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Title B3 Zusammenfassung
Course B3 Humangeographie I: Vorlesung: "Siedlung und Bevölkerung"
Institution Otto-Friedrich Universität Bamberg
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Zusammenfassung B3 komplett...


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Humangeographie I - Teil Siedlung - Dix – Stand: WS 15/16 Statistischer Stadtbegriff • Kleinstadt: 20.000 - 50.000 Einwohner • Mittelstadt: >50.000 - 250.000 Einwohner • Großstadt: >250.000 Einwohner Juristisch-administrativer Stadtbegriff Anhand der Einwohnerzahlen werden Gemeinden zu Städten erhoben, sofern die Zahl steigt. Historischer Stadtbegriff Siedlungen gelten als Städte wenn sie im Laufe der Zeit mit mindestens einem dieser Rechte ausgestattet werden: Markt, Münze, Zoll und Bann Funktionale Stadttypen • Historisch: Ackerbürgerstadt, Bischofsstadt, Residenzstadt • Zentralität: Unterzentrum, Mittelzentrum, Oberzentrum, Großzentrum • Weltstadt, Global City: Sitz zentraler, steuernder Funktionen innerhalb der Weltwirtschaft Stadtregion Zentriertes Siedlungssystem bestehend aus einer Kernstadt und Pendlereinzugsbereich und einem gestuften Übergang von der Stadt ins Umland Stadtregionsmodell nach Boustedt • • • •

Kernstadt (Verwaltungsgebiet der Stadtgemeinde) Ergänzungsgebiet (Um die Kernstadt gelegene Gemeinden) Verstädterte Zone (aufgelockert, hoher Pendleranteil) Randzone (Landwirtschaft, hoher Auspendleranteil)

Statistische Erfassung einer Stadtregion • Einwohnerdichte (E/km2) • Soziale Struktur (Beschäftigte nach Sektoren) • Stadt-Umland-Beziehungen (Pendlereinzugsbereiche)

Metropolitan Statistical Area (MSA) Stadt oder verstädtertes Gebiet mit mind. 50.000 Einwohnern (central counties) Normalerweise statistisch 1 Million Einwohner • • • •

Central City: Administratives Gebiet der Kernstadt Residental Suburbs: Wohnvororte mit hohen Auspendleranteilen Industrial Suburbs: Arbeitsvororte mit niedrigen Auspendleranteilen Urban Fringe: Ausgedünnter, aber noch städtisch besiedelter Rand

Agglomeration / Agglomerationsraum Ansammlung von Städten, die aneinander angrenzen und ein verstädtertes Gebiet bilden In Deutschland: mind. 300.000 Einwohner und/oder Dichte von 300 E/km2 Verdichtungsraum mindestens 150.000 Einwohner, mindestens 100km2, mindestens 1250 E/km2 mit Arbeitsplätzen für alle Ballungsgebiet Großstädtischer Kern mit rund 500.000 Einwohnern bei 500 km2 Fläche und Dichte von 1000 E/ km2 Metropolregion Stadtregion mit über 400.000 Einwohnern, in Deutschland z.B. München Verstädterung Ausdehnung, Vermehrung und Vergrößerung der Städte eines Raumes nach Anzahl, Fläche und Einwohnern (Quantitative Dimension) Urbanisierung Ausbreitung städtischer Lebens- und Verhaltensweisen und daraus resultierender Prozesse und Raumstrukturen (Qualitative Dimension) Verstädterungsrate Zuwachs des Anteils der Stadtbevölkerung an einer Gesamtbevölkerung in einem definierten Raum in Prozent (global ca. 4% Verstädterungsrate) Verstädterungsgrad Anteil der Stadtbevölkerung an der Gesamtbevölkerung in Prozent. Der Verstädterungsgrad betrug 2007 global 50%, die Prognose für 2030 beträgt 60% und 2050 70%.

Agglomerationsräume – Phasenmodell 1. Urbaniserungsphase (Bevölkerungswachstum im Kern der Stadt, Verdichtung, Preise steigen, etc.) 2. Suburbanisierungsphase (Verlagerung von Bevölkerung und Nutzungen an den Stadtrand) 3. Desurbanisierungsphase (Längere Suburbanisierung führt zu großräumiger Dekonzentration von Bevölkerung und Nutzungen) 4. Reurbanisierungsphase (Rückkehr der Bevölkerung in die Stadt, Neunutzung und Aufwertung von Stadtquartieren Suburbanisierung Jüngere Expansion der Städte in ihr Umland, jüngere intraregionale Dekonzentration von Bevölkerung, Handel und Dienstleistungen sowie Produktion 1. Wohnsuburbanisierung (Selektive Wohnsitzverlagerung an den Stadtrand - filtering down durch Begünstigungen wie günstige Baupreise, Eigenheimzulage, etc.) 2. Suburbanisierung von Gewerbe und Industrie (Auslagerung beider, Neunutzung des verlassenen Areals (in Bamberg bspw. der Laubanger) 3. Suburbanisierung des Tertiären Sektors (Ausbildung von polyzentrischen Strukturen) Exurbanisierung Wachstum von Großstadtregionen verlagert in ländliche Regionen, die noch mit der Großstadt pendlertechnisch verbunden sind - eine Art Inseln entstehen Counterurbanisierung größere Verdichtungsräume stagnieren bzw. verlieren Bevölkerung und Arbeitsplätze. Dagegen Wachstum von Klein- und Mittelstädten sowie peripher gelegenen ländlichen Gemeinden Gated Community geschlossener Wohnkomplex mit Zäunen und einem privaten Wachdienst, nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. Bietet Schutz für die Wohlhabenden vor Kriminalität. Meist selbst und privat organisiert Informelle Siedlungen z.B. Slums oder Favelas. Hohe Bevölkerungsdichte, schlechte Wohnbedingungen, schlechter Zugang zur Infrastruktur, Arbeitslosigkeit oder Arbeit in illegalen Berufen Zuwanderungen Folgen: mangelnde Integrationsmöglichkeiten, Ghettoentstehung; religiöse, ethnische und wirtschaftliche Spannungen entwickeln sich

Urban Sprawl, Postsuburbia Abwanderung von gut verdienenden Einkommensgruppen aus den Zentren (filtering down). Ausbildung von Speckgürteln und Edge-Cities Urban Blight (Stadtverfall) Durch Bevölkerungsabgang und wirtschaftlichen Problemen allmählicher Zerfall von Stadtquartieren oder sogar ganzen Städten. Perforierte Städte entstehen als Folge dessen. Maßnahme: Stadterneuerung und Gentrification Gentrification Pioniere entdecken ein Wohngebiet mit schlechtem Ruf für sich. Weitere Pioniere, wie Studenten oder Künstler, schließen sich dem, bspw. aufgrund der niedrigen Mietpreise, an und machen das Gebiet dadurch für Menschen hoher Einkommensschichten wieder interessant. Die Reichen wollen nun dort hinziehen und vertreiben die Pioniere durch kostenhohe Renovierungsaufträge aus dem Gebiet. Urban governance: Privatisierung bisher öffentlicher Aufgaben z.B. Festivalisierung (Stadtentwicklung durch bspw. Sportevents wie Olympiaden) oder privater Immobilienverkauf Innerstädtische Strukturen • Mikroebene: Wohnungen, Einzelgebäude, Baublöcke • Mesoebene: Stadtteile, Stadtbezirke Strukturelle Teileinheiten der Stadt 1. 2. 3. 4.

City und Citybildung Citynahe und Cityferne Kernstadtbereiche Außenzone und Stadtrand Gewerbeparks und Edge-Cities

City und Citybildung • Räumliche Standortkonzentration bestimmter zentraler Einrichtungen mit Standort- und Funktionsgemeinschaften • überwiegen tertiäre Funktionen • hohe Arbeitsplatzdichte • Funktionsräumliche Gliederungen (Bankenviertel, Geschäftsstraßen, etc.) • Überwiegen der Tag- gegenüber der Nachtbevölkerung • hohe Verkehrsdichte

CBD (Central Business District) = Hauptgeschäftszentrum Stadtrand früher meist Stadtmauern, heute funktional genutzt für Infrastruktur, Gaswerke, Müllverbrennung, etc.) Edge-City Bürofläche mind. 450.000 m2, 30.000 Arbeitsplätze, mind. 54.000 m2 Einzelhandel, sowie junge Wohn- und Arbeitsbevölkerung Steuerungsfaktoren der Stadtstruktur • Bodenpreis + Bodenrente (Boden = Form des Kapitals) • Bodenrenten: Intensitätsrente, Lagerente, Umweltrente, Imagerente • Grundflächenzahl (GRZ): Fläche eines Grundstückes die überbaut werden darf. GRZ 0,4 = 40% darf überbaut werden • Geschossflächenzahl (GFZ): Geschossfläche eines Baugrundstückes • Baumassenzahl (BMZ): Kubikmeter Baumasse je Quadratmeter Fläche des Baugrundstückes, wichtig bei Gewerbebauten wie z.B. Lagerhallen Theorie der zentralen Orte nach W. Christaller • Homogene Fläche (gleichmäßig aufgebaut, keine Restriktionen) • Homo oeconomicus (gleiches Recht für alle am Marktgeschehen teilnehmende Personen) • Zentrale Orte (Zahl der zentralen Orte reicht aus um alle Gebiete ausreichend versorgen zu können) • Zentrale Güter (Kauf von Güter an der nächstgelegenen Stelle, spart unnötige Transportwege) • Transportkosten (steigen proportional zur Entfernung) Zentrale-Orte-Hierarchien • Marktprinzip (K3) [Die Konsumenten sollen mit möglichst allen Gütern bei einer möglichst minimalen Anzahl an zentralen Orten versorgt werden] • Verkehrsprinzip (K4) [So viele Orte wie möglich liegen auf den Verkehrsverbindungen zwischen den Orten höherer Zentralität, hier versorgt ein zentraler Ort jeweils die Hälfte von sechs benachbarten Orten niedrigerer Zentralität] • Verwaltungsprinzip (K7) [jeder Ort niedriger Zentralität muss eindeutig in das Gebiet eines einzigen Zentralen Ortes fallen] Messung der Zentralität (durch Christaller) • Telefonmethode (Anzahl der Telefonanschlüsse pro Kopf der Bevölkerung) • Katalogmethode (Katalog von Einrichtungen zum Austausch Zentraler Güter und Dienstleistungen) • Amtliche Statistik (Ergänzung hierdurch)

Christallers Katalog • • • • • • • • • •

H-Orte (Hilfszentrale Orte (800 Einwohner)) M-Orte (Markt (1.200 Einwohner)) A-Orte (Amtsorte (2.000 Einwohner)) K-Orte (Kreisstädte (4.000 Einwohner)) B-Orte (Bezirksorte (10.000 Einwohner)) G-Orte (Gauorte (30.000 Einwohner)) P-Orte (Provinzialhauptorte (100.000 Einwohner)) L-Orte (Landeszentralen (500.000 Einwohner)) RT-Orte (Orte stehen einem Reichsteil vor, z.B. Köln, München, Hamburg (1 Mio. Einwohner)) R-Orte (Reichsorte, z.B. Berlin (4 Mio. Einwohner))

Nordamerikanische Stadt Burgess-Modell • Konzentrisches Wachstum der Stadt - Ausdehnung von innen nach außen • Veränderungsprozesse gehen vom CBD aus Sektorenmodell nach Hoyt • Entwicklung von unterschiedlich teuren Gebieten läuft nicht ringförmig, wie bei Burgess, sondern sektoral nach außen • Statushohe Wohnbevölkerung entwickelt sich entlang der Verkehrswege Mehrkernmodell nach Harris und Ullmann • Abstoßung und Anziehung bestimmter Nutzungen von Aktivitäten, die aber nicht an bestimmte Geometrien gebunden sind • Konzentration bestehender Nutzung durch Fühlungsvorteile in bestehenden Kernen • Mit der Größe der Stadt wachsen die Kerne und ihre Spezialisierungen Weitere Entwicklungen der US-Städte ab 1920 • • • • •

Früher Einfluss der Individualmotorisierung hohe Segregationsraten, Ghettobildung, Gated Communities Urban Sprawl (Abwanderung der Reichen) Urban Blight (Verfall von Stadtquartieren und der Innenstädte) Waterfront Restoration, Edge Cities und Entstehung von Urban Landscapes

Islamische Stadt • • • • • •

Waqf-(Stiftungs)-Eigentum Moschee mit Moscheenkomplex (Medressen, usw.) Basar, Karwansereien, Bedestane (Lagerhallen) Stadtmauer, Tore und Zitadelle Straßengrundriss: Sackgassengrundriss Orientierung: Dualismus mit modernen, nach westlichen Vorbildern aufgebautem CBD

Lateinamerikanische Stadt Plaza als Zentrum, darum herum funktionelle Gebäude wie Rathaus, Polizei, Kathedrale, Schule, Regierung, Gericht, Hospital - außen herum die Wohngebiete Megacities • Variable Untergrenze: 3, 5, 8 Milliarden oder mehr Einwohner - bei 3 Milliarden als Untergrenze gäbe es global 134 Megacities • Die Megacity ist oftmals die Primatstadt des jeweiligen Landes • Beispiele: Bangkok, Buenos Aires, Delhi, Shanghai, Tokio, uvm. Global Cities (geprägt durch Saskia Sassen) • nicht mehr nur die Versorgungsfunktion nach Christaller, sondern auch „Command-and-ControlFunktion“ im Fokus • Anzahlder Konzernzentralen sind zählbar, Messung von Flows: Zahl von Internetanschlüssen, Zahl von Flugpassagieren, etc. Alpha-Global-Cities: London, Paris, New York, Tokio, Chicago, Hong Kong, etc. Beta-Global-Cities: San Francisco, Toronto, Zürich, Brüssel Römische Stadt • • • •

quadratischer Stadtgrundriss, Ummauerung Entwicklung aus einem Castrum-Militärlager Aufteilung durch die Hauptstraßen Cardo und Decumanus Im Zentrum steht das Forum, Vorstädte sind Cannabaes - die meisten Stadtneubildungen um 1300

Ausprägungen der Stadt in der frühen Neuzeit Residenzstadt, Festungsstadt, Exulantenstadt und Bergstadt Städtewachstum im 19. Jahrhundert (1789 - 1914) • Grundlagen: Bevölkerungsbewegungen, Protoindustrialisierung und Industrialisierung • Stadterweiterungen und -umbau; Stadttechnik, Rolle der Infrastruktur; Entstehung von Industriegebieten und Metropolen • Reformbewegungen um 1900

Grundlage: Bevölkerungsbewegungen • • • • • • •

Anstieg der Bevölkerung in Europa zwischen 1800 + 1914: 188-458 Milliarden Anstieg des Bruttosozialprodukts um das 3-fache Bedeutungsabnahme des Agrarsektors Erster demographischer Übergang (Änderung der Bevölkerungszahl und der -entwicklung) Anstieg der Lebenserwartung Rückgang der Geburtenraten Ende klassischer Versorgungskrisen

Bewegungen: Überseewanderung und Land-Stadt-Wanderung (z.B. Berlin durch Einwanderung aus dem Osten) (Proto-) Industrialisierung • protoindustrielles Gewerbe: Eisenverarbeitung, Textilgewerbe • Manufakturwesen; Mobilisierung von Grundbesitz und Kapital ab 1800 • Bankenwesen, Besitzbürgertum Technische Innovationen • Pionierindustrien: Bergbau, Eisenverarbeitung, Textilindustrie • später: Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts: Maschinenbau und chemische Industrie • Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Elektrotechnik Stadterweiterungen ab dem 19. Jahrhundert • Einwohnerzuwachs in Berlin: 1800: 172.000 Einwohner, 1871: 800.000 Einwohner, 1905: >2 Mio. Einwohner • Städte wachsen erstmals über ihren mittelalterlichen Mauerring hinaus Stadttechnik, Rolle der Infrastruktur Wasserversorgung und Abwasserentsorgung, Elektrifizierung, Stadtbeleuchtung (später mit Gas), Nahverkehr, Fernverkehr (Eisenbahn) Reformbewegungen um 1900 • Probleme der Wohnungssituation in den europäischen Großstädten • Arbeiterwohnungsbau und Gartenstadtbewegung Probleme der Stadtentwicklung im 19. Jahrhundert Größenentwicklung, Bevölkerungsentwicklung, Ungeplantes Größenwachstum, Soziale Problemlagen, Kampf gegen Spekulation und Mietwucher

Stadtentwicklungen im 20. Jahrhundert Abschluss des gründerzeitlichen Stadtausbaus mit hochverdichteter Blockrandbebauung in den Großstädten Gartenstadtbewegung Gründung von Entlastungssiedlungen außerhalb von Großstädten, mit Fokus auf grüner Bebauung Charta von Athen: Die Moderne Stadt Forderungen: Funktionstrennung innerhalb der Stadt, wichtige Funktion des Verkehrs (und damit auch die Infrastruktur), Durchgrünung Autogerechte Stadt (nach Reichow) eine an den vermeintlichen oder tatsächlichen Bedürfnissen des motorisierten Individualverkehrs orientierte Stadt Europäisches Denkmalschutzjahr 1975 Wachsender Widerstand gegen Flächensanierungen in den Innenstädten

Ländliche Siedlungsentwicklung in Mittleuropa 1. Frühmittelalterliche Landnahme (7. - 11. Jahrhundert) • Trennung zwischen römischem Reich und freiem Germanien • freies Germanien: noch nicht ganz ortsfeste kleinere dörfliche Siedlungen • Bevölkerungsrückgang, Wanderungsbewegungen im Zuge der Völkerwanderung Charakteristika: vorwiegend in Altsiedellandschaften (Gunsträume mit hoher Bodengüte); Ausbau westlich der Elbe; Villikation: Fronhofsverbände bspw.; Verdichtung zu Haufendörfern 2. Hochmittelalterlicher Landesausbau (11. - 13. Jahrhundert) • • • •

Verdichtung des Siedlungsnetzes Ausbau in höhere Mittelgebirge und Ostkolonisation Planformen: Angerdorf und Waldhufendorf Agrarinnovation: Dreifelderwirtschaft (Sommerfrucht + Winterfrucht + Brache)

3. Spätmittelalterliche Wüstungsperiode (14. - 15. Jahrhundert) • Abnahme von Siedlungsstellen und ländlichen Siedlungen • Wüstung: Aufgelassene Dorf- oder Wirtschaftsfläche Agrarkrisentheorie: Bevölkerungsrückgang führt bei Intensivierung der Landwirtschaft und geringerer Nachfrage zu Preisrückgängen, während sich gleichzeitig das allgemeine Lohnniveau erhöht: Landbewohner geben auf und ziehen in die Städte Ballungstheorie: Im Umfeld vieler Städte befinden sich Wüstungen. Bedingt durch Kriege und auch durch landesherrliche Politik geraten viele stadnahe Dörfer in den Sog der Städte Fehlsiedlungstheorie: Siedlungen die als letztes in Ungunstlagen gegründet wurden, werden auch als erstes wieder verlassen Klimaverschlechterung: führt zu Absiedlungs – Katastrophenjahr: 1342 4. Frühneuzeitlicher Landesausbau (16. - 18. Jahrhundert) • • • •

Ausbildung des absolutistischen Territorialstaates Verdichtung der bestehenden Siedlungen Auflösung und Teilung der Allmenden (gemeinschaftliches Eigentum) Neue Agrartechniken: Hackfrucht- und Kleeanbau, Kartoffeln, etc.

5. Industriezeitalter (Erste Hälfte des 19. Jahrhunderts) • • • • • •

Bauernbefreiung, Abschaffung der Feudalrechte Liberalisierung der Wirtschaft Technologischer Wandel: Kunstdünger, Maschinen, Elektrifizierung Neue Cash-Crops: Zuckerrübe z.B. Land-Stadt-Wanderung Industrialisierung im Wandel

Anerbenrecht: Ungeteilte Vererbung des landwirtschaftlichen Besitzes an eines der Kinder (meist dem ältesten Sohn) - in Nord- und Nordwestdeutschland Realerbteilung: Teilung des landwirtschaftlichen Besitzes unter allen Nachkommen – bedeutet Zersplitterung des Besitzes, vor allem in Süddeutschland

6. Spätmoderne Wüstungsphase (ab Ende des 20. Jahrhunderts) • Abnahme der Siedlungen in den Grenzbereichen der Ökumene • Wüstungsphänomene in der Peripherie

Ländlicher Raum in Europa und Deutschland • Raumstruktur nach Zentrenerreichbarkeit und Bevölkerungsdichte • Innerer Zentralraum; Äußerer Zentralraum; Zwischenraum mit Verdichtungsansätzen; Zwischenraum geringer Dichte; Peripherieraum mit Verdichtungsansätzen; Peripherieraum sehr geringer Dichte Dezentrale Konzentration der Siedlungsentwicklung als wesentliches Leitbild der Landesplanung: • Festlegung zentraler Orte in den Raumordnungsplänen der Länder zur Umsetzung des Leitbildes • Anpassung des Zentrale-Orte-Systems an dem demographischen Wandel erforderlich Probleme ländlicher Räume weltweit • Weiterhin Wachstum der Bevölkerung • Sicherung der Nahrungsmittelversorgung • Ausweitung und Schrumpfung der Landwirtschaftsfläche Strukturwandel • Entwicklung der landwirtschaftlichen Voraussetzung für die Industrialisierung • Die Anteile der Landwirtschaft am BIP und Beschäftigungen gehen zurück • Der Dienstleistungsbereich wird zum dominierenden Sektor Landwirtschaft und Ernährung • China und Indien sind die weltweit größten Agrarproduzenten, macht 40% der Weltbevölkerung und 1/3 der Nahrungsproduktion aus • größere Ackerfläche in Indien, höhere Agrarproduktion in China sowie höhere Produktivität • 150 Millionen Wanderarbeiter in China

Humangeographie I - Teil Bevölkerung - Göler – Stand: WS 15/16 Bevölkerung Summe der Einwohner eines Gebietes zu einem bestimmten Zeitpunkt (formal-statistische Definition) Bevölkerungsverteilung Streuung der Bevölkerung im Raum nach absoluter Zahl Bevölkerungsdichte Verhältnis der Bevölkerung zur Fläche: • Einwohnerdichte: E/km2 • Arealitätsziffer: km2/E • Proximität (Abstandsziffer) Bevölkerungsstruktur • • • •

Demographische Merkmale (Alter, Geschlecht, etc.) Sozio-demographische Merkmale (Familienstand) sozi-ökonomische Merkmale (Einkommen, Beruf, etc.) Ethnische und kulturelle Merkmale (Staatsangehörigkeit, Konfession, Sprachgruppe)

Die demographische Grundgleichung

P = Bevölkerung (Population) B = Geburten (Births) D = Tode (Deaths) I = Einwanderer (Immigrants) E = Auswanderer (Emmigrants) Gini-Koeffizient

Dispersion = gleichmäßige bzw. zufällige Bevölkerungsverteilung Konzentration = zentralisiert gehäufte Bevölkerung – kaum Verteilung

Verteilung der Weltbevölkerung • Kühlgemäßigter Vegetationsgürtel: 36% • Subtropischer Vegetationsgürtel: 22,9% • Tropischer Vegetationsgürtel: 40% Altersaufbau (Messung 2015) • Junge Generation (0-20 Jahre) = 14,5 Millionen • Erwerbsgeneration (20-65 Jahre) = 47,4 Millionen • Alte Generation (über 65 Jahre) = 18,5 Millionen – Im Alter gibt es mehr Frauen als Männer Haushaltstypen (Erfassung 2000) • Ehepaare mit Kindern: 25,2% • Ehepaare ohne Kinder: 24,8% • Einpersonenhaushalte von Frauen: 20,9% –– von Männern: 15,2% Mortalitätsmessung (Sterberate) 1. Lebenserwartung (bei Geburt) 2. Allgemeine (rohe) Sterberate (crude death rate – CDR) 3. Altersspezifische Sterberaten (z.B. Säuglingssterblichkeit Fertilitätsmessung (Geburtenrate) 1. 2. 3. 4.

Allgemeine (rohe) Geburtenrate (crude birth rate – CBR) Allgemeine (weibliche) Fruchtbarkeitsrate (general fertility rate – GFR) Altersspezifische Fruchtbarkeitsrate Totale Fruchtbarkeitsrate (total fertility rate – TFR) [ergibt sich aus 2 & 3]

Modell des demographischen Übergangs

Tragfähigkeit „Die Tragfähigkeit eines Raumes gibt diejenige Menschenmenge an, die in diesem Raum unter Berücksichtigung des erreichten Kultur- und Zivilisationsstandes auf agrarischer/natürlicher/ gesamtwirtschaftl...


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