Ausführlichen Notizen (die Ratten, Emilia Galotti, Woyzeck, die Frauen von Nidden) PDF

Title Ausführlichen Notizen (die Ratten, Emilia Galotti, Woyzeck, die Frauen von Nidden)
Course Die Gesellschaft auf der Bühne
Institution Universität Trier
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Summary

Sehr ausführliche Mitschriften zu "die Frauen von Nidden" (Vorlesung von Herbert Ürlings) und Emilia Galotti, die Ratten und Woyzeck (Seminar)...


Description

Staatsexamensprüfung, Wintersemester 19 Seminar: Die Gesellschaft auf der Bühne Vorlesung: Literaturwissenschaft – Theorien, Probleme und Modelle (Prof. Uerlings)

Thesenblatt

Thesen zu Emilia Galotti Thesen basieren auf Seminarinhalten und Fick, Monika. Lessing Handbuch. Leben - Werk - Wirkung. Stuttgart: Metzler Verlag. 2016.

1. Das bürgerliche Trauerspiel macht den Umbruch von Familienkonzepten sichtbar (von der patriarchalischen Familienstruktur zur bürgerlichen Familienstruktur).

2. Lessing sieht das Mitleiden als zentrale Bedingung für die Wirkung seines bürgerlichen Trauerspiels (Lessings Mitleidsdramatik).

Thesen zu Woyzeck Thesen basieren auf Seminarinhalten

1. Die Gattung des offenen Dramas bietet sich an, um die determinierte Welt in Woyzeck darzustellen. Jedoch schafft es das Stück, trotz aller Offenheit eine zusammenhängende Struktur zu erzeugen (nach Klotz). 2. Der Text von Büchner und die Inszenierung von Rasche unterscheiden sich hinsichtlich der Figuren, die von der Determiniertheit betroffen sind.

Thesen zu die Ratten Thesen basierend auf Seminar und Große, Wilhelm. Lektüreschlüssel. Gerhart Hauptmann. Die Ratten. Stuttgart: Reclam. 2010. Haida, Peter. Gerhart Hauptmann. Die Ratten. Stuttgart: Klett. 2016. Mahal, Günther. Sprache im naturalistischen Drama. In: Günther Hauptmann. Die Ratten. Stuttgart: Klett. 2007. Schößler, Franziska. Einführung in das bürgerliche Trauerspiel und das bürgerliche Drama. Darmstadt: WBG. 2015.

1. Die Ratten weist Merkmale eines naturalistischen Dramas auf (z.B. Sprache, realistische Darstellung der Welt, Sozialdarwinismus). 2. Die Ratten sind das wichtigste Leitmotiv des Dramas.

These zur Vorlesung (bei Prof. Dr. Uerlings - Literaturwissenschaft) These basiert auf Vorlesung und Conrady, Karl Otto. Notizen über den Umgang mit Literatur. In: Karl Otto Conrady. Literatur und Germanistik als Herausforderung. Frankfurt am Main. 1974.

1. Interpretationsvorgänge sollten in der Regel auf drei Argumentationsebenen ablaufen:   

Analyse (Form, Inhalt) Interpretation (Deutungshypothesen, die begründet werden müssen) Kritik (welche Rolle spielt ein Text für die Entstehungszeit oder die Gegenwart?)  Textbeispiel: Die Frauen von Nidden (Agnes Miegel)

Antworten zu Thesenpapier Vorlesung In der Vorlesung ging es immer um diese drei Stufen des Interpretationsprozesses 1. Analyse (also Analyse der Form, Klärung des Inhaltes, Worum geht es? Welche Form hat ein Text? Welche Stilmittel werden verwendet?)  was man da beobachtet ist immer wahr oder falsch, also immer subjektiv (es wird noch nicht interpretiert) 2. Interpretation (Bedeutungszusammenhänge erkennen, Leitmotive erkennen, Form mit Inhalt verknüpfen, Wertvorstellungen der Figuren erkennen)  hier geht es darum, Deutungshypothesen zu formulieren, die ihre Wahrheit durch angemessene Begründung erhalten  außerdem wurde in der Vorlesung immer wieder betont, dass es keine Instanz gibt, die sagen kann, ob eine Interpretation wahr oder falsch ist (noch nicht mal der Autor selbst)  Deutungen können nicht wahr oder falsch sein, sondern nur mehr oder weniger angemessen bzw. mehr oder weniger angemessen begründet 3. Kritik (mit Kritik ist die Frage nach dem Zusammenhang zur Entstehungszeit eines Textes gemeint, aber auch seine Wirkung auf die Gegenwart)

In der Vorlesung haben wir dieses Schema durchgespielt anhand des Gedichts „Die Frauen von Nidden“ von Agnes Miegel aus dem Jahr 1907 1. Analyse   

Lyrischer Text mit Erzählcharakter Es wird ein vergangenes Geschehen beschrieben Inhalt: o Die besagten Frauen und ihre Familien wohnen in Nidden und sind vom Tod bedroht, weil zu der Zeit gerade die Pest auf dem Festland wütete o Generell hatten die Frauen ein sehr schweres Leben, weshalb sie hofften, dass Gott sie wenigstens vor anderen Katastrophen verschont o Frauen fühlen sich allerdings nicht nur bedroht von der Pest, sondern auch vor der Wanderdüne in ihrem Ort o Am Ende sterben fast alle Dorfbewohner an der Pest, außer die sieben Frauen o Die Frauen begehen Selbstmord, indem sie sich von der Düne bedecken lassen 2. Interpretation  Stilmittel o Viele Personifikationen, die den Tod und die Pest als dämonische Mächte wirken lassen o Tür und Tor: Metapher für Heimkommen (Frieden finden im Tod)  Deutung o Man muss erkennen, dass die Frauen ihren Gottesglauben verlieren und sich am Ende der Düne hingeben. Durch die Pest sind alle

o o 3. Kritik    

Männer gestorben, also könnten die Frauen niemals christlich beerdigt werden. Die Düne begräbt sie wenigstens (Die Düne deckt ihre Kinder zu, was die Düne zu einer mythisierten Mutterfigur macht) Man hat auf der einen Seite dieses Mythische, aber auf der anderen Seite den natürlichen Vorgang der Verschüttung eines Dorfes Fazit: stilistische und mythologische Überhöhung von etwas Realistischem

Beschreibung einer wahren Katastrophe (Pestepidemie von 1709) Deshalb waren diese Balladen weit verbreitet Es handelt sich um Heimat bzw. Regionalliteratur Es werden Haltungen empfohlen, die dem Nationalsozialismus den Weg geebnet haben (geht zurück auf Aufgabe des christlichen Glaubens und die Aufnahme eines naturreligiösen Glaubens, aber auch auf den heroischen Schicksalsglauben, was bedeutet, dass man sich dem eigenen Untergang hingibt)

Die Ratten 1. Berthold Brecht lehnt naturalistische Auffassung ab. Er sagt, dass Milieu keine Naturgewalt ist, sondern von Menschen gemacht. Das heißt, Menschen haben es in der Hand, etwas zu verändert. In „Die heilige Johanna der Schlachthöfe“ werden von Menschen verursachte Katastrophen als unveränderbar ausgegeben und als Naturereignisse interpretiert (vor allem von den Fleischfabrikanten, die die Krise aber verschulden  Kritik am Naturalismus und am Kapitalismus). Das bedeutet, dass die Leute im Stück, die die Krise verschulden, sagen, dass sie nichts dafürkönnen. Heilige Johanna - Kritik an der liberalen Ideologie: Gerade bei Grundbedürfnissen und Ressourcen wird sehr verschwenderisch gehandelt. Ernährung und Lebensmittel sollte man nicht in die Hand von Kapitalisten geben (Grundbedürfnis wird missbraucht, um Profit zu machen  es wird viel weggeworfen und somit Tiere und Arbeiter ausgebeutet)

Gegen Krisen kann keiner was! Unverrückbar über uns stehen die Gesetze der Wirtschaft, unbekannte, Wiederkehren in furchtbaren Zyklen Katastrophe der Natur.

Merkmale von naturalistischen Texten: 

Heikle Themen werden schonungslos angesprochen: o

Lebensumstände der sozial Schwächsten

o

Armut  daraus resultierende Krankheit



o

Alkoholismus  Herr John trinkt (kann Geburtstag des Kindes auf Amt nicht angeben, weil er betrunken ist)

o

Kindesentführung

Milieu als Determinismus (hier ist Woyzeck Vorbild) o

Familienstück wird umgewandelt in Milieustudie

o

Sozialdarwinismus: das Milieu ist wie eine Krankheit, die man erbt (z.B. Alkoholismus, Kriminalität, Armut vererbt sich)

o

Milieu definiert einen als Person  es gibt kein Entrinnen  diese Vererbung ist ein natürlicher Effekt  negiert jegliche Form von Wandel und Revolution



ebenfalls thematisiert: Leben in der Großstadt (Berlin)



exakte und detailreiche Wiedergabe der Wirklichkeit o

detailreiche Beschreibungen  ausführliche Regieanweisungen



realitätsnahe Verwendung von Ort und Zeit



Sprache: o

Dialekt (Frau John spricht Berlinerisch)

o

Akzente (Pauline spricht Berlinerisch mit osteuropäischem Akzent)

o

Soziolekt (Bruno  Gaunersprache)

o

Pausen, Auslassungen

o

Interjektionen

o

Umgangssprache

o

Sprache als Indikator für Milieu (Hochdeutsch vs. Dialekt vs. Fremdwörter)

 real gesprochene Sprache 

Sekundenstil (bei dem alle Pausen und Interjektionen etc. aufgeschrieben werden  präzise Beschreibung des Milieus und der Charaktere)

Anmerkung: Man kann behaupten, dass Gerhart Hauptmann in der Figur von Erich Spitta die Position eines Naturalisten einnimmt!  

Das sieht man im dritten Akt, wenn Hassenreuter seinen Schülern Unterricht gibt. Für Spitta soll alles natürlich sein. Er sagt (S. 49), dass ihm alles Gestelzte und Rhetorische nicht liege. o Darin besteht auch der Unterschied darin, wie Spitta und Hassenreuter die dramatische Kunst auffassen. o Spitta ist sehr neutral, fast leidenschaftslos. Er hält sich nicht genau an den Text, hat kein leidenschaftliches Organ. Hassenreuter ist viel leidenschaftlicher und will, dass alles perfekt ist, legt viel Wert auf Betonung und einstudierte Bewegungen.



Außerdem will Hassenreuter an der alten Ständeklausel festhalten. o Er sagt, dass nur Adlige (wie Lady Macbeth und King Lear) Figuren einer Tragödie sein sollen (keine Reinemachefrau  dass im Stück hier die Putzfrau Frau John Hauptfigur ist, gibt dem ganzen Diskurs etwas Komödiantisches  Hassenreuter ist eher Anhänger der klassischen Regelpoetik o Spitta sagt jedoch, dass vor der Kunst wie vor dem Gesetz alle Menschen gleich sind.

Ende des 19. Jahrhunderts prägten große gesellschaftliche Veränderungen Europa: Die industrielle Revolution, der Imperialismus, die Verstädterung, wobei durch letztere Armut und Elend in konzentrierter Form beobachtet werden mussten. Auf diesem Boden entstand als Gegenbewegung der Naturalismus. Naturalistische Künstler behaupten, die Wirklichkeit möglichst genau darzustellen, und arbeiten mit exakten, gleichsam naturwissenschaftlichen Methoden. Diese Wissenschaftlichkeit berechtigt und verpflichtet sie, auch das Hässliche und Verdrängte abzubilden. Die Naturalisten legten Wert auf eine detaillierte Beschreibung der Wirklichkeit, die sie mit menschlichen Sinneseindrücken für erfahrbar hielten. Sie hatten ein materialistisches Menschenbild. Um eine objektive Darstellungsform zu erreichen, orientierten sie sich in ihrer Kunst an naturwissenschaftlichen Methoden. Der Naturalismus ist eine Protestbewegung in der Literatur gegen den Idealismus, die Ende des 19. Jahrhunderts (1880 – 1900) auftrat. Seine Vertreter schrieben vor allem prosaische Werke und Dramen. Die Lyrik hatte keine wichtige Funktion für diese Strömung. Die Themen für ihre Werke fanden sie regelrecht auf der Straße, indem sie sich der Problematik der wachsenden Großstädte widmeten. Sie machten die Prostitution, den Alkoholismus und auch das sonstige soziale Elend, das die moderne Industriegesellschaft mit sich brachte, zum Hauptgegenstand ihrer Kunst.

2. Die Ratten als Leitmotiv  



Zunächst ist es auffällig, dass die Ratten relativ oft erwähnt werden, was schon mal ein Merkmal für ein Leitmotiv ist. Zum einen hausen sie in dem Mietshaus, sie nagen alles an und tragen somit zum Verfall des Gebäudes bei. Dann kommt noch hinzu, dass sie fast nicht zu fassen sind, weil sie so klein und flink sind. Das heißt, sie hausen eigentlich nur im Verborgenen, was dem Dachboden im Stück eine düstere Atmosphäre verleiht  zeigt auf, in welch ärmlichen Verhältnissen die Figuren teilweise leben. Die Rattenplage ist sozusagen der soziale Zustand. Eventuell könnte man den Verfall des Mietshauses auch auf die Krise der Gesellschaft beziehen.  Während der Jahrhundertwende herrschte eine allgemeine Verunsicherung, was auch damit zusammenhängen könnte.  Es gab zu der Zeit auch viele Veränderungen (Bevölkerungswachstum, Urbanisierung)  Im Text sieht man das zum Beispiel kurz vor Schluss, wenn Herr John sagt „Alles ist morsch, alles kann jeden Augenblick bis in den Keller durchbrechen“.





Außerdem könnte man die Ratten darauf beziehen, dass die Menschen triebgesteuert sind (z.B. Fortpflanzungstrieb bei Frau John). Das wirkt sich zerstörerisch auf die sozialen Beziehungen aus und irgendwie nimmt keiner den anderen so wie er ist. Jeder ist nur auf seinen eigenen Vorteil aus und zwischenmenschliche Gefühle spielen eigentlich kaum eine Rolle. Hassenreuter nennt Spitta eine Ratte. Damit meint Hassenreuter, dass Spitta zu den Leuten gehört, die über Kunst und Politik anders denken als er. Das heißt politische Kritik am neuen deutschen Kaiserreich (unter Wilhelm II.) üben und nicht die traditionelle Kunstauffassung (Hassenreuter war für Ständeklausel in Literatur) haben.

Emilia Galotti 1. Bürgerliche Trauerspiele sind für die Literaturwissenschaft so interessant, weil sie uns historisch den Umbruch von verschiedenen Familienkonzepten sichtbar machen  Von der Patriarchalischen Familienstruktur (Familie als Haus) zur bürgerlichen Familienstruktur 1) Die Familie als ganzes Haus  Subsistenzwirtschaft mit einem Patriarchen an der Spitze, leben und arbeiten war eng verbunden (vor 18. Jhd.) 2) bürgerliche Kleinfamilie (bei beginnender Industrialisierung)  Arbeit außerhalb der Familie, Geschlechtertrennung (Mann geht arbeiten, Frau bleibt zu Hause)



Diese beiden Familienkonzepte spiegeln auch Liebes- und Familienbeziehungen wieder  Patriarchalische Familienstruktur: funktionale Beziehungen, die nicht so hoch emotionalisiert sind, klare hierarchische Familienstruktur  Bürgerliche Familie: Familien- und Liebesbeziehungen, die wir übernommen haben: Psychologischere Probleme, Ehe aus Liebe, man fühlt Verantwortung für den anderen, was auch mit Schuldgefühlen verbunden ist, in der Literatur gibt es oft Vater-Tochter-Konflikte (zu der damaligen Zeit des bürgerlichen Trauerspiels etwas ganz Neues)  Beispiel für Schulgefühle: Miss Sara Sampson (erstes bürgerliches Trauerspiel von Lessing): Sara leidet darunter, dass sie durch die Liebe zu jemand neuem auch die Verantwortung für das Leben des Vaters aufgeben muss

Diese Familienkonzepte findet man auch bei Emilia Galotti: 



Am Anfang spiegeln die Galottis noch das Konzept „Familie als Haus“ wieder: klare hierarchische Struktur mit dem Vater als Familienoberhaupt und der Tochter, die immer auf ihre Eltern hört und alles macht, was sie sagen. Am Ende wird dieses Konzept aufgelöst und die Galottis werden eher zur bürgerlichen Familie. o Die Machtkonstellation verschiebt sich  Emilia trifft die Entscheidung zu sterben selbst o Fokus auf die Liebe zwischen Vater und Tochter o Odoardo fühlt sich für Emilia verantwortlich o Alles sehr emotional

2.

Mitleidsdramatik von Lessing 







es soll Mitleid erzeugt werden – Figuren haben gute und böse Seiten, die Motive haben und nicht ausschließlich gut oder böse sind (gemischter Charakter)  man soll Mitleid mit allen Figuren haben. Gemischter Charakter in Emilia Galotti: Odoardo (böse: er bringt Emilia um, er macht ihr viele Vorschriften und erzieht sie streng; gut: aus seiner Logik sind es gute Motive, er liebt sie) Warum sind gemischte Charaktere wichtig, um Mitleid zu erzeugen? Sie sind vielschichtig (sie sind keine Typen, sondern Charaktere), was bedeutet, dass man sich besser in sie hineinversetzen kann Mitleidende Menschen sind gute Menschen  Lessing (oder auch Gottsched: Regelpoetik – Theater soll auf die Gesellschaft erzieherisch einwirken, weshalb der Kunstcharakter der Literatur eingeschränkt wurde) zielen auf eine sittlichmoralische Erziehung ab o Abscheu vor dem Laster o Sollen tugendhaften Personen nacheifern

Woyzeck 1.



gesellschaftliche Prozesse werden in ganz fundamentaler Weise von ökonomischen Interessen dominiert



Ökonomie ist in „Woyzeck“ zum Schicksal geworden  Armut steht in Woyzeck an dem Ort, an dem in Tragödien das Schicksal steht

 Determiniertheit der Figuren durch bestehende ökonomische Verhältnisse 

Kreislauf, aus dem man kaum ausbrechen kann  keine Aufstiegschancen



Darstellung von großen Armutsproblemen im 19 Jahrhundert  Massenproblem



Intersektionalitätsparadigma: In welcher Figur überschneiden sich Ausschlussmechanismen? o

Z.B. Marie: Armut, Frau, uneheliches Kind

Was ist die Form des Stücks?  Offenes Drama o

Umstellprobe: Szenen kann man fast beliebig vertauschen (Maries Tod muss am Ende stehen)

o

Viele Handlungsorte, viele Personen

o

Warum ist die Form prädestiniert, um Kritik an den Verhältnissen zu üben?

Offenes Drama nach Klotz – ein offenes Drama bietet sich an, um eine determinierte Welt darzustellen



Determiniertheit in Woyzeck: Armut als Schicksal, man wird in seinen Stand hineingeboren ohne Möglichkeiten, gesellschaftlich aufzusteigen.



Egal wie man Woyzeck zusammensetzt, es verändert sich nichts an Woyzecks Lage oder an seiner Figur



Kreisbewegung  Teufelskreis, der durch Determinismus verursacht wird, man kommt aus niederem Stand nicht heraus (Obwohl er gerne aufsteigen würde). Die einzelnen Szenen sind sozusagen Einzelerscheinungen, die auf Woyzeck einbrechen und das hört nie auf



Gegenspieler ist keine Person: mehrere äußere Umstände sind schuld an Woyzecks Situation  Die Welt als Ganzes gerät in Kritik



Geschlossenes Drama: Der Ausschnitt als Ganzes  Konflikt zwischen Protagonist und Antagonist  Zuspitzung auf einzelne Personen (vor b.T auf Adlige)



Offenes Drama: Das Ganze in Ausschnitten  Antagonist ist keine Person, sondern die Welt in der Fülle ihrer Einzelerscheinungen  dadurch drängt die Darstellung der Welt über die Grenzen des Stücks hinaus (offenes Ende)



Offenheit kann man auch aufs Ende beziehen: Man weiß nicht, wie es mit Woyzeck weitergeht



Woyzeck (das offene Drama, was durch den Dialog bestimmt ist) tendiert zur Epik: o

Zur Poetik der Determination in Woyzeck (aus Handbuch):

Das handlungs- und sprachunfähige Objekt steht gemeinhin den abstrakten Verhältnissen gegenüber, sodass das soziale Drama und damit auch Büchners Woyzeck zur Epik, das heißt zu Zustandsschilderungen und zu offenen Strukturen tendiert.  Warum hat das offene Drama epische Elemente? o

Drama zeichnet sich normalerweise durch den Dialog aus

o

Bei Woyzeck ist der Dialog nicht produktiv, Figuren reden aneinander vorbei

o

Deshalb entsteht das Gefühl, man schaue nur in Zustandsszenen rein, in denen der Dialog nicht produktiv ist.



Syntax sehr parataktisch, Ellipsen etc.  spiegelt Sprachohnmacht wieder/Figuren niederen Standes o

warum hängt das mit der offenen Form zusammen?  einzelnen Satzteile ermöglichen induktive Sicht (Leser muss Lücken ergänzen)

2.



Klotz: Die Dispersion der Handlung zu koordinieren übernimmt bald die Person (Woyzeck), bald die Bildersprache (immer wiederkehrende sprachliche Bilder oder Leitmotive, z.B. Messer, rot  Blut – Vorausdeutungen: „der Mond glüht wie ein blutig Eisen – wie eine blutige Waffe), bald das Thema (Armut, Eifersucht oder die Zuspitzung der Probleme im Mord) o

Klotz fragt sich, wie trotz aller Offenheit für den Zuschauer oder den Leser eine Einheit, ein zusammenhängender Text hergestellt. Wie wird der Text ohne einheitliche Handlung trotzdem zusammengehalten? Wo entstehen neue Verbindungen, die in einem geschlossenen Drama vielleicht gar nicht nötig sind.  offene Dramen machen das hauptsächlich über diese drei Strategien, um einem offenen Drama Struktur zu geben und trotzdem Zusammenhänge herzustellen.  Woyzeck ist ein gelungenes Beispiel und zeigt, wie auf anderen Ebenen als der Handlung Einheit gestiftet werden kann

Das soziale Drama unterscheidet sich vo...


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