Biblische Ethik - Alle Vorlesungsfolien in einem Skript PDF

Title Biblische Ethik - Alle Vorlesungsfolien in einem Skript
Author Lena Kauth
Course Einführung in die Ethik
Institution Universität Augsburg
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Summary

Alle Vorlesungsfolien in einem Skript...


Description

Biblische Ethik Die Bibel: Was für ein Buch? -

Die Bibel – ein altes Buch: Texte, Gesetze und Weisungen in anderer Zeit, Schwierigkeiten der Übertragung  Übersetzungen nötig Die Bibel – ein Buch von unerschöpflicher Vielfalt: mehrere Bücher in einem, unterschiedliche Textgattungen, Personen, etc. Die Bibel – ein Buch der Fremdheit und Nähe: Gotteserfahrungen Die Bibel – ein Buch, das menschliche Nähe im Angesicht Gottes deutet: geht um Erfahrungen mit Gott von früheren Menschen, die wir kennenlernen Die Bibel – ein wirkungsreiches und strittiges Buch: Auslegungen, etc. Die Bibel – ein Buch religiöser Praxis: wie wird das Leben gestaltet, Umgang mit Gott Die Bibel – kein Buch für Kinder?!: nicht alle Geschichten für Kinder geeignet

Warum ausgerechnet die Bibel als Bildungsbuch? -

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Das dualistische Begründungsmuster: Bibel ist soweit weg, wir können nicht übersetzen heute Das anthropologisch-korrelative Begründungsmodell *Kulturgeschichtliche Selbstvergewisserung im Dialog mit der Bibel (was war damals, was ist heute) *Ideologiekritische Selbstvergewisserung im Dialog mit der Bibel (was können wir lernen aus der Geschichte?) *Existenzielle Selbstvergewisserung im Dialog mit der Bibel (jeder hat einen eigenen Zugang) *Religiöse Selbstvergewisserung im Dialog mit der Bibel (wie ist Bibel die Hauptquelle geworden?) Bibelunterricht als Lebenshermeneutik – das Konzept der narrativen Identität

Ein Blick in die biblische Hermeneutik „Hermeneutik ist die Kunst des hermeneuein, d.h. des Verkündens, Dolmetschens, Erklärens und Auslegens. ‘Hermes’ hieß der Götterbote, der die Botschaften der Götter den Sterblichen ausrichtet. Sein Verkünden ist offenkundig kein bloßes Mitteilen, sondern Erklären von göttlichen Befehlen, und zwar so, dass er diese in sterbliche Sprache und Verständlichkeit übersetzt. Die Leistung der Hermeneutik besteht grundsätzlich immer darin, einen Sinnzusammenhang aus einer anderen ‘Welt’ in die eigene zu übertragen.“ - Sinnzusammenhang muss in der Bibel hergestellt werden (zur heutigen Welt) - Wie kann man den Text lesen, dass er nicht über- und unterinterpretiert wird?  Übersetzungsgeschehen zwischen unterschiedlichen Welten (Welt der heutigen Leser und der der Bibel) - Kontextuelle Kraftfelder eines (biblischen) Textes: nicht jeder Text hat gleichen Stellenwert in der Geschichte erlangt - Das hermeneutische ‚Dreieck‘ *Autonomie des Textes (Eigenständigkeit) *Polysemie des Textes (gibt viele Bedeutungen) *Konstitutivität des Lesers (jeder hat andere Brille) Inspirationen und Korrektive der Textauslegung -

Der Text als ‚erster Lehrmeister‘: er muss für sich stehen, gesamter Absatz muss immer gelesen werden

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Die strukturale Analyse – ein Rüstzeug zur Entdeckung der ‚inneren Welt‘ von Bibeltexten: siehe Exegese (AT/NT) Die Unterrichtskommunikation als Lernfeld und Bewährungsprobe der Bibelauslegung: Thema in Religionspädagogik Intertextualität und historische Rekonstruktion als Wegweiser verantworteter Bibelauslegung: Moraltheologie: Wie kann Bibelauslegung verantwortet werden?

Hermeneutische Bemerkungen Quellen für theologisches Urteil: -

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Andere Wissenschaften: sozialwissenschaftlich zu erhebende empirische Erschließung der Wirklichkeit (z.B.: wie viele Ehen wurden geschlossen) Philosophische Argumentation: um Optionen und normative Urteile zu begründen; Anschlussfähigkeit und Plausibilität wird gewährleistet Genuin theologische Quellen: *Bibel: Moraltheologie reicher genährt aus der Heiligen Schrift (II. Vatikanisches Konzil) *Tradition / Theologie *Lehramtliche Verkündigung Gesellschaftswissenschaftliche, philosophische und theologische Erkenntnisquellen ergänzen einander und wirken wechselseitig als Korrektiv angesichts der Grenzen, in denen die Ströme aus jeder einzelnen Quelle verlaufen. Theologische Selbstvergewisserung: als theologische Disziplin genuiner Standpunkt v.a. Bibel: Deutungsrahmen für ihren Gegenstand (anthropologische Grundaussagen), der jeder konkreten normativ-ethischen Aussage vorausgeht Rückgriff auf Bibel: sperrig und vielschichtig: kein Antwortreservoir Der Rückgriff auf die Bibel betrifft das Selbstverständnis, den Anspruch (Argumentationen finden) und die Sprache theologischer Ethik und stellt sich als hermeneutische wie als metaethische Frage. Frage der wortwörtlichen Bibelauslegung? *Ethos in der Bibel (das was man vorfindet) *Moderne Exegese (hilft Ethos zu verstehen) *Theologische Ethik

Das kann in der Bibel gefunden werden: 1) Die Vielfalt der literarischen Formen, Themen und Bilder in der Bibel ist ein Reflex der in einem individuellen Leben gar nicht einzuholenden Fülle von Erfahrungen. Dieser überbordenden Fülle ist ein kritisches Moment (Gotteswort in Menschenwort, Mensch erkennt sich) zu eigen: Sie weitet den Erfahrungsraum des sittlichen Subjekts, hält seiner Freiheit Möglichkeiten vor, und sie sprengt die Gottesbilder, um die Transzendenz Gottes zu wahren  Vielfalt an Formen, Gattungen, Bilder und Erfahrungen 2) Kein Wort der Bibel steht für sich; jedes klingt im Resonanzraum der gesamten Bibel, ist umringt von bestärkenden, widersprechenden, klärenden, weiterführenden Äußerungen. Der besondere biblische Anspruch, der sich in der Charakterisierung der Bibel als Wort Gottes ausdrückt, überspringt dieses Merkmal der Dialogizität nicht: Gottes Wort wird nur vernehmbar in der Fülle und Verschiedenheit der Stimmen, nicht etwa in einem ursprünglichen, durch wissenschaftliche Rekonstruktion zu gewinnenden Wort hinter der Vielfalt.  Intertextualität: man kann aufeinander Bezug nehmen

3) Die Bibel handelt von einem ‚Welt(en)theater‘, entrollt ein großes Drama zwischen Schöpfung und Vollendung. Darin bestand und besteht zu einem guten Teil ihre Faszination und Inspirationskraft in und außerhalb von Glaubensgemeinschaften. Dem sittlichen Subjekt und den Gemeinschaften bietet sie eine Vielzahl von Angeboten zur experimentellen Rollenübernahme, um die eigenen Erfahrungen in einen Zusammenhang zu bringen und unter dem Anspruch des Guten zu erschließen und auszurichten  Drama zwischen Schöpfung und Vollendung: findet sich unterschiedlich, man kann an Gestalten lernen 4) Mit der Vorstellung des universalen Königtums Gottes wählt die Bibel eine soziomorphe, näherhin eine ethisch-politische Metapher als Basis und Fluchtpunkt ihrer Weltsicht. Die Bibel ‚denkt‘ in allen Teilen macht-bewusst und macht-sensibel. Der politische Anspruch (in einem elementaren Sinn) kommt nicht sekundär zum biblischen Gottesglauben hinzu, sondern ist ein Kernelement. Bemerkenswert ist die inhaltliche Akzentuierung dieser biblischen Basismetapher. Zwar geht es vorrangig um den Widerstand gegen das Chaos und den Einsatz für das Leben in einer geordneten Schöpfung, aber im Vollzug dieser Aufgabe spielen nach biblischem Verständnis Erbarmen, Zuwendung, Barmherzigkeit die zentrale Rolle.  Frage nach Macht: unter der Brille Texte lesen, gibt in Bibel Ordnungskraft 5) Indem die Bibel ein Beziehungsdrama (‚Bund‘) zwischen dem Gott JHWH und seinem auserwählten Volk vor dem Horizont der Völkerwelt inszeniert (in das sich auch die Gott-in-Jesus-Geschichte des Neuen Testaments einschreibt), wird das ethische Profil der biblischen Botschaft zu einem herausgehobenen Merkmal: Es geht um Gesellschafts- und Weltgestaltung im Horizont der Gottesbeziehung  Bundesgedanke -

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Skepsis gegenüber dem Orientierungswert religiöser Quellen für die Ordnungen des Zusammenlebens in modernen Gesellschaften knüpft nicht zuletzt an die Wahrnehmung an, dass religiös bestimmte Überzeugungen partikularer Natur und mithin für ein pluralitätskonformes Ethos und eine diesem gemäße universalistische Ethik untauglich seien. Solche Bedenken sind ernst zu nehmen. Grundziel: universale Aussage Weshalb und wie Bibel kann in die Ethik rezipiert werden und wie ist dies mit dem Anspruch universaler Kommunikabilität vereinbar?

> Modi ethischer Rede in der Bibel (Dekalog, Gleichnisse, Gesetze) > Modi der Rezeption solcher Rede 

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(Lern-)Ziel: Bibel als Quelle und Bezugsgröße theologischer Ethik methodisch verantwortet in einen philosophisch argumentierenden und gesellschaftswissenschaftlich informierten Duktus einbeziehen zu können Rezeption: unterschiedliche Intensität in wissenschaftlicher theologischer Ethik und einschlägigen kirchenamtlichen Texten Favoriten (man muss sich immer das gesamte Motiv anschauen): *Gottesbildlichkeit des Menschen (Gen 1,26-28) *Exodusmotiv *Reich-Gottes-Verkündigung Jesu *Matthäische Gerichtsrede *Dekalog

 Keine ausführliche Textauslegung, sondern Aussagen zum Gemeingut des christlichen Bewusstseins aufgerufen Kriterien der Bezugnahme klären:    

Intention biblischer Bezüge offenlegen? Begründung eines ethischen Urteils? (Bibel stützt Absicht) Sinn erschließende Absicht? Bekräftigung oder Illustration einer Position? (bibelillustrativ)

Kaum je ein Schrifttext selbst ‚gefragt‘ und in seiner eigenen Aussage und Dynamik gehört: umso schwieriger da die ersten Kapitel der Genesis oder die Bergpredigt selbst bereits schwierige Auslegungstraditionen besitzen.  auch Kriterium offenlegen warum diese Stelle Gefahr der Dekontextualisierung: 

Hermeneutisch unreflektierte Bibelrezeption („steht schon in der Bibel“) > Ausblendung innerbiblischer Verweiszusammenhänge zwischen Altem und Neuem Testament

>> Gestus der christologischen Überbietung der alttestamentlichen Gottesrede > Antijudaismus? 

Aber nur selbstreferentiell zu arbeiten, genügt auch nicht

Methoden und Zugänge A. Historisch-kritische Methode B. Neue Methoden der literarischen Analyse 1. Rhetorische Analyse 2. Narrative Analyse 3. Semiotische Analyse C. Auf die Tradition gegründete Zugänge zur Heiligen Schrift 1. Kanonischer Zugang („Kanonkritik“) 2. Zugänge über die jüdische Interpretations- Tradition 3. Zugänge über die Wirkungsgeschichte des Textes D. Zugang über Humanwissenschaften 1. Soziologischer Zugang 2. Zugang über Kulturanthropologie 3. Psychologische und psychoanalytische Zugänge E. Kontextuelle Zugänge zur Heiligen Schrift 1. Der Zugang zur Heiligen Schrift im Umfeld von Befreiung 2. Feministischer Zugang F. Fundamentalistischer Umgang

Altes Testament 2.1 Zusammenhang von Recht, Ethos und Glaube: Bundesbuch 2.2 Sozialkritik der Propheten: Gerechtigkeit statt Opfer 2.3 Deuteronomium: Bruderethos und Gottesliebe 2.4 Schöpfungstheologische Grundlagen 2.5 Dekalog: Gebote zur Bewahrung der geschenkten Freiheit 2.6 Kult und Reinheit: Das Heiligkeitsgesetz im priesterschriftlichen Kontext 2.7 Klugheitsregeln und Gottesfurcht: Ethische Einsichten in der Weisheitsliteratur

Ex 21,1-23,19(33)          



Sammlung von kasuistischen Rechtssätzen: rein profane Texte Konditionalsatz; Form: wenn…, dann… z.B. Talionsgesetz (Ex 21,23-25) Sammlung von apodiktischen Grundrechten ‚du sollst!‘; nicht an spezifische Person/Situation gerichtet; Appelle an die eigene freie Einsicht prohibitiv formulierte Urteile Aussonderungsgebote, Altargesetz, Festkalender & Opfervorschriften: Begrenzung menschlicher Verfügungsmacht Unterschied zwischen rechtlichen Regelungen (ius), sozial-ethischen Weisungen (ethos) und kultischen Bestimmungen (fas) Ex 22,20-26: Erbarmen Jahwes Sinn: durch geordnete Gottesbeziehung eine geordnete Rechtspflege möglich und dass umgekehrt dem Kult für Jahwe eine von Solidarität und Gerechtigkeit geleitete Anwendung des Rechts entsprechen muss. Ethische Weisungen beruhen auf menschlicher Erfahrung, positive Motivation durch Gottesbezug, Gebote als Bezugspunkte der Offenbarung

Sozialkritik der Propheten im 7. und 8. Jh. v.Chr.           

Mi 6,12; 7,2-6 Hab 2,9-12 Am 4,1; 8,6 Hos 12,8 Mi 2,8f. Am 2,7 // 5,7-18 Greifen mit ihrer Kritik auf Bestimmungen des Bundesbuchs zurück Recht wird vorausgesetzt > Erfahrung von Ungerechtigkeit (Königszeit) Reiche machen es den Unterdrückten unmöglich, ihr Recht einzuklagen und sich gegen Ausbeutung zu wehren Das Recht soll im Sinne der Gerechtigkeit und Mitmenschlichkeit und zum Wohle aller angewendet werden. Keine normative Ethik, sondern Paränese (Ermahnung, Mahnrede)

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Die prophetische Kultkritik richtet sich also nicht gegen die Opfer als solche, sondern gegen einen Gottesdienst, dem kein moralisches Verhalten mehr entspricht. Entscheidend an Opferkritik: Israel erkennt JHWH nicht mehr  Kult allein kann nicht vor Untergang retten (vgl. Am 5,5)

Dtn 12-25         



Über die Einhaltung der bloßen Gesetzesbestimmungen hinaus Ethische Haltung der Humanität und Solidarität, um zur Gerechtigkeit und Barmherzigkeit im Umgang mit dem Mitmenschen aufzurufen Humanes Ethos der Gerechtigkeit und Solidarität Sklavenfreilassung im 7. Jahr (Dtn 15,12-18) Soziale Gesetze im Umgang mit den Armen, Fremden, Witwen und Waisen (Dtn 24,10-22) Soziales Bruderethos: nicht mehr nur von Sklaven, von Armen und vom Feind die Rede, sondern als Bruder bezeichnet Erinnerung an Jahwes Befreiungstat als Begründung Ziel: Wohlergehen Israels Indikativ vor dem Imperativ: „Nicht das Halten der Gebote ist also Grund für die Zuwendung Gottes, sondern die Zuwendung Gottes ist die Grundlage, die zum Halten der Gebote motiviert.“ (Ernst, Grundfragen, 65) Denn Jahwe liebt sein Volk und hat es erwählt. Er hat es befreit und hält an seinem Bund und an seiner Treue fest. Er ist ein verlässlicher Gott. (Dtn 7,6-11)

Bestimmung der Textgattung  

Ätiologie: verarbeitet in mythisch-poetischer Sprache die ambivalenten Erfahrungen des Lebens Sinn- und vertrauensstiftende Ursprungserzählungen

Sinn-Funktion des alten Weltbildes: Transparenz zur Götterwelt bzw. zum Schöpfergott       

machte die rituellen (Festkalender), agrarischen (Vegetationsvorgänge) und politischen (königliche Herrschaftsordnung) Vorgänge bestimmbar biblische Schöpfungserzählungen tragen, wenngleich in theologischer Aufhebung, diese mythische Logik noch in sich sie rezipieren umfassend Auffassungen und Motive der altorientalischen Religionen Frage nach dem Stellenwert der Schöpfungstheologie in der Bibel als ganzer Protologie ist Soteriologie (Gerhard von Rad): schöpfungstheologische Konzeptionen der Nachkonzilstheologie  soteriologischer Primat historisch-kritische Forschung: Schöpfung als Fundament aller weiteren Glaubensaussagen Konsequenzen für Systematische Theologie: differenzierte Rezeption der biblischtheologischen Befunde

Dekalog Zwei ethische Dekaloge neben vielen anderen Dekalogen Zwei grundlegende Probleme: Erstens, wie die Doppelüberlieferung in Ex 20,2-17 und Dtn 5,6-21 einordnen, bzw. das Verhältnis zwischen den beiden? Zweitens, Verhältnis zwischen Zehnwort und den übrigen Gesetzen? (warum ist Dekalog so wichtig geworden?)  Arbeitsblatt: Gegenüberstellung Dekaloge  Gebote zur Bewahrung der geschenkten Freiheit

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Exegetisch: Dtn = ursprünglich selbstständig überliefert (wie kann mit Gott gelebt werden) Apodiktische Verbotssätze …formulieren Grundregeln des Zusammenlebens in einer Gemeinschaft. Wer diese Normen brach, gefährdete den Bestand der Gemeinschaft und zugleich die eigene Lebensgrundlage, was die Androhung der Todesstrafe verständlich macht. >> Generalprävention  Kasuistische Normen: Rechtstatbestand wird immer mit einer Rechtsfolgebestimmung verknüpft: Konfliktregelung zwischen Familien bzw. Familienverbänden durch Schadensausgleich (Tat  Xy wird gemacht) Entwicklung Recht zu Ethos: Abwehr gemeinschaftsschädigenden Verhaltens Ursprünglich ohne Bezug zu Gott formuliert (Sippenrecht) Die Verbote wurden also bereits in sich, aufgrund eigener Einsicht und Erfahrung, als sinnvoll und gültig erkannt, bevor sie in den Zusammenhang des Dekalogs aufgenommen wurden. Systematische Einordnung *„Der Dekalog ist Teil des kulturellen Gedächtnisses Israels, und er nimmt bis heute im Gedächtnis vieler Kulturen einen hohen Stellenwert ein. Auf diese Weise aber ist er Teil des Gedächtnisses der Menschheit geworden“ *Neues Verständnis der Gebote durch die Selbstvorstellung Jahwes *Gebote als Weg der Bewahrung der von Jahwe geschenkten Freiheit *eigentliche Offenbarungsaussage: bedingungslose Zuwendung Gottes *INDIKATIV VOR IMPERATIV! Erst Heilszusage, dann Gesetze Sabbatgebot: Sabbat heilig halten, kann als Fortsetzung der Weisungen, nur Jahwe zu verehren gelesen werden: Glaube an den wahren Gott soll gesamte Wirklichkeit durchdringen Ehre Vater und Mutter, damit du lange lebst in dem Land, das der Herr dein Gott dir gibt *Adressaten: erwachsene israelitische Männer, als Teil der Familie angesprochen: umfassendes Familienwohl *Innergentile (kinderlose) und intragentile (Altersarmut) Funktion Erstes und zweites Gebot: Was ist eigentlich blasphemisch? *Der Fokus liegt aus ethischer Perspektive vor allem auf dem Aspekt der ‚Lästerung des Namens Gottes‘ (Blasphemie). Verglichen werden beispielsweise die christliche Perspektive darauf mit der des Islams, die sich in der Frage der Gottesdarstellungen unterscheiden. Anknüpfend daran lässt sich die Frage stellen, was uns im heutigen Alltag heilig ist und wie wir dies begründen. Drittes Gebot: Warum Pausen machen? *Im Christentum wurde der jüdische Sabbat durch den Sonntag ersetzt. In beiden Religionen steht dabei die Unterbrechung des Alltäglichen im Zentrum. Es soll Zeiten für Muße und Freizeit geben. Inwieweit diese Zeiten gesetzlich festgehalten erden sollen, zeigen aktuelle Diskussionen um Ladenöffnungszeiten sowie Feiertagsregelungen in Deutschland und anderen (europäischen) Ländern. Viertes Gebot: Wie sollen Generationen miteinander umgehen? *Dieses Gebot beinhaltet eine Bandbreite an Themen, wie beispielsweise der Respekt und die Achtung gegenüber älteren Menschen. Konkret wird dies etwa in Fragen über Rente und Vorsorge. Darüber hinaus stellen sich Fragen, inwieweit Kinder für ihre Eltern überhaupt Verantwortung übernehmen können bzw. müssen Fünftes Gebot: Warum soll ich nicht töten? *Der Inhalt des Tötungsverbots, sowie philosophisch-theologisch begründete Ausnahmen (z. B. Notwehr, Todesstrafe) stehen im Mittelpunkt dieses Kapitels. Außerdem werden moderne Debatten im Kontext dieses Gebots, z. B. Embryonenforschung oder Formen moderner Kriegsführung (z. B. mittels Drohnen) ebenfalls reflektiert.









Sechstes Gebot: Wieso ist Treue wichtig? *Aus ethischer Perspektive spannt sich die Auseinandersetzung um dieses Gebot von unterschiedlichen Eheverständnissen bis hin zu modernen Beziehungsformen. Im Mittelpunkt stehen dabei die Reichweite und die Grenzen des Konzepts der Treue. Siebtes Gebot: Warum darf ich mir nicht nehmen, was mir gefällt? *Die Frage nach Eigentum ist bis heute umstritten. Das umfasst sowohl individualethische Fragen (Was gehört mir? Wieviel darf jede*r haben?) als auch sozialethische Probleme („Mein Land“; Wem gehört das Wasser oder die Luft?). Achtes Gebot: „Du sollst nicht lügen.“ *Theologen sagen bis heute: Lügen ist falsch. Die Humanwissenschaft dagegen macht deutlich, dass Lügen zum Menschen gehört. Beide Positionen werden vorgestellt und diskutiert. In Zeiten von „Fake News“ und Filterblasen, stellt sich jeden Tag von Neuem die Frage nach Wahrheit und Lüge Neuntes und zehntes Gebot: Muss ich meine Bedürfnisse unterdrücken? *Der Wunsch nach „immer mehr“, wohnt dem Menschen inne. So beschäftigt sich die Psychologie intensiv mit dem Thema Gier (z. B. als Suchtphänomen; der Umgang mit Lüsten und Begehren). Neben der psychologischen Perspektive wird auch die theologische Sichtweise auf das Thema Begehren untersucht. So lassen sich auch die Zehn Gebote als eine Art Begrenzung eines „immer mehr wollen“ lesen.

Heiligkeitsgesetz (Lev 17-26)         

Sammlung kultischer Vorschriften, ethischer und rechtlicher Gebote Begründung, die für das Halten der Weisung gegeben wird: „Seid heilig, denn ich, der Herr, euer Gott, bin heilig.“ Herauslösung...


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