Synthese (Dramen usw.) PDF

Title Synthese (Dramen usw.)
Course Grundkurs Neuere deutsche Literaturwissenschaft
Institution Ruhr-Universität Bochum
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Summary

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Description

Die Marquise von O... Der Sandmann

Das Haus in der Dorotheenstraße

Erzählverhalten

- auktorialer Erzähler →allwissend, teilt dies aber nicht mit dem Leser (Abkürzung von Namen, Zeitsprünge, Kenntnis der Gefühle verschiedener Figuren, Auslassung der Vergewaltigung) - neutralen Erzähler →eher sachlicher Erzählton; detailgenaue Darstellung; gelegentliche Bewertungen und Kommentare - personaler Erzähler → nur in entscheidenen Passagen; intensiviert Spannung; Einblick in Innenleben der Figuren

- unbeteiligter IchErzähler („Freund Nathanaels“) - auktorialer Erzähler →allwissend →Kommentare und Hintergrundwissen →Wissen über Figuren und ihr Innere; teilweise Distanzierung von Nathanaels Sicht - personaler Erzähler →weiß über Gefühle, Gedanken Nathanaels Bescheid →subjektive Perspektive - multiperspektivisches Erzählen →Briefe z.B. unvermittelte Wiedergabe der Perspektive zweier Figuren

- Mischung aus auktorialer und personaler Erzähler - Er-Erzähler - wertende Kommentare

Textart/Gattung

Novelle

Erzählung

Novelle

Zerstörung des vermeintlichen Menschen Olimpia und Einsicht, dass sie ein Automat/eine Puppe ist

- Xenias vermeintliche Affäre - eventueller Mord an Xenia

- E.T.A. Hoffmann: →Übersteigerung der eigenen Fantasie und der eigenen Ängste ins krankhafte →Einblick in schizophrene Psyche, durch Arbeit als Jurist →Nähe zum Exzentrischen, fast Wahnsinn

- Hartmut Lange: →31.03.1937 in Berlin-Spandau → aufgewachsen in Posen (heutiges Polen) →nach Kriegsende bis 1965 in Ost-Berlin →flieht 1965 von Jugoslawien nach West-Berlin => viele Ortswechsel/Wohnorte → psychischer Zusammenbruch (Arbeit hatte hohen Stellenwert) => Parallelen zum

Unerhörte Begebenheit Vergewaltigung der Marquise von O. durch Graf von F. und daraus resultierende uneheliche Schwangerschaft Historische und biografische Hintergründe

- Französische Revolution (1789) →Abschaffung Absolutismus und Ständegesellschaft - Zweiter Koalitionskrieg (1798/99–1801/02) →historischer Schauplatz der Novelle; politischer, gesellschaftlicher Aufstieg des Bürgertums (Tugendhaftigkeit, Keuschheit, Fleiß, Dominanz des Vaters

etc.) Geburtsdatum: 18. Oktober 1177 - Heinrich von Kleist: →10.10.1777 – 21.11.1811-→ ältester Sohn eines Stabskapitäns →stets Verlangen nach Anerkennung, die er zu Lebzeiten nicht bekam →fand nie einen Platz in der Gesellschaft; stets auf der Suche nach eigener Identität

Protagonisten

Themen

- Frauenbild - Emanzipation - Rolle des Individuums in der Gesellschaft

- Widerstreit von Vernunft, Fantasie, Rationalität und Imagination

- Eheprobleme - existenzielle Krise

Handlungsverlauf

- Witwe Julietta lebt nach Tod ihres Mannes mit ihren Kindern bei ihren Eltern im Schloss von M… (beschauliches, tugendhaftes Leben) - wird von russischen Truppen überfallen, Julietta verschleppt und fast vergewaltigt - Graf von F… „rettet“ Julietta, vergewaltigt sie jedoch (unbewusst, da ohnmächtig) - Eltern, Julietta sehr froh über „Rettung“ und traurig über Nachricht vom vermeintlichen Tod des Grafen - Graf erscheint lebendig und möchte Julietta bheiraten - Vater bittet um Bedenkzeit, in der Graf bei ihnen wohnen darf - Julietta beklagt

- Nathanael schreibt an Lothar, dass Wetterglashändler Coppola ihn an traumatische Kindheit erinnert: →Kindermädchen erzählte ihm vom bösen Sandmann, der Kindern Augen ausreißt, wenn sie nicht schlafen wollen →Anwalt Coppelius besuchte Familie immer um Experimente mit Vater zu machen →Coppelius beängstigendes Verhalten und Aussehen lässt Nathanael glauben, dass er Sandmann sei →Coppelius sei Schuld am Tod seines Vaters - Claras und Nathanaels Beziehung leidet unter wieder hoch kommendem Trauma

- Wirtschaftsjournalist Gottfried wird beruflich nach London versetzt - Frau Xenia soll ihm vom gemeinsamen Haus in der Dorotheenstraße im Berliner Südwesten folgen - Xenia tritt geplanten Flug nicht an und meldet sich auch nicht telefonisch/antwortet nicht - Männerstimme meldet sich, wenn Gottfried Xenia anruft - isländischer Vulkan Grimsvötn bricht aus, verhindert Rückflug Gottfrieds nach Berlin - Besuch von Shakespeares „Othello“ sorgt für Gedanken, dass Xenia ihn betrügt - vernachlässigt seine Arbeit, lässt sich

Aufbau/Struktur

Unwohlsein, woraufhin Arzt und Hebamme Schwangerschaft bestätigen - Julietta wird von Zuhause verstoßen und zieht mit Kindern aufs Land - Graf hält erneut um Juliettas Hand an, was diese ablehnt - Julietta verfasst Zeitungsannonce, in der sie Kindsvater bittet sich zu melden und ihm Ehe anbietet - Graf antwortet mit anonymer Zeitungsannonce, dass er bei ihren Eltern erscheinen wird - Mutter überzeugt sich mit List von Unschuld ihrer Tochter und bringt sich nach Hause, wo sich alle versöhnen - Graf beichtet Kindsvater zu sein, beide heiraten auf Willen der Eltern (Zweckehe; keine Rechte, nur Pflichten) - Graf wird zur Taufe eingeladen - Julietta und Graf nähern sich an, heiraten erneut aus Liebe

- Nathanaels Wohnung versetzen brennt ab, weswegen er - Andeutung einer in Wohnung gegenüber Gewalttat von Professor Spalanzani zieht - Nathanael beobachtet regungslose Tochter Spalanzanis aus dem Fenster - kauft Coppola Perspektiv ab, wodurch er Olimpia besser beobachten kann - auf Spalanzanis Ball verliebt er sich unsterblich in Olimpia, obwohl sie nicht mal wirklich redet („Ach, ach“) - Spalanzani und Coppola streiten sich um Olimpia und zerstören sie => nur eine Puppe - Nathanael wird in Psychiatrie eingewiesen - kehrt zurück; scheint gesund zu sein - besucht mit Clara Ratsturm und schaut durch Perspektiv, wodurch er wahnsinnig wird - will Clara vom Turm schubsen, wird aber von Lothar gerettet - erblickt in Menschenmenge unten Coppelius und stürzt sich selbst hinunter

- keine Unterteilungsform - Zeitungsannonce →Spannungserzeugung - lange Rückblende → Exposition: Erstürmung der Zitadelle →Steigerung: Unwohlsein;

- Einleitung durch drei Briefe →1. Brief: Nathanael an Lothar →2. Brief: Clara an Nathanael →3. Brief: Nathanael an Lothar - Einschub eines Erzählers der fortan

- sechs Abschnitte - bietet unerhörtes Ereignis; entspricht tradiertem Aufbau eines fünfaktigen Dramas; mehrere Wendepunkte => Novelle - offenes Ende

Heiratsantrag durch Handlung führt →Höhepunkt: Verstoß durch Eltern - fallende Handlung: Isolation; Vorbereitung der Lösung - Katastrophe/Lösung: Aufdeckung der Vaterschaft; Heirat ProtagonistIn und sein/ihr Konflikt

- Marquise von O…: → abhängig von Eltern und gesellschaftlicher Norm →Angst vor Ächtung/ Beschmutzung ihres guten Rufs durch uneheliche Schwangerschaft - Graf von F…: →Schuldgefühle im Bezug auf Vergewaltigung

- Nathanael: →Träumer, der Gefühlen und Wahn unterworfen ist →Narzisst (liebt Olimpia, weil sie nicht widerspricht, er sich in ihren Augen spiegelt) →Entfremdung von Clara durch Liebe zu Olimpia

- Gottfried Klausen: → Arbeit hat höheren Stellenwert als Ehefrau →mangelnde Kommunikation →verfälschte/getrübte Wahrnehmung →bemerkt Entfremdung und Vernachlässigung seiner Frau nicht →lässt sich leicht beeinflussen/ verunsichern

Nebenfiguren und ihre - Obrist von G…: Bedeutung →emotional von Julietta abhängig →kann Rolle des fürsorglichen Familienvaters nur unzureichend ausfüllen →versucht Schwächen mit Brutalität zu kompensieren - Obristin von G…: →treibende Kraft der Familie; Juliettas Gegenspielerin →um Ruf der Familie besorgt; egoistisch, habgierig und aufstiegsorientiert →will reichen Grafen als Schwiegersohn durchsetzen - Forstmeister: →Bruder der Marquise - Arzt, Hebamme: →stellen Schwangerschaft fest

Stabilisierende Wirkung: - Vater: →Tod = schwerer Schicksalsschlag - Mutter: →Fürsorge - Siegmund: →Freund →rational denkend; gibt Nathanael Hinweis, dass Olimpia bloß Puppe - Lothar: →Vertrauter, Ziehbruder - Clara: →rational denkend; versucht Nathanael aus Wahn zu retten (Epoche der Aufklärung)

- Xenia Klausen: →scheint Affäre mit anderem Mann zu haben →Gottfrieds Mordopfer? →tritt selbst nicht in Erscheinung

Destabilisierende Wirkung: - Coppelius: →von vielen verabscheuter,

gefürchteter Anwalt →Sandmann? →vermeintlich Schuld an Tod des Vaters - Coppola: →verkauft Nathanael Perspektiv →arbeitet mit Spalanzani an Automat => Coppola und Coppelius eine Person? - Olimpia: →spiegelt Nathanael wieder, da Automat ohne eigene Gefühle oder Gedanken →wird meist von rational denkenden Menschen schnell durchschaut - Professor Spalanzani: →Nachbar von Nathanael, sein Professor →vermeintlicher Vater von Olimpia - Kindermädchen: → legt Grundstein für Nathanaels Trauma; weckt Idee von Sandmann Die Rolle des Unbewussten

- Ohnmachtszustand schützt Marquise vor Erinnerungen an Vergewaltigung - Angst vor Ablehnung von Gesellschaft und Familie; Wunsch nach Zuneigung; Abneigung gegenüber Vergewaltiger (ES) - gesellschaftliche, elterliche Forderung nach Ehemann, Vater für ihr Kind (ÜBERICH) - unglücklich über Lebenssituation (ICH) => ICH kann nicht zwischen ÜBER-ICH

- nicht verarbeitetes Trauma in früher Kindheit führt zu Wahnvorstellungen in alltäglichem Leben

- Gedankenwelt - Ängste - Bedürfnisse - Verdrängung (Eifersucht) - Vergegenwärtigung von Othello („Put out the lights“) → Vorbild

und ES vermitteln Entwicklung der Figuren

- Marquise erlebt kurzzeitige Emanzipation, verfällt nach Rückkehr jedoch wieder in alte Muster - Marquise nimmt Graf erst als Engel, dann als Teufel war

- jahrelange Verdrängung des Traumas gewinnt nach Begegnung mit Coppola wieder an Bedeutung - Trauma und Wahnvorstellungen nehmen immer größeren Platz ein, führen zum Suizid

Rationales Denken von Gottfried wird irrational (von Unsicherheit und Wahrnehmung geleitet)

Symbolik

- Schwanenmotiv: →symbolisiert Reinheit der Marquise und folgliche Beschmutzung dessen, als Graf diesen mit Kot bewirft bzw. Marquise vergewaltigt →Graf konnte sich Schwan nie nähern, so wie der Marquise - Engel-/Teufelmotiv: →Graf zu Beginn als Retter der Marquise bekannt (Engel) →Offenbarung, dass er sie vergewaltigt hat, macht ihn zum Teufel

- Augenmotiv: →tritt immer wieder auf (z.B. Sandmann stiehlt Augen, Olimpias Augen fehlen, Clara hat blutige Augenhöhlen) →beleben; Verbindung zur Seele/zu Emotionen →Irreführung durch scheinbar fundamentale Funktion, obwohl nicht in die Tiefe gegangen wird (Leser wird wie Nathanael getäuscht) →vertreten in Aufklärung und Romantik - Automatenmotiv: →Olimpia wird mit Mensch verwechselt →Kritik am Frauenbild, fehlender Humanität der Gesellschaft →führt zur Irreführung

- Hausmotiv: →repräsentiert Ehe der beiden →von außen harmonisch und glücklich (schöne, auffällige Vorderfront) →innerlich am bröckeln →Vermittlung von Geborgenheitsgefühl und gemeinsamer, positiver Zukunft →am Ende hinter Bäumen kaum erkennbar => bedeutungslos - „put-out-the-lights“Motiv: →Zitat aus „Othello“ →Haus zuerst hell erleuchtet (lebendig), nach Zutritt in der Nacht dunkel und still (tot?) →erster Besuch Verabscheuung; zweiter Besuch verständnisvoll, zum Denken anregend - Vulkanmotiv: →Vulkanausbruch führt zur Ausfall von Gottfrieds Flug →Gefühlsausbruch Gottfrieds nach Anstauung von Emotionen

Rezeptionsästhetik/ Leserlenkung

- Abkürzung von Namen und vermeintliche Schauplatzverlegung sorgen für Authentizität - gehobenes Hochdeutsch und militärisches Vokabular verdeutlichen adeligen und militärischen Rang - überwiegend indirekte Rede →direkte Rede sticht hervor - Gedankenstrich lässt Leser spekulieren und hält Spannung; verdeutlicht Verachtung des Erzählers gegenüber dieser Tat

- hypotaktischer, mit starken Adjektiven ausgeschmückter Satzbau => Nathanael denkt klar - parataktischer Satzbau mit ausführlichen Beschreibungen => Nathanael im Wahn - viele inhaltliche Ungereimtheiten zum Ende hin →Indiz zur Verstärkung/ Endstadium des Wahnsinn - Verschwimmung der Grenzen von Wahn und Realität →teilweise unmöglich für Leser festzumachen

-Leerstelle: offenes Ende (Mord an Xenia?) - Sprache: knappe wörtliche Rede, wenige Stellen erlebter Rede (fast ausschließlich bei Gottfried); geringe Verwendung von rhetorischen Mitteln; weitgehend schmucklose und reduzierte Sprache - Ausschließliche Präsentation Gottfrieds Wahrnehmung führt zur selben Annahme

Intention/ Gesamtaussage/ Gesellschaftskritik

- Kritik an Ständegesellschaft - Kritik am herrschenden Werteund Normensystem - fordert (mehr) Emanzipation/ Kritik an Rolle der Frau - Militär- und Kriegswesen habe negativen Einfluss auf Menschen

- Kritik an Gefühlsbetontheit der Romantik (Nathanael) - Kritik an bürgerlichem Pragmatismus und Leugnung des Wunderbaren der Aufklärung (Clara) - Automaten = Projektion der „kalten“ Bevölkerung (fehlende Humanität; Kritik an Schöpfergedanken) => Kritik am Menschenbild - Kritik am Frauenbild (Frauen seien ersetzbar und persönlichkeitslos)

- Arbeitswelt hat zerstörerischen Einfluss auf Beziehungen; - Fehlende Kommunikation führt zu Missverständnissen

Aktualitätsbezug

- Emanzipation (Unterwerfung von Frauen in einigen Ländern/Kulturen/Reli gionen; Frauen verdienen weniger als Männer) - Anzahl von Vergewaltigungsopfern immer noch hoch

- Automaten ersetzen Menschen immer mehr - psychische Krankheiten führen teilweise immer noch zum Tod bzw. Suizid

- alltägliche Situation - internationaler Arbeitsmarkt dank Globalisierung...


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