Einheit 03 Machiavelli & Montesquieu PDF

Title Einheit 03 Machiavelli & Montesquieu
Author Isabella Fröhlich
Course Politische Theorie und Ideengeschichte
Institution Universität Innsbruck
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Stöckl...


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Primärliteratur: Reclam, Machiavelli Sekundärliteratur: Braun et al. 121 – 132

Macht und Republik Machiavelli und Montesquieu Übersicht  



Einstieg: Zur Aktualität von Machiavelli: Populismus, Verstellung und alternative facts in der Politik Niccolò Machiavelli o Leben o Werk o Der Fürst – Die Republik Montesquieu o Gewaltenteilung im Staat

Zur Aktualität von Machiavelli POPULISMUS • Machiavelli als Vordenker der heutigen Populisten: einfache Analysen, einfache Lösungen. VERSTELLUNG • "Der vollendete Fürst, so fordert Machiavelli, muss noch viel weiter gehen und sich je nach Situation und Stimmungslage seines Volkes verstellen. Mal muss er sich martialisch aufspielen, mal pazifistisch einlenken..." ALTERNATIVE FACTS • Die edle Kunst der Fälschung ist für Machiavelli auch in der Geschichtsschreibung erlaubt, ja vonnöten. Seine historischen Texte strotzen nur so von frei erfundenen Behauptungen.

"Damit scheint ein halbes Jahrtausend vor dem amerikanischen Wahlkampf 2016 schon alles gesagt: Politik ist die Kunst der Verstellung, der Erfolg rechtfertigt die Mittel."

Machiavelli wurde zu einem Sprichwort: Machiavellismus, der: „politische Lehre und Praxis, die der Machtpolitik den Vorrang vor der Moral gibt“ Machiavellistisch: nach der Lehre Machiavellis, im Sinne des Machiavellismus Machiavellist, der: Anhänger des Machiavellismus (laut Duden) Erinnerung: Worum geht es? Die politischen Denker der Neuzeit fragten sich: • Was zeichnet eine gute Ordnung menschlichen Zusammenlebens aus? • Wie kann diese Ordnung legitimiert werden? • Wie entsteht sie, wie wird sie aufrecht erhalten? Ihre Antworten auf diese Fragen holten sie sich: • aus dem neuen Gebiet der Naturwissenschaften ihrer Zeit (z.B. Hobbes) • aus dem Studium der antiken griechischen und römischen Geschichte (z.B. Machiavelli) • und aus der kritischen Beobachtung ihrer Zeit, Mitbürger und Lebensumstände (das gilt für alle).

Primärliteratur: Reclam, Machiavelli Sekundärliteratur: Braun et al. 121 – 132

Was verbindet Hobbes und Weber mit Machiavelli und Montesquieu? Hobbes (Gründervater) & Weber

Machiavelli & Montesquieu

atomistisches Menschenbild > Naturzustand

holistisches (ganzheitliches) Menschenbild > bürgerliche Tugenden und Institutionen

Herrschaft > die Figur des Herrschers (Leviathan) bzw. Politikers ist weitgehend mechanisch (braucht Gesellschaftsvertrag (Hobbes), bürokratische Herrschaft – Webber)

Herrschaft > die Figur des Staatslenkers und seine Eigenschaften werden wichtig (es geht darum wie ist dieser Herrscher als Mensch, welche Eigenschaften hat er)

  Es verbindet sie sehr wenig  sie haben unterschiedliche Ausgangspunkte in ihren Überlegungen

Niccolò Machiavelli (1469-1527) Leben: • Geb. 1469, gest. 1527, Florenz. • Umfassende humanistische Bildung, trat in den Dienst der Republik von Florenz, Karriere als Diplomat. • Seine Zeit als Gesandter an verschiedenen Höfen Italiens und Frankreichs verarbeitet er in Der Fürst (erschien posthum 1532) • Nach Sturz der Republik Florenz in Ungnade gefallen, verliert seinen Job und bewirbt sich um Vertrauen der wieder eingesetzten Herrscherfamilie Medici • Im Werk Discorsi (posthum 1532 erschienen) behandelt er republikanische Prinzipien. Realistischer Beobachter und kalter Rechner: Der Fürst Der Fürst In diesem Text reflektiert Machiavelli seine Erfahrung als Gesandter an anderen Höfen (Frankreich, Romagna, Rom). Er wurde Zeuge vom Niedergang der Republik Florenz unter der Führung der Medici. Dieser Niedergang bringt ihn dann zu Beobachtungen wie:

Zitate „alle bewaffneten Propheten haben gesiegt, alle unbewaffneten sind gescheitert“

Er hat ein negatives Menschenbild (ähnlich wie Hobbes):

„Von den Menschen kann man allgemein sagen, dass sie undankbar, wankelmütig, verlogen, heuchlerisch, ängstlich und raffgierig sind.“

„es ist besser, gefürchtet zu werden als geliebt“

Primärliteratur: Reclam, Machiavelli Sekundärliteratur: Braun et al. 121 – 132

Daraus leitet er bestimmte Regeln ab, wie ein Herrscher sich verhalten soll:

„für einen Fürsten ist es also nicht erforderlich, alle … guten Eigenschaften zu besitzen, wohl aber den Anschein zu erwecken, sie z

Krieg und Gewaltanwendung sind für Machiavelli normale Mittel der Politik:

Stehende Heer vorzuziehen: „K

Politik muss den Umständen entsprechen, nicht Idealvorstellungen

„wenn nämlich und Geduld ve Umstände sich so gestalten, dass seine Methode geeignet ist, so wird er Erfolg haben; wenn aber die Zeiten und die Umstände sich ändern, so geht er unter, da er seine Handlungsweisen nicht geändert hat.“

Der Fürst: Macht und Moral sind nicht miteinander vereinbar „Jeder sieht ein, wie lobenswert es für einen Herrscher ist, wenn er sein Wort hält und ehrlich, ohne Verschlagenheit, seiner Wege geht. Trotzdem sagt uns die Erfahrung unserer Tage, dass gerade jene Herrscher Bedeutendes geleistet haben, die nur wenig von der Treue gehalten und es verstanden haben, mit Verschlagenheit die Köpfe der Menschen zu verdrehen; und schließlich haben sie über die die Oberheit gewonnen, die ihr Verhalten auf Ehrlichkeit gegründet haben. Ihr müsst euch nämlich darüber im klaren sein, dass es zweierlei Arten der Auseinandersetzung gibt: die mit Hilfe des Rechts und die mit Gewalt. Die erstere entspricht dem Menschen, die letztere den Tieren. Da die erstere oft nicht zum Ziel führt, ist es nötig, zur zweiten zu greifen. Deshalb muss ein Herrscher es gut verstehen, die Natur des Tieres und des Menschen anzunehmen.“ Realismus  



Diese Textstellen machten Machiavelli zum Ahnvater des politischen Realismus. Realismus ist eine politische Theorie, insbesondere in den Internationalen Beziehungen: o Wer einen “realistischen” Zugang hat, fragt in erster Linie nach Macht, Sicherheit und Nutzen. o Wer einen “idealistischen” Zugang hat, fragt nach Moral, Frieden und Recht. Machiavellis Der Fürst ist einflussreich beim Studium von politischen Eliten.

Beispiele für politischen Realismus und Elitensoziologie, zwei Bereiche, in denen Machiavelli heute nachwirkt… Machiavelli heute: Internationale Beziehungen: Der Kalte Krieg als „realistische“ Politik

Primärliteratur: Reclam, Machiavelli Sekundärliteratur: Braun et al. 121 – 132



Atomares Wettrüsten | „Balance of Power“

Elitensoziologie: 

Eine Richtung in der Soziologie, die Eliten erforscht und davon ausgeht, dass alle Gesellschaften notgedrungen von Eliten regiert werden. Wichtige Vertreter:



Gaetano Mosca (1858-1923) und Vilfredo Pareto (1848-1941) beziehen sich dabei explizit auf Machiavelli. Sie bauen auf eine Unterscheidung von “Eliten” und “Masse”. – Das hatten wir auch Weber!



Robert Michels (1876– 1936) spricht vom “Eisernen Gesetz der Oligarchie” in seinem Hauptwerk Zur Soziologie des Parteiwesens in der modernen Demokratie (1911). Michels war ein Schüler von Weber.



Joseph Schumpeter (1883-1950) in seinem Werk Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie (1942) vergleicht politische Eliten mit einem Markt.



Radikale Variante der Elitensoziologie: Antonio Gramsci (1891-1937): Gefängnishefte, “Der Moderne Prinz” entspricht der (kommunistischen) Partei.

Was bleibt sonst noch von Machiavelli? Warum ist er bedeutsam? 

Andere Interpretation von Quentin Skinner: Machiavelli als Denker republikanischer Freiheit.

Skinners 3 Virtues:  Virtue 1: Justice „do evil and good can come of it“  Virtu 2: clemency (Milde) – Moral ist der politischen Ordnung ist  Virtu 3: liberality (Freiheitlichkeit) –Freiheit ist der politischen Ordnung förderlich (Machiavelli sagt eig genau das Gegenteil)  Skinner liest Machiavelli rhetorisch! Er habe das Gegenteil gemeint von dem, was er in Kapitel 16 und 17 im Fürsten schreibt.  Deutlicher wird das alles in Machiavellis zweitem wichtigen Werk: Discorsi

Machiavelli: Discorsi Discorsi Anders als noch im Fürst, bei dem sich Machiavelli auf seine Erfahrungen als Gesandter stützt, geht es in Discorsi um

Zitate Man greife „bei der Einführung freistaatlicher Verfassungen … auf die Beispiele früherer Zeiten zurück“

Primärliteratur: Reclam, Machiavelli Sekundärliteratur: Braun et al. 121 – 132

Geschichte. Wie Hobbes hat auch Machiavelli ein negatives Bild der menschlichen Natur:

Staatslenkung bedarf besonderer Eigenschaften (hier knüpft er an den Fürst an) FREIHEIT: Freiheit ist wichtig, aber ist nicht gleichbedeutend mit „freier Wahl“. Menschen arbeiten besser aus eigenem Antrieb, als aus Zwang.

MORAL: Freie Bürger in freien Staaten sind befähigt zur Selbstherrschaft. Die Bürger sollen nicht ihr Eigeninteresse, sondern das Interesse des Ganzen im Blick haben. Hier unterscheidet sich Machiavelli von Hobbes.

„Neue Einrichtungen zu treffen oder neue Staatsordnungen zu schaffen, ist bei der neidischen Natur der Menschen immer ebenso gefährlich gewesen, wie die Entdeckung unbekannter Meere und Länder.“ „die Menschen in einer Gemeinschaft“ müssen „unter Kontrolle gehalten“ oder durch einen „tüchtigen Mann und durch sein Beispiel“ motiviert werden. „Die größte Kraftentfaltung zeigt sich immer da, wo der freien Wahl am wenigsten Spielraum bleibt. Es fragt sich also, ob es nicht besser wäre, Städte in unfruchtbaren Gegenden zu bauen, denn dort sind die Menschen gezwungen, tüchtig zu arbeiten.“ 'It is not the pursuit of individual good', he declares at that point, 'but rather the pursuit of the common good that brings greatness to cities.” (Skinner)

Machiavelli der Vordenker des Republikanismus •

Die Discorsi bringen den Ideengeschichtler Quentin Skinner dazu, Machiavelli weniger als eiskalten Machtpolitiker, sondern vielmehr als Republikaner zu lesen, dem es um bürgerliche Freiheit (gegen Tyrannei) ging.

Liberalismus vs. Republikanismus

Charles de Montesquieu (1689-55) Staatstheoretiker der Aufklärung 

Montesquieu wird manchmal auch als „Vater der modernen Verfassung“ bezeichnet. Denn er führte die Gewaltentrennung ein.

Primärliteratur: Reclam, Machiavelli Sekundärliteratur: Braun et al. 121 – 132

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Französischer Adeliger, Richter, Schriftsteller und Philosoph. Ebenso wie Machiavelli beschäftigte er sich mit dem Aufstieg und Niedergang Roms: „Betrachtungen über die Ursachen der Größe der Römer und ihres Niedergangs“ (1734). Sein Hauptwerk: „Vom Geist der Gesetze“ (1748)

Montesquieus Thesen  

Geist der Gesetze“ bezieht sich tatsächlich auf die Idee, dass verschiedene Kontexte unterschiedliche Gesetze hervorbringen (kulturrelativistischer Ansatz). Er führt die moderne Gewaltentrennung ein: o Exekutive o Legislative o Judikatur

Montesquieu als Republikaner 



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Republikanischen Ansatz: Gemeinwesen, Tugend und Bürger stehen im Zentrum. „Montesquieu did for the latter half of the 18th century what Machiavelli had done for his century, he set the terms in which republicanism was to be discussed.“ Bei beiden geht es um Widerstand gegen Despotie, gegen Verlust von Freiheit für Bürger und Staat. An egalitarian republic „requires intense education, a small face-to-face society, and inviolable traditions, mores and personal habits, all directed towards public objectives.“ Montesquieu war insofern „modern“, weil er bereits die repräsentative Demokratie denkt, keine direkte Demokratie, die kleine politische Einheiten voraussetzt. Montesquieu beinflusste Rousseau – nächste Sitzung. Shklar, Judith N. 1991. "Montesquieu and the new republicanism." In Machiavelli and Republicanism, edited by Gisela Bock, Maurizio Viroli and Quentin Skinner. Cambridge: Cambridge University Press, 265-280...


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