4.Vorlesung - kognitive Entwicklung PDF

Title 4.Vorlesung - kognitive Entwicklung
Author Anni Felstermann
Course Entwicklungspsychologie
Institution Leibniz Universität Hannover
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Entwicklungspsychologie 4. Vorlesung – Kognitive Entwicklung 1. Piagets Theorie der kognitiven Entwicklung  Jean Piaget (1896-1980)  Definiert Entwicklungsstufen ganz klar  Wenig empirisch gearbeitet  Kinder waren als empirische Basis relevant Die Erkenntnistheorie fragt (u.a.) nach dem Ursprung und dem Wesen menschlicher Erkenntnis. 

Wie Menschen die Welt begreifen, wie sich Denken entwickelt

Piaget legte eine „genetische Erkenntnistheorie“ vor 

Woher sammeln sich Menschen ihr eigenes Wissen? Woher bekommen sie Erkenntnis? Wie nehmen sie die Umwelt wahr?

„[…] ich glaube, dass menschliches Erkennen wesentlich aktiv ist. […] Durch diesen Gesichtspunkt befinde ich mich im Gegensatz zur Abbildtheorie der Erkenntnis, die Erkenntnis als ein passiv empfangenes Abbild der Realität auffasst:“ 

Experimentell arbeitendes Wesen, Individuum, sehr aktiv

1.1 Zugänge 1. Beobachtung von Kindern im Säuglingsalter 2. „Klinisches Interview“ (Befragung von Kindern verschiedenen Alters zu verschiedenen Themen, z.B. „Was ist denn ein Traum?“) 3. „Experimente“ (Wie reagieren Kinder und Jugendliche verschiedenen Alters auf bestimmte Aufgabenstellungen?)

1.2 Stufenkonzept der Entwicklung  Sensorisch-motorisch: berühren, spüren, sensorische Phasse  Konkret operational: ganz konkrete Verhaltensweisen, noch kein abstraktes Denken  Formal-operational: auch komplexe Situationen hypothetisch überdenken, kognitiv komplexes Handeln

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Jede Stufe ist ein integriertes Ganzes und qualitativ verschieden von anderen Stufen (neue Art und Form von Denkaufgaben) Die Stufensequenz ist invariant Jede Stufe bildet die Grundlage für die nächste (ein Überspringen ist nicht möglich) Die Strukturen einer Stufe verschwinden nicht sondern werden reorganisiert (hierarchische Integration) (Erfahrungen sind nicht weg, sie werden einfach in die nächste Stufe mit reintegriert und eingebaut) Die stufen sind universell (nicht abhängig von bestimmten Kulturen)

1.3 Begriff des „Schemas“ „Ein Schema ist ein strukturiertes Verhaltensmuster, das eine spezifische Form der Interaktion mit der Umwelt wiederspiegelt. Für Piaget gehört alles Wiederholbare und Generalisierbare in einer Handlung zum Schema.“ (Miller 1993)    

Kognitives Muster Z.T. angeboren, erweorben Hilft Menschen neue Erfahrungen einzuordnen, kategorisieren, generalisieren Bsp. Greifschema (angeboren)



Schemata für ganz bestimmte Verhaltensweisen, damit kann das Kind seine Umwelt erlebbar/erschließbar machen

1.4 Stadien  Altersangaben stehen in Kritk, gibt viel mehr Varianz dazwischen, nicht als fix zu verstehen, immer relativ zu betrachten

1.4.1 Das senso-motorische Stadium (0-2 Jahre)  Sensorik & Motorik – alles was mit Bewegung einhergeht, basierend auf Wahrnehmung & Motorik  Entwicklung basierend vorwiegend auf Wahrnehmung und Motorik  Der Säugling baut ein sensomotorisches Denksystem auf; dabei durchläuft er vom Neugeborenen bis zum 2. Lebensjahr 6 Stufen Wichtigste Erkenntnisbildung im senso-motorischen Stadium: die Objektpermanenz (das Wissen das Objekte, auch wenn wir sie nicht sehen, noch vorhanden sind, kognitive Fähigkeit die man entwickeln muss, entwickelt sich sehr früh

1./2. Stufe: „Aus den Augen aus dem Sinn“ 3.Stufe (ab ca. 4 Monat): Objekte werden gesucht, wenn sie teilweise sichtbar sind 4. Stufe (ab 8.Monat): Objekte werden nach dem Verschwinden gesucht, aber immer an derselben Stelle 5 Stufe (ab ca. 12. Monat): Objekte werden angemessen gesucht (beim Verstecken wird genau beobachtet) 

Kind guckt auf das Objekt, sucht an der Stelle wo es verschwunden ist, weiß das es nicht weg sein kann, Objekt ist nicht nur in de Welt präsent sondern auch kognitiv, im Kopf in der Wahrnehmung gibt’s ne Abbildung

6. Stufe (ab ca. 18 Monate): die Suche wird nicht aufgegeben, auch wenn das Verstecken nicht genau beobachtet werden kann Objekte sind jetzt mental repräsentiert Voraussetzung für die Symbolbildung

1.4.2 Stadium des voroperatorisch-anschaulichen Denkens (ca. 2-7 Jahre)  Symbolbildung, Sprachentwicklung, aber:  Denken bleibt an Anschauung gebunden, dabei: o Konzentration auf nur einen Aspekt (Zentrierung) (das es auch in die andere Richtung gehen kann) o Fehlende Reversibilität (Kind fehlt Fähigkeit andere Sichtweisen einzunehmen)

o Egozentrismus (wissen wie eine Flasche aussieht aber auch wissen, dass es anders aussehen kann, Muster von Flasche wird im Kopf gespeichert)

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Kinder können nicht 2 Dimensionen gleichzeitig wahrnehmen/beachten 1 Seite längerer Hebel & andere Seite mehr Gewichte Gibt auch andere Dimensionen, die sie berücksichtigen müssen Kinder können auch keine Umformungsaufgaben Kinder können nicht gleichzeitige Betrachtung von Breite und Höhe, meist wird nur eins beachtet

Bsp. Egozentrismus - Drei-Berge-Versuch nach Piaget & Inhelder (1956) 1. Kind muss verstehen, dass ein anderer etwas sehen kann, was es selbst nicht sehen kann 2. Kind muss verstehen, dass das selbe Objekt aus unterschiedlichen Perspektiven unterschiedlich aussieht  Perspektivwechsel können Kinder nicht, können Situation nicht aus anderen Augen sehen (z.B. der Puppe)  Sehr komplex, Perspektiveinnahme von anderen

1.4.3 Stadium des konkret-operatorischen Denkens Es erfolgt eine Dezentrierung des Denkens, Berücksichtigung von Transformationen und Reversibilität, Aufgaben des vorgestellten Typs werden jetzt bewältigt, aber: Denken bleibt an Konkretes (Gegenstände, nachvollziehbare Handlungen) gebunden.   

Besser umformen, einordnen, verstehen Denken ist an konkreten Merkmalen gebunden An abstrakten Dingen wird es nicht so funktionieren

Bsp. Pendelversuch Wovon hängt es ab, wie schnell das Pendel schwingt a) b) c) d)

(Frequenz)?

Von der Schwere des Gewichts Von der Länge des Seils Von der Kraft des Anstoßes Von der Höhe des Anstoßes

1.4.4 Stadium des formal-operatorischen Denkens (ab etwa 11 oder 12 Jahren)  Formal-logisches und abstraktes Denken  Denken in Möglichkeiten  Hypothesenbildung und systematische Prüfung Eig. Letzte Stufe nach Piaget Von konkretem zu abstrakten Denken, hypothetisches Denken, Lösungen für Problem finden, ohne es wirklich zu testen

BEISPIELFRAGE Haben die Kinder im Video die konkret-operatorische Phase bereits erreicht? a) Ja b) Nein c) Kann man aus der Sequenz nicht schließen

1.5 Die Mechanismen der Entwicklung Wie man von einer Stufe in die andere kommt? durch Erfahrungen sammeln, neue Schemata entwickeln, komplexer & realitätsnäher 1. Kognitive Organisation 2. Kognitive Adaption 3. Kognitive Äquilibration 1.5.1 kognitive Organisation Tendenz des Denkens, (kognitiv) integrierte Systeme (wenig widersprüchlich) auszuformen

= nicht zufällige Abspeicherung von Infos 1.5.2 kognitive Adaption Anpassung durch Assimilation und Akkommodation (später auch andere Bed. In VL) Assimilation = Individuum passt Umwelt in vorliegende kognitive Strukturen ein Akkommodation = vorhandene Strukturen werden an neue Umweltbedingungen angepasst Assimilation – Akkommodation „Das Begriffspaar wurde von Piaget eingeführt, um die Entwicklung menschlicher Erkenntnis und Informationsverarbeitung zu erklären. Assimilation ist die Integration von Neuem in bestehende mentale (und Handlungs-) Strukturen – Erfahrungen in vorhandene Schemas Akkommodation die Anpassung bestehender mentaler (und Handlungs-) Strukturen an Umweltanforderungen. Durch das bestehende Wechselspiel beider Prozesse werden nach Piaget die gesamte menschliche Erkenntnis und das mit ihr verbundene Wissen aufgebaut. 

Erfahrung passt nicht ins Denkschema  Erfahrung neu einordnen  Denkschema umbauen

Piaget über Assimilation vs. Akkommodation: „Ein Kaninchen, das Kohl isst, wird kein Kohlkopf. Vielmehr wird der Kohl zu Kaninchen, das bedeutet Assimilation.“ 1.5.3 kognitive Äquilibration Veränderungen des Organismus oder der Umwelt führen zu einem Ungleichgewicht, das wieder ausgeglichen werden muss Gleichgewicht muss hergestellt werden durch Assimilation & Akkommodation zusammen + Erfahrung und Denken im Einklang

1.6 Kritikpunkte an Piagets Theorie 1.6.1 methodische Kritik  Aufgabenstellungen zu kompliziert, um kognitive Fähigkeiten zu testen  Aufgaben zu objektpermanent, verlangt viel von Kindern (Objekt unter Tuch, sehen, motorisch etc.)  Vernachlässigung sprachlicher Konzepte  Aufgaben vorwiegend aus dem logisch-mathematisch bzw. physikalischen Bereich siehe domänenspezifische Entwicklung

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Wandschirm schwingt Vorteil hier: Kind muss nur gucken Oben rechts: guckt von rechts Mitte rechts: gucken hier viel länger hin Mitte links: nimmt graues Objekt weg

1.6.2 Kritik am Entwicklungsmodell  Generalisierung auf die gesamte kognitive Entwicklung o Siehe domänenspezifische Entwicklung  Kritik am Stufenmodell o Prozessmodelle  Unterschätzung des (angeborenen) Ausgangszustandes des Säuglings o Der „kompetente Säugling“  Lebensspannenprinzip: endet im Jugendalter

1.6.3 Kritik am Erklärungsmodell/Mechanismen  das Äquilibrationsmodell ist zu unspezifisch/zu allgemein o Entwicklung des Gedächtnisses (spielt da keine Rolle, Informationsverarbeitungskapazität) o Entwicklung von Problemlösestrategien o Erweiterung der Wissensbasis o Berücksichtigung soziokultureller Einflüsse Objektperspektive = Gegenstand nicht sehen, aber da Umschüttaufgabe = versch. Dimensionen einnehmen...


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