Title | Charakterisierung von Faust |
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Course | Deutschkurs |
Institution | Hochschule Mainz |
Pages | 3 |
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Deutsch summary Q...
CHARAKTERISIERUNG VON FAUST ZWEI-SEELEN-PROBLEMATIK „ZWEI SEELEN WOHNEN, ACH! IN MEINER BRUST, / DIE EINE WILL SICH VON DER ANDERN TRENNEN“ -innere Zerrissenheit, existenzieller Konflikt -Polarität/ Dualität als Kern der Faustischen Persönlichkeit -lebt in einem permanenten Spannungsverhältnis zwischen den beiden Seelen, das ihn zu zerreißen droht gefangen in der Polarität zwischen Lebenshunger und göttlicher Existenz „DIE EINE HÄLT IN DERBER LIEBESLUST, SICH AN DIE WELT MIT KLAMMERNDEN ORGANEN“ ( V.1114 F.) -Materielle Begrenzung in der Identität des Menschen Körper, Leben auf der Welt -Wunsch nach einem sinnlich-körperlichen Leben als Mensch (Begrenzung) -Erkenntnis nicht möglich (V.364 f.) „DIE ANDRE HEBT GEWALTSAM SICH VOM DUST/ ZU DEN GEFILDEN HOHER AHNEN.“ (V.1116F) -Streben nach Entgrenzung aus den existenziellen Bedingtheiten Geist -Wunsch, die Seele aus materiellen Zwängen zu lösen (Entgrenzung) -Streben nach Erkenntnis (V.382 f.), unzufrieden mit Erkenntnis- und Wissensstand
ERKENNTNISKRISE -leidet an der Begrenztheit der menschlichen Erkenntnisfähigkeit und seines Wissens -Studium der vier Hauptfakultäten hat ihm keine Antwort auf seine existenziellen Fragen gebracht -er möchte erkennen, „was die Welt im Innersten zusammenhält“ sucht ganzheitlichen Erklärungsansatz, Antwort auf existenzielle Fragen, Suche nach Urprinzip/ göttliches Prinzip; Streben nach göttliche Erleuchtung -Versuche, die Grenzen der menschlichen Erkenntnis zu überwinden, scheitern (vgl. Entgrenzungsversuche) tiefe Depression, Selbstmordversuch -trockene Buchgelehrsamkeit hat Faust nicht weitergebracht Spezialisierung in Teildisziplinen steht seinem Streben nach der Einheit des Ganzen im Weg; er sehnt sich nach unmittelbarer Erfahrung -wissenschaftliche Qualitäten Fausts sind zweifelhaft keine konsequent verfolgte Arbeitsmethode; keine Geduld; er lehnt wissenschaftliche Traditionen ab
HYBRIS UND EGOISMUS -übersteigerte Selbstwahrnehmung/ Selbstüberschätzung -Streben über Grenzen des Menschen hinaus sieht sich als „Ebenbild der Gottheit“ -rastloses Streben resultiert in Selbstmitleid und tiefer Depression, da diese Grenzen nicht überschritten werden können -sieht sich gegenüber Mephisto überlegen gibt ihm z.B. Befehle und droht ihm (vgl. „Straße“, „Studierzimmer“) -radikale Ich-Bezogenheit; Egoismus -er ist nur daran interessiert seine eigenen Ziele zu erreichen und seine Lust zu befriedigen Gretchen ist dabei reines Lustobjekt; ihr Schicksal spielt für ihn keine Bedeutung; nicht an Gretchen selbst interessiert -mangelnde Sensibilität, Verständnis und Verantwortungsbewusstsein gegenüber Gretchen -handelt nach dem Motto „der Zweck heiligt die Mittel“ (Eindringen in Gretchens Zimmer und ihre Privatsphäre; Platzieren von Schmuck zu Gretchens Verführung; Antreiben und Bedrängen Mephistos; Ermordung von Valentin und Tod der Mutter) -verdrängt unangenehme Konsequenzen und Schuldgefühle (Tod der Familie Gretchens, Kindsmord, Schande und Tod Gretchens) -er ist bereit sein Gewissen zurückzustellen (vgl. „Wald und Höhle“) -zeigt keine Bereitschaft, Verantwortung für ein Handeln zu übernehmen versucht die Schuld auf Mephisto abzuschieben (vgl. „Trüber Tag. Feld.“)
DEFIZIT AN LEBENSPRAXIS -Fausts Leben ist seit der Kindheit der Wissenschaft verschrieben -keine einzige Information über seine Mutter in dem gesamten Drama -Stubenhocker; lebt isoliert; hat nur selten sozialen Kontakt -Lebensraum: enges Studierzimmer; wird von ihm als „Kerker“ wahrgenommen -Distanz zum einfachen Volk als Hochgelehrter (vgl. „Vor dem Tor“) -studentisches Leben, vom Alkohol zusammengehaltene Gesellschaft und Derbheit ist ihm fremd (Vgl. Auerbachs Keller) -Triebstau; Wunsch nach sinnlicher Erfahrung -weltfremder und ungelenker Umgang mit Frauen (vgl. „Straße 1 “) er bedrängt das ihm unbekannte Mädchen Gretchen körperlich und spricht sie trotz ihrer sozialen Merkmale als „Fräulein“ an
FAUST ALS AUßENSEITER -hochgebildeter Gelehrter vom einfachen Volk verehrt, von Studenten respektvoll anerkannt (vgl. Wagner) -Eingangsmonolog Nacht: intellektuelle Überlegenheit („Zwar bin ich gescheiter als all die Laffen“) durch seine vielen Studienabschlüsse , deprimierende Begrenztheit seines Wissens -Kritik an der etablierten Wissenschaftspraxis -düstere Enge des Studierzimmers Abgeschiedenheit von der lebendigen Natur, freudlose Einsamkeit seiner Gelehrtenexistenz -fühlt sich isoliert unter den Menschen, Zwei-Seelen-Problematik und Erkenntniskrise grenzen ihn von der Gesellschaft ab beim Osterspaziergang kann er sich in die Menschen hineinversetzen und die Stimmung aufgreifen, jedoch sieht er sich nicht als Teil der Masse und versucht sich nicht zu integrieren -bewundert Lebenslust der Menschen (vgl. Osterspaziergang) -ist abgestoßen von der Gesellschaft und Alkoholgenuss (vgl. Auerbachs Keller)
FAUST ALS AUßENSEITER -Weltfremdheit, wenig soziale Kontakte, keine Erfahrung im Umgang mit Frauen (vgl. Straße 1) -kreist eher um sich selbst, als sozial zu handeln Egoismus; Selbstbezogenheit -verlässt die moralische Grundordnung der Gesellschaft, um egoistische Ziele zu verfolgen Verführung Gretchens -im Hinblick auf Gretchen erweist er sich als Einzelgänger ohne moralische Grundierung bzw. soziale Verantwortung sieht Gretchen nur als Lustobjekt/ ersetzbar -zeigt Bereitschaft, sich mit Magie und ungewöhnlichen Methoden zu beschäftigen z.B. Entgrenzungsversuche -durch den Pakt mit Mephisto bewegt er sich aus der bürgerlichen Mitte heraus
ZWISCHEN LIEBE UND SINNLICHEM ERLEBNIS -durch Verjüngungstrank aus der Hexenküche befindet sich Faust in einem Zustand der Dauererregung -Begierde und körperliche Lust dominieren das Verhältnis zu Gretchen -entwickelt in Gretchens Kammer echte Gefühle für sie, die durch Mephisto jedoch wieder zunichte gemacht werden -Ambivalenz bleibt bis zur Szene „Wald und Höhle“ erhalten dort entscheidet sich Faust, angestachelt von Mephisto, für die sinnliche Befriedigung seiner Triebe , obwohl dies Gretchen in den Untergang führen wird -Verlust der Jungfernschaft Gretchens Interesse Fausts nimmt ab; begibt sich in die orgiastische Sexualität der „Walpurgisnacht“ -Gretchenvision bei der „Walpurgisnacht“ und darauffolgender Befreiungsversuch Faust versucht sein schlechtes Gewissen zu beruhigen -Verantwortung und Schuld wälzt er auf Mephisto ab -Faust ist selbst Täter lässt Geschenke zur Verführung Gretchens besorgen; gaukelt ihr seine Liebe vor, um seine Ziele zu erreichen...