Vorlesung Physische Merkmale PDF

Title Vorlesung Physische Merkmale
Course Persönlichkeitspsychologie
Institution Eberhard Karls Universität Tübingen
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Summary

Persönlichkeit physische Merkmale Psychologie ...


Description

PHYSISCHE MERKMALE, TEMPERAMENTS -, MOTIVATIONS – UND INTERESSENUNTERSCHIEDE PHYSISCHE MERKMALE Bei physischen Merkmalen handelt es sich immer um körperliche Eigenschaften. Da sich physische Merkmale nicht oder nur sehr langsam verändern, sind für die Persönlichkeitspsychologie zeitlich stabile physische Merkmale, in denen sich Menschen unterscheiden und die von anderen Menschen unmittelbar wahrnehmbar sind (z.B. Gesichtsform, Größe, Schönheit) von Bedeutung. Alltagspsychologisch gibt es einige Sprichwörter: o

Dick = eher gesellig & gemütlich

o

Dünn = dünnhäutig (sprachliche Nähe) = empfindlich

o

Remember: Kretschmer und die Konstitutionstypen o

Korrelation zwischen Körperbau und psychiatrischer Diagnose = kausaler Zusammenhang

o

Falsch: beruhen auf alters – und urteilsbedingten Scheinkorrelationen

PHYSISCHE ATTRAKTIVITÄT Wie stark jemand dem Schönheitsideal seiner Kultur entspricht ist sehr gut untersucht. Studien nutzen zur Schönheitsbeurteilung des Gesichts vorwiegend Gesichter mit neutralem Gesichtsausdruck, da Lächeln die Attraktivität erhöht. Männer, Frauen und Angehörige unterschiedlicher Kulturen stimmen mittelstark darin überein, wie schön ein Gesicht ist. Korrelationen mit Gesichtsmerkmalen geben darüber Aufschluss, auf welche Merkmale die UrteilerInnen ihr Schönheitsurteil stützen: o

Durchschnittlichkeit (Nichtabweichung vom durchschnittlichen Gesicht der Population) o

Symmetrie (Übereinstimmung zwischen linker und rechter Gesichtshälfte)

Werden nur Gesichter der Normalbevölkerung herangezogen, korreliert Gesichtsschönheit um .40 mit der Durchschnittlichkeit und um .25 mit Symmetrie (Rhodes, 2006). Bei klinischen Stichproben ist die Variabilität größer und deshalb auch die Korrelation. Als besonders schön empfundene Gesichter sind aber nicht perfekt durchschnittlich oder symmetrisch, sondern

zeigen leichte Abweichungen von der Perfektion (Langois, 2000) beispielsweise der künstliche Schönheitsfleck. Links: virtuelle Miss / Mister Germany (Morph) Rechts: Durchschnittsgesicht

ERKLÄRUNGSANSÄTZE Evolutionspsychologisch gesehen, weisen größere Abweichungen vom Durchschnitt oder Asymmetrien auf Krankheiten oder Entwicklungsstörungen hin. Dies bedeutet also auch, dass Durchschnittlichkeit und Symmetrie bei der Partnerwahl einen Reproduktionsvorteil hat. Durchschnittlichkeit und Symmetrie des Gesichts korrelieren positiv mit Gesundheit, wobei der Zusammenhang v.a. durch den unteren Teil der Verteilungen getrieben wird: Unattraktivität korreliert mit Krankheit, nicht aber Attraktivität mit Gesundheit. Weitere Ansätze zur Erklärung sind bspw. die Präferenz von Symmetrie und Durchschnitt (wird generell als schöner eingeschätzt), z.B. in Kunst und Architektur. Zudem kann der mere exposure effect (Zajonc, 1968), zur Erklärung herangezogen werden, welcher besagt, dass Durchschnittliches und Symmetrisches positiver bewertet wird, wenn es einem vertraut erscheint.

TAILLE – HÜFTE – VERHÄLTNIS (WHR) Bis zur Pubertät unterscheiden sich Frauen und Männer im WHR nicht. Durch Östrogen findet eine Verbreiterung der Hüften bei Frauen statt. Dabei sinkt die WHR von 0.9 auf 0.7, wobei eine besonders niedrige WHR von 0.7 (relativ unabhängig vom Körpergewicht) von Männern bei Frauen für besonders attraktiv gehalten wird.

ERKLÄRUNGSANSÄTZE Aus evolutionspsychologischer Sicht, signalisiert eine geringe WHR eine Nicht – Schwangerschaft, Jugend, Fruchtbarkeit und Gesundheit. Die WHR korreliert bei Frauen deutlich negativ mit diversen Gesundheitsindikatoren, positiv mit dem Östrogenspiegel und Fruchtbarkeit (bei künstlichen Befruchtungen sinkt die Erfolgsrate mit höherer WHR ab einer WHR von 0.8) und nimmt ab der Menopause deutlich zu.

WAIST –

TO



SHOULDER

– RATIO (WSR)

Bezeichnet das männliche Pendant zum WHR. Ab der Pubertät werden unter dem Einfluss von Testosteron die Schultern breiter. Die WSR sinkt dadurch bis auf etwa 0,6 was aus der Sicht von Frauen dem Idealverhältnis entspricht.

PARTNERSUCHE UND PARTNERWAHL

In den frühen Phasen der Vorselektion potentieller Partner spielen physische Merkmale eine sehr wichtige Rolle. Physisch attraktive Menschen fallen uns auch dann auf, wenn wir gar nicht auf Partnersuche sind, erst recht aber, wenn wir nach einem Partner Ausschau halten. Selbst nach einem ersten Gespräch ist der Einfluss physischer Merkmale auf das weitere Interesse am anderen sehr groß.

BERLINER SPEED – DATING – STUDIE (ASENDORPF

ET AL.,

2011)

o

17 altershomogene Gruppen (z.B. 20 – 25)

o

382 TeilnehmerInnen

o

18 – 54 Jahre

o

Untersucht wurde ob die VPn nach dem 3 – minütigen Gespräch noch Interesse am anderen haben oder nicht

o

Lässt sich sehr gut über Attraktivität des Gesichts, Attraktivität der Stimme, Größe bei Männern, BMI bei Frauen vorhersagen

o

Im Mittel wurden die VPn von 4 aus 11 Speed – Dating Partnern für attraktiv befunden, aber nur in 30 % wechselseitig

o

Zu Sex kam es bei 6 %

o

Zu einer Beziehung bei 4 %

MACHT SCHÖNHEIT

GLÜCKLICH?

Das Selbstwertgefühl korreliert nur minimal mit der fremdeingeschätzten Attraktivität (.06). Schönheit mach nicht selbstsicher und Hässlichkeit nicht unsicher. Allerdings korreliert fremdbeurteilte Schönheit mit sozialer Kompetenz in in der Zweier – Interaktion (.25), mit Beliebtheit in Gruppen (.31) und mit selbstbeurteilter Einsamkeit zu -.15. Im Alter macht vergangene Schönheit allerdings etwas unglücklicher als vergangene Hässlichkeit.

TEMPERAMENT Unter dem Temperament einer Person werden ihre individuellen Besonderheiten in den „Drei A der Persönlichkeit“ (Affekt, Aktivierung und Aufmerksamkeit) verstanden. Hiermit verwandt sind interpersonelle Stile (stabile Tendenzen in der sozialen Interaktion).

EXTRAVERSION

Zu den Big – Five – Faktoren gehören unter anderem Extraversion vs. Introversion, welche sich in engere Unterfaktoren (Facetten) gliedern lassen. Im NEO – PI – R lassen sich 6 Facetten unterscheiden: Facette

Niedrige Werte

Hohe Werte

Aktivität

Gemächlich, langsam, passiv

Aktiv, hektisch, lebhaft

Erlebnishunger

Bedächtig, behutsam, vorsichtig

Abenteuerlustig, risikofreudig, waghalsig

Frohsinn

Ernst, unbeeindruckt, unbeteiligt Abweisend, kühl, zurückhaltend Distanziert, ungesellig, verschlossen

Fröhlich, gutgelaunt, heiter

Gesellig, gesprächig, kontaktfreudig

Entscheidungsschwach, unentschlossen, unterwürfig

Dominant, energisch, entscheidungsfreudig

Herzlichkeit Geselligkeit Durchsetzungsfähigkeit

Freundlich, herzlich, nett

Die ersten drei Facetten beschreiben Temperamentsmerkmale, die letzten drei interpersonelle Stile....


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