Jakob Michael Reinhold Lenz - Der Hofmeister PDF

Title Jakob Michael Reinhold Lenz - Der Hofmeister
Course Staatsexamenskolloquium Deutsch NDL
Institution Universität Konstanz
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Summary

Zusammenfassung Vorbereitung Staatsexamen Lehramt Deutsch
Schwerpunkt: Literatur vor 1850
Wintersemester 20/21...


Description

Jakob Michael Reinhold Lenz (1751-1792): Der Hofmeister (1774) Grundlegendes   



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Tragikomödie Hofmeister = Erzieher der Kinder in einem fremden Haus Autobiographischer Hintergrund o Schon während seines Studiums war Lenz ein halbes Jahr als Hofmeister tätig o Im Frühjahr 1771 reiste er mit den Brüdern von Kleist als ihr Gesellschafter von Livland nach Straßburg o In Straßburg schloss er sich dem Sturm-und-Drang-Kreis an Anlass des Stücks war ein Skandal in einem Nachbarhaus in Livland o Ein Hofmeister hatte sich in die Tochter des Hauses verliebt und sie verführt o Der Name der Familie: Berg, wie in Lenz‘ Stück Im „Hofmeister“ verarbeitete Lenz seine eigenen Erfahrungen in Königsberg und Straßburg, außerdem schildert er das Studentenleben aus erster Hand 1779 wurde „Der Hofmeister“ in Hamburg aufgeführt o Man hielt Goethe für den Autor des 1774 zunächst anonym erschienenen Stückes

Zum sozialhistorischen Hintergrund 





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Bevor im 19. Jh. öffentliche Schulen eine immer größere Bedeutung in der Erziehung und für die vorberufliche Ausbildung Jugendlicher gewinnen, bleibt diese Aufgabe weitgehend der Familie überlassen oder sie liegt in den Hängen von Privaterziehern Die Erziehung durch Hofmeister beschränkte sich im 18. Jh. nicht mehr nur auf Adlige, sondern hatte auf den bürgerlichen Mittelstand erreicht o -> Es bestand ein großer Bedarf an Hofmeistern o Nicht wenige bedeutende Autoren von der Aufklärung bis zur Nachklassik begannen ihre berufliche Laufbahn mit einer Anstellung als Hofmeister Dieses Dasein wurde aber als wenig attraktives und eher beklagenswertes Los betrachtet o „Der Hofmeister“ ist eines der scharfsinnigsten und kritischsten Zeugnissen Große Kluft zwischen den Anforderungen, die an den Hofmeister gestellt wurden und den Qualitäten von den theologischen Fakultät entlassenen Bewerber Hofmeister nicht Berufsziel, sondern nur Zwischenstation Einem Hofmeister war es untersagt zu heiraten, was naturgemäß zu sexuellen Nöten und Konflikten führte

Personen 

Lenz‘ Dramenfiguren stehen einer Umgebung gegenüber, die mit unabweisbaren Ansprüchen und Zwängen auf sie einwirkt und sie in eine Bahn drängt, deren Verlauf sie nicht bestimmten, nicht einmal durchschauen können



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o Läuffers Spielraum wird im Verlauf seines Hofmeisterdaseins immer weiter eingeschnürt o Alle Figuren sind geprägt von der Kraft, mit der sie ihr jeweiligen sozialer Stand umfängt Wir finden aber auch eine eingeschränkte Reflexionsfähigkeit o Die „Helden“ werden beherrscht von dunklen Triebkräften (sexuelle Bedürfnisse) und unklaren Tendenzen (Drang nach Anerkennung, nach sozialem Aufstieg) o Selbst wo sie einmal zum Denken kommen, führt gerade ihre Reflexion sie in die Irre und nicht etwa zu verlässlicher praktischer Weltorientierung Der Titelheld des Stücks ist Läuffer, der Hofmeister Ebenso wichtig ist die Liebesgeschichte zwischen Gustchen und Fritz o Um die beiden Paare Läuffer-Gustchen und Fritz-Gustchen gruppieren sich Gustchens Eltern, Fritz‘ Vater, sein Freund Pätus und der Schulmeister Wenzelslaus Im Hintergrund agieren Graf Wermuth und Seiffenblase, Rehaar und seine Tochter, Pätus‘ Mutter und Lise Außerdem gibt es eine Reihe von Personen, die auftauchen und wieder verschwinden o sie wirken nur wenig individuell und sind eher Vertreter ihres Standes Die meisten Figuren haben sprechende Namen o Der Name „Läuffer“ verweist auf seine Dienstbotenstellung und erinnert an seine sexuelle Getriebenheit „läufig“ o „Seiffenblase“ spielt auf das Verblasene des Adels an o „Pätus“ (lat. „verliebt blinzelnd“) ist ein eher versteckter Hinweis auf Liebe und Sexualität o „Rehaar“ lässt an das Unmännliche des Vaters und das Unschuldige der Tochter denken o „Graf Wermuth“ lässt an den Alkohol denken o Die sprechenden Namen weisen darauf hin, dass die Figuren zu Karikaturen werden  v.a. die Nebenfiguren sind besonders überzeichnet  bei den Hauptfiguren schafft es Lenz, sie ihnen trotz Typisierungen individuelle Merkmale zu verschaffen Läuffer: o Hautfigur, aber kein „Held“ o Es geht nicht um Läuffer individuell, sondern um seine soziale Rolle o ist ein junger Theologie ohne kirchliches Amt o Seine Situation erläutert er in einem Monolog, der das Stück eröffnet  Als Helfer eines älteren Pfarrers kann er nicht arbeiten, weil ihm der Vater keine Stelle kaufen kann, als Pastor ist er zu jung und als normaler Lehrer kann er nicht arbeiten, weil der Geheime Rat ihn nicht für fähig hält o Schon am Anfang zeigt er sich unterwürfig, naiv und zugleich überheblich

Vom Major (= Dienstgrad für einen Soldaten) lässt er sich den Lohn immer weiter kürzen und von seinem Schüler hat er einmal eine Ohrfeige bekommen o Macht seinem Namen alle Ehre: Immer läuft er davon  Er ist nie Herr der Situation  Er wird eher unfreiwillig Hofmeister  Die Tochter des Hauses verführt ihn  Als die Familie davon erfährt, muss er fliehen  Wenn ihn Wenzeslaus nicht beschützt hätte, wäre er von Graf Wermuth wahrscheinlich getötet worden  Auch auf der Flucht zeichnet sich Läuffers Verhalten durch Passivität aus  Seine Selbstkastrierung ist keine überlegte Handlung, sondern eine Kurzschlussreaktion aus „Reue, Verzweiflung“  Er hofft, dass er dadurch geläutert wird  Doch als er Lise tritt, verliebt er sich  Wenzeslaus spricht das endgültige Urteil über ihn:  „Das müsst ein ganz andrer Mann sein, der aus Absicht und Grundsätzen der Weg beschlüge, um ein Pfeiler unsrer sinkenden Kirche zu werden“ Gustchen, eigentlich Auguste o Typische Tochter aus besserem Hause o Ihre Erziehung besteht aus Romanlektüre, Religions- und Zeichenunterricht o Romane und Theaterstücke haben einen großen Einfluss auf sie und verführen sie zu einem romantischen Leben fern der Realität  So spricht sie Läuffer als Romeo an, nachdem sie schon Fritz gesagt hat, sie sei seine Julia  Von ihrer weiteren Lektüre wird bezeichnenderweise Rousseaus „Die neue Heloise“ genannt, die von einer Liebensbeziehung zwischen einem Lehrer und einer Schülerin erzählt o Auch im weiteren Verlauf ist Gustchen eher eine unglaubhafte Figur  Sie bekommt ein Kind, flieht in die Wälder und will sie ertränken Fritz von Berg o Während Läuffer einen sozialen Abstieg hinnehmen muss, bleibt Fritz sich treu o Er ist ein unschuldiger, etwas naiver, aber doch guter Mensch o Er ist in Gustchen verliebt  Sie schwären sich Liebe, aber er muss zum Studieren nach Halle und Leipzig o Dort geht er für seinen Freund Pätus sogar ins Gefängnis o Er redet ihm ins Gewissen, dass er keinen guten Umgang mit Frauen hat o Auf seine Professoren macht Fritz offenbar so einen guten Eindruck, dass einer sogar für ihn bürgt o Gustchen bleibt er treu 











o Pätus o o o o o

 Ihr Schicksal erschüttert ihn und er gibt sich die Schuld Am Ende verzeiht Fritz Gustchen, will sie heiraten und ihr Kind annehmen

Firtz‘ bester Freund Geht gerne mit Mädchen aus Hat sich in Halle finanziell übernommen und muss fliehen Eigentlich gutmütig, aber aufbrausend Am Schluss kann Pätus durch einen Lotteriegewinn alles wiedergutmachen und sogar das unschuldige Mädchen, das er entehrt hat, heiraten Wenzeslaus o Eigenständiger, wenn auch skurriler Charakter o Brille und Lineal deuten auf seine Gelehrsamkeit, aber auch auf seine Obsession durch Zucht und Ordnung hin  Er wird auf Tätigkeiten wie Geradeschreiben und Linienziehen festgelegt: Beschränkung und Einzäunung als Weltprinzip!  Auch er ist auf seinen Bereich beschränkt o Er ist selbstbewusst und wehrhaft gegen die Zumutungen des Adels o Er ist ein kritischer und aufgeklärter Bürger, der trotzdem an der Religion hängt o Allerdings ist er kein Freiheitskämpfer, sondern kümmert sich um seinen privaten Bereich  So versorgt er den verletzten Läuffer und nimmt ihn auf o Sein Lebenswandel entspricht einer Doktrin, die er sich aus der Bibel und dem christlichen Glauben zurechtgebastelt hat:  Die asketische Selbstbescheidung Der Geheime Rat von Berg o ist der Intellektuelle des Stücks, überlegen, rational und kritisch o Schon in der zweiten Szene fragt er seinen Bruder, den Major, warum er einen Hofmeister einstellt und was sein Sohn lernen soll  Der Major bleibt ihm die Antwort schuldig o Er ist verantwortlich dafür, dass Läuffer vom Schuldienst ausgeschlossen wird  Läuffer fürchtet ihn o Als er mitbekommt, dass sein Sohn einen Liebesschwur geleistet hat, fragt er ihn streng rational aus, statt die romantische Situation als solche zu betrachten  Er verbietet Fritz und Gustchen einen vertraten Umgang  Er treibt Gustchen in die Arme von Läuffer o Er verurteilt scharf die feudalen Gesellschaftszustände  Er fordert grundlegende Reformen, ein für alle offenes Bildungssystem und soziale Gleichheit  Er ist gleichzeitig auch skeptisch, was die Durchsetzbarkeit angeht  Er schiebt die Schuld am Schulsystem auf die Hofmeistern

Wenn es sie nicht gäbe, müssten die Adeligen ihre Söhne auf die öffentlichen Schulen schicket  Er wendet sich gegen die Adeligen, die ihre Grenzen überschreiten und gegen Seiffenblase, der ein Bürgermädchen zu seiner Mätresse machen will o Er ist die einzige Person in dem Stück, die nicht triebgesteuert ist  Er hält seinen Bruder zurück, als der cholerisch wird o Den Hofmeister bedauert er  Damit nimmt er das schlechte Ende vorweg  Dabei ist er aber kein kalter Intellektueller, sondern voller Mitleid für Läuffer o Am Ende ist er es, der die Liebenden zusammenführt und den allgemeinen Frieden herstellt Major von Berg o Der Typus eines aufbrausenden, groben und nicht ernstzunehmenden Soldaten o Er ist intellektuell dumpf, seine Argumente sind die Lautstärke, seine Gewalt über seine Untergebenen, zu denen auch sein Sohn gehört, und das Festhalten an der Tradition o Er bedroht und schlägt seinen Sohn, seine Tochter verwöhnt er o Er hat einen begrenzten Horizont  Er will seine Pflicht tun und dem König dienen, alles andere ist ihm gleichgültig  Seine Starrheit und aufbrausende Art machen ihn unfähig, rational zu handeln o Er ist die typische Erscheinungsform des heruntergekommenen Landadels o Dieser typenhaften Rolle überlagert sich eine überraschend individuelle Schicht o Andererseits ist er durchaus dazu in der Lage, Fehler einzusehen, zu bereuen und zu versuchen, Unrecht wiedergutzumachen  Letztlich hat er ein gutes Herz o Neben Fritz ist er die einzige Person, die im Laufe der Handlung eine Entwicklung durchmacht  Von einem Menschen, der seine Tochter liebt, sie aber nicht richtig zu erziehen vermag, wird er zu einem Menschen, der seine Fehler einsieht und sich bessert Majorin von Berg o hält nichts von den Domestiken (Dienstboten) und will nur mit Adligen verkehren o Sie weist Läuffer in die Schranken, als er dem Grafen widerspricht und behandelt ihn schlecht o Außerdem verkörpert sie die böse Mutter gegenüber Gustchen o Vom Geheimen Rat wird sie als herrschsüchtig und dumm charakterisiert o Nach nur wenigen Szenen verschwindet sie aus dem Stück 











Graf Wermuth und von Seiffenblase o bleiben als Personen blass o sie verkörpern nur den dummen, eingebildeten Adligen, der kein echtes Selbstbewusstsein hat und nur wenig wirkliche Kenntnisse o Der Graf bringt Gustchen viel Aufmerksamkeit entgegen, aber die wirklichen Probleme des Majors oder der Tochter interessieren ihn nicht  Als er Läuffer verfolgt, behandelt er Wenzeslaus herabwürdigend, lässt sich aber von ihm hinauswerfen o Von Seiffenblase ist genauso schlicht und gefühlslos  An die Freundschaft glaubt er nicht, denn er lehnt es ab, für Pätus zu bürgen  Was der Graf mit Gustchen vor hat, versucht er bei Jungfer Rehaar  Auch er stößt dabei an seine Grenzen  Von einer Bürgersfrau wird er des Hauses verwiesen, weil er öffentlich gesagt hat, dass er ihre Nichte als Mätresse will Rehaar o Musiklehrer, also die zweite Lehrerfigur o hat Angst vor dem Adel und sagt seine Meinung nicht offen o gutmütig, denn er leiht den adligen Jungen Geld und hat immer wieder Probleme, es zurückzubekommen o Als Pätus seine Tochter entehrt, droht er mit der Obrigkeit  Als Pätus ihn ohrfeigt, weint er und läuft davon  In einem Wald kommt es zu einem skurrilen Duell, in dem Rehaar Pätus verletzt, der sich daraufhin entschuldigt und ihm verspricht, seine Tochter zu heiraten -> damit sind sie versöhnt Jungfer Rehaar o unschuldiges Mädchen, das den dreisten Annäherungsversuchen der Adligen ausgesetzt wird  Damit soll die Verworfenheit des Adels demonstriert werden

Werkstruktur  

Die drei Einheiten wurden bewusst missachtet Die Szenen entsprechen nicht immer einer genauen Chronologie und scheinen willkürlich angeordnet o Die Szenen bilden keine Einheit o Im 2. Akt ist die zeitliche Abfolge nicht ohne Weiteres zu erkennen und an einigen Stellen ist es offensichtlich, dass die Ereignisse mehr oder weniger gleichzeitig stattfinden (v.a. im 5. Akt) o Die Handlung spaltet sich in parallele Handlungen, die nur gelegentlich Berührungspunkte haben  Man kann von einer Läuffer-, einer Fritz- und einer GustchenHandlung sprechen

Fritz und Gustchen schwören sich ewige Liebe, müssen sich aber dann trennen  Die Fritz-Handlung führt zu seinem Studienort, zu seiner Rückkehr zum Vater und zur Versöhnung  Die Affäre zwischen Gustchen und Läuffer findet auf einer anderen Ebene statt  Gustchen wird schwanger, beide fliehen, aber nicht gemeinsam  Läuffer gerät an Wenzeslau, Gustchen an eine alte Bettlerin  Hier gibt es einen Berührungspunkt zwischen den beiden Handlungssträngen, als Läuffer das gemeinsame Kind sieht und es als sein eigenes erkennt  Von hier aus geht die Läuffer-Handlung weiter  Er kastriert sich und lernt die naive Lise kennen  Die Gustchen-Handlung führt zum versuchten Selbstmord am Teich, wo sie der Vater findet und rettet, bis zur Wiedervereinigung mit Fritz o Dass dabei sowohl Unwahrscheinlichkeiten als auch zeitliche Ungenauigkeiten auftreten, hat Lenz nicht interessiert, solange die Handlung weitergebracht wird  So findet der Vater seine Tochter ausgerechnet zu dem Zeitpunkt, als sie sich im Teich ertränken will  Das ist im Drama aber nötig, damit es zu einem glücklichen Ende kommt Unterscheidung zwischen theoretischen und konkreten Szenen o Die theoretisch geprägten Szenen behandeln die Problematik der Privaterziehung o Die konkreten Szenen zeigen die Folgen der Privaterziehung für Läuffer und Gustchen Die einzelnen Szenen sind wie Momentaufnahmen, die die Handlung in einem kleinen Punkt akzentuieren o Es sind isolierte Augenblicke o Die Szenen sind meist sehr knapp und enden oft abrupt  Dadurch enthalten sie eine besondere Schärfe und Prägnanz, auch wenn sie nur Details beitragen  Hohes Tempos des Szenen, die Handlungen folgen Schlag auf Schlag Auch die Sprache ist von Knappheit, Brüchen und Expressivität geprägt o viele Parataxen o Auslassung von Satzteilen o usw. Die Sprache dient ebenso zur individuellen Differenzierung o Der Adel verwendet franz. Modewörter o Auch Läuffer möchte diesen Ton aufnehmen o u.ä. Die Handlung springt plötzlich von einem Schauplatz zum anderen: von Insterburg über Heilbrunn nach Halle und Leipzig, von Innenräumen in den Wald 















Der Hinweis auf Lessings Stück „Minna von Barnhelm“ deutet auf die ungefähre Spielzeit an: Im Jahr 1768 war es das Ereignis des Jahres o Die Handlung zieht sich jedoch über drei Jahre hin „Der Hofmeister“ ist phasenweise eine Tragödie, aber er enthält auch komische Elemente, besonders da sich zum Schluss die Paare zusammenfinden o So ist Gustchen als gefallenes Mädchen eigentlich ehrlos geworden und nicht mehr gesellschaftsfähig  Ihr Schicksal wird durch die Wiederaufnahme in die Familie ausgeglichen o Auch Läuffers muss nicht sterben  Allerdings muss er sich selbst entmannen, aber er wird dafür mit einer naiven Ehefrau entlohnt o So ist das Geschehen zugleich tragisch und komisch

Motive 





Freiheit o Läuffer gerät von der einen Knechtschaft in die andere o Freiheit als sehnsüchtig erstrebter Fluchtpunkt, Determination als handgreifliche Erfahrung  Determination als Konsequenz der realen Verhältnisse o Für die Aufklärung ist das Streben nach Freiheit ein durchgehendes Grundmotiv  konkretisiert als Befreiung von vorgegebenen Autoritäten, als Kamp gegen die Bevormundung o Klinger gibt seinen Figuren das Bedürfnis nach Freiheit, aber ihnen fehlt die Kraft, diesen Konflikt auch durchzustehen  Damit spielen sie eher die Rolle bizarrer Quergänger  Sie verweisen zwar als Opfer einer Welt der Beengung und des sozialen Drucks immer noch auf Missstände und Missverhältnisse, können aber die Rolle echter Gegenspieler nicht ausfüllen und fallen damit aus der Dimension des Tragischen heraus in die des Tragikomischen o Lenz zeichnet als eine ironische Abtönung der großen Motive von Freiheit und Determination o Lenz‘ Menschenbild: Der frei handelnde Mensch ist ein ersehntes, aber unerreichbares Idealbild  Der Mensch als Maschine, determiniert  Darin ist die Modernität Klingers begründet Sozialer Bezug o Adlige vs. Bürger o Die Dynamik wird durch Figuren, die zwischen diese Fronten geraten sind, entfesselt Familiärer Aspekt

o Die Familien stehen im Zeichen des Konflikts zwischen der Vatergenration und der nachwachsenden Generation der Söhne und Töchter o Das ist ein Konflikt, der auch für die aufbegehrende Generation der Autoren des Sturm und Drang insgesamt zentral wurde

Interpretation 





Der zentrale Aspekt ist die Erziehung o Es geht aber nicht nur um die Erziehung der Kinder, sondern auch um die Stellung des Privatlehrers o Die Verhältnisse in Deutschland waren zu Lenz‘ Zeiten nicht so, dass Lehrer ein gutes Leben führen zu können o Im „Hofmeister“ muss sich der Lehrer sogar selbst entmannen, um sein gesellschaftliches Leben zu sichern  Ein starkes Symbol für die Unterdrückung und Selbstbeschränkung Machtverhältnisse o Läuffers Misere beginnt damit, dass ihm fast alle Berufsmöglichkeiten verschlossen sind  Vom Adel wird er nicht ernst genommen oder sogar wie niederes Personal behandelt  Zudem ist es eher untertänig als selbstbewusst, weil er sich sonst alle Chancen verspielen würde o Auch die Tatsache, dass sich Mitte des 18. Jahrhunderts immer mehr junge Männer ein Studium erlauben konnte, spielt eine Rolle im „Hofmeister“  Lenz greift ein drängendes gesellschaftliches Problem des späten 18. Jh. auf: es ist das Problem des studierten jungen Intellektuellen, der keine gesellschaftliche Perspektive hat und so der vollen Repression der zerfallenden Adelsgesellschaft ausgesetzt ist  Unter Umständen brachte dieser Schritt einen sozialen Aufstieg mit sich  So hofft auch Läuffer, zu einer höheren Stellung in der Verwaltung zu kommen  Auch Lenz selbst hatte immer wieder gehofft, als Bibliothekar oder an der Universität eine Stellung zu erlangen  Das Stück zeigt aber, dass dies nicht gelingt  Läuffer scheitert, er muss sich sogar kastrieren  Erweitert wird dieses Thema, indem Lenz die Zustände unter den Studenten schildert  Nicht ohne satirischen Blick, aber doch mit einem Sinn für die finanziellen Probleme und den Druck durch reichere Mitstudenten o Nicht Läuffer allein ist für das Unglück, das ihn trifft, verantwortlich, sondern er ist Opfer allgemeiner gesellschaftlicher Missstände Die Rolle der Frau



o „Der Hofmeister“ ist eigentlich ein Männerstück  Auch wenn Frauen auftreten, haben sie keine tragende Rolle  Dies entspricht durchaus der damaligen Rolle der Frau in der Gesellschaft  Gustchens Erziehung soll ich auf Religions- und Zeichenunterricht beschränken und ihre Herzensbildung hat sie aus Büchern  Sie wird von Anfang als sentimentales Wesen charakterisiert  Gustchen, die stets in der Verkleinerungsform vorkommt, hat nur eine Waffe und das ist ihr Körper  Ohne Bildung kann sie nur mit ihrem Aussehen glänzen und so wird sie von den meisten Männern auch angesehen  Sie bleibt nur Objekt, das unter der Obhut...


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