Zf siedlungsgeo ws12 - Zusammenfassung Regionale Geographie Europa 1 PDF

Title Zf siedlungsgeo ws12 - Zusammenfassung Regionale Geographie Europa 1
Course Regionale Geographie Europa 1
Institution Julius-Maximilians-Universität Würzburg
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Summary

Zusammenfassung für den Kurs...


Description

Siedlungsgeographie, 1. Vorlesung (Hinweis: Die Modelle und Karten müssen manuell eingefügt werden!)

Grundlagen der raumwissenschaftlichen Disziplin Geographie – Chloroplethenkarte

– Isoplethenkarte

Definition Geographie: Die Geographie erfasst, beschreibt und erklärt die Geosphäre (Außengrenze der Atmosphäre bis Untergrenze der Gesteinshülle) im Ganzen und ihren Teiolen nach Lage, Stoff, Form und Struktur, nach dem Wirkungsgefüge von Kräften, das in ihr wirksam ist, und nach der Entwicklung (Genese), die zu den gegenwärtigen Erscheinungsformen und -strukturen geführt hat. Geschichte der Geographie – Anfänge: * Mensch passt sich intuitiv an den ihn umgebenden Naturraum an → Wissen über natürliche Zusammenhänge und regionale Strukturen * keine Wissenschaft * theologische Orientierung – Begründung als Wissenschaft durch die Griechen – Rückschläge und Neuentdeckung in Mittelalter und Renaissance *Verbreitung des Christentums behindert Geographie *neue Erkenntnisse im Widerspruch zu religiösen Dogmen *Geographie wiederum Bestandteil der Theologie *China und arabische Welt in der Geographie führend *Apian und Sebastian Münster Begründer der Erdbeschreibung – Varenius und Kant begründen neuzeitliche Geographie *allgemeine Geographie: ganze Erde *spezielle Geographie: Gesamtheit aller Phänomene an einem Ort → Begründung der Teilung der Allgemeinen Geographie in Physio- und Humangeographie – A.v. Humboldt und C. Ritter begründen moderne Geographie → Geographie gewinnt öffentliches Interesse durch kolonialen Welthandel – Erste Geographielehrstühle an deutschen Universitäten * Begründung der Anthropogeographie Physiogeographie – Weitere Entwicklung: Geographie im Schnittpunkt der drei großen Wissenschaftsbereiche Natur-, Geistes-, Sozialwissenschaft

Systematik des Fachs Geographie Definition Allgemeine Geographie: Die Allgemeine Geographie untersucht die Geofaktoren auf ihre Erscheinungsformen, -strukturen, ihre Verbreitung, Wirkungsweise und die durch sie ablaufenden Prozesse hin weltweit, wobei es ihr vor allem auf die Gesetze oder Regeln ankommt, denen die Geofaktoren unterliegen. Definition Regionale Geographie: Die regionale Geographie erforscht Teilräume der Erde und darin die Wechselbeziehung aller Geofaktoren. Für die Regionale Geographie sind die individuellen Züge spezifischer Geomere wichtig. Geofaktor: Die Einzeldisziplinen der Allgemeinen Geographie untersuchen jeweils einen Geofaktor, d.h. die zentralen raumgestaltenden Kräfte, die zugleich die zentralen Inhalte der Einzelsphäre darstellen. → Allgemeine Geographie = Geofaktorenlehre – naturwissenschaftliche Methoden: Physiogeographie – geistes- und sozialwissenschaftliche Methoden: Anthropogeographie (Humangeographie) →

Vorgehensweise: Analytisch Ergebnisse: nomothetisch oder normativ

Länderkunde vs. Landschaftskunde – Länderkunde: jeweils spezifischer Erd- oder Landschaftsraum. Untersuchungsraum wird auf seine Individualität in der Synthese aller Geofaktoren hin untersucht. – Landschaftskunde: untersucht nicht Raumindividuen, sondern Raumtypen (Landschaftsgürtel/Geozonen). → Systematik, Klassifikation oder Typologie von Landschaften

Siedlungsgeographie, 2. Vorlesung

Forschungsgegenstand der Siedlungsgeographie Aufgaben der Siedlungsgeographie: untersucht Produkt des Handelns, nicht Aktionen → Analyse von Raumtypen: – Größe und Gestalt – Funktion – innere Strukturen – Lage und Verteilung – + Einbezug der Zeit; Wahrnehmung und Bewertung individuell Abgrenzung Stadt – Land – allmählicher Wandel von Stadt-Land-Dichotomie zu Stadt-Land-Kontinuum: * physiognomische Veränderung * funktionelle Veränderung * soziologische Veränderung → Zwischenstadt Grenze des Siedlungsraums – Begriffe: *Ökumene: dauernd oder zeitweilig bewohnter Teil der Erde *Subökumene: Randsaum der Ökumene *Anökumende: unbesiedelter Teil der Erde (Meer, Wüste, ewiges Eis) *Periökumene: außerhalb der Ökumene liegende Siedlungen – Grenzen physischer Art: Kältegrenze, Trockengrenze, Waldgrenze, Nassgrenze – Grenzverläufe von Siedlungen variieren: stagnierend, expandierend, kontrahierend Standorte und Bestimmungsfaktoren der menschlichen Siedlungen – Hauptkonzentration der Siedlungen: gemäßigte Breiten, Mittelmeerklimate, wechselfeuchte Tropen – Polargürtel unbesiedelt – Subpolare Tundren: sehr geringe Siedlungsdichten – Boreale Nadelwaldregionen, Tundra: ungleichmäßig, geringe Dichte, Bevölkerungszunahme N → S – Winterkalte und immerwarme Trockenregionen: Wasser bestimmt Siedlungsverteilung → Weidewirtschaft (für Ackerbau zu trocken); > 1 Einw./km²; Oasen, Ebenen – Innertropische Urwaldtiefländer: geringe Dichte, Wasserwege, Siedlungsbänder

Blockbauweise – waldreich

Steinbau – Gebirge Lehmbau – waldarm Fachwerke – Übergangszone Anthropogeographische Faktoren: bodenvage – bodenstete Siedlungsart Nomaden sesshaft 1. Flüchtige/epherme Siedlungen 2. zeitweilige/temporäre Siedlungen a) ungeregelte/episodische Benutzungsfolge b) geregelte/periodische Benutzungsfolge c) Jahreszeitliche/Saisonsiedlungen d) halbfeste/semi-permanente Siedlungen e) Dauer-/permanente Siedlungen

wenige Tage mehrere Wochen Monate Jahre Generationen

Beispiele Siedlungsarten (s. Vorlesung 2, ab S.37) 1. 2. 3. 4. 5. 6.

Wildbeuter (epherme Siedlungsart) Urwaldsammler,-jäger) Höhere Jäger (episodisch-temporär) Küsteneskimos, Inlandeskimos, Waldindianer Hirtennomaden (periodisch-temporär) Rentiernomaden halbnomadische Lebensformen (Saisonsiedlung) Grundlage des Hackbaus (semi-permanent) Landbau Grundlage des Pflugbaus (permanent)

Siedlungsgeographie, 3. Vorlesung

Ländliche Siedlungen Ländliche Siedlungen in Mitteleuropa 1. Einzel- und Streusiedlungen, lockere Dörfer - Einzelsiedlung - Streusiedlung - lockeres Dorf 2. Gruppensiedlungen a) Siedlungen mit flächigem Grundriss - Haufendorf - Weiler - Rechteckplatzdorf - Rundplatzdorf b) platzbestimmte Siedlungen - Rundling c) Lineare Siedlung - Straßendorf - Angerdorf - Hufendorf - Zeilendorf - Waldhufendorf Flurformen kleinste Einheit der Flur: Parzelle Parzellen: – Grundform: Blöcke und Streifen – Lage: * Einödlage (einzeln) * Gemengelage (mehrere) Bestimmende Einflussgrößen auf die Flurformen: – Erbrecht – Siedlungsform – physisch-geographische Gegebenheiten – Gesellschaftsstruktur – Landwirtschaftstechnik

Siedlungsgeographie, 4. Vorlesung

Kulturlandschaftswandel und ländliche Entwicklung Kulturlandschaft betrifft anorganische Welt, Natürliche Lebenswelt und die Menschenwelt. Definition Kulturlandschaft: Die dauerhafte und entscheidende Beeinflussung eines Raums durch menschliche Gruppen führt zur Bildung einer Kulturlandschaft. Funktionen des ländlichen Raums: – Siedlungsfunktion – Agrarproduktionsfunktion – Ökologische Funktion – Standortfunktion – Erholungsvorsorgefunktion Strukturwandel der Landwirtschaft Agrarische Revolutionen 1. Agrarrevolution Ackerbau/Viehzucht statt Jagen/Sammeln → Sesshaftigkeit 2. Agrarrevolution Industrielle Revolution; erhöhte Nahrungsmittelnachfrage → marktorientierter Nahrungsmittelsektor Maschinelle Innovationen + synthetische Düngemittel → Steigerung der Produktivität; + verbesserte Verkehrssysteme (Eisenbahn) 3. Agrarrevolution - weitere Mechanisierung - chemische Landwirtschaft - Nahrungsmittelindustrie (Verarbeitung, Veredlung, Konservierung → Wertstei. → Industrialisierung des Agrarsektors 4. Agrarrevolution → Biotechnologie Klassische Reaktionen zur Sicherung der Rentabilität – Intensivierung und Spezialisierung – Betriebsvergrößerung – Veredelung und erhöhter Technikeinsatz – Räumliche Konzentration – Kennzeichnung durch Qualitätsmerkmale

Folgen des Strukturwandels:

– Reduzierung der landwirtschaftlichen Betriebe und der Arbeitsplätze in der Landwirtschaft – Schaffung von Arbeitsplätzen in vor- und nachgelagerten Bereichen des landwirtschaftlichen Handels – Gravierende Auswirkungen auf die ländlichen Räume und Siedlungen Flurbereinigung 1937 Reichsumlegungsverordnung 1. Grundstückszusammenlegung zur Produktionserleichterung; Kultivierung von Ödland 2. Verbesserung der infrastrukturellen Erschließung in der Landwirtschaft 3. Förderung öffentlicher Belange (Autobahn, Kanalbau) 1953/54 Bundeseinheitliches Flurbereinigungsgesetz – Anpassen der Flur- und Parzellenformen an moderne Maschinen – Schaffung großer Wirtschaftsflächen aus durch Erbteilung unwirtschaftlich kleinen zersplitterten Parzellen – Beseitigung von Hecken + Berücksichtigung öffentlicher Interessen Ziel: Versorgung der hungernden Nachkriegsbevölkerung 1976 Erneuerung des Flurbereinigungsgesetzes Neu: - Förderung der allgemeinen Landeskultur unter Berücksichtigung ökologischer Aspekte – Förderung der Landentwicklung → Wohn-, Wirtschafts-, Erholungsfunktion des ländlichen Raums erhalten + verbessern

Dorferneuerung – Aktionen + Wettbewerbe – Erhalt und Förderung der Dorfstruktur – Gestaltung und Entwicklung der Verkehrssituation – Erhalt und Entwicklung der Grundausstattung – Erhalt und Pflege der Bausubstanz – Maßnahmen der Dorfökologie – Entwicklung der Landwirtschaft – Entwicklung von Gewerbe und Industrie → Multifunktionalität von Landwirtschaft

Städte I

Stadtbegriffe, Verstädterung, Urbanisierung Verschiedene Stadtbegriffe: – Umgangssprachlicher Stadtbegriff – Statistisch-administrativer Stadtbegriff (Landstadt, Kleinstadt, Mittelstadt, Großstadt) abhängig von Land und Zeitlauf – historisch-juristischer Stadtbegriff Stadtrechtvergabe (Mittelalter); Recht der Ummauerung, Münzrecht,... → heute: administrativ-formaljuristischer Differenzierung: Gemeinden, kreisangehörige und -freie Städte – soziologischer Stadtbegriff = städtisches Leben – geographischer Stadtbegriff: ✗ Einwohnerzahl ✗ Kompaktheit der Siedlung ✗ Hohe Bevölkerungs- und Bebauungsdichte ✗ Mehrstöckige Gebäude ✗ ausgeprägte funktionale und soziale Gliederung ✗ stark durchmischte Bevölkerungs- und Sozialstruktur ✗ Hohe Wohn- und Arbeitsplatzdichte ✗ hauptsächlich sekundärer und tertiärer Sektor ✗ Gateway-Funktion (= Hohe Verkehrswertigkeit) ✗ Zentralität = Bedeutungsüberschuss ✗ „Städtische“ Lebens-, Kultur- und Wirtschaftsform ✗ vor allem künstliche Umweltgestaltung

Verstädterung vs. Urbanisierung 1. Verstädterung: Def: Vermehrung und Vergrößerung der Städte eines Raums nach Anzahl, Fläche und Einwohnerzahl Zustandsbeschreibung: Verstädterungsgrad Prozesshafte Beschreibung: Verstädterungsquote/-rate ...in den Industrieländern: - Ergebnis von Migrationsvorgängen - Industrialisierung - kaum noch heute - zum Teil Bevölkerungsrückgang im Inneren der Agglomerationsräume …in den Entwicklungsländern - derzeit sehr rasch - Landflucht seit Jahrzenten (push-Faktoren der ländlichen Räume – pull-Faktoren der Städte - von Regierungsprogrammen und Wirtschaft gefördert 2. Urbanisierung:

Def: Ausbreitung von städtischen (urbanen) Lebens-, Wohn-, Sozial- oder Wirtschaftsformen und Verhaltensweisen der Bevölkerung in die umgebenden ländlichen Räume

Städte II

Stadttypen

1. Antike Städte a) Griechische Städte (ca. 800-338 v. Chr.) – – – –

Stadtkultur der Polis Verbreitung in Kleinasien und Mittelmeerraum durch „Tochterstadtgründungen“ Geplante Stadtgründungen mit regelhaftem Grundriss Ummauerter Stadtbezirk mit zwei Polen: Burg (Akropolis) und Marktplatz (Agora)

b) Römerstädte Gallien, Germanien, England (ab Geburt Christi) Straßen: Achsenkreuz Cardo (N-S) und Decumanus (W-O) rechteckiges Raster Forum zentral an der Kreuzung Quartiersbildung auf Blockbasis (insulae) Drei funktionale Typen: - Lagerstädte (Kastelle) - Bürgerliche Städte - Bäderstädte – – – – – –

2.

Mittelalterliche Städte

a) Frühmittelalterliche Keimzellen (8/9 Jhd.) – Bischofsburgen – Klöster/Klosterburgen – Königshöfe – Kaufmannssiedlungen (Wik) b) Mutterstädte (ca. 1000-1150) – Stadtgründung ohne formeller Gründungsakte – Siedlung königlicher Kaufleute – vielgliedrige, polygenetische Stadtstrukturen – unregelmäßiger Straßenverlauf, Stadtmauer, Marktplatz c) Gründungsstädte (formell von Landesherrn, am Vorbild von Mutterstädten) 1. Frühe Gründungsstädte (1120-1220) – Geplante Form (Leiter- oder Rippenform, Achsenkreuz) → Stadtgründung als Instrument der Wirtschafts- und Machtpolitik 2. Gründungsstädte des Hochmittelalters (1220-1320) – Wirtschafts- und Städtewachstum – Herausbildung von Territorialherrschaften – kleinere Städte – militärisch-machtpolitische Grundziele (Burgen) – Machtkämpfe zwischen Bürgertum und Landesherren – Städtebünde und freie Reichsstädte 3. Gründungsstädte des Spätmittelalters (1320-1500) - wirtschaftliche Stagnation (Hungersnöte, Pest, Bevölkerungsrückgang) - weitere landesherrschaftliche Gründungen - militärisch-machtpolitische Motivationen (Grenzanlagen) - Minderstädte Idealtypus der mittelalterlichen Stadt (Mutterstädte + Frühe Gründungsstädte) – äußere Abgrenzung: Mauer und Graben – kompakte Siedlungsform (Markt, landesherrliche Burg, Bischofsbezirk) – sozialräumliche Differenzierung, rechtliche Sonderstellung, ökonomische Funktion

Städte II

Stadttypen 2 Frühe Neuzeit – wenig Stadtneugründungen – Übergang von mittelalterlichen Stadt zur Renaissancestadt (16./17. Jhd) → landesherrliche Gründung → geplante Anlage durch Baumeister im Staatsdienst → neue ästhetische Prinzipien

Städte der frühen Neuzeit Bergstädte (15.-17. Jhd., insbes. 16. Jhd.) – Erzbergbau in den Mittelgebirgen und in den Alpen – landesfürstliche Gründungen Exulantenstädte (16.-18. Jhd.) – Gründungen protestantischer Fürsten zur Aufnahme von evangelischen Glaubensflüchtigen – Hugenotten (Aufhebung des Edikts von Nantes 1685) – Kalvinisten, Mennoniten aus den Niederlanden – Lutheraner – süddeutsche Hutterer Fürstenstädte – aus eigenem Antrieb von Fürsten angelegt worden – symmetrische und rational durchdachte Stadtgestaltung – Geist des Absolutismus – Geplante Stadterweiterung und Neugründungen Festungsstädte (16.-17. Jhd.) – militärisch – einige Neugründungen insbesondere nach Befestigungsplänen von Vauban – Umgestaltung bestehender Städte durch Bastionssystem Residenzstädte (16.-17. Jhd.) → Renaissancestadt – Gestaltungsideale der (italienischen) Renaissance: streng geometrisch (quadratisch) in Grund- und Aufriss – Zitadellenkopfschema Residenzstädte (17.-18. Jhd.) → Barockstadt – administrativ

– Stadtanlage als Ausdruck absolutistischer Staatsauffassung und sozialräumlicher Gliederung der Gesellschaft → radial-fächerförmig im Grundriss (→ Versailles) – strenge Bauvorschriften: planmäßiger Grundriss und Kontrolle der Gebäudegestaltung – Erweiterung um barocke Residenzviertel und Barockschlösser am Rand der Stadt, oft anstelle der Zitadelle

Städte des Industriezeitalters – wenig Neugründungen, meist Erweiterung, Umgestaltung und Überprägung bestehender Städte – oft ungeplanter Prozess der Erweiterung „vor den Toren“ der Altstadt – Fabriken und angelagerte Arbeiterviertel – ab ca. 1880 Wachstum entlang der Trassen des Massenverkehrs (Eisenbahn) und Ausfallstraßen – Umkehrung des zentral-peripheren Sozialgefälles der mittelalterlichen Stadt (Villenviertel am Rande) – Urbanisierung zur verstädterten Gesellschaft – Neugründungen: Industriestädte in Deutschland ab ca. 1850 – Standort eines Industriebetriebs ausschlaggebend Industriestadt – Anfänge der industriellen Revolution in Großbritannien – Fabriken als industrielle Produktionsstätten am Stadtrand – „Back-to-back“ - Reihenhäuser mit hoher Wohndichte – schlechte hygienische/sanitäre Verhältnisse – Konzentration in der Stadt – Wanderungsgewinne aus ländlichen Gebieten – Bodenspekulationen mit rigoroser Ruamausnutzung Industrielle Siedlungsagglomerationen Entstehung insbesondere in Montanrevieren: – Zechen und Zechenkolonien (auf dem freien Feld) – Eisenhütten und Stahlwerke (in der Nähe von Siedlungen) – Ausbau bestehender Siedlungen Gründerzeit – Deutsche Reichsgründung – sprunghafte Zunahme von Betrieben/Beschäftigten, großflächige Produktion – Mietskasernen mit Hinterhäusern und Querflügeln – kein einheitlicher Stil

Stadtplanung

– Beleuchtung, Pflasterung, getrennte Bürgersteige, Kanalisation, Gas- und Elektrizitätsversorgung, Massenverkehrsmittel, erste Bürgerparks – Straßenfluchtpläne, – Baupolizeiordnungen, – Enteignungsrecht, aber Entschädigungszwang Wohnungsbau in der Gründerzeit – Mietskasernenbau, – Villensiedlungen, – Werkskolonien

Phasen der Stadtentwicklung in der Industriezeit 1800 – 1850: mäßiges, planloses Wachstum „vor den Toren“ der Altstadt 1850 – 1875: beschleunigtes Wachstum, Fabriken, Arbeiterwohnviertel 1875 – 1918: gründerzeitliche Wohngürtel, beginnende Stadtplanung ab 1900: Gegenbewegungen gegen großstädtischen Mietwohnungsbau

Reformbewegungen im Städtebau Gartenstadtbewegung – radiales Muster, max. 32.000 Einwohner, Grüngürtel – eigene Industrie mit genug Arbeitsplätzen, zentrale Versorgungseinrichtungen – Grund als genossenschaftliches Eigentum, geringe Wohndichte Funktionalismus und Moderne – Bauhaus 1919 – 1933 – CIAM Genossenschaftlicher Wohnungsbau – Gemeinnützige Wohnungsbaugenossenschaft – Mietshausbauweise – Blockrandbebauung, Einzel- und Reihenhäuser Städtebauliche Leitbilder der Nachkriegszeit 1950er Jahre: Gegliederte und aufgelockerte Stadt: Funktionstrennung: Gliederung in Siedlungs- und Nutzungsbereiche, Auflockerung durch Grünzüge, Durchgrünung der Stadt, erste Tendenzen in einer Verschmelzung von Stadt und Landschaft → starke Freiflächeninanspruchnahme Autogerechte Stadt: voranschreitende Motorisierung → Radial- und Ringstraßen

1960er Jahre: Urbanität durch Dichte: Neue Großwohnsiedlungen am Stadtrand → von der autogerechten Stadt zur Stadt für den Massenverkehr → ÖPNV → erste Kritik an Dominanz des Autos 1970er Jahre: → Städtebauförderung (1971) → Europäisches Denkmalschutzjahr (1975) Behutsamer Stadtumbau: Objekt- statt Flächensanierung; Strategie der erhaltenden Erneuerung; Revitalisierung von Altbauquartieren → Wohnumfeldverbesserung 1980er und 1990er Jahre: Stadtökologie und Nachhaltigkeit – Begrünung, Renaturierung, Dezentralisierung, autofreie Zonen4 – Brachflächenrecycling, Innenentwicklung, Nachverdichtung → Kompakte Stadt

Städte anderer Kulturräume

Das Kulturerdteilkonzept – Entstehung des Konzepts in der Zwischenkriegszeit; größere Bedeutung erst seit den 1950er Jahren – Bezugsräume sind Kulturräume bzw. Sogenannte "Kulturerdteile" Def.: "Unter einem Kulturerdteil wird ein Raum subkontinentalen Ausmaßes verstanden, dessen Einheit auf dem individuellen Ursprung der Kultur, auf der besonderen einmaligen Verbindung der landschaftsgestalteten den Natur- und Kulturelemente, auf der eigenständigen, geistigen und gesellschaftichen Ordnung und dem Zusammenhang des historischen Ablaufs beruht." – Berücksichtigung der unterschiedlichen historischen Tiefe der Städte – Entstehung von Stadtmodellen für die jeweiligen Kulturräume

Die europäische Stadt – – – – – – – – – – –

Ergebnis jahrhundertelanger Stadtentwicklung komplexe Straßenmuster als persistente Strukturen Plätze als wichtige Knotenpunkte städtischen Lebens hohe Bebauungsdichte und kompakte Form relativ klare Stadtgrenze insgesamt eher niedrige Bebauungshöhe belebte Innenstädte stabile Sozialstrukturen Wunden des II. Weltkriegs und Sanierungssünden bauliche Symbole als Erben einer wechselvollen Geschichte soziale städtische Einrichtungen (ÖPNV, genossenschaftlicher Wohnungsbau)

Die US-amerikanische Stadt Kennzeichen: – junges Alter (17./18. Jhd., → GB) – Grundriss: orthogonales Straßennetz (quadratische Blöcke mit Hintergassen) teilweise mit Diagonalverbindungen – Aufriss: hohe „Wolkenkratzer“-Bebauung (v.a. Im Stadtkern) – Trennung in Kern- (down-town) und Außenstadt (edge city) → Städtebau entspricht den Werten der amerikanischen Bevölkerung → Städte wurden nach pragmatischen und ökonomischen Aspekten entworfen Kennzeichen der Kernstadt: – hohe Wolkenkratzer-Dichte – Verdrängung der Wohnbevölkerung – Aufteilung in funktionale Bereiche (CBD, Administration, Hotelviertel, Luxuswohnungen, etc.) – Auto-Orientierung extrem – sehr hoher Mobilisierungs- und Mobilitätsgrad (→ Verkehrsprobleme, star...


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