Gedichtanalyse \"Die Todesfuge\" von Paul Celan; Holocaust-Literatur: Definition und Beispiele PDF

Title Gedichtanalyse \"Die Todesfuge\" von Paul Celan; Holocaust-Literatur: Definition und Beispiele
Author Maja Rüttger
Course Deutsch
Institution Gymnasium (Deutschland)
Pages 25
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Summary

Referatsthema "Holocaust-Literatur" am Beispiel von Paul Celans "Todesfuge";
Handout in separatem Dokument...


Description

HOLOCAUST IN DER LITERATUR

Am Beispiel von Paul Celans Todesfuge

„Holocaustliteratur“ ▪ nach dem Krieg: Judenverfolgung als Tabuthema ▪ erst Prozesse enthüllen Ausmaß des Verbrechens ▪ 1970: „Holocaust“ = Brandopfer ▪ 1980: „Holocaustliteratur“ = alle literarischen Werke, die den Holocaust zentral behandeln

Intention ▪ Vermitteln von Wissen und Bewusstsein ▪ Widerspiegeln von Schicksal, Leben und Leid der verfolgten Juden ▪ Schriften erschütterten die Welt, da viele Menschen nichts von diesen Grausamkeiten wussten ▪ Holocaustliteratur sind Zeugnisse die dem Leugnen und dem Vergessen trotzen!

Werke der Holocaustliteratur ▪ (Auto-) Biografien: ▪ „Die große Reise“ von Jorge Semprun ▪ „Das Tagebuch der Anne Frank“ ▪ „Ist das ein Mensch?“ von Primo Levi

▪ Historiker: ▪„Endlösung“ von Götz Aly ▪„Die Vernichtung der europäischen Juden“ von Raul Hilberg ▪( = Standardwerk zur Geschichte des Holocausts)

▪ Fiktive Romane: ▪„Die Bücherdiebin“ von Markus Zusak

Problem: „Shoah-Business“ ▪ Letzte Überlebenden sterben -> Fakten gehen in Fiktion über ▪ Vermittelte Erinnerung Nachgeborener ▪ Frei verhandelbarer Stoff, Gegenstand für Kunst und Kommerz ▪ Kommerzialisierung des Grauens als „Shoah-Business“ -> Muss in Kauf genommen werden

Paul Celan: Leben ▪ 23. November 1920: Geburt in Czernowitz

Paul Celan: Leben ▪ 23. November 1920: Geburt in Czernowitz ▪ 1938: Medizinstudium in Tours

▪ 1947: erste Gedichte (rumänische Zeitschrift Agora); Emigration nach Wien und Paris; Namensänderung in Celan

▪ 1939: Studium der Romanistik an der Universität in Czernowitz

▪ 1950: Studium der Germanistik und Sprachwissenschaft an der Sorbonne

▪ 1941: Deutsche Besatzung errichtet jüdisches Ghetto

▪ 1952: Hochzeit mit Gisèle Lestrange

▪ 1942: Deportation der Eltern (✟)

▪ 1955: Geburt von Eric (Anagramm zu ”écris!“)

▪ Arbeit als Zwangsarbeiter im Straßenbau und in einem Arbeitslager in Rumänien ▪ Winter 1943/44: Rückkehr nach Czernowitz und Fortsetzung des Studiums ▪ 1945: Arbeit als Übersetzer und Verlagslektor für russische Literatur

Paul Celan: Leben ▪ 23. November 1920: Geburt in Czernowitz ▪ 1938: Medizinstudium in Tours

▪ 1947: erste Gedichte (rumänische Zeitschrift Agora); Emigration nach Wien und Paris; Namensänderung in Celan

▪ 1939: Studium der Romanistik an der Universität in Czernowitz

▪ 1950: Studium der Germanistik und Sprachwissenschaft an der Sorbonne

▪ 1941: Deutsche Besatzung errichtet jüdisches Ghetto

▪ 1952: Hochzeit mit Gisèle Lestrange

▪ 1942: Deportation der Eltern (✟)

▪ 1955: Geburt von Eric (Anagramm zu ”écris!“)

▪ Arbeit als Zwangsarbeiter im Straßenbau und in einem Arbeitslager in Rumänien

▪ Seit 1959: Arbeit als Übersetzer, freier Schriftsteller und als Lektor für deutsche Sprache und Literatur

▪ Winter 1943/44: Rückkehr nach Czernowitz und Fortsetzung des Studiums ▪ 1960: Plagiatsvorwürfe („Goll-Affäre“) ▪ 1945: Arbeit als Übersetzer und Verlagslektor für russische Literatur

▪ Mehrere Einweisungen in psychiatrische Kliniken ▪ 20. April 1970: Freitod in der Seine

Werke: ▪ Der Sand aus den Urnen (1948) ▪ Mohn und Gedächtnis (1952) ▪ Von Schwelle zu Schwelle (1955) ▪ Sprachgitter (1959) ▪ Atemwende (1967)

TODESFUGE (1947) Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie abends wir trinken sie mittags und morgens wir trinken sie nachts wir trinken und trinken wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der schreibt der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete er schreibt es und tritt vor das Haus und es blitzen die Sterne er pfeift seine Rüden herbei er pfeift seine Juden hervor läßt schaufeln ein Grab in der Erde er befiehlt uns spielt auf nun zum Tanz Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts wir trinken dich morgens und mittags wir trinken dich abends wir trinken und trinken Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der schreibt der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarete Dein aschenes Haar Sulamith wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng Er ruft stecht tiefer ins Erdreich ihr einen ihr andern singet und spielt er greift nach dem Eisen im Gurt er schwingts seine Augen sind blau stecht tiefer die Spaten ihr einen ihr anderen spielt weiter zum Tanz auf

Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts wir trinken dich mittags und morgens wir trinken dich abends wir trinken und trinken ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete dein aschenes Haar Sulamith er spielt mit den Schlangen Er ruft spielt süßer den Tod der Tod ist ein Meister aus Deutschland er ruft streicht dunkler die Geigen dann steigt ihr als Rauch in die Luft dann habt ihr ein Grab in den Wolken da liegt man nicht eng Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts wir trinken dich mittags der Tod ist ein Meister aus Deutschland wir trinken dich abends und morgens wir trinken und trinken der Tod ist ein Meister aus Deutschland sein Auge ist blau er trifft dich mit bleierner Kugel er trifft dich genau ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarete er hetzt seine Rüden auf uns er schenkt uns ein Grab in der Luft er spielt mit den Schlangen und träumet der Tod ist ein Meister aus Deutschland dein goldenes Haar Margarete dein aschenes Haar Sulamith

Basisinformationen ▪ Wer? Paul Celan ▪ Titel? Todesfuge ▪ Erscheinungsjahr/ -ort? Mai 1947; Rumänien (in der Zeitschrift Agora); „Mohn und Gedächtnis” 1952 ▪ Textsorte/ -gattung? Gedicht der Holocaustliteratur ▪ Thema und Inhalt? unbegreifliche Horror der Konzentrationslager während der Jahre 1933-1945

Äußere Form •6 Strophen unterschiedlicher Länge •kein Reimschema und Metrum, variierende Zeilenlänge; keine Punkt- oder Kommasetzung -> Gegen Harmonie •4 thematische Blöcke, beginnend mit dem „Refrain”: „Schwarze Milch der Frühe …” •stetige Wiederholung von Versen, Satzstrukturen, metaphorischen Ausdrücken -> Fuge: Hauptthema wird immer wieder in unterschiedlichen Modulationen (=Variationen) aufgegriffen, wiederholt und eingebaut •Hier: „Hauptthema” = Refrain •Strenge, konservative Form im Gegensatz zu grausamer Willkür des Aufsehers und emotionalen Chaos im KZ

Inhalt ▪ Geschehen in einem Konzentrationslager ▪ Ein Aufseher schreibt Briefe an eine Margarete aus Deutschland, während er jüdische Insassen zwingt, Gräber auszuheben und Tänze zu vollführen ▪ Misshandlung und Entwürdigung der Häftlinge, die schicksalsergeben wirken

Sprechsituation ▪ Lokale Ebene Konzentrationslager (Auschwitz?) ▪ Temporale Ebene Zeit des Nationalsozialismus ▪ Personale Ebene Lyrisches „Wir“ = unterdrückte, erniedrigte/verfolgte jüdische Insassen „Er“ = grausamer deutsche Aufseher, Machthabender

Erschließung Vers 10-18 Inhalt: ▪ Refrain: „Schwarze Milch…“ ▪ Deutscher Wächter eines Konzentrationslagers schreibt seiner Geliebten ▪ Wächter gibt Häftlingen Befehle und Auspeitschen der Gefangenen ▪ Reaktion: „ ... wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng“ (V.15)

Erschließung Vers 10-18 Stilmittel: ▪ Wiederholungen (V.11 f.)

▪ Personifikation (V.10)

▪ Kontraste (V.13 f.) ; (V.14 f.)

▪ Symbole, Chiffren (V.13)

▪ Parallelismus (V.18)

▪ Euphemismus (V.15)

▪ Oxymoron (V.10): Schwarze Milch

Tod, Gift, Verderben

Muttermilch, Sicherheit, Wachstum, Existenzgrundlage

Zusammenfassende Deutung ▪ Bewusstsein für das unvorstellbare Geschehen schaffen ▪ Fasst in wenigen Worten jenen unbegreiflichen Horror des Holocaust zusammen, den Paul Celan selber erfahren musste ▪ Keine offensichtlich grausame Sprache, aber sehr tiefgreifend erschütternd

Einleitungs- bzw. Schlussgedanken ▪ Historischer Hintergrund: Holocaust ▪ Definition: Holocaustliteratur ▪ „Shoah-Business“ ▪ Die Todesfuge als „Jahrhundertwerk“

Danke für Eure Aufmerksamkeit! Noch Fragen?

Quellen https://www.lyrikline.org/de/gedichte/todesfuge-66 https://www.youtube.com/watch?v=ATQp8rFXRkg https://www.literatur-wissen.net/holocaustliteratur.html https://www.celan-projekt.de/ http://www.geobib.info/ https://faustkultur.de/149-0-Celans-Todesfuge.html https://www.xlibris.de/Autoren/Celan/Werke/Todesfuge https://e-hausaufgaben.de/Hausaufgaben/D252-Celan-Paul-Todesfuge-Analyse-des-Gedichtes-Gedichtsa nalyse-Gedichtsinterpretation.php https://www.xn--prfung-ratgeber-0vb.de/2012/06/todesfuge-paul-celan-gedicht-interpretation/...


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