Diagnostik 9 Persönlichkeitstests WS1718 PDF

Title Diagnostik 9 Persönlichkeitstests WS1718
Author Elisabeth Hofreiter
Course Diagnostik
Institution Friedrich-Schiller-Universität Jena
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Klausurvorbereitung Einführung in die Psychologische Diagnostik 9 Persönlichkeitstests Einige Fehlerquellen von Persönlichkeitstests: → Absichtliche Verfälschung (Faking) → Unterschiede in der Interpretation von Items → Itemformulierungen (z.B. Verneinungen, Länge, komplexe Formulierungen) → Defizite in der Selbstbeobachtung → Erinnerungsfehler → Antworttendenzen (response sets): Zustimmung (Akquieszenz), Tendenz zu extremen Antworten, Tendenz zur Mitte, Positionseffekte, Reihenfolgeeffekte, e. f. Raten/Zufällige Beantwortung Konstruktion von Persönlichkeitstests: → Rationale (deduktive) Skalenkonstruktion: → Ableitung der Items aus der Theorie → Theorie bestimmt auch Antwortformat → Z.B. PRF (Personality Research Form), BIP (Bochumer Inventar zur berufsbezogenen Persönlichkeitsbeschreibung) → Externale (kriteriumsbezogene) Skalenkonstruktion: → Voraussetzung: Vorliegen eines externen Kriteriums (z.B. in verschiedenen Gruppen) → Möglichst große und inhaltlich breit gefächerte Anzahl von Items, die Kriterium gut vorhersagen → Z.B. MMPI (Minnesota Multiphasic Personality Inventory) → Induktive (faktorenanalytische) Skalenkonstruktion: → Gruppierung der Items über Itemkorrelation → Ziel: homogene u. voneinander unabhängige Skalen → Z.B. NEO-FFI, NEO-PI-R

Minnesota Multiphasic Personality Inventory MMPI, MMPI-2: Einführung: → Beginn der Entwicklung Ende der 30er Jahre. → Erste Veröffentlichung des Testmaterials und des Handbuchs 1943 – übersetzt in mehr als 115 Sprachen, Einsatz in über 45 Ländern. → Weltweit am häufigsten eingesetzter Fragebogen zur Messung von Persönlichkeit und Psychopathologie. → Viele Befürworter, aber auch Kritiker: „psychometric nightmare“ (Rodgers, 1975). Konstruktion des MMPI: Beispiel für externale Skalenkonstruktion: → Vorliegen verschiedener Gruppen (Alkoholiker, Schizophrene, Hysteriker etc. + „Normal“Bevölkerung) → Mitgliedern dieser Gruppen wurde eine große Zahl (≈1000) breit gefächerter Items vorgelegt. → Es wurden diejenigen Items ausgewählt, die statistisch signifikant zwischen den Gruppen Erkrankter und Nicht-Erkrankter differenzierten. → Kreuzvalidierung! → Items wurden bestimmten Störungen zugeordnet. Problem: Mehrfachzuordnung der Items (z.B. „Ich schlafe unruhig und werde oft wach“ zu

Hypochondrie, Depression, Hysterie). Itemüberlappung: erhöhte Interkorrelation der Skalen, schwierige Interpretierbarkeit von Testprofilen. MMPI-2 (Hathaway et al., 2000): → Einführung Dauer: ca. 1 Stunde, bei Patienten länger → 567 Items (darunter 459 alte MMPI Items) → Dichotomes Antwortformat: richtig/falsch“ → Beispiele: → Ich lese nicht jeden Tag alle Leitartikel in der Zeitung. → Meine Seele verlässt manchmal meinen Körper. → Ich glaube, ich bin ein verdammter Mensch. → Ich habe keine besondere Angst vor Schlangen. → Alles schmeckt gleich. → Man sagt mir, dass ich ein Alkoholproblem hätte, aber ich bin anderer Meinung. → Ich mag nicht jeden, den ich kenne. Skalen des MMPI mit Beispielitems: Validitätsskalen des MMPI-2: → ?-Wert: Anzahl nicht-beantworteter Fragen, lässt sich aber auch in Bezug auf Persönlichkeit bzw. Pathologie interpretieren (hohe Werte bei psychasthenischen und depressiven Patienten). → L-Skala: misst Neigung sich in Testsituation zu verstellen und Charakterschwächen zu leugnen. → F-Skala: Items, die von nahezu allen gleich beantwortet werden; hohe Werte sprechen für zufällige Antworten, mangelnde Motivation, Oberflächlichkeit. → K-Skala: subtiler; Eigenschaften, die viele Personen vor sich und ihrer Familie leugnen; hohe Werte sprechen für Abwehrhaltung. Weitere Skalen des MMPI-2 Aus den Items des MMPI-2 können weitere Skalen gebildet werden: → Inhaltsskalen: Nach inhaltlicher Itemanalyse z B Ängstlichkeit, Zwanghaftigkeit, Selbstwertgefühl… → Zusatzskalen: Nur für Forschungszwecke, z.B. Ich-Stärke, Suchtpotential, Psychische Probleme von Studierenden, Verdrängung, … Gütekriterien → Objektivität: → Durchführungsobjektivität gegeben, → Interpretationsobjektivität z.T. fraglich, → Auswertungsobjektivität gegeben, aber Auswertung der P&P-Version mühsam (FaxService vorhanden: Momentan 15,50 € ohne, 22,00 € mit Interpretation). Computergestützte Durchführung und Auswertung ist möglich. → Normierung: → Bevölkerungsrepräsentative Stichprobe (N = 958) für 18-70jährige deutsche Bevölkerung, differenziert nach Geschlecht (192 Probanden lehnten Bearbeitung ab oder produzierten aufgrund zu hoher F-Werte unbrauchbare Testdaten). → Reliabilität: → interne Konsistenz der Basisskalen um .75 (nicht überraschend aufgrund Skalenkonstruktion) → Retestreliabilität der Basisskalen nach 10 Tagen um .83 bei 49 Männern und 56 Frauen (zw .66 und .92) → Validität: → Faktorenanalytische Befunde (4 Dimensionen), die aber wegen Itemüberlappung

problematisch sind. → Es gibt eine Vielzahl (inter-)nationaler Untersuchungen, die jedoch im Testmanual unzureichend aufbereitet und bewertet werden. Bewertung des MMPI-2 → Positiv: → Aktualisierte Form in deutscher Sprache (MMPI-2) → Hoher Informationsgehalt → Komfortable Auswertungsmöglichkeit (Faxservice, Computerbasierte Testung) → Negativ: → Hoher Itemoverlap → Reliabilitätsbefunde (mancher Skalen) unzureichend, keine Aussagen zur Profilreliabilität → Validität nicht überzeugend dargestellt → Basiert auf veralteten diagnostischen Kriterien und unterstützt keine Diagnostik nach dem DSM-IV oder ICD-10 → Nicht zu empfehlen. FPI-R (Fahrenberg et al., 2010) Einführung: → Aktuelle Fassung des in Deutschland als erstes entwickelten Persönlichkeitstests (1. Aufl. 1970). → Deduktiv/induktive (kombinierte) Skalenkonstruktion: Keine spezifische Persönlichkeitstheorie, sondern Skalen, die den Interessen der Autoren entsprechen. Items wurden aufgrund statistischer und inhaltlicher Kriterien ausgewählt. → 10 Standardskalen + 2 Zusatzskalen (E & N nach Eysenck). Durchführung: → 138 Feststellungen, die mit „stimmt“ oder „stimmt nicht“ beantwortet werden. → Teilw. Itemüberlappung zwischen Standard- u. Zusatzskalen → Dauer der Bearbeitung: 20-30 Minuten → Papier- und Computeradministration möglich Gütekriterien: → Objektivität: → gegeben (nachvollziehbare Anweisungen, Interpretationshilfen, klare Auswertungsrichtlinien) → Normierung: → Bevölkerungsrepräsentative Stichprobe (N = 3740), Normierung 1999, differenziert nach Alter und Geschlecht → Exkurs: von 1982 bis 1999 signifikante Veränderungen in Lebenszufriedenheit (+), Aggressivität (+), Offenheit (+), soziale Orientierung (-), körperliche Beschwerden (-), aber Effekte klein (d < .20). → Reliabilität: → Cronbachs Alpha zwischen .73 und .83. Retestreliabilität zwischen .69 und .85, erhoben an Herz-Kreislauf-Patienten vor und nach einer vierwöchigen Kur → Validität: → Neben Präsentation faktorenanalytischer Ergebnisse umfangreiche Darstellung von Zusammenhängen mit weiteren Merkmalen, z.B. → Gehemmtheit (Geringe Selbstsicherheit laut Interviewereinstufung r=.27; Geringe Zufriedenheit mit Kollegen und Vorgesetzten r=.15) → Lebenszufriedenheit (höher bei Verheirateten als bei Geschiedenen, höher bei Berufstätigen als bei Arbeitslosen, höher bei Gesunden als bei Kranken)

Bewertung des FPI-R: → Positiv: → In Deutschland weit verbreitet → Bildet relevante Bereiche der Persönlichkeit ab → Empirisch fundiert ( ca. 1400 Einzelpublikationen) → Negativ: → Schwache theoretische Fundierung → Mangelnde Vergleichbarkeit mit anderen Instrumenten → Interne Konsistenz ausreichend für Gruppenvergleiche bei manchen Skalen aber nicht ausreichend für Individualdiagnostik NEO-PI-R (Ostendorf & Angleitner, 2004) Einführung: → Deutschsprachige autorisierte Fassung des Revised NEO Personality Inventory von Costa und McCrae (1992) → Ziel: Differenzierte und umfassende Beschreibung der Persönlichkeit im Sinne des FünfFaktoren-Modells → (Weitgehend) Induktive Skalenkonstruktion basierend auf der Sedimentationshypothese (lexikalischer Ansatz) → Aufbau: 5 Domänen mit je 6 Facetten (mit je 8 Items) → 240 Items Durchführung: → 240 Items, fünf-stufige Skala von „starke Ablehnung“ bis „starke Zustimmung“ → Durchführungsdauer: ca. 40 Minuten → Anwendung ab 16 Jahre → Nicht geeignet für akut psychotische Personen und Personen mit fortgeschrittener Demenz → Papier- und Computeradministration möglich → Psychologische Selbstbericht (Form S) und Fremdbericht (Form F) Gütekriterien: → Objektivität → Gegeben: nachvollziehbare Anweisungen, Interpretationshilfen, klare Auswertungsrichtlinien (inkl. SPSS-Syntax). → Normierung für Form S: → Zahlreiche Studien zwischen 1999 und 2001 → 11724 Probanden → Normendifferenzierung nach Alter, Geschlecht, Bildung → Auch Normen für bevölkerungsrepräsentative Teilstichprobe (N = 871) → Normierung für Form F: → 1547 Probanden: Normen differenziert nach Alter und Geschlecht. → Reliabilität: → Cronbachs Alpha > .87 für Domänen; für Facetten annehmbar zw. .60 u. .85, im Durchschnitt .71. → Retestreliabilität (1-2 Monate) > .82 für Domänen; für Facetten entsprechend niedriger. Stabilität (5 Jahre) im Mittel .75 für Domänen, für Facetten .68 → Validität: → Konstruktvalidierung mittels Faktorenanalysen und Beziehung zu anderen Instrumenten: Grundsätzlich Bestätigung der Faktorenstruktur, Aber: teilweise moderate Korrelationen zwischen Domänen (bis zu .40), teilweise beträchtliche Nebenladungen der Facetten

→ Selektive Darstellung der Kriteriumsvalidität → Form S und Form F korrelieren im Mittel .54 (Domänen) bzw. .47 (Facetten) miteinander, aber beträchtliche Variation über verschiedene Facetten. Bewertung des NEO-PI-R: → Positiv: → Orientierung am Fünffaktorenmodell der Persönlichkeit → Internationale Vergleichbarkeit → Facetten besitzen möglicherweise höhere Kriteriumsvalidität als Domänen (noch nicht belegt!) → Negativ: → Nachbesserungen einzelner Abweichungen von der postulierten Faktorenstruktur sowie der Formulierung einzelner Items wünschenswert NEO-FFI (Borkenau & Ostendorf, 2008): → Kurzform (Untertest) des NEO-PI-R (Form S) → 60 Items zur Erfassung der 5 Domänen (je 12 Items) → Keine Aufgliederung in Facetten vorgesehen → Durchführung in ca. 10 Minuten → Normierung auf der Basis der Daten zum NEO-PI-R (da in diesem alle Items des NEO-FFI vorhanden sind). → Oder: Normwerte von Körner et al. (2008), Zeitschrift für Medizinische Psychologie. Daten von 1999, N=1908, differenziert nach Alter und Geschlecht → Reliabilität: Cronbachs Alpha: .72 - .87, Stabilität (5 Jahre): .71 - .82...


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