Title | Zusammenfassung Diagnostik Teil 3 |
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Course | Einführung in die Allgemeine Psychologie II |
Institution | Ludwig-Maximilians-Universität München |
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Eigene Zusammenfassung
Foliensatz 3
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1. Validität und diagnostische Entscheidung: Inwiefern kann durch subjektive Entscheidungen die Validität von Tests beeinflusst werden?
Reliabilität, Validität und diagnostische Entscheidung •
Ergebnisse diagnostischer Verfahren werden häufig zu Platzierungs- oder Klassifizierungsentscheidungen herangezogen (z.B. Punkteverteilung für Noten)
•
Voraussetzung: Bestimmung von Cut-off-Werten (Grenzwert, z.B. Punkte) Festgelegter Testtrennwert, der z.B. kranke Personen von gesunden Personen hinsichtlich des zu testenden Merkmals trennt und somit eine Interpretation des Testergebniswertes ermöglicht. -
Effektivität
-
Sensitivität
-
Spezifität
Diese 3 Kriterien müssen bei einem Test errechnet werden.
Cut-off-Wert •
Teilt eine Stichprobe in Gruppen auf
•
Oft willkürliche Grenzen, Ziel: Kategorisierung à Ist die Aussage für die Realität sinnvoll?
•
Normalverteilung bei allen Tests, in denen Normwerte aufgestellt werden (z.B. IQ-Test, Matheleistung, Körpergröße, …)
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Foliensatz 3
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Generelles Problem der Diagnostik: Setzen von Cut-off-Werten Bsp. Wo fängt Minderbegabung an? •
Grenzgänger (an der Grenze der eingeteilten Kategorien) sind am häufigsten: Gefahr des Messfehlers hier am größten, Gesetz der Normalverteilung
•
Die Diagnose ist am wenigsten sicher nahe bei Cut-off-Werten
•
Je sicherer die Diagnose, je stärker das Symptom, desto seltener der Fall
•
Problem des Messfehlers
Entscheidungsfehler •
Falsche Einteilung der Gruppen
•
Bsp.: 100 Kinder nehmen an einem Schuleingangstest teil. 75 werden als geeignet und 25 als ungeeignet diagnostiziert.
•
Alle Kinder werden eingeschult.
•
Am Ende der 1. Klasse: 15 der nach Test geeigneten Kinder müssen die Klasse wiederholen. 5 der nach Test ungeeigneten Kinder werden in die 2. Klasse versetzt.
•
2 Arten von Zuordnungsfehlern: 35
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Fehler erster Art (a-Fehler): fp = Personen werden als geeignet bezeichnet, obwohl sie ungeeignet sind (falsch positiv)
-
Fehler zweiter Art (b-Fehler): fn = Personen werden als ungeeignet diagnostiziert, obwohl sie eigentlich der geeigneten Gruppe angehören (falsch negativ)
•
Fehler müssen so gering wie möglich gehalten werden
Messtheoretische Grundlagen
Effektivität •
Wie viele Entscheidungen, die der Test trifft, sind richtig?
•
Verhältnis von erreichtem Ziel zu definiertem Ziel in % (Zielerreichungsgrad)
Sensitivität •
= Richtig-Positiv-Rate, Empfindlichkeit, Trefferquote
•
Anteil der korrekt als positiv klassifizierten Objekte an der Gesamtheit der tatsächlich positiven Objekte
Spezifität •
= Richtig-Negativ-Rate, kennzeichnende Eigenschaft 36
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Anteil der korrekt als negativ klassifizierten Objekte an der Gesamtheit der in Wirklichkeit negativen Objekte
•
Test ist besser darin, die Kinder herauszufiltern, die geeignet sind
Verhältnis von Spezifität und Sensitivität •
Ein Konzentrationstest (KT) wird zur Diagnose von ADHS durchgeführt.
•
Ergebnis: Alle Kinder mit ADHS liegen unter dem Cut-off-Wert im KT à hohe Sensitivität der KT
•
Aber: viele Kinder ohne ADHS liegen auch unter dem Cut-off-Wert à geringe Spezifität des KT
Verbesserung der Spezifität •
Verschiebung des Wertes in den Bereich der Eignung (rp)
•
Folge: viele falsch-negativ
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Die Wahrscheinlichkeit, mehr rp in der Gruppe zu haben, sinkt, die Wahrscheinlichkeit für rn steigt
•
Je höher die Spezifität, desto sicherer werden alle rn erfasst
Verbesserung der Sensitivität •
Verschiebung des Wertes in den Bereich der Nicht-Eignung (rn)
•
Die Wahrscheinlichkeit, mehr rp in der Gruppe zu haben, steigt, die Wahrscheinlichkeit von rn sinkt
•
Je höher die Sensitivität, desto sicherer werden alle rp erfasst.
•
Verringerung des einen Fehlertyps à Erhöhung des anderen
•
Man macht immer Fehler à welcher ist schlimmer?
•
Setzung des Cut-off-Werts hängt von der Fragestellung ab
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2. Nebengütekriterien
Gütekriterien Die klassischen 3 Gütekriterien zur Beurteilung der Güte eines Tests: •
Objektivität
•
Reliabilität
•
Validität
Nebengütekriterien •
Normen (Normwerte, Normskalen)
•
Testfairness
•
Vergleichbarkeit mit anderen Tests
•
(Ökonomische) Nützlichkeit des Tests
•
Spezifische Nützlichkeit
Normwerte •
Jeder Test hat Normwerte
•
Vergleich von Ergebnissen diagnostischer Instrumente mit denjenigen einer Referenzpopulation
•
Z.B. Ergebnis eines IQ-Tests von Schüler A mit der durchschnittlichen Intelligenz der Normalbevölkerung oder Abiturienten
•
Normierung (Entstehung der Normwerte) gibt an, für welche Zielgruppe dieser Test ein gültiges Messinstrument sein soll
•
Auswertekriterien für 7-jährige Schulkinder müssen anders sein als die für 14-jährige à Altersnormen
•
Referenzpopulation, um das Ergebnis eines Tests einordnen zu können
•
i.d.R. Werte einer repräsentativen Stichprobe, die ich gewonnen habe, als ich den Test konstruiert habe
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Wie entstehen Normwerte?
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•
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Problem: Test nur für 5-8-Jährige gültig, getestet wurden aber auch höhere Jahrgangsstufen
Problem von zu kleinen Stichproben •
Zufällige Ergebnisse
•
Je größer die Stichprobe, desto kleiner die Fehler
WISC (IQ-Test): Normierungsstichprobe D, A, CH (1650: Anzahl der getesten Mädchen und Jungen)
kleine Stichprobe 41
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Wichtig bei Normierung •
Eichstichprobe muss repräsentativ sein Faktoren: Alter, Geschlecht, sozioökonomischer Status, Religion, Wohnortgröße, Religion usw.
•
Eichstichprobe muss ausreichend groß sein
•
Einflussfaktoren auf Normierung: macht neue Normierung nötig, Weiterentwicklung -
Kultur
-
Zeit
-
Gesellschaftliche Veränderungen: Tests müssen neu angepasst werden, ansonsten unfair
-
Übersetzung in andere Sprachen: Niveau evtl. für anderes Land nicht angemessen, Test muss angepasst werden
Wichtig bei Auswahl von Tests •
Für welche Referenzgruppen (Alter, Geschlecht, Bildung, Berufe usw.) liegen Normen vor? à passende Normen wichtig
•
Wie groß und wie repräsentativ sind die Eichstichproben?
•
Wie aktuell sind die Normen?
•
Welche Art der Normierung liegt vor? -
(Alters-)Äquivalentnorm: unterschiedliche Werte bei unterschiedlichem Alter
-
Abweichungsnormen (meist bezogen auf eine Normalverteilung): z.B. IQ: Mittelwert, Abweichung bestimmbar
-
Prozentrangnormen: Wie viel % der Kinder sind gut/besser/… als Testkind?
Normskalen •
Die aus der Testauswertung resultierenden Rohwerte sind für sich genommen zunächst nicht aussagekräftig, da sie von den verwendeten Items abhängen.
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Eindeutige Aussage über die individuelle Merkmalsausprägung: zusätzlich zum Testwert wird ein Vergleichsmaßstab benötigt, anhand dessen der Testwert eingeordnet bzw. interpretiert wird = Normskalen
•
Rohwerte müssen umgerechnet werden in einen Maßstab, der es ermöglicht, unterschiedliche Tests miteinander zu vergleichen = Normskalen
Normskalen: Normen durch Transformation •
Bsp.: Bei der Diagnose von Legasthenie gilt: die Lese-/Rechtschreibfähigkeiten müssen mind. 1,3 SD unter der Intelligenzleistung liegen.
•
IQ = 110, SD = 15 Rechtschreibtest = 40 von 60 Punkte, SD = 8 Legasthenie??
•
Lösung: Transformation der Normwerte in eine gemeinsame Skala = Normskala
Normskalen mit Verteilungsannahme: IQ, Z-Werte, T-Werte •
T-Werte für Praxis relevant
•
Ermöglichen den Vergleich von mehreren Tests mit unterschiedlichen Mittelwerten, Varianzen oder Standardabweichungen
•
Voraussetzung: Annahme, dass die Fähigkeit nicht normal verteilt ist -
Meist in Population, nicht in Stichprobe
-
Wenn aus Stichprobe z.B. z-Wert berechnet werden muss, dann muss auch in der Stichprobe Normalverteilung vorliegen
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Diagnostik Legasthenie
•
T-Werte als Tabelle in jedem Testhandbuch
•
Nur so können Tests miteinander verglichen werden
•
T-Wert: Normalverteilung -
Aussage über die Güte der Leistung möglich
-
Gut kommunizierbar
Norm ohne Verteilungsannahme: Prozentrangnorm •
Der Prozentrang einer Person gibt Auskunft darüber, wie viele Personen der Vergleichsgruppe gleiche oder niedrigere (max. gleich hohe) Werte in einem Test erreicht haben 44
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•
Hierarchie: bester in Reihung erhält 100, schlechtester 0
•
Keine Aussagen über Fähigkeiten, nur über Stellung
•
PR 90 = 90% aller Gleichaltrigen sind gleich gut oder schlechter
•
Achtung: Der PR gibt nur die relative Stellung in einer Gruppe und sagt nichts über die tatsächliche Leistung aus. PR ist ein Rang und kein Messwert.
Prozentrangnormen •
Anschaulich
•
Leicht zu ermitteln
•
Verteilungsunabhängig
Nebengütekriterien
Testfairness •
Werden Personengruppen z.B. nach Alter, Geschlecht, Regionen, …, gleich (fair) behandelt, haben sie die gleichen Chancen auf ein entsprechendes Testergebnis?
•
Besonders unfair häufig bezüglich: -
Geschlecht
-
Bildungsnähe/-ferne
-
Sozioökonomischer Status
-
Migrationshintergrund
-
Sprachliche Fähigkeiten (z.B. IQ-Test mit Verständnis von Wörtern)
Vergleichbarkeit •
Liegen Verfahren oder Parallelversionen vor, die gleiche oder ähnliche Konstrukte erfassen?
•
Damit ein Test nicht völlig allein dasteht à Gültigkeit prüfen
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Spezifische Nützlichkeit Ist das Verfahren auch geeignet für die Beantwortung von speziellen Fragestellungen, z.B. Auswahl für einen speziellen Beruf?
Ökonomie •
Was kostet die Anschaffung des Tests? (bei Computertests braucht man teure Basistools)
•
Was kostet die Testdurchführung?
•
Was kosten Auswertung und Interpretation?
•
Steht der Aufwand an Zeit und Geld im richtigen Verhältnis zum möglichen Nutzen des Verfahrens?
•
Werden die Informationen des Tests für die aktuelle diagnostische Entscheidung wirklich benötigt?
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