Zusammenfassung Qualitative Datenanalyse PDF

Title Zusammenfassung Qualitative Datenanalyse
Author Stefan Schwaiger
Course Wissenschaftliche Methoden - Qualitativ
Institution FOM Hochschule
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Wissenschaftliche Methoden – Qualitativ

1. Wissenschaftstheoretische Grundlagen Prinzipien zur Gewinnung wissenschaftlicher Aussagen Induktion  Schlussfolgerung vom Einzelnen auf das Allgemeine  Ziel: Erkenntnis über allgemeine Gesetzmäßigkeiten  Grenzen: führt lediglich zu wahrscheinlichen Aussagen Deduktion  Schlussfolgerung vom Allgemeinen auf das Einzelne  Ziel: Vorhersagen von Phänomenen  Grenzen: keine ausnahmslos geltenden Gesetzmäßigkeiten

Abduktion  Schlussverfahren zur Erklärung von Beobachtungen durch Verwendung von Gesetzmäßigkeiten und Informationen über Besonderheiten  Anwendung: naturwissenschaftliche bzw. statistische Erklärungen suchen

Begriffe Methodologie  Lehre von Methoden Methode  Baut auf Regelsystem auf, Verfahren zur Erlangung neuer Erkenntnisse  Art und Weise eines Vorgehens Unterscheidung:  Physische Methoden, z.B. direkte Befragung  Geistige Methoden, z.B. Denkmodelle Methodik  Festgelegte Art des Vorgehens

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Falsifikationsprinzip     

Falsifikation = Falschheitsbeweise Vertifikation = Wahrheitsbeweis Es gibt keine wahren Aussagen, nur bewährte Hypothesen, die falsifiziert wurden, werden aussortiert, die anderen zunächst beibehalten. Auf diese Weise kommt es zu Erkenntnisgewinnen Qualitativ operierende Forschung lehnt Naturwissenschaft ab

Perspektive der qualitativen Forschung  

Allgemeine Gesetzesaussagen werden verworfen Erkenntnisgewinn erfolgt induktiv und durch qualitative Methoden

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Wissenschaftliche Methoden – Qualitativ

2. Quantitative vs. Qualitative Forschung Einteilung von Wissenschaftsdisziplinen Nicht – empirische Wissenschaften FormalGeistesWissenschaften wissenschaften Mathematik Medienwissenschaft Philosophie Sprachwissenschaft

Wissenschaften mit Verwendung empirischer Methoden NaturTechnikSozial-Wissenschaften Wissenschaften Wissenschaften Soziologie Physik Maschinenbau Wirtschaftswissenschaft Chemie Elektrotechnik

Unterschiede Quantitativ Allgemein

     

Deduktives Vorgehen Messen Standardisiert Orientierung an Methoden Große Stichprobe Stichprobenauswahl repräsentativ VERHALTEN BESCHREIBEN

Einsatzgebiete

 Testen von Hypothesen  Sachverhalte quantifizieren  Statistische Zusammenhänge überprüfen

 Zahlenmäßige Veränderungen überprüfen und darstellen.  Langzeitvergleiche

Voraussetzungen

Vorgehensweise

Vorteile

Nachteile

 Produkt beurteilen (Markttest)  Kundenzufriedenheitsanalyse  Vergleich immer wiederkehrenden Fragestellungen  Große Stichprobe, Zufallsauswahl  Kenntnisse über relevante Inhalte  Testkonstruktionsprinzipen kennen 1. Fragestellung formulieren 2. Informationen einholen 3. Erhebungsinstrument konstruieren 4. Pretest des Erhebungsinstruments 5. Datenerhebung 6. Dateneingabe 7. Auswertung 8. Interpretation 9. Ergebnis präsentieren

       

Repräsentative Ergebnisse möglich Geringe Kosten Geringer Zeitaufwand Hohe externe Validität Größere Objektivität der Ergebnisse Keine Flexibilität Keine Ursachenermittlung Keine Verbesserungsvorschläge

Qualitativ      

Induktives Vorgehen Verstehen Offen Orientierung an Gegenstand Kleine Stichprobe Stichprobenauswahl typisch VERHALTEN VERSTEHEN

 Bilden von Hypothesen  Verbesserungsvorschläge sammeln  Ursachen erkunden

 Relevante Beurteilungskriterien ermitteln  Folgemaßnahmen

 Neue Produktideen generieren  Konzept- oder Produkttests  Verbesserungsvorschläge für bestehende Produkte  Kleine Stichprobe (20-200), der Fragestellung angepasst 1. Fragestellung definieren 2. Entscheidung über Art und Strukturierungsgrad der Methode 3. Interviewleitfaden entwickeln 4. Schulung der Interviewer 5. Rekrutierung 6. Durchführung und Protokollierung 7. Auswertung der Verbaldaten und Kategorisierung 8. Interpretation 9. Ergebnis zusammenstellen und präsentieren  Offenheit ermöglicht unbekannte Sachverhalte  Informationen über Subjektivität der TN  Fokus wird vom Teilnehmer bestimmt  Tieferer Informationsgehalt  Größere Subjektivität der Ergebnisse  Kosten- und zeitintensiv  Hohe Anforderungen Interviewer  Aufwendige Auswertung

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3. Prinzipien der qualitativen Forschung Übersicht      

Offenheit Reflexivität von Gegenstand uns Analyse Explikation Forschung als Kommunikation Prozesscharakter von Forschung und Gegenstand Flexibilität

  

Es herrscht Offenheit für Neues Es werden vorab keine Hypothesen gebildet Explorationsfunktion

Offenheit

Reflexivität von Gegenstand uns Analyse  

Fähigkeit des Menschen, das eigene Denken und Handeln zum Gegenstand des Nachdenkens zu machen Wird verwendet um auszudrücken, dass der Mensch ein sich selbst erkennendes Subjekt ist

Voraussetzung:  Reflektierte Einstellung des Forschers  Anpassungsfähigkeit der Untersuchungsinstrumente

Explikation 



Ist eine Forderung an den Forscher:  Schritte des Untersuchungsprozesses sind detailliert darzustellen  Die verwendeten Regeln sind offen zu legen Forderung soll (intersubjektive) Nachvollziehbarkeit der Interpretationen sichern

Forschung als Kommunikation  

Kommunikation wird nicht als Störgröße, sondern als essentieller Bestandteil des Forschungsprozess Prozesscharakter von Forschung und Gegenstand

Flexibilität  

Forscher kann sich an die Besonderheiten des Untersuchungsgegenstandes anpassen Reduziert nicht die Gültigkeit der Forschungsergebnisse (im Vergleich zur quantitativen Forschung)

Auf Basis Prinzipien lassen sich folgende Gütekriterien ableiten  Verfahrensdokumentation  Interpretationsabsicherung  Regelgeleitetheit  Nähe zum Gegenstand  Kommunikative Validierung  Triangulation

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Wissenschaftliche Methoden – Qualitativ

4. Methoden der qualitativen Forschung Übersicht       

Qualitative Interviews Gruppendiskussion Inhaltsanalyse Biographische Methode Teilnehmende Beobachtung Qualitatives Experiment Einzelfallstudie

Qualitative Interviews Vorgehensweise 1. Problemanalyse  Was möchte ich untersuchen? Was ist das Problem?  Welche Forschungsfrage könnte sich daraus ergeben? 2. Leitfadenkonstruktion  Wie lange soll der Leitfaden sein?  Sind die Fragen verständlich?  

Offene / Geschlossene Fragen, Frageblöcke Fragen richtig formulieren, Angemessenes Schwierigkeitsniveau, Kontrollfragen einfügen

3. Leitfadenerprobung  Wen wähle ich für Leitfadenerprobung?  Sind die Fragen klar und verständlich? 

Pretest: Testpersonen prüfen Interview-Leitfaden vor der Befragung auf Verständlichkeit und Brauchbarkeit

4. Interviewdurchführung  Wen möchte und wie viele Personen möchte ich befragen?  Wie gelingt es mir Vertrauen aufzubauen? 

Eröffnung (Ziele und Nutzen), Informationsgewinnung (Dialog), Abschluss (Zusammenfassung, offene Punkte)

5. Interviewnachbereitung  Wie zeichne ich die Daten auf?  Wie überführe ich die auditiven Daten in eine schriftliche Form? (Transkription) 

Aufzeichnen: Gedächtnisprotokoll (Personen, Umgebung, Verlauf und Atmosphäre), Auswertung, Bewertung

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Formen von Interviews  Fokussierte Interviews  Experteninterviews  Tiefinterviews  Problemzentriertes Interview  Episodische Interviews  Narrative Interviews  Ero-epische Interviews  Rezeptives Interview Experteninterview  Auf einem Leitfaden gestützt  Offene Interview, d.h. Vorstrukturierung zentraler Fragestellungen  Leitfaden wird als flexibles Frageschema eingesetzt, Interviewer ist offen für neue Themen  Experten verfügen über Sonderwissen

Gruppendiskussion Definition  Gespräch mit mehreren Teilnehmern  Thema wird durch Diskussionsleiter bestimmt  Wissenschaftliche Erkenntnisse häufig begrenzt Einsatzgebiet  Marktforschung und Personalwesen Anwendung

Möglichkeiten  Erfassung grundlegender Informationen  Beobachtung von Gruppenprozessen  Kombinierbar mit weiteren Methoden  Reliabilität kann durch Strukturierung des Gesprächsverlaufs verbessert werden Grenzen  Keine Erfassung mengenmäßiger Daten  Ungleiche Beteiligung der Teilnehmer  Gegenseitige Beeinflussung der Teilnehmer  Ergebnis hängt vom Diskussionsverlauf ab  Nicht repräsentativ Verlauf 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7.

Vorstellung der Teilnehmer Moderator erklärt Diskussionsthema und Rahmenbedingungen Statement des Moderators zum Diskussionsthema Vielredner sollen gebremst und Schweiger animiert werden Moderator sorgt für keine unnötige Abschweifungen Moderator setzt den Rahmen der Diskussion, greift aber inhaltlich nicht ein Beobachter können die Leistung der Teilnehmer bewerten

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Inhaltsanalyse Definition  Indem Menschen sprechen und schreiben, drücken sie Ihre Einstellungen und Annahmen aus  Analyse von sprachlichem Material  sprachliche Eigenschaften werden objektiv, systematisch bestimmt und beschrieben  Ziel: Rückschlüsse auf nicht-sprachliche Sachverhalte  Anwendung: Filme, Bilder, Texte Analysetechniken  Zusammenfassung:  Explikation: 

Strukturierung:

Material so reduzieren, dass die wesentlichen Inhalte bleiben Text durch fremdes Material ergänzen, um unverständliche Stellen zu erklären bestimmte Aspekte herausfiltern und unter festgelegten Ordnungskriterien einteilen

Allgemeiner Ablauf 1. Fragestellung formulieren 2. Auswahl geeigneter Materialen (z.B. Text, Film) 3. Auswahl der Analysetechniken (Zusammenfassung, Explikation oder Strukturierung) 4. Bilden von Kategorien 5. Auswertung 6. Ergebnis beschreiben und interpretieren Kategorienbildung  Ziel: fixierte Kommunikation analysieren, um Rückschlüsse ziehen zu können  Reduzierung der Komplexität des Textes  Bilden eines Kategoriensystems, indem Aspekte festgelegt werden, die für die Auswertung relevant erscheinen  Kategorie: Bezeichner, dem Textstellen zugeordnet werden  Textteile werde nach best. Kriterien geordnet und durch Kategorien beschrieben  Keine allgemeingültige Vorgehensweise Vorgehensweise:  Induktiv: durch systematischen Reduktionsprozess  Deduktiv: vorher festgelegte Kategorien dem Text mit Hilfe eines Kodier-Leitfadens zuordnen Kodier-Leitfaden  Klare Definition der Kategorien  Konkrete Textstellen als Musterbeispiele für die jeweiligen Kategorien  Bei Abgrenzungsproblemen zw. Kategorien: Festlegung von Regeln für eindeutige Zuordnung Auswertung und Ergebnisfeststellung 1. Textstellen je Kategorie zusammenfassen 2. Ergebnisse je Kategorie beschreiben 3. Interpretative Einordnung der Ergebnisse in eine Diskussion 4. Diskussion der Ergebnisse und Beantwortung der Forschungsfrage

Möglichkeiten  

Anwendbarkeit auf viele Gegenstände (Texte, Bilder, etc.) Geringer Aufwand  Einfacher Materialzugang Grenzen  Keine Objektivität wegen Interpretation

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Biographische Methode Definition  Schafft einen Zugang zur sozialen Wirklichkeit unter Berücksichtigung der Individualität des jeweiligen Akteurs  Analyse autobiographischer Erzählungen  Beginn: Chicago School of Sociology Ziel   

Rekonstruktion der Eigenperspektive des Erzählenden  individuelle Entwicklungen und spezifische Erfahrungsberichte sind interessant Herausarbeiten eines allgemeinen Verhaltensmusters Entdecken von sozialen Regelmäßigkeiten  knüpft an alltägliche Lebensgeschichten an

Teilnehmende Beobachtung Definition  Standardmethode der Feldforschung  Beobachter nimmt selbst an der sozialen Situation (z.B. im Unternehmen) teil  Beobachter steht in einer persönlichen Beziehung zu den Beobachteten und ist dadurch sehr nah am Untersuchungsgegenstand  Ist durch eine analytische und nicht durch eine emotionale Perspektive geprägt Varianten  Freie Beobachtung: o Eigene Teilnahme o Erfassung potentieller Verhaltensweisen o Offener Beobachtungsplan o Geschehen wird stichpunktartig dokumentiert  Systematische Beoachtung: o Herstellung kontrollierter Bedingungen o Konzentration auf bestimmte Verhaltensweisen o Definition von Beobachtungskriterien zur Einordung in ein Beobachtungsschema Ablauf 1. 2. 3. 4. 5.

Beobachtungsleitfaden erstellen Kontakt zum Untersuchungsgegenstand herstellen Durchführung Notizen, Protokolle Auswertung

Möglichkeiten  Ergebnis ist unabhängig vom Auskunftswillen der beobachteten Person  Kombinierbar mit anderen Methoden  Erkenntnisgewinn zu grundlegenden Arbeitsweisen Grenzen  Hoher Aufwand  Verhalten der Beobachteten durch eigene Präsenz beeinflusst  Erwartungsorientiertes Verhalten durch die Beobachteten

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Qualitatives Experiment Definition  Ziel: neue Abhängigkeiten / Beziehungen finden  Kriterien: Intersubjektivität, Offenlegung und Nachprüfbarkeit  Eingriff in einen Sozialen Gegenstand zur Erforschung von dessen Struktur nach wissenschaftlichen Regeln Anwendungsbereich

Zwischen Alltagsmethoden und dem quantitativen Experiment angesiedelt Eigenschaften quantitativer und qualitativer Experimente  Quantitativ: o Einsatzfeld: Naturwissenschaft o Hypothesenüberprüfung von Ursache-Wirkung  Qualitativ: o Einsatzfeld: empirische Wirtschaftsforschung (z.B. Marktforschung) o Hypothesengenerierung Methoden  Feldexperiment: o Durchführung in einem natürlichen Umfeld o Unkenntnis der Testpersonen 

Ablauf 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7.

Laborexperiment: o geschützte und kontrollierte Versuchssituation o Standardisierte Vorgehensweise

Ziel formulieren Zentrale Fragestellung definieren Testpersonen finden Kontrollgruppen bilden Versuchsanordnung Durchführung und –Protokollierung Schlussfolgerungen ziehen

Möglichkeiten  Wiederholungen führen zu einer hohen Messgenauigkeit (Reliabilität)  Exakte und aussagekräftige Messergebnisse  Veränderungen und neues Wissens können zu neuen Ergebnissen führen, wenn man Experiment später wiederholt Grenzen  Hoher Aufwand  Laborexperimente entsprechen nicht der tatsächlichen Situation  Menschen verhalten sich unter Versuchsbedingungen anders (Validitätsproblem)

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Einzelfallstudie Einsatz als  Didaktische Methode o Verknüpfung von Fachwissen mit der Förderung von Schlüsselqualifikationen  Qualitative Methode o Forschungsmethode, die einen Gegenstand im realen Umfeld untersuchen soll Merkmale  Keine Erhebungsmethode, sondern Forschungsansatz  Es werden besonders interessante Fälle (z.B. im Unternehmen) hinsichtlich möglichst vieler Dimensionen und über einen längeren Zeitraum beobachtet, analysiert und beschrieben  Ziel: Ganzheitliches und realistisches Bild beschreiben  viele Dimensionen des Gegenstands einbeziehen Merkmale in der Durchführung  mehrere Methoden werden eingesetzt  Fälle sollen typisch, prägnant und aussagekräftig sein  Einsatz von Einzelfallstudien bietet sich an, wenn: o Forschungsfrage einen „Wie“ oder „Warum“-Charakter haben o Untersuchungsgegenstand in der Gegenwart liegt o Keine Kontrolle über das Verhalten der Akteure besteht Vorgehensweise 1. Forschungsfrage entwickeln 2. Eine oder mehrere Untersuchungseinheiten auswählen 3. Untersuchungsobjekt mit Erhebungstechniken erforschen 4. Ergebnisse aus Erhebungstechniken müssen interpretiert werden 5. Bei mehreren Untersuchungseinheiten: Handlungsmuster herausarbeiten und typisieren

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