Platons Ring des Gyges PDF

Title Platons Ring des Gyges
Author Annabel Knispel
Course Griechisch
Institution Gymnasium (Deutschland)
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Handout zu Platons Staat Textstelle...


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Annabel Knispel Juni 2020

Handout zur GFS

Bismarck-Gymnasium Karlsruhe Griechisch J1 Klant

Der Ring des Gyges - Platon, Politeia II, 359c7 – 360d7 Die Gyges Erzählung nach Platon „Die Macht aber, die ich meine, kann am liebsten eine solche sein, wenn ihnen dieselbe Kraft zuteil würde, die einst Gyges, der Ahnherr der Lydier, soll gehabt haben. Dieser nämlich soll ein Hirt gewesen sein, der bei dem damaligen Beherrscher von Lydien diente. Als nun einst großes Ungewitter gewesen und Erdbeben, sei die Erde gespalten und eine Kluft entstanden in der Gegend, wo er hütete. Wie er nun dies mit Verwunderung gesehen und hineingestiegen sei, habe er dort vieles andere, was sie Wunderbares erzählen, und auch ein hohles, ehernes, mit Fenstern versehenes Pferd gefunden, durch die er hineingeschaut und darin einen Leichnam gesehen, dem Anschein nach größer als nach menschlicher Weise. Dieser nun habe nichts anderes an sich gehabt als an der Hand einen goldenen Ring, welchen jener ihm dann abgezogen habe und wieder herausgestiegen sei. Als nun die Hirten ihre gewöhnliche Zusammenkunft gehalten, worin sie dem König monatlich berichteten, was bei den Herden vorgegangen, sei auch jener erschienen, den Ring am Finger. Wie er nun unter den andern gesessen, habe es sich getroffen, daß er den Kasten des Ringes nach der innern Seite der Hand zu umgedreht, und als dieses geschehen, sei er den Dabeisitzenden unsichtbar gewesen, daß sie von ihm geredet als von einem Abwesenden; darüber habe er sich gewundert, den Ring wieder angefaßt und den Kasten nach außen gedreht, und sobald er ihn so umgekehrt, sei er sichtbar gewesen. Wie er das nun gemerkt, habe er den Ring versucht, ob er wirklich diese Kraft habe, und es sei ihm immer so geschehen, daß, sobald er den Kasten nach innen gedreht, er unsichtbar geworden, nach außen aber sichtbar. Als er dieses innegeworden, habe er sogleich bewirkt, unter die Boten aufgenommen zu werden, die der König um sich hielt, und so sei er gekommen, habe dessen Weib zum Ehebruch verleitet, dann mit ihr dem Könige nachgestellt, ihn getötet und die Herrschaft an sich gerissen.“ - Platon, Politeia II, 359c7-360b2 Übers.: Schleiermacher [2]

Anwendung der Gyges Erzählung Glaukon entwirft ein Gedankenexperiment, um gegenüber Sokrates die Richtigkeit seiner Ansicht zu zeigen, (niemand handle aus freiem Willen gerecht, sondern nur, wer nicht die Macht habe, die Strafe für das Unrechttun zu vermeiden). Das Experiment besteht darin, im Gedanken einem gerechten und einem ungerechten Menschen die Möglichkeit zu geben, frei nach ihrem Willen zu handeln: Beide sollen einen Ring besitzen, der sie unsichtbar machen könnte. Wenn

man ihnen dann, so Glaukon, nachgehen würde, um zu prüfen, wie sie mit diesem umgehen, so dürfte man erkennen, dass sie sich in nichts unterscheiden würden: Der Gerechte würde denselben Weg einschlagen wie der Ungerechte: „εἰ οὖν δύο τοιούτω δακτυλίω γενοίσϑην, καὶ τὸν μὲν ὁ δίκαιος περιϑεῖτο, τὸν δὲ ὁ ἄδικος, οὐδεὶς ἂν γένοιτο, ὡς δόξειεν, οὕτως ἀδαμάντινος, ὃς ἂν μείνειεν ἐν τῇ δικαιοσύνῃ καὶ τολμήσειεν ἀπέχεσϑαι τῶν ἀλλοτρίων καὶ μὴ ἅπτεσϑαι, ἐξὸν αὐτῷ καὶ ἐκ τῆς ἀγορᾶς ἀδεῶς ὅτι βούλοιτο λαμβάνειν, καὶ εἰσιόντι εἰς τὰς οἰκίας συγγίγνεσϑαι ὅτῳ βούλοιτο, καὶ ἀποκτεινύναι καὶ ἐκ δεσμῶν λύειν οὕστινας βούλοιτο, καὶ τἆλλα πράττειν ἐν τοῖς ἀνϑρώποις ἰσόϑεον ὄντα. οὕτω δὲ δρῶν οὐδὲν ἂν διάφορον τοῦ ἑτέρου ποιοῖ, ἀλλ' ἐπὶ ταὔτ' ἂν ἴοιεν ἀμφότεροι.“ (Platon, Politeia II, 360b)

Genauere Definition Glaukons Die Gerechtigkeit wird von Glaukon folgendermaßen geschildert: Gerechtigkeit gelte nicht als ein Gut (ἀγαθόν), das man erstreben will, sondern vielmehr als ein notwendiges Übel (ἀναγκαῖον). Dahingegen ist nach Glaukon das Unrechttun „von Natur aus“ (πεφυκέναι) ein Gut, während Unrecht von anderen zu erleiden etwas Abträgliches ist. Dabei sei das Unrechtleiden deutlich schlimmer, als das an anderen Unrechttun selbst Vorzüge bringt: „πλέονι δὲ κακῷ ὑπερβάλλειν τὸ ἀδικεῖσϑαι ἢ ἀγαϑῷ τὸ ἀδικεῖν“ (II 358 e4-5). Die Gerechtigkeit entstehe aus einer rationalen Überlegung, wie man das Unrechtleiden vermeiden könnte (z.Bsp. durch Gesetze und Verträge), sollte man nicht die Stärke besitzen, um selber das Unrecht auszuüben. Aus dieser Überlegung heraus entsteht das, was als „gesetzlich“ (νόμιμον) und „gerecht“ (δίκαιον) angesehen wird. Solche Gesetze und Verträge würden jedoch nur die Schwachen abschließen, da es für diejenigen, die die Möglichkeit hätten, unbestraft Unrecht zu begehen, keinen Sinn ergeben würde. Gerechtsein Ungerechtsein

Beobachtet -3; +4 +3; -4

Unbeobachtet -3; 0 +3; 0

- Tab. 1: Spieltheorie: Spiel zur Moralauffassung nach Glaukon (nach Su Yeong-Kim Universität Konstanz [1])

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Annabel Knispel Juni 2020

Handout zur GFS

Bismarck-Gymnasium Karlsruhe Griechisch J1 Klant

Vergleich der klassischen Gyges Erzählungen V orgänger Profession Intention für M ord Erhaltung der H errschaft

H erod ot König Kandaules Leibwächter Befehl der Königin & Entscheidung Delphischer Orakelspruch

X anthos König Sadyattes Leibwächter Kommt drohender Gefahr zuvor Delphischer Orakelspruch

Platon Nicht genannt Hirte/Abgesandter Gier nach Macht, Mittel des Ringes Nicht genannt

Literaturverzeichnis

[1]

Das Glück der Gerechten - Eine Untersuchung der platonischen Politeia, Su-Yeong Kim https://kops.unikonstanz.de/bitstream/handle/123456789/3492/Kim_Diss.pdf?sequence=1&isAllowed=y Zuletzt besucht am 08.06.2020.

→ Platon stilisierte die Sage um Gyges, um sie der Aussage Glaukons anzupassen

[2]

Platon, Politeia II, 357a-367e (Übers.: Schleiermacher, Gliederung und Erläuterungen: G. Heinemann) http://www.unikassel.de/philosophie/Heinemann/Materialien%20zur%20antiken%20Philosophie/5.5.%20Platon% 20Resp.%20357a-367e%20GH%20(Schleiermacher).pdf Zuletzt besucht am 12.06.2020.

Adaptionen

[3]

Zum Motivbestand der platonischen Gygeslegende, Wolfgang Fauth http://www.rhm.unikoeln.de/113/Fauth.pdf Zuletzt besucht am 12.06.2020.

[4]

Der Herr der Ringe und die Philosophie - Klüger werden mit dem beliebtesten Buch der Welt, Herausgegeben von Gregory Bassham und Eric Bronson, Klett-Cotta, 2009

[5]

Das Thema der Lebenswahl in Platons Politeia, Martin Sander Harbsmeier, M.A. (7. Juli 2011) https://edoc.hu-berlin.de/bitstream/handle/18452/18451/harbsmeier.pdf?sequence=1 Zuletzt besucht am 12.06.2020.

[6]

The Ring of Gyges: Investigating the Future of Criminal Smart Contracts Ari Juels (Cornell Tech), Ahmed Kosba (Univ. of Maryland), Elaine Shi (Cornell Univ) https://eprint.iacr.org/2016/358.pdf Zuletzt besucht am 09.06.2020.

[7]

H. G. Wells: Der Unsichtbare. Roman. Deutsch von Brigitte Reiffenstein und Alfred Winternitz. dtv, München 2004

[8]

J. R. R. Tolkien: Der Herr der Ringe. 3 Bände: Klett-Cotta, Stuttgart 2001

[9]

Gyges und Kroisos bei Herodot (Zur epischen Technik von Ankündigung und Ausführung), Hans Schwabl (Wien) https://www.austriaca.at/0xc1aa5576%200x0005a46b.pdf Zuletzt besucht am 09.06.2020.

[10]

JOURNAL ARTICLE: Herodots Gyges-Tragödie, Hans Peter Stahl, Hermes 96. Bd., H. 3 (1968), pp. 385-400 (16 pages), Franz Steiner Verlag

„Der Herr der Ringe“, J.R.R. Tolkien: Tolkien führt uns mehrere klare Beispiele für die Beziehung zwischen persönlicher Wahl, Macht und Moral vor Augen. Die Geschichte kann als moderne Fassung eines Problems der Moralphilosophie gelten, wobei es um die Beziehung zwischen Macht und Moral geht, die ursprünglich von Platon in seiner Politeia formuliert wurde. „Der Unsichtbare“, H.G. Wells: Unter anderem gibt der Autor in diesem Roman die Sichtweise Glaukons wieder: „Nicht auszumachen, was er tun könnte! … Angenommen, er will jemanden berauben … Wer würde ihn daran hindern? Er kann sich versündigen, er kann einbrechen, er könnte so leicht durch eine Polizeikette laufen, wie Sie und ich einen Blinden abhängen könnten.“ (Ein Seemann liest Berichte über den Unsichtbaren und erkennt eine Gefahr in ihm)

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