Hausarbeit zum empirisch experimentellen Praktikum in Sozialpsychologie PDF

Title Hausarbeit zum empirisch experimentellen Praktikum in Sozialpsychologie
Course Empirisch-experimentelles Praktikum (online)
Institution FernUniversität in Hagen
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Summary

Empirisch experimentelles Praktikum, Erhebung mit Fragebogen zum Thema Stellvertreterkontakt mit Migranten...


Description

1

Einfluss von positivem und negativem Stellvertreterkontakt auf Einstellung und Kontaktbereitschaft zu rumänischen Personen Miriam Darougar FernUniversität in Hagen Empirisch-experimentelles Praktikum (M6b) im B. Sc. Psychologie Sommersemester 2020 Betreuung: Dr. Sarina Schäfer

2 Zusammenfassung Mit dem Zuwachs an Immigranten aus osteuropäischen Ländern und Flüchtlingen aus Afrika zeigte sich in den letzten Jahren, wie wichtig eine gelungene Integration und der Abbau von Vorurteilen für unser soziales Miteinander ist. Dass eine Annäherung zwischen Gruppen verschiedener Ethnizität oder Nationaltität nicht nur durch direkten Kontakt, sondern auch durch indirekte Kontaktformen, wie dem Stellvertreterkontakt, hervorgerufen werden kann, wird in mehreren Studien belegt (Turner, Hewstone,Voci, Paolini, &Christ, 2007c). Dennoch scheint es je nach Wertigkeit des Kontaktes Unterschiede bezüglich der Stärke des Einflusses auf die Einstellungen der Eigengruppenmitglieder gegenüber der Fremdgruppe zu geben, wobei negative Erfahrungen vermutlich einen stärkeren Einfluss auf Einstellungen nehmen (Barlow et al. 2012). An

der

Online-Untersuchung

zum

Einfluss

von

positiven

und

negativem

Stellvertreterkontakt mit rumänischen Migranten nahmen 483 Personen zwischen 18 und 82 Jahren teil, zur Vermeidung von Erwartungseffekten wurde eine cover story verwendet. In einem 3x1 Inbetween-subject-design wurden die positive und negative Ausprägung des Stellvertreterkontakts über einen Zeitungsartikel implementiert und anschließend Einstellung und Kontaktbereitschaft zur Fremdgruppe der Rumänen erfasst. Mit Hilfe einer einfaktoriellen Varianzanalyse wurden 3 Bedingen (positiver, negativer Kontakt, Kontrollgruppe) gegenübergestellt. Es fand sich jedoch keine Bestätigung der Hypothesen, die Mittelwerte bezüglich der Einstellung und der Kontaktbereitschaft zeigten sich auch nach Darbietung des Manipulationsmaterials über die verschiedenen Gruppen annähernd gleich. Vermutlich hatten vorangegangene Kontakterfahrungen der Teilnehmer Einfluss auf das Studienergebnis, da eine hohe Zahl der Teilnehmer angaben häufig positiven Kontakt zu Menschen mit Migrationshintergrund zu haben. Weitere Studien sind nötig um Einflussfaktoren wie persönliche Unterschiede und Vorerfahrungen zu klären.

3 Indirekter Intergruppenkontakt Die

vorliegende

Studie

reiht

sich

in

die

aktuelle

Forschung

zu

Intergruppenbeziehungen. Intergruppenkontakt bezeichnet den formellen und informellen Kontak zwischen der Eigengruppe und einer Fremdgruppe, wobei Intensität des Kontakts und Häufigkeit allgemein nicht näher spezifiziert sind. Dieser Kontakt kann sowohl negative (Barlow et al, 2012) als auch positive ( Pettigrew & Tropp, 2006) Auswirkungen auf die Einstellung gegenüber und die Kontaktbereitschaft zur Fremdgruppe zur Folge haben. In der Forschung konzentrierte man sich zunächst auf den Kontakt zwischen Gruppen unterschiedlicher Rasse und ethischer Hertkunft, im Laufe der Zeit wurde aber auch die Beziehung zu physisch eingeschränkten (Harper & Wacker, 1985) und psychisch kranken Menschen (Link & Cullen, 1986) sowie sexuellen Minderheiten (Preuß & Steffens, 2020) miteinbezogen. Nach Allports Kontakthypothese trägt Intergruppenkontakt unter idealen Bedingungen zu einer Reduzierung von Vorurteilen bei. Vorausetzung hierfür ist, dass die Mitglieder der unterschiedlichen Gruppen ein gemeinsames Ziel verfolgen, Kooperation zwischen den Gruppen vorherrscht, die Mitglieder den gleichen Status besitzen und durch Autoritäten unterstützt werden (Allport, 1954). Diesem Umstand liegt die Annahme zugrunde, dass ein positiver Intergruppenkontakt zu einer Zunahme an Wissen über Ziele, Normen und Einstellungen der Fremdgruppe beiträgt, was mit einem Abbau an Ängsten gegenüber der Fremdgruppe einhergeht und zu positiven Gefühlen wie Empathie führt. (Pettigrew & Tropp, 2008) Damit es letztendlich zu einer Einstellungsänderung gegenüber der Fremdgruppe kommt, sollte die Zugehörigkeit des Interaktionspartners zur Fremdgruppe während des Kontakts erkennbar sein. Eine entscheidende Rolle auf die Ausprägung des Einflusses haben die Häufigkeit und die Valenz des Kontakts zur Fremdgruppe (Barlow et al. 2012).

4 Als mögliche Moderatoren für die Einstellungsänderung und Kontaktbereitschaft erwiesen sich individuelle persönliche Unterschiede, wie Offenheit und Verträglichkeit, aber auch der Grad an vorangegangenen Erfahrungen und bereits verfestigten Einstellungen gegenüber der Fremdgruppe, wobei es sich zeigte, dass Personen mit den höchsten Werten an Vorurteilen am meisten von positven Kontakerfahrungen zur Fremdgruppe profitierten (Lytle, 2018). In einigen Studien erwiesen sich positve und negative Emotionen als Mediatoren für eine Einstellungsänderung und Kontaktbereitschaft (Preuß& Steffens, 2020). Da direkter Intergruppenkontakt diversen Beschränkungen unterliegt und oft schlichtweg räumlich nicht möglich ist, lieferten Forschungergebnisse, dass sowohl negative als auch positive Auswirkungen direkten Intergruppenkontakts auf indirekte Formen übertragen werden können, eine entscheidende Erkenntins für weitere Untersuchungen. So wurden inzwischen mehrere Programme zum Abbau von Vorurteilen mit Hilfe indirekter Intergruppenkontaktformen entwickelt. (Cameron & Rutland, 2006). Dazu gehören z. B. der erweiterte Kontakt (Wright, Aron, McLaughlin-Volpe, & Ropp, 1997), der imaginierte Kontakt (Crisp & Turner, 2009) und der Stellverteterkontakt (Mazziotta et al., 2011). Der imagnierte Intergruppenkontakt ist der am einfachsten zu implementierende Konakt, da hier die schlichte Vorstellung einer Kontakterfahrung genutzt wird. Beim erweiterten Kontakt hat ein befreundetes Eigengruppenmitglied eine enge Beziehung zu einem Mitglied der Fremdgruppe. Der Stellverteterkontakt bildet eine besondere Form des erweiterten Kontakts. Der Kontakt zwischen

Eigengruppenmitglied

und

Fremdgruppenmitglied

wird

aus

der

3.

Personperspektive betrachtet. Der Stellvertreterkontakt beruht auf der sozialkognitiven Theorie Banduras (Bandura, 1986) und der damit verbundenen Prämisse, dass Lernen durch die Beobachtung eines als ähnlich wahrgenommen Stellvertreters erfolgen kann. Auf diese

5 Weise können auch Einstellungen und Verhaltensweisen gegenüber der Fremdgruppe durch Beobachtung

der

erfolgreichen

Interaktion

Fremdgruppe geändert werden und

eines

Eigengruppenmitglieds

mit der

eine Kontaktbereitschaft kann durch das Erlernen

spezifischer, für den Intergruppenkontakt relevanter Verhaltensweisen erhöht werden. Eine entscheidende Rolle spielt hierbei die Steigerung der Selbstwirksamkeitserwartung. Der Kontakt kann über verschiedene mediale oder narrative Formen hergestellt werden und bietet daher die Möglichkeit ein weites Publikum zu erreichen. Obwohl sich die Mehrzahl der Studien den Wirkmechanismen und Auswirkungen von positivem Intergruppenkontakt widmen, scheinen eingie Studien darauf hinzudeuten, dass Erfahrungen

mit

negativem

Intergruppenkontakt

stärkeren

Einfluss

auf

die

Intergruppenbeziehungen im Sinne eines Asymmetrie-Effekts besitzen ( Barlow et al., 2012). An dieser Stelle möchte diese Studie anknüpfen und sich mit der Frage befassen, ob negativer Stellvertreterkontakt zu einem stärkeren Anstieg an negativen Einstellungen gegenüber der Fremdgruppe als positiver Stellvertreterkontakt zu positiven Einstellungen führt und ob negativer Stellvertreterkontakt die Bereitschaft mit der Fremdgruppe in Kontakt zu treten stärker vermindert als positiver Stellvertreterkontakt die Bereitschaft fördert. Methoden Stichprobe An der Studie nahmen insgesamt 532 Versuchspersonen teil. Die Rekrutierung erfolgte online im Bekanntenkreis und über das virtuelle Labor der Fernuniversität Hagen. Als Ausschlusskriterien wurden das Einverständnis der Probanden, die Ernsthaftigkeit der Teilnahme und der Migrationshintergrund herangezogen. Weitere Fälle wurden aufgrund unglaubwürdiger

oder

fehlerhafter

Angaben

bezüglich

demografischer

Daten

ausgeschlossen. Dadurch ergab sich eine Gesamtteilnehmerzahl von 483 Erwachsenen im

6 Alter von 18 bis 82 Jahren, das mittlere Alter betrug 35.64 Jahre ( SD=12,19). Der Frauenanteil erwies sich mit 327 Teilnehmern (67.70 %) als deutlich höher. Design Die Erhebung erfolgte anhand eines Between-Subject-Designs. Die Teilnehmer wurden randomisiert 3 Bedingungen zugeordnet. Nach Bereinigung der Daten verblieben 153 Personen in der Gruppe mit positivem Stellverteterkontakt, 151 mit negativem und 179 mit neutralem Kontakt zur Fremdgruppe. Um untersuchungsbedingte Verzerrungen möglichst gering zu halten, wurde den Versuchsteilnehmern eine cover story bezüglich des Untersuchungsziels präsentiert. Gemessen wurden die Auswirkungen der Manipulation auf die abhängigen Variablen Einstellung und Kontaktbereitschaft gegenüber der Fremdgruppe, rumänische Immigranten. Messinstrumente Soziodemographische Daten Die

Probanden

wurden

nach

Alter,

Geschlecht,

Bildungsgrad

und

Migrationshintergrund gefragt. Manipulationscheck Um die verschiednenen Bedingungen des Manipulationsmaterials zu testen wurden 6 Items konstruiert, wovon nur zwei „Dieser Artikel vermittelt ein negatives/positives Beispiel von Beziehungen in Deutschland“ zur Erhebung verwendet wurden, die übrigen 4 Items dienten der Aufrechterhaltung der cover story. Dabei sollte sich zwischen den Gruppen eine unterschiedliche Beurteilung hinsichtlich des jeweils gelesenen Artikels zeigen. Es wurde eine Likert-Skala mit 5 Stufen von 1 (trifft gar nicht zu) bis 5 (trifft voll und ganz zu) eingesetzt. Mit einem t-Test für unabhängige Stichproben wurden die Mittelwerte der Bedingungen neagtiver und positiver Stellverteterkontakt verglichen. Ermittelt man die Interne Konsistenz für alle 6 Items, erhält man lediglich einen Wert von .526.

7 Episodische Emotionen Zur Beurteilung der wahrgenommenen Emotionen hinsichtlich des Artikels wurde die Skala Episodische Emotionen (Kauff et al. 2017) verwendet. Auch hier sollte sich zwischen den 2 Bedingungen (positiver/negativer Kontakt) eine deutliche Abstufung hinsichtlich wahrgenommener poitiver und negativer Gefühle zeigen. Die Mittelwerte wurden anhand eines t-Tests für unabhängige Stichproben verglichen. Für Cronbachs Alpha ergibt sich lediglich ein sehr niedrigen Wert von .493. Einstellungen Den Versuchspersonen wurden 10 Items präsentiert, wobei lediglich 2 Items „Wie schätzen

Sie

rumänische

Menschen

in

Deutschland

ein?“

warm/kalt

oder

kompetent/inkompetent zur Bildung der abhängigen Variable herangezogen wurden, die restlichen Items dienten als Distraktoren. Mit Hilfe einer Likert-Skala von1 (trifft gar nicht zu) bis 5 (trifft voll und ganz zu) wurden Mittelwerte für die 3 Bedingungen gebildet. Es wurde eine Varianzanalyse durchgeführt und der Mittelwert zwischen den Gruppen verglichen. Cronbachs alpha beträgt für alle 10 Items lediglich .713. Kontaktbereitschaft Es wurden 4 Items konstruiert und eine Likert-Skala mit Werten von 1 (lehne sehr ab) bis 5 (stimme sehr zu) verwendet. Um Unterschiede zwischen den Gruppen festzustellen, kam eine Varianzanlayse zum Einsatz und die Mittelwerte wurden verglichen. Für Cronbachs alpha erhält mein einen guten Wert von .846 Kontrollvariabelen Personen

mit

rumänischer

Staatsangehörigkeit

oder

rumänischem

Migrationshintergrund wurden von der Studie ausgeschlossen. Die bisherigen Erfahrungen mit Rumänen wurden anhand zweier Items abgefragt, die unter 8 Distraktoren gemischt wurden. Dabei wurde die Häufigkeit des bisherigen negativen oder positiven Kontakts mit

8 einer Likert-Skala von 1 (nie) bis 5 (mehrmals wöchentlich) erhoben (Cronbachs Alpha=.566). Außerdem wurde die eigene Identifikation mit Deutschland ( Postmes, Haslam, & Jans, 2013) anhand eines Items erfasst. Sowohl für die bisherige Kontakterfahrung als auch für die Identifikation mit Deutschland wurden die Mittelwerte verglichen und ein t-Test für unabhängige Stichproben durchgeführt. Neben den obengenannten Skalen wurden noch weitere gebildet, dies waren die Kurzskala Soziale Erwünschtheit-Gamma (Kemper, Beierlein, Bensch, Kovaleva,& Rammstedt, 2012) und der BFI 10 (Rammstedt, Kemper, Klein, Beierlein, & Kovaleva, 2013). Sie fanden in dieser Studie keine weitere Verwendung. Durchführung Da wir davon ausgingen, dass das eigentliche Untersuchungsziel, die Auswirkungen des Stellvertreterkontakts auf die Einstellung und die Kontaktbereitschaft zu rumänischen Migranten sehr anfällig für untersuchungsbedingte Störvariablen wie Erwartungseffekte seien könnte, wurde die Studie den Teilnehmern unter Verwendung einer cover story als Onlinebefragung zur Glaubwürdigkeit von Medienberichten und deren Beurteilung unter Berücksichtigung persönlicher Erfahrungen und Einstellungen präsentiert. Die Erhebung erfolgte anonymisiert und die Teilnehmer wurden gebeten wahrheitsgemäß zu antworten. Über die Verwendung im Rahmen des emprisch-experimentellen Praktikums wurde aufgeklärt. Zu Beginn wurden soziodemografische Daten erhoben und der BFI 10 (Rammstedt, Kemper, Klein, Beierlein, & Kovaleva, 2013) sowie die Kurzskala Soziale Erwünschtheit-Gamma (Kemper, Beierlein, Bensch, Kovaleva, & Rammstedt, 2012) kamen zum Einsatz. Anschließend

erfolgte

nach

einer

kurzen

Einleitung

die

Präsentation

des

Manipulationsmaterials in Form eines Zeitungsartikels, der je nach Bedingung einen postiven , negativen oder neutralen Eindruck bei den Teilnehmern hinterlassen sollte.

9 Als Stellvertreter fungierte eine 32jährige Lehrerin, die ehrenamtlich in einer Dortmunder Beratungsstelle arbeitet. Sie berichtet während eines Spielpatzbesuchs über ihre persönlichen Erfahrungen mit rumänischen Familien. Während in der positiven Bedingung von gelungener Integration und neuen Freundschaften gesprochen wird, werden in der negativen Bedingung vor allem Konflikte und Herausforderungen betont. In der neutralen Bedingung wurde ein Artikel zu Kinder- und Jugendpsychotherapie präsentiert. Nach der Präsentation wurde zunächst der Manipulationscheck durchgeführt und die episodischen Emotionen (Knauff et al. 2017) erhoben. Es folgten die Fragen zur Einstellung gegenüber

der

Fremdgruppe

und

zur

Kontaktbereitschaft.

Zuletzt

wurden

die

Kontrollvariablen Migrationshintergrund, vorangegangener negativer oder positver Kontakt zur Fremdgruppe und die persönliche Identifikation mit Deutschland erfasst. Anschließend wurden die Teilnehmer über das eigentliche Untersuchungsziel aufgeklärt und es wurde ihnen die Möglichkeit zum Rücktritt von der Untersuchung eingeräumt. Nach einer Frage bezüglich der Ernsthaftigkeit der Teilnahme, konnten die Teilnehmer ein Feedback hinterlassen. Sie erhielten die Kontaktdaten der Betreuung, um gegebenenfalls Nachfragen stellen zu können. Ergebnisse Manipulationscheck Wie in der Inter-Item-Korrelationsmatrix in Tabelle 1 zu erkennen ist, korrelieren das negative und positive Beispiel deutlich negativ miteinander ( r=-.635). Zur Prüfung der Manipulation wurde ein

t-Test für unabhängige Stichproben durchgeführt. Der

Intergruppenkontakt wurde für die postive Bedingung (M=3.9, SD=1.024)stärker als positives Beispiel der Intergruppenbeziehung wahrgenommen als unter der negativen Bedingung (M=1.91, SD=0.778, t(327)=-12.00, p...


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