsbilder (Unter- vs. Mittelschichten sehen Gesellschaft als getrennt oder durchlässig) o Arten der Kindererziehung o Konsumgewohnheiten (Kaufen nach Nutzen & Preis, nach Prestige oder individuellem Geschmack) o Politische Interessen und Wahlentscheidungen (sozialdemokratisch/wohlfahrtsstaatlich, konservativ oder liberal)

Soziale Ungleichheit in postindustriellen Gesellschaften „Neue“ Ursachen: (nicht mehr nur wirtschaftliche Ursache maßgebend für soziale Ungleichheit)  Wohlfahrtsstaat (jeder 3. Euro wird in Sozialleistungen umverteilt)  Soziokulturelle Faktoren (Vorurteile gegen Ausländer) „Neue“ Determinanten: (außerberufliche Statusdeterminanten)  Horizontale Ungleichheiten (Frau – Mann; kleine und große Familien, Ost- und Westdeutschland, etc.): liegen „quer“ zu den beruflichen, vertikalen Ungleichheiten (oftmals in der Diskussion, da nicht durch individuelle Leistungen erworbene Ungleichheiten) „Neue“ Dimensionen: (neben Bildung, Erwerbstätigkeit, Einkommen, Vermögen, Macht, Prestige)  Freizeit-, Arbeits-, Gesundheits-, Wohn- und Wohnumfeldbedingungen, soziale Sicherheit, „Ungleichbehandlung“  gestiegene Bedeutung (machen Lebensqualität aus!)  Anstieg

des Wohlstandes & Ausbau wohlfahrtsstaatlicher Leistungen haben zu diesem Wertewandel geführt Fazit: Gefüge sozialer Ungleichheit ist nicht mehr ohne Weiteres als vertikal anzusehen (häufig: Statusinkonsistenzen!)  Lebenslagen eher angemessen als soziale Schichten = die jeweilige Konstellation vorteilhafter und nachteiliger Lebensbedingungen; in Lagenmodellen können (im GGS zu Schichtungsmodellen) auch Nicht-Berufstätige eingeordnet werden)  neue Randgruppen entstehen, bei denen sich Nachteile anhäufen (z.B. sozialhilfeabhängige Alleinerziehende, Flüchtlinge & Asylbewerber, Langzeitarbeitslose), sie sind die Benachteiligten postindustrieller Gesellschaften, nicht mehr die Arbeiterschaft im Ganzen  soziale Lage bestimmt sich danach, welche Determinante, welche seine (un)vorteilhaften Lebensbedingungen hauptsächlich bestimmt Menschliche Denk- und Verhaltensweisen können Folge (z.B. der Erziehung) oder Bestimmungsgründe (z.B. Vorurteile) ungleicher Lebensbedingungen sein.  Milieuspezifische Strukturen des Denkens und Handelns. Milieu: „Gruppen Gleichgesinnter“: Die in bestimmten Personengruppen typischerweise zusammentreffenden Werthaltungen, Einstellungen und Meinungen (Bsp. Konservatives Milieu: traditionelle Werte, politisch konservative Einstellungen und hohes Pflichtbewusstsein)  Soziales Milieu prägt!  Milieuzugehörigkeit bestimmt die Wahrnehmung, Beurteilung und Nutzung der Um- und Mitwelt Lebensstil: typische Regelmäßigkeiten in der Gestaltung des Alltags (Bsp. familienorientiert freizeitorientiert - karriereorientiert)

Fazit: Pluralisierung von Milieus und Lebensstilen nimmt zu!!! 1. Lockerung der Verknüpfung zwischen schichtspezifischen Lebensbedingungen und milieuund lebensstilspezifischen Lebensbedingungen (Mitglieder der gleichen Berufs- oder Statusgruppe gehören häufig unterschiedlichen Milieus und Lebensstilgruppierungen an)  Milieus und Lebensstile sind meist interne Differenzierungen sozialer Schichten 2. Vielfalt an Lebensweisen nimmt zu! – Zugehörigkeit zu kleineren Gruppen (Freundeskreise, regionale Milieus, etc.) haben ähnlich große Bedeutung wie Zugehörigkeit zu Großgruppen wie Mittelschicht oder „konservatives Milieu“. 3. Zugehörigkeit zu Lebensweisegruppierungen prägt die gesellschaftliche Standortbestimmung als auch die alltägliche Verhaltensweise (Kindererziehung, politische Beteiligung, Lebensplanung)  was ein Mensch ist, ist abhängig von Grundeinstellung und Lebensweise (nicht nur von Beruf und Status)  Milieu und Lebensstilzugehörigkeit hat keine lebenslang andauernde Stabilität mehr!  Schichtstruktur bleibt „harter Kern“ sozialer Ungleichheit, postindustrielle Gesellschaft kann aber nicht mehr als Schichtungsgefüge beschrieben werden!

Studien sozialer Ungleichheit Jugendliche Lebenswelten: Sinus-Milieustudie u18 SINUS-Jugendstudie u18 (2012): Wie ticken Jugendliche? Lebenswelten von Jugendlichen im Alter von 14 bis 17 Jahren in Deutschland Methodische Anlage der Studie  „Hausarbeiten“ im Vorfeld der Interviews  „So bin ich, das mag ich.“ „Das gibt meinem Leben Sinn.“  72 zweistündige qualitative Einzelinterviews o Quotierung nach nächstem angestrebten Schulabschluss o Berücksichtigung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund o Gleichmäßige Verteilung nach Geschlecht, Stadt/Land, Ganztags-/Halbtagsschule  Fotografische Dokumentation der Jugendzimmer Alleinstellungsmerkmale der Studie  Differenzierter Blick auf jugendliche Lebenswelten  Anschaulichkeit  Praxisnähe und Anwendungsorie...


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