Kabale und Liebe II, 6 Analyse PDF

Title Kabale und Liebe II, 6 Analyse
Course Deutsch
Institution Gymnasium (Deutschland)
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Szenenanalyse II, 6 Die vorliegende Szene ist Teil des von Friedrich Schiller verfassten Dramas “Kabale und Liebe”. Es handelt sich um ein bürgerliches Trauerspiel, welches 1782 erstveröffentlicht wurde, und zur Zeit des Absolutismus spielt. Literarhistorisch lässt es sich sowohl in die Epoche der Aufklärung, als auch in die Epoche des Sturm und Drangs einordnen. Die zu analysierende Szene ist die sechste Szene des zweiten Aktes. Es kommen Luise, Ferdinand, Miller, Frau Millerin, der Präsident und mehrere Bediente vor, die sich alle in der Wohnung Millers befinden. Die vorliegende Szene spielt eine bedeutende Rolle in dem Drama, da die Anschauungen von Ferdinand (und Luise) auf die des Präsidenten treffen, wodurch der Konflikt zwischen bürgerlichen und adligen Ansichten und Werten aufgezeigt wird. Die Szene beginnt damit, dass Ferdinands Vater, der Präsident, in die Wohnung von Miller stürmt, ein bürgerlicher Musiklehrer und Vater von Luise. Der Präsident wurde kurz zuvor durch Wurm über die Beziehung zwischen Luise und Ferdinand informiert. Als er erfährt, dass Ferdinand und Luise sich ihre Liebe versprochen haben, wird er wütend, da er Ferdinand mit der adligen Lady Millford verheiraten wollte. Luise hingegen, die aus bürgerlichen Verhältnissen stammt, missfällt ihm, und er unterstellt ihr, nur Ferdinands Hure zu sein. Dies führt erneut dazu, dass Ferdinand und der Präsident sich streiten. Nun mischt sich auch Miller mit ein, um Luise zu verteidigen, indem er sich gegen den Präsidenten stellt und sogar versucht diesen aus seiner Wohnung zu schicken. Der Präsident reagiert daraufhin mit der Drohung, Miller ins Zuchthaus zu schicken, und Frau Millerin und Luise an den Pranger zu stellen. Miller will daraufhin mit dem Herzog persönlich sprechen. Die Szene lässt sich der steigenden Handlung zuordnen. Das erregende Moment wird dadurch deutlich, dass der schon am Anfang angekündigte Konflikt zwischen dem Präsidenten und Ferdinand sich verschärft, und nun auch der ganzen Familie Konsequenzen durch die Liebesbeziehung drohen. Dadurch steuert die Handlung immer weiter auf die Peripetie und letztendlich auch die Katastrophe zu. In unmittelbarem Anschluss an die Szene droht Ferdinand dem Präsidenten damit, dessen Mord und Betrug öffentlich zu machen, was zu einer Verzögerung der Spannung (retardierendes Moment) führt. Eine der Hauptpersonen der Szene (und des gesamten Dramas) ist der adelige Major Ferdinand. Er ist bereit für seine Liebe zu Luise zu kämpfen, und vertritt dabei Ideale des Sturm und Drangs. So sieht er zum Beispiel über die noch existierenden Standesgrenzen hinweg und rebelliert somit gegen die gegenwärtige Gesellschaft. Ganz im Gegensatz dazu steht sein Vater, der Präsident, der mit seinen Auffassungen die adelige Willkür und Lasterhaftigkeit repräsentiert, was zum Beispiel dadurch deutlich wird, dass er seinen Sohn Ferdinand nur seinen Interessen wegen mit Lady Millford verheiraten möchte, ohne dabei auf die Gefühle von Ferdinand (oder Gefühle generell) einzugehen. In der vorliegenden Szene wird wieder einmal der Konflikt zwischen diesen beiden Personen deutlich, Ferdinand versucht, sich gegen seine Vater und für seine Liebe zu Luise zu behaupten und Selbstbestimmung zu erlangen, wohingegen der Präsident die Beziehung zwischen einem Adligen und einer Bürgerlichen für nicht vertretbar hält (außer als

Mätresse), und damit sehr an alten Traditionen des höfischen Adels festhält. Luise steht der Beziehung von Anfang an etwas zwiegespalten gegenüber, da sie Ferdinand zwar liebt, aber trotzdem die Standesgrenzen zwischen den beiden erkennt, und sich selbst als unwürdig für Ferdinand sieht. Ihr Vater, der Musiker Miller, vertritt diese Position ebenfalls, da für ihn die Adligen, und somit auch Ferdinand lasterhaftig sind, und keine Tugend und Moral besitzen. Somit möchte er auch Luise und seine Familie davor bewahren, ihren Ruf zu verlieren, und als Mätresse von Ferdinand zu “enden”, was ihn auch sich dem Präsidenten entgegenstellen lässt. Frau Millerin steht der Beziehung wohlgesonnener entgegen, da sie an echte Liebe zwischen den beiden glaubt, und sich zudem auch eigene Vorteile dadurch erhofft. In der Szene ist eine Wendung zu finden, nachdem der Präsident Luise als Hure bezeichnet (zuerst indirekt: vgl.S.53, Z. 15ff., dann direkt: vgl. S.53, Z. 23f.). Daraufhin verliert Luise, die zuvor sehr ruhig und gefasst auf die Fragen des Präsidenten reagiert hat, die Fassung und bricht zusammen. Ferdinand hingegen wird sehr wütend, und ist kurz davor, seine Vater anzugreifen (vgl. S.53, Z.26f.). Ein erneuter Bruch findet statt, als Miller zum ersten Mal richtig das Wort ergreift um Luise (und seinen bürgerlichen Stolz) zu verteidigen, woraufhin der Präsident zornig wird und seine Aufmerksamkeit auf Miller richtet. Die Beziehung der Personen kann man grundsätzlich als komplementär bezeichnen, vorallem zwischen dem Präsidenten und den Millers. Ferdinand lässt sich in diesem Fall nicht eindeutig einordnen, da er grundsätzlich aufgrund seines Standes über der Familie von Luise stehen würde, allerdings nimmt er diese Machtposition nicht ein, da er sich eher mit den bürgerlichen Werten identifiziert. Zu Ende der Szene versucht Miller die Überlegenheit des Präsidenten anzugreifen und zumindest eine symmetrische Beziehung herzustellen, indem er versucht den Präsidenten aus seiner Wohnung zu werfen. Luise versucht zu Anfang der Szene sich dem Präsidenten entgegenzustellen, und zu ihrer Liebe zu Ferdinand zu stehen. Nachdem der Präsident sie als Hure bezeichnet, ändert sich dies und sie bricht zusammen und hat keinen Redeanteil mehr. Ferdinand ist die ganze Szene durch mehr oder weniger präsent und versucht ebenfalls, seine Liebe zu Luise zu verteidigen und sich gegen seine Vater zu behaupten. Außerdem versucht er durch den Einfluss, den er sich als sein Sohn erhofft, den Präsidenten davon abzubringen, der Familie Miller etwas anzutun. Am dominantesten in der Szene ist der Präsident, der gleichzeitig auch die größte “Macht” hat, die er auch deutlich nutzt. Miller ist durch eben diese Macht am Anfang des Dialoges auch eingeschüchtert und hält sich zurück, damit der Zorn des Präsidenten nicht auf ihn fällt. Nachdem dieser seine Tochter allerdings beleidigt, sieht Miller sich gezwungen einzugreifen, obwohl er sich den Konsequenzen bewusst ist. Ab diesem Bruch ist auch sein Redeanteil sehr hoch. Sich und seine Familie versucht er noch dadurch zu retten, den Präsidenten zu beschwichtigen (“Halten zu Gnaden”, S. 54, Z. 7), und sieht sich letztendlich auch gezwungen, zu dem Herzog persönlich zu gehen. Frau Millerin verhält sich die ganze Szene über sehr passiv, und kommt kaum zu Wort. Wenn sie es tut, dann nur um zu versuchen, Miller davon abzuhalten, Weib und Kind umzubringen (vgl. S. 54, Z.11f.) Luise antwortet hauptsächlich auf die Fragen des Präsidenten. Dabei bleibt ihre Sprache sachlich, bzw. zärtlich (vgl. S.53, Z.8) und sie verhält sich sehr ruhig, aufmerksam und vernünftig. Damit bedient sie sich in diesem Fall der Sprache der Aufklärung. Ihre Sprache ist somit auch standestypisch, da die Aufklärung vor allem von Bürgern vertreten wurde, die an ihrer moralische Überlegenheit gegenüber dem Adel festhielten. Luise bedient sich dabei einer spitze Bemerkung gegen den Präsidenten, indem sie zwischen Ferdinand und dem

Sohn des Präsidenten unterscheidet (vgl. S. 52, Z.14f.).Dadurch macht sie Ferdinands Sympathie mit dem bürgerlichen Leben und den bürgerlichen Werten deutlich, und distanziert eben diesen Ferdinand auch von dem Präsidenten. Auch zeigt sich, wie wichtig ihr ihre Würde ist, da sie nach der Anschuldigung des Präsidenten sich gegenüber ihm kalt und aufgeklärt verhält, anstatt ihr Verletzbarkeit zu zeigen (vgl. S. 53, Z. 19f.) Ferdinand kommuniziert hauptsächlich auf der Ausdrucksebene, womit er sich der gefühlvollen Sprache des Sturm und Drangs zuordnen lässt. Damit ist seine Sprach eher nicht standestypisch und unterscheidet sich auch stark von der des Präsidenten. Gegenüber seinem Vater verhält er sich abweisend und provozierend, indem er Luises Aussagen unterstützt und bekräftigt (vgl. S. 53, Z. 5). Deutlich zeigt sich auch die rebellische Seite an Ferdinand, der seinem Vater deutlich macht, dass er ihn als Sohn verliert, wenn er weiter Luise und ihre Familie bedroht, Ferdinand infolgedessen auch “vergessen” würde, dass er sein Vater ist (vgl. S.53, Z. 29f. und S.55, Z. 9ff). Passend zum Sturm und Drang benutzt Ferdinand auch Ausrufe (vgl. S.53, Z.21) und viele Metaphern, z.B. indem er die bürgerliche Moral und Unschuld in diesem Fall deutlich macht (vgl. S. 52, Z. 5f). Ferdinands nonverbale Kommunikation ist zu anfangs aggressiv und gewaltbereit (vgl. z.B. S. 24) am Ende eher gelassen, aber trotzdem stark und standhaft (vgl. S. 55, Z. 6f.). Miller ist als Bürger Vertreter der Aufklärung, was sich auch an seiner Sprache zeigt. Es ist deutlich erkennbar, dass er die moralische Überlegenheit der Bürger vertritt, so zum Beispiel als er das Mätressenwesen erwähnt und klar verurteilt, indem er es von der bürgerlichen Tugend abgrenzt (vgl. S. 54, Z. 8ff.). Seine Sprache ist demnach auch eher sachlich, und er erlaubt sich keinen direkten sprachlichen Angriff auf den Präsidenten. Vielmehr verpackt er seine Aufforderung gegenüber dem Präsidenten in einer sachlichen und unterwürfigen Sprache, so zum Beispiel auch die Repetition von “Halten zu Gnaden” (z.B. S. 53, Z. 10). Auch seine nonverbalen Handlungen zeigen diese Unterwürfigkeit, da der Präsident trotz allem Mangel an Moral, Macht über Miller und seine Familie hat. Allerding wird hier auch seine Wut auf den Präsidenten deutlich, welcher Luise und damit auch den Ruf der gesamten Familie angegriffen hat (vgl. S. 53, Z. 31ff.). Miller benutzt auffallend viele Fremdwörter, wie z.B. “devotestes Kompliment” (S. 54, Z. 17f.) und “Promemoria” (Z. 18), um abermals seine Aufgeklärtheit und Bildung zu betonen. Der Präsident drückt sich am Anfang der Szene hauptsächlich durch Fragen aus. Seine Sprache ist ebenfalls gefühlsgeladen, allerdings im Gegensatz zu Ferdinand wird sein Hass und sein Wut deutlich. Ebenfalls im Gegensatz zu Ferdinand ist seine Sprache eher standestypisch, und er macht seine Macht und Überlegenheit gegenüber den anderen Personen deutlich. So benutzt er viele Beleidigungen und sarkastische Bemerkungen gegenüber Miller und Luise (vgl. S. 53, Z. 24 und S. 55, Z. 21) und richtet seinen Zorn auch gegen Ferdinand (vgl. S. 53, Z. 1f.). Dieser ist auch in seinen nonverbalen Handlungen klar zu erkennen (vgl. z. B. S. 54, Z. 25). Frau Millerin ist während der gesamten Szene sehr passiv. Sie kommuniziert über Bitten/Ausrufe, die sich an Gott oder Miller richten (vgl. S. 54, Z. 3 und Z. 11). Sie macht sich vor allem Sorgen um sich und Luise, und gibt Miller die Schuld/Verantwortung an dem Schicksal der Familie (vgl. S. 54, Z. 11f.) Ihre Sprache ist dabei ebenfalls gefühlsgeladen und standestypisch, da auch ihr Glauben an Gott deutlich wird (vgl. S. 54, Z. 3). Allerdings

wird ihre Kommunikation nicht erwidert bzw. beachtet, vielleicht auch, weil sie “nur” die Mutter ist, und deshalb weder der Präsident noch Miller ihr besonders viel Aufmerksamkeit zuteile kommen lassen. Bei dem Gespräch handelt es sich deutlich um ein Streitgespräch, zuerst zwischen Ferdinand, (Luise) und dem Präsidenten, später zwischen Miller und dem Präsidenten. Die Figur Millers verhält sich sehr dynamisch. Zu Beginn der Szene hat er Angst vor dem Präsidenten und gibt vor allem auch Luise die Schuld an dem Unglück, am Ende der Szene hat er sich scheinbar mit seinem Schicksal etwas abgefunden, und versucht nun, Luise zu beschützen und zu retten. Der Präsident verändert sich nicht stark, höchstens steigert sich seine Wut noch, und er ist entschlossen, gegen die Beziehung und Miller vorzugehen, wohingegen er am Anfang dachte, die Beziehung sei nicht ernst und keine großes Hindernis für die geplante Hochzeit von Ferdinand und Lady Milford. Abschließend lässt sich sagen, dass diese Szene von großer Bedeutung für das Drama ist, da sich der Konflikt durch das Aufeinandertreffen von dem Präsidenten und Miller sowie Luise drastisch verschärft. Auch werden die unterschiedlichen Werte des Adels und des Bürgertums deutlich, und der Konflikt zwischen diesen. So wird die Willkür und Rücksichtslosigkeit des Adels deutlich, wohingegen für die Bürger (allen voran Miller) Tugend, Moral und in seinem Fall schließlich auch Verantwortungsgefühl eine wichtige Rolle spielen. Auch wird Ferdinands Position als Adliger, der aber eher den Werten des Bürgertums folgt und Vertreter des Sturm und Drangs ist, deutlich, weil er letztendlich die Verbindung zwischen beiden Ständen ist, aber paradoxerweise auch derjenige, der gegen diese Gesellschaftsform agiert. Aufgrund des Entstehungsdatums des Dramas ist diese Weltsicht und Kritik an der sozialen Ordnung bemerkenswert, da zur zeit des Absolutismus die Ständegesellschaft noch etabliert war, andererseits aber während der, kurze Zeit später stattfindenden, französischen Revolution stark kritisiert wurde. Somit ist Schillers Drama bereits recht fortschrittlich und aufgeklärt und repräsentiert die Erwartungen der Menschen damals....


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