Theodor Storm Der Schimmelreiter PDF

Title Theodor Storm Der Schimmelreiter
Author Simone Traidl
Course Einführung in die Persönlichkeitspsychologie
Institution Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt
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Theodor Storm: Der Schimmelreiter 1888 1. Epocheneinordnung und Entstehungshintergrund Der „Schimmelreiter“ ist eines der bekanntesten Werke des norddeutschen Schriftstellers Theodor Storm und der Epoche des Realismus zuzuordnen. Ab 1885 hat Storm am »Schimmelreiter« gearbeitet und dabei alte Sagen und Bücher über den Deichbau benutzt. Die Sage »Der gespenstige Reiter« aus der Gegend von Danzig war die entscheidende Anregung. Im April und Mai 1888 erscheint »Der Schimmelreiter« in der Zeitschrift »Deutsche Rundschau«. Im Herbst 1888, nach Storms Tod, kommt das Buch heraus. Die Hauptperson der Handlung ist der kluge und realistisch denkende Hauke Haien, der »Schimmelreiter«, der einen neuen dauerhaften Deich bauen lässt. Er und seine Familie gehen schlussendlich, getrieben von der abergläubischen Dorfbevölkerung, in einer Sturmflut unter. Die Geschichte wird innerhalb einer Rahmenerzählung von drei Erzählern dargeboten. Schon hier wird deutlich, dass die Erzählung keine objektive Wahrheit bieten kann, da jeder Erzählende seine subjektive Version der Geschehnisse einfließen lässt. Immer wieder wird der Bericht auch durch aktuelle Ereignisse, wie etwa das plötzliche Auftauchen des berüchtigten Schimmelreiters unterbrochen. Schon hier deutet sich an, dass Storms Werk geprägt ist von dem fortwährenden Zwiespalt zwischen naturwissenschaftlicher Vernunft und dem Aberglauben der altengesessenen Dorfbevölkerung. Der erste Erzähler berichtet von einem Reisenden, dem zweiten Erzähler. Dieser berichtet von einem »Schulmeister«, dem dritten Erzähler, der die Haupthandlung erzählt. In seiner Novelle, die wegen ihrer Ereignisfülle an einen Roman erinnert, schildert Storm in eindrücklicher Weise das Leben an der Küste mit den und gegen die Naturgewalten. Davor suchen sich die Dorfbewohner mit ihrem Aberglauben zu schützen, der in einem abenteuerlichen Kontrast zu den mathematisch exakten und rationalen Deichplanungen steht. Die Literaturausrichtung des Realismus, als deren Vertreter auch Storm gilt, versucht ein möglichst genaues Abbild der Wirklichkeit in all ihren Erscheinungsformen zu schaffen, sodass das Unheimliche und Fantastische zu Recht neben wissenschaftlichen Erkenntnissen steht.

2. Inhaltsangabe Theodor Storms letzte und neben »Immensee« bekannteste Novelle »Der Schimmelreiter« erschien erstmals im Frühjahr 1888 in der »Deutschen Rundschau«. Ort der Handlung ist Nordfriesland. Die erste der drei Erzählebenen spielt zur Entstehungszeit des Werks, die zweite etwa um 1820 und die Binnengeschichte um Hauke Haien, den sogenannten Schimmelreiter, von 1732 bis 1756. Der aus einfachen Verhältnissen stammende Hauke steigt dank seines Ehrgeizes und des Vermögens seiner Frau zum Deichgraf auf. Er lässt einen neuen dauerhaften Deich bauen, geht jedoch mit seiner Familie unter, als der alte Deich bricht. Die Novelle beginnt mit der Erinnerung des ersten Erzählers an eine Geschichte, die er einst im Haus seiner Urgroßmutter gelesen hat. Darin reist der zweite Erzähler während eines 1

Unwetters entlang der nordfriesischen Küste Richtung Husum, wo ihm ein rätselhafter Reiter auf einem Schimmel begegnet, der bald darauf im Meer zu verschwinden scheint. In einem Wirtshaus am Weg schildert der Reisende dem anwesenden Deichgraf und anderen Gästen sein Erlebnis, woraufhin ein pensionierter Schulmeister die Geschichte des Hauke Haien erzählt. Damit ist die dritte und eigentliche Erzählebene der Novelle erreicht. Hauke, Sohn eines nordfriesischen Bauern und Landvermessers, ist als Kind sehr wissbegierig und befasst sich früh mit Mathematik und Geometrie. Von seinen Altersgenossen hält er sich fern und wird nicht müde, die Flutwellen zu beobachten, die auf den Deich aufschlagen. Er stellt Berechnungen an und baut kleine Modelle für widerstandsfähigere Deichformen. Bei jedem Wetter hält er sich am Deich auf und lässt sich auch von Geistern, die er im Watt zu erkennen meint, nicht vertreiben. Die Erzählung des Schulmeisters wird unterbrochen, weil einige Gäste des Wirtshauses den Schimmelreiter am Fenster gesehen haben wollen. Mit achtzehn Jahren ergreift Hauke seine Chance und tritt als Kleinknecht in den Dienst des trägen und gutmütigen Deichgrafen Tede Volkerts ein. Elke, die gleichaltrige Tochter des Deichgrafen, und Hauke fühlen sich zueinander hingezogen. Elke nimmt Hauke vor dem eifersüchtigen Großknecht Ole Peters in Schutz. Hauke hat einen scharfen Blick für die Angelegenheiten des Deiches, weist den Deichgrafen auf Missstände hin und arbeitet sich in die Verwaltungsaufgaben ein. Bei manchen der Anrainer macht Hauke sich damit unbeliebt, was Ole Peters noch zu schüren weiß. In seinem dritten Dienstjahr kann Hauke bei einem Fest dank Elkes Eingreifen ein wichtiges Wettspiel für sich entscheiden. Beim anschließenden Ball bekennt Elke sich zu Hauke. Hauke besorgt daraufhin einen Verlobungsring, den er jahrelang in seiner Westentasche verwahrt. Sein Vater hinterlässt ihm bei seinem Tod ein kleines Vermögen, das Hauke die Übernahme des ersehnten Deichgrafenamts ermöglichen soll. Hauke unterstützt weiterhin den Deichgrafen bei dessen Verwaltungsaufgaben und während einer Dorfhochzeit im folgenden Jahr steckt er Elke heimlich den Ring zu. Elke behält ihn, hält jedoch die Zeit noch nicht für bgekommen, ihn zu tragen. Der Deichgraf stirbt und beim Leichenessen nach seinem Begräbnis belauscht Elke ein Gespräch, in dem der Oberdeichgraf über die Nachfolge Volkerts im Amt nachdenkt. Elke teilt ihm ihre Verlobung mit Hauke und die beabsichtigte Übertragung ihres Erbes auf ihren künftigen Mann mit. Damit verfügt Hauke neben seiner Erfahrung über den notwendigen Grundbesitz und wird zum Deichgraf ernannt. Der Schulmeister unterbricht erneut, weil der Reiter wieder gesichtet wurde. Hauke und Elke arbeiten hart in den kommenden Jahren, verlangen auch den Dorfbewohnern viel für die Erhaltung des Deiches ab und erregen so Unmut. Haukes Widersacher Ole Peters intrigiert gegen Hauke und Haukes Hass auf die Dorfbewohner wächst. Er kauft einem merkwürdigen Unbekannten einen elenden Schimmel ab. In ihm meinen die Dorfbewohner ein auferstandenes Pferdegerippe zu erkennen, das zuvor im Watt gelegen hatte. Hauke entwirft einen ehrgeizigen Plan zum Bau eines neuen Deiches mit einem flacheren Profil. Mit der Genehmigung des Oberdeichgrafen, aber gegen den erbitterten Widerstand der Bauern werden die zeitintensiven und anstrengenden Arbeiten für den Deich begonnen. 2

Unterdessen bringt Elke eine Tochter zur Welt und überlebt das anschließende Kindbettfieber nur knapp. Hauke wird fehlende Gottesfürchtigkeit vorgeworfen und er zieht sich immer mehr von den anderen zurück. Als er verhindert, dass an der Schnittstelle zwischen altem und neuem Deich aus Aberglauben ein Hund lebendig begraben wird, hat er endgültig alle Dorfbewohner gegen sich. Die einzige gemeinsame Tochter Wienke ist geistig behindert, doch vertieft dies die Liebe zwischen den Eheleuten noch und sie hängen zärtlich an dem Kind. Im Frühjahr bemerkt Hauke eine erhebliche Schwachstelle am alten Deich. Von einer schweren Krankheit geschwächt kann er sich gegenüber den Verantwortlichen im Dorf nicht durchsetzen und stimmt einer nur oberflächlichen Reparatur zu. Im Sommer machen sich abergläubische Vorahnungen an der Küste breit. Als sich vor Allerheiligen ein gewaltiger Sturm erhebt, reitet Hauke auf dem Schimmel zum Deich hinaus, wo er auf Bauern trifft, die den neuen Deich durchstechen. Ole Peters hat den Befehl dazu gegeben. Der alte Deich bricht und das Meer überflutet das Dorf. Hauke muss zusehen, wie Frau und Tochter, die ihm in einem Wagen gefolgt sind, in den Fluten untergehen. Er klagt sich an, seiner Verantwortung als Deichgraf nicht gerecht geworden zu sein, gibt dem Schimmel die Sporen und reitet in das tosende Meer. Am Ende der Erzählung lobt der Schulmeister den sogenannten Hauke-Haien-Deich, der seit mehr als hundert Jahren steht. Auf dem Weg nach Husum reitet der Reisende am nächsten Tag über eben diesen Deich.

3. Charakterisierung wichtiger Protagonisten Hauke Haien -Intelligent-selbstbewusst-träumerisch-einsam-ehrgeizig-möchte fleißig-physisch stark-

die

Natur

beherrschen-

Hauke Haien ist die Hauptfigur der Novelle Der Schimmelreiter. Er wird als hager (S.32) und groß beschrieben (S.45), hat blonde Haare (S.9) sowie "kluge graue" (S.45) und "scharfe Augen" (S.13). Hauke ist ein intelligenter Junge, der bei seinem Vater Tede Haien in einem Dorf an der Nordseeküste aufwächst. Tede ist ein einfacher Bauer, der zu den klügsten Menschen des Dorfes zählt und deshalb ein hohes Ansehen genießt. Hauke spielt als Kind nicht mit Gleichaltrigen, sondern beobachtet lieber die Natur. Er sitzt solange auf dem Deich, bis "ihm die Füße überspült waren und der Schaum ihm ins Gesicht spritzte" und rückt erst dann ein Stück höher (S. 10). Hauke ist ein sehr ehrgeiziges und wissbegieriges Kind, er interessiert sich bereits früh für das Rechnen und die Geometrie. Um ein Buch über die Geometrie zu verstehen, lernt er sogar Holländisch. Wenn sein Vater Rechenaufgaben löst, schaut Hauke diesem oftmals dabei zu (S. 9). Hauke macht sich Gedanken über den Deichbau und stellt seinem Vater viele Fragen, auf die ihm der Vater oftmals keine Antwort geben kann. Um ihn von seinem Recheninteresse abzulenken, schickt sein Vater Hauke zu Arbeiten an den Deich, 3

da "die kleine Stelle wohl mit einem Bauer und einem Jungen, aber nicht mit einem Halbgelehrten und einem Knecht bestehen könne." (S. 10). Bei der Deicharbeit zeigt sich, dass Hauke zwar fleißig ist und mehr körperliche Arbeit leistet als andere, diese ihn aber nicht von seinen Gedanken über den Deichbau ablenken kann. Hauke interessiert sich für den Deichbau und für dessen Konstruktion. Sein größter Traum ist es, einmal selbst einen Deich zu bauen, der die Menschen besser vor einer Sturmflut schützen soll. Er ist der Meinung, dass die jetzigen Deiche nichts taugen, weil sie zu steil sind. Hauke erweist sich als sehr selbstbewusst. Dieses Selbstbewusstsein wird besonders dann deutlich, als er dem Vater mitteilt, dass die Deiche anders gebaut werden müssen. Als Deichgraf gelingt es ihm zwar, sein Vorhaben vom Bau eines neuen Deiches gegen den Widerstand der Dorfbewohner zu behaupten, aber schlussendlich bewahrheiten sich die düsteren, abergläubischen Vorhersagen der Bürger und Hauke kommt mitsamt seiner Familie in den Fluten um. Elke Volkerts           

Tochter des Deichgrafen geborene Rechnerin 18 Jahre, bräunlich, schmales Antlitz, dunklen Brauen, schmale Nase bedient und rät ihrem Vater, schafft Ordnung Zornig auf Ole Peters, beschützt Hauke religiös setzt sich dafür ein das Hauke Deichgraf wird, gibt dafür ihre Verlobung bekannt mit ihm baut Hauke immer wieder auf, glaubt an ihn sorgvoll „zitterte oft genug für ihn“ sagt sie sei ein verzagtes Weib, nicht gut genug für Hauke liebt ihre Tochter über alles

Ole Peters        

Widersacher Haukes mag Hauke nicht, da er sich nicht alles von ihm gefallen lässt o spielt gerne den Chef freut sich über Haukes Missgeschick, ist eifersüchtig auf seine Intelligenz/ Können o gewinnt gegen Hauke als Werfer tüchtiger und maulfertiger Geselle Grossknecht des Deichgrafen heiratet die dicke Vollina Harders, war aber eigentlich in Elke Volkerts verliebt o wird ein wohlhabender Mann durch die Heirat und Erbe stachelt die Leute in der Wirtschaft gegen Hauke auf Deichgevollmächtigter nach Jewe Manners Tod o Behindert Haukes Arbeit mit Widerhalten und unnötigen Einwänden 4

4. Schlüsselmotive Der Deich: Der Deich nimmt in der Geschichte die Rolle eines Motivs und eines Symbols ein. Er gestaltet sich als Motiv in dem er das Schicksal von Hauke widerspiegelt. Der Deich ist Haukes Lebenswerk. Er wird aufgebaut und erscheint als ein Hoch. So befindet sich auch sein Leben/seine Karriere scheinbar in einem Hoch. Doch durch das Unglück schlägt die Natur zurück und mit diesem Niederschlag erlischt auch Haukes Karriere. Auf der anderen Seite ist er ebenfalls ein Symbol. Zusammen mit dem Meer steht er für den Konflikt zwischen Mensch und Natur. Hauke und seine Arbeiter versuchen in die Natur einzugreifen indem sie einen Deich bauen. Doch die Natur erweist sich wieder als stärker und das Werk des Menschen wird innerhalb kurzer Zeit komplett zerstört.

Der Schimmel: Der Schimmel steht in der Geschichte als Symbol des Unheils und des Teufels. Er wird immer wieder explizit damit in Verbindung gebracht. Schon vor dem wirklichen Eintreten in das Geschehen werden Andeutungen auf eine mysteriöse Präsenz des Schimmels durch das Pferdegerippe bei Jevershallig. Danach wird Hauke, je länger er den Schimmel hat, unheimlicher. Der Schimmel bringt im Unheil. Der Schimmel ist somit der Gegenspieler der Bevölkerung, die den Aberglauben stark vertritt.

Trien Jans Trien Jans verkörpert in die Geschichte eine alte Hexe. Sie ist eine Figur die sehr stark am Aberglauben festhält und auch alle immer auffordert an den Aberglauben zu glauben. Nach dem Mord ihrer Katze überschattet sie Haukes Leben mit einem Fluch und glaubt fest daran, das er den zu spüren bekommt.

Weisse Tiere Weisse Tiere (eigentlich Albinotiere) haben einen sehr mysteriösen Wert. Der Kontakt mit ihnen soll Unheil bringen. Vor allem eine Ermordung eines solchen Tieres soll grosse Auswirkungen haben. So sind in der Geschichte alle Tiere weiss. Als erstes ermordet er den Eisvogel, aufgrund von welchem er dann den weissen Angorakater ermordet. Wie auch die alte Jans sagt, bringt das einen Fluch über Haukes Leben. Alles scheint schief zu laufen(Dorfgemeinschaft gegen ihn; schwachsinnige Tochter). Später kommt dann noch der Schimmel ins Spiel. Er verkörpert wohl am meisten Unheimliches. So bringt ihm jedes dieser weissen Tiere auf irgendeine Art Unglück. Obwohl sie keine Albinos sind, vertreten sie diesen Mythos doch. 5

Des Weiteren: Mensch vs. Natur Verstand und Vernunft vs. Aberglauben Fortschritt vs. Stagnation Gesellschaftskritik, auch Hinweisen auf Missstände durch die industrielle Revolution

Quellen: https://www.storm-gesellschaft.de/uploads/media/Der_Schimmelreiter.pdf https://www.koenigs-erlaeuterungen.de/der-schimmelreiter

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