Handout Berufswahltheorien Endfassung PDF

Title Handout Berufswahltheorien Endfassung
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Course Methodik der Arbeitslehre
Institution Julius-Maximilians-Universität Würzburg
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Julius-Maximilians-Universität Würzburg Fachdidaktik der Arbeitslehre Seminar: Didaktik der Berufsorientierung (06-AL-Beruf-1) Dozentin: Petra Meißner Referentinnen: Paula Dittmar, Meike Kurzendorfer, Sabrina Brust

15.05.2018

Beschreibung des Berufswahlprozesses durch Berufswahltheorien

1. Berufswahlprozess – Definition „Der Berufswahlprozess ist durch individuelle und gesellschaftliche Faktoren bestimmt: Er wird durch die permanente Auseinandersetzung des Individuums mit seiner Lebenswelt strukturiert und gesteuert, in der sich der einzelne einerseits der bestehenden beruflichen Struktur anpasst, andererseits aber auch durch aktive Gestaltung zu ihrer Veränderung beiträgt. „ (Dedering, 2000)

2. Berufswahl als Prozess  Der Prozess wird bestimmt durch: endogene (kontrollierbar/individuell) z.B.: eigene Erfahrungen (Praktikum); Interessen und exogene (nicht kontrollierbar/ gesellschaftlich z.B.: Familie; Arbeitsmarkt; Faktoren  Prozess ist kein einmaliger Akt, sondern ein langfristig komplizierter und komplexer Prozess  Nach Findung eines Erstberufes ist der Prozess nicht abgeschlossen  Berufsstruktur der Vergangenheit: Lebenslange und akzeptable Geltung  Berufsstruktur der Gegenwart: Wechsel zwischen Tätigkeiten und Berufen  Berufswahlprozess = Sozialisationsprozess  (Auseinandersetzung und Anpassung mit der Umwelt) Allgemeine Ziele des Berufswahlprozesses:  Hilfe für den Übergang in das Erwerbsleben erhalten  Informationen über Berufe und deren Entwicklungstendenzen  SuS sollen auf Konflikte in der Berufswelt vorbereitet werden  SuS sollen zu einer möglichst rationalen Berufswahl befähigt werden 3. Phasen der Berufswahl

2: Entwicklung konkreter Berufsvorstellungen, wählen einer Anschlusslösung

5: Umsetzung der Entscheidung

3: Suche von konkreten Ausbildungsinstitutionen

6: Eintritt in das Erwerbsleben ABER kein Ende des Berufswahlprozesses

4. Theorien des Berufswahlprozesses 4.1 Allokationstheoretischer Prozess Erläuterung  Berufswahl von Gesellschaft zugewiesen  Abhängig von verschiedenen Faktoren: Familie, Schicht, Geschlecht, Arbeitsmarktlage  Individuum hat geringen Einfluss; aber Vorgang wird als eigene Entscheidung empfunden  Direkte Zuweisung: Zugang zu Ausbildungsmöglichkeiten (Abschluss, Stellenmarkt)  Indirekte Zuweisung: Sozialisationsprozess (übernommene Ziele und Wertvorstellungen der Jugendlichen)

Umsetzung im berufsvorbereitenden Unterricht > Bewusstmachen der direkten und indirekten gesellschaftlichen Einflüsse, die die beruflichen Alternativen einschränken > Analysieren der gesellschaftlichen Bedingungen > Alternative berufliche Handlungsmöglichkeiten erkennen > Chancen und Grenzen der Berufsmöglichkeiten deutlich machen (Arbeitsmarktlage); diese sind z.T. veränderbar (erforderliche Noten)  Generell die SuS zu einer begründeten Berufswahlentscheidung befähigen

4.2 Entwicklungstheoretischer Prozess Erläuterung  Berufswahl = lebenslanger beruflicher Entwicklungsprozess  Jeder hat Selbstkonzept (Interessen, Wertvorstellungen, Handlungskompetenzen; berufliche und gesellschaftliche Bedingungen)

 Beeinflusst die Sichtweise des Individuum auf sich selbst und die Wahrnehmung auf einen Beruf  Handeln der Berufswählenden aus Entwicklungsgeschichte und Sozialisation zu erklären  Berufswahl sollte mit Selbstkonzept übereinstimmen

Umsetzung im berufsvorbereitenden Unterricht > Berufswahlunterricht setzt an den beruflichen Erfahrungen der Jugendlichen an > Erkundung und Erweiterung ihrer beruflichen Selbstkonzepte durch Auseinandersetzung mit Interessen/Voraussetzungen und Bedingungen der Berufswelt > Vor allem subjektiv bedeutsame Informationen für SuS wichtig  Durch Informationsinhalte (Bedingungen, Verdienstmöglichkeiten); Informationsträger (Schule, Betriebe, Berufsberater); Informationsformen (Filme, Erkundungen, Vorträge) > Beraterische Intervention kann angesichts langjähriger Vorgeschichte (Selbstkonzept) nur sehr begrenzte Wirksamkeit haben

4.3 Entscheidungstheoretischer Prozess Erläuterung  Berufslaufbahn als Entscheidungsprozess eines Individuums  Entscheidungen werden rational getroffen und alle Möglichkeiten in Betracht gezogen  Mittelpunkt: Struktur des Entscheidungsprozesses  Länger andauernder Prozess  Berufswähler besitzt: – Wertende Entscheidungsprämissen – Kognitive Entscheidungsprämissen – Entscheidungsregeln

Umsetzung im berufsvorbereitenden Unterricht > Aufbau von Entscheidungskompetenzen (Entscheidungen treffen lernen) und Berufswahlreife > SS sollen Struktur von Handlungs- und Entscheidungsvorgängen kennen lernen

> der Zufall und die zufällige bedeutsame Begegnung sollte größere Beachtung finden > Fähigkeit zur Berufswahl durch das Eröffnen von Handlungsfreiräumen und Aufzeigen alternativer Möglichkeiten verbessern  geht von der Planbarkeit des Entscheidungsprozesses aus und beruht auf einer idealen Vorstellung von Berufswahl – ABER: nicht immer planbar und selten rationales Verhalten der SS

4.4 Interaktionstheoretischer Prozess Erläuterung  Berufsentscheidung als Resultat der Interaktion zwischen Berufswähler und Gesprächspartnern  Interaktion wird durch Interessen und Wissensbestände der Gesprächspartner bestimmt  Hilfestellungen und Einfluss durch Familie, Freunde und Lehrer  Entscheidung als Ergebnis der Verarbeitung der verschiedenen Einflüsse

Umsetzung im berufsvorbereitenden Unterricht > Aufbau von Kommunikationskompetenzen/Kooperationsbereitschaft > Kommunikations- und interaktionsorientierte Methoden > Verarbeitung der verschiedensten Einflüsse durch Interaktionspartner > Kooperationen mit Interaktionspartnern/außerschulischen Lernorten und Aufbau eines Netzwerkes zur Hilfestellung

5. Fazit  Theorien sind keine Gebrauchsanweisung für den Berufswahlprozess  sie sind als abstrakte Erklärungsmuster zu verstehen!

6. Literatur

BEINKE, Lothar: Berufswahl. Der Weg zur Berufstätigkeit. Bad Honnef 1999. BEINKE, Lothar: Familie und Berufswahl. Bad Honnef 2002. DEDERING, Heinz: Einführung in das Lernfeld Arbeitslehre. München 2000.

KÖCK, Michael: Basisqualifikationen Berufsorientierung und –beratung. Ein Lehrund Übungsbuch für Akteure am Übergang Schule-Beruf. Bad Heilbrunn 2018. KÖCK, Michael/STEIN, Margit (Hrsg.): Übergänge von der Schule in Ausbildung, Studium und Beruf. Voraussetzungen und Hilfestellungen. Bad Heilbrunn 2010. PFRIEM, Peter: Arbeitslehre und der Übergang zum Beruf. In: RATZ, Christoph (Hg.): Unterricht im Förderschwerpunkt geistige Entwicklung. Fachorientierung und Inklusion als didaktische Herausforderungen. Oberhausen 2011, S. 338-341. HERZOG, Walter/ NEUENSCHWANDER, Markus P./ WANNACK, Evelyne: In engen Bahnen: Berufswahlprozess bei Jugendlichen. Bern/ Aarau 2004....


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