Title | VL9: Unterschiede zwischen Menschen - Motivation und Emotion |
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Course | Einführung in die Psychologie |
Institution | Universität Augsburg |
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Einführung in die Psychologie (Herr Daumiller)...
VL9: Unterschiede zwischen Menschen: Motivation und Emotion Motivation
Definition o psychischer Prozess zur Initiierung, Steuerung, Aufrechterhaltung und Evaluation zielgerichteten Handelns o aktivierende Ausrichtung auf bestimmten Zielzustand o hypothetisches Konstrukt Kennzeichen o gesamter Handlungsprozess o Überwindung d. Eigenschaftskonzeptes: Motivationale Tendenzen und Überzeugungen vs. aktuelle/situationale Motivation o kognitive (Gedanken) und soziale Prozesse bedeutsam Übersichtsmodell: Motivationale Tendenzen und Überzeugungen (Motive, Zielorientierung, Selbstkonzept) + aktuelle Motivation (Erfolgserwartung, Subjektiver Wert wie Ziele und Selbstbestimmtheit) sowie Lehr-Lern-Kontext (Zielstrukturen, Selbstbestimmung, Erwartungen) beeinflussen Erleben, Denken und Verhalten
Erwartung, Wert und Wertkomponente als direkte Bedingungen aktueller Motivation
Erfolgserwartung (subjektive Erfolgswahrscheinlichkeit) und subjektiver Wert (subjektiver Anreiz) → Multiplikation! wenn eine von beiden 0, ist Motivation auch 0 o Erfolgserwartung: subjektive Einschätzung von Personen darüber, mit welcher Wahrscheinlichkeit eine Handlung mit Erfolg ausgeführt werden kann (Realisierbarkeit) o subjektiver Wert: subjektive Einschätzung von Personen über Nutzen und Kosten einer Handlung (Wünschbarkeit)
Motivation bei mittelschweren Aufgaben am höchsten, weil Anreiz des Erfolges bei leichten Aufgaben gering und Wahrscheinlichkeit des Erfolges bei schweren Aufgaben niedrig
Wertkomponente (Eccles et al., 1983) o Wovon sind Erfolgserwartung und subjektiver Wert abhängig? Wertzuschreibung abhängig von: subjektiver Bewertung vorheriger Leistungserfahrungen und entwicklungspsychologischer sowie soziokultureller Konstrukte Subjektiver Wert d. Aufgabe bestimmt durch: Interesse-Freude, Wichtigkeit, Nützlichkeit, rel. Kosten
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intrinsische und extrinsische Motivation (Ryan & Deci, 2000) intrinsischer Wert einer Tätigkeit: Aktivität für sich selbst befriedigend / belohnend extrinsischer Wert: Handlungen durch Erwartungen an Ergebnisse / deren Erfolg ausgelöst → beide schließen sich gegenseitig nicht aus → Art d. Motivation oft beeinflusst weniger von Person als von situationalen Umständen:
z.B. hohe extrinsische Motivation: Klassenarbeit bestehen z.B. hohe intrinsische Motivation: Unterrichtsthema selbst wählen
Selbstbestimmte Motivation und grundlegende psychologische Bedürfnisse
Selbstbestimmungstheorie (Ryan & Deci, 2000): Unterscheidung in: o Extrinsische Motivation: externe Regulation( Strafen, Folgsamkeit), introjezierte Regulation (Gewissen, Emotionen), identifizierte Regulation (Nützlichkeit, Wertschätzung), integrierte Regulation (Selbstdefinition, persönliche Wichtigkeit) o Intrinsische Motivation: intrinsische Regulation (Interessen, Spaß, Befriedigung, intrinsischer Wert) grundlegende psychologische Bedürfnisse (Ryan & Deci, 2000) o Bedürfnis nach Autonomie o nach Kompetenzerleben o nach soz. Eingebundenheit → erlaubt Aktivität/Situation/Kontext, dass diese Bedürfnisse erfüllt werden → Entwicklung selbstbestimmte Motivation für diese Aktivität → hoher Wert → Entwicklungsbedingungen für intrinsische Motivation → Motivationsfördermaßnahmen direkt ableitbar
Förderung selbstbestimmter Motivation (Schiefele, 2004): o Förderung Autonomie: Mitbestimmung, Selbstbewertung, gemeinsames Aushandeln o Förderung Kompetenzerleben: häufiges Feedback, klare Instruktionen, Unterstützung bei Schwierigkeiten, Einbringen anderer Fähigkeiten o Förderung soziales Eingebundenheit: Gruppenarbeiten, partnerschaftliches Verhältnis, Lernfortschritte für Lehrer wichtig
Ziele
Präferenzen für selbstbezogene Ziele (Zielorientierung) (Daumiller 2018b, Korn et al. 2019) o versch. Arten v. Zielen in Lern- und Leistungssituationen:
Lernziele: Ziel, eigene Kompetenz zu erweitern, etwas neues dazulernen Annäherungsperformanzziele: Ziel, besser zu sein als andere und kompetent zu erscheinen Vermidungsperformanzziele: Ziel, nicht schlechter zu sein als andere und nicht inkompetent zu wirken Arbeitsvermeidungsziele: Ziel, mit möglichst wenig Arbeitsaufwand durch den Tag zu kommen o unterschiedliche Ziele → unterschiedliche motivationale Systeme o Zielorientierung: überdauernde Präferenz für auf die eigene Person gerichtete Ziele o relevant für Wahlentscheidungen, Leistung und Ausdauer, Selbstbewertung → bestimmen Wertkomponente Förderung von Lernzielen im Unterricht: IBAS System (Benning et al. 2019, Janke et al. 2020): o Inhaltsdimension: Verständlichkeit, Interessantheit und Relevanz, kognitive Aktivierung, Leistungsdifferenzierung o Bewertungsdimension: individuelle Bezugsnormenorientierung, konstruktives und positives Fehlerklima, Anstrengungsbezogenes Feedback o Autonomiedimension: adäquate Freiräume und Strukturiertheit des Kontextes o Soziale Dimension: fürsorglicher und wertschätzender Umgang, positive Schüler-Schüler-Interaktionen
Motive verwandt mit: Trieben, Instinkten
Definition o überdauernde Präferenz für best. Verhaltensklassen bzw. damit einhergehenden Anreize (v.a. emotionale Anreize) → Aufmerksamkeitslenkung auf Möglichkeiten, motivrelevante Anreize auskosten zu können (z.B. Stolz erleben, wenn schwierige Aufgabe gemeistert) → Förderung d. Erwerbs von Fähigkeiten, die für Befriedigung d. betreff. Motivs relevant sind (z.B. Gesprächstechnik) → Energetisierung, sodass angestrebte Zustände durch eigenes Handeln herbeigeführt werden können (z.B. fremde Person ansprechen) Annahme: Interindividuell variabel, aber intraindividuell stabil: Persönlichkeitsmerkmal o Motiv =/= aktuelle Motivation o unzutreffende alltagsprachliche Verwendung: Handlungshintergrund o Motive nicht notwendigerweise bewusst drei zentrale Motive: Leistungsmotiv (Konkurrieren und Übertreffen anderer Personen, Meistern schwieriger Aufgaben -> Erfolg und Angst vor Misserfolg), Anschlussmotiv (Bekanntschaften und Beziehungen schließen/eingehen, Loyalität, Liebe -> Anschluss, Furcht vor Zurückweisung) und Machtmotiv (Kontrolle der o
Umwelt, Führung/Beeinflussung von anderen -> Kontrolle und auch Furcht vor Kontrolle anderer
Attributionen
Definition: o Zuschreibung von Ursachen zur Erklärung v. Ereignissen, Handlungen, Erlebnissen in versch. Lebensbereichen → attributionale Reformulierung: bewusste Attribution bei überraschenden, wichtigen und/oder neg. Ereignissen → in Psychologie: sozialpsychologische und motivationspsychologische Attributionsforschung
Klassifikation von Erfolg und Misserfolg (Weiner, 1986): stabil internale Gründe (Fähigkeit), stabil externale Gründe (Schwierigkeit der Aufgabe), variable internale Gründe (Anstrengung), variable externale Gründe (Zufall Wirkungen o entscheidend für Ausprägung v. Erfolgserwartungen: Stabilitätsdimension: stabile Zuschreibung → Beibehaltung d. Erfolgserwartung Variable Zuschreibung → Änderung d. Erfolgserwartung o entscheidend für Ausprägung d. Wertkomponente: Lokaldimension: internale Zuschreibung → Stolz, Scham externale Zuschreibung → Überraschung, Ärger o günstige Attributionen bei Erfolg: internal wie Fähigkeit oder Anstrengung o günstige Attributionen bei Misserfolg: variabel wie Anstrengung oder Zufall Bedeutung für Schule und Unterricht o Erfahrung subjektive Unkontrollierbarkeit im Leistungskontext → motivationale, emotionale, kognitive Defizite → Leistungseinbuße insb. nach Misserfolg o nach Misserfolgen bei Schülern unangemessene Ursachenerklärung (Attribution) vermeiden: Lokation: Misserfolg nur bei mir oder auch bei anderen? Stabilität: Misserfolg nur heute oder auch schon häufiger in Vergangenheit? o wichtig: Schülern aufzeigen, welche Schritte zukünftig zur Vermeidung von Misserfolgen unternehmen werden sollten Einschub: Reattributionstraining im schulischen Kontext (Dresel 2010, Ziegler & Schober, 2001) o Ziele: realistische Attributionen, motivationsförderliche Attributionen o Erfolge internal (Fähigkeiten, Anstrengung), Misserfolge variable (v.a. Anstrengung) attribuiert o Lehrer/Trainer nutzen u.a. Kommentierungstechniken (Modellierung, operante Konditionierung): Misserfolge: mangelnde Anstrengung oder Persistenz Erfolge: Begabung, Ausdauer Einschub: Erlernte Hilflosigkeit o psychischer Zustand d. Erwartung eines Individuums, best. Sachverhalte nicht kontrollieren zu können
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Prozess: Wahrnehmung von Nichtkontingenz zwischen Ereignis und Reaktion -> Kognitive Repräsentation der Nichtkontingenz -> Erwartung zukünftiger Nichtkontrollierbarkeit weiterer Ereignisse -> kognitive, motivationale und emotionale Defizite
→ motivationales Defizit: Passivität, Apathie, Resignation (vermindertes Auftreten willentlicher Reaktionen, z.B. Fluchtverhalten, Selbstbehauptung etc.) → kognitives Defizit: Eingeschränkte Möglichkeit zur Erkennung der Kontrolle zukünftiger Ereignisse (allg. Lernschwierigkeit) → Emotionales Defizit: Depression, sobald Überzeugung, man kann neg. Ereignis nicht mehr kontrollieren
Emotionen
State vs. Trait o Emotion als state: momentaner Zustand o Emotion als trait: persönlichkeitsbasierte Neigung, in versch. Situationen stärker / weniger stark mit best. Emotionen zu reagieren Klassifikation von Lern- und Leistungsemotionen: o Aktivität im Fokus und positive Valenz: (Lern-)Freude o Aktivität im Fokus und negative Valenz: Langeweile, Frustration o Ergebnis im Fokus und positive Valenz: Hoffnung und Vorfreude, Erleichterung, Stolz, Dankbarkeit oder Schadenfreude o Ergebnis im Fokus und negative Valenz: Angst, Hoffnungslosigkeit, Enttäuschung, Scham oder Schuld, Ärger, Neid, Mitleid Entstehung / Appraisaltheorie o Appraisals = kognitive Bewertungsprozess v. Situationen, Tätigkeiten, eigene Person o Interpretation v. Situationen/Tätigkeiten → Erleben v. Emotionen, z.B. Schüler denkt, gute Leistung liegt an milder Bewertung des Lehrers → Dankbarkeit, Erleichterung Schüler denkt, gute Leistung liegt an ihr (Können, gute Vorbereitung) → Stolz...