Die 12 Geschworenen Text und Notizen PDF

Title Die 12 Geschworenen Text und Notizen
Course Skills: Angewandte Sozialpsychologie in beruflichen Kontexten. Entscheidungen, Bewerbungen, Team- und Führungssituationen
Institution Universität St.Gallen
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Angewandte Sozialpsychologie in beruflichen Kontexten

Zusammenfassung der psychologischen Prozesse Zu Beginn des Filmes wollen die meisten (elf der zwölf Geschworenen) möglichst rasch die Abstimmung über die Schuld des Angeklagten hinter sich bringen, um so möglichst schnell wieder ihren jeweiligen Tätigkeiten nachgehen zu können. Nur der Geschworene Nummer 8 stimmt bei der Wahl für „nicht schuldig“ und, da das Urteil einstimmig gefällt werden muss, veranlasst so alle anderen Geschworenen, sich eingehend mit dem Fall zu befassen.

Relativ schnell lässt sich eine gewisse Gruppendynamik am Tisch der Geschworenen ausmachen. Diese ergibt sich auch aus den jeweiligen Lebenshintergründen der Geschworenen. Der Geschworene Nummer 1, welcher auch noch Trainer ist, leitet die Besprechung und hat eine Moderatoren-Rolle inne. Der Geschworene Nummer 2 kann zunächst seine Ansichten nicht klar wiedergeben und verhält sich eher passiv. Im Laufe der Diskussion taut er aber auf, liefert auch noch einen wichtigen Beitrag zur Diskussion und setzt sich schliesslich auch gegen Angriffe der anderen Geschworenen zur Wehr. Auch beim Geschworene Nummer 5, welcher selber aus ärmlichen Verhältnissen kommt, kann man einen solchen Wandel beobachten. Er gewinnt immer mehr an Selbstvertrauen und bringt seine Erfahrungen in die Diskussion mit ein. Er ist der Einzige, der weiss wie man die Tatwaffe richtig benutzt und so aufzeigt, dass der Angeklagte die Tat wohl nicht begangen hat – aufgrund dieser Erkenntnis ändert er als Dritter seine Meinung.

Andere Geschworene, wie z.B. die Nummer 3 sind aufbrausend und impulsiv. Er projiziert seine eigenen Gefühle für seinen Sohn in den Fall, über welchen er abstimmen muss. Zuerst ist dieses Rollenbild nicht klar, es wird erst nach und nach von den anderen Geschworenen, vor allem Nummer 8, aufgedeckt. Auch Geschworener Nummer 10 ist ein von Hass erfüllter Rassist, welcher den Angeklagten alleine aufgrund seiner Herkunft für schuldig erachtet. Ihn interessieren die vorgebrachten Argumente für seine Unschuld nicht. Erst als er in einer Situation völlig eskaliert und sich alle Geschworenen von ihm abwenden, leistet er keinen Widerstand mehr und ändert sein Votum.

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Der Geschworene Nummer 8 ist der Einzige, welcher zu Beginn begründete Zweifel hegt und sich daher gegen die Gruppe stellt. Er stimmt für „nicht schuldig“. Obwohl die anderen Geschworenen sofort alle auf ihn einreden und ihn für verrückt erklären, begründet er seine Zweifel und legt seine Meinung offen dar – auch wenn er nicht mit Sicherheit sagen kann, ob der Angeklagte die Tat begangen hat oder nicht. Er veranlasst so den Rest der Gruppe, den gesamten Fall Punkt für Punkt noch einmal durchzugehen. Durch geschickte und überzeugende Argumentation kann er die anderen nach und nach dazu bringen, ihre Sicht auf den Fall zu ändern und erreicht so schlussendlich sein Ziel.

Übertragung auf den beruflichen Alltag Eine Erste Gemeinsamkeit zwischen Film und realem Arbeitsalltag ergibt sich beim Wetter. Wer sitzt schon gerne bei 25+ Grad im Büro und arbeitet. Wahrscheinlich hat es jeder schon erlebt, dass er in einer solchen Situation seine Arbeit möglichst schnell erledigen möchte, um dann gehen zu können und dann seinem eigenen Vergnügen nachkommen kann.

Es kommt bei der Arbeit immer wieder vor, dass man sich in einer Gruppe oder zwischen verschiedene Führungsebenen nicht einig ist. Trotzdem ist es notwendig, diese Unstimmigkeiten du analysieren und diskutieren um so eine Lösung für das Problem zu finden – auch wenn eine solche manchmal nicht für alle gleich befriedigend ist. Um zu einer solchen Lösung zu gelangen, werden Arbeitsgruppen gebildet, Meetings abgehalten und Pilot Versuche gestartet. Erst nach einer eingehenden Beschäftigung mit dem Thema, kann man eine Lösung finden. Im Film wird dies vor allem am Anfang deutlich, als fast alle Geschworenen sofort abstimmen wollen, ohne sich noch zu besprechen. Sie nehmen die vorgebrachten Beweise und Anmerkungen des Gerichtes für bare Münze und geben sich zunächst keine Mühe, sich eigene Gedanken zum Fall zu machen. Erst nachdem einer aus der Gruppe sie dazu auffordert, regt sich langsam aber sicher Widerstand und Zweifel über die Schuld des Angeklagten. Auch im Arbeitsumfeld hat man vielleicht eine bereits vorgefasste Meinung über ein bestimmtes Thema und denkt überhaupt nicht daran, dass es auch noch eine andere Sichtweise oder einen anderen Lösungsansatz geben könnte. Erst durch den Austausch mit anderen werden diese Alternativen ersichtlich und regen zum eigenen Umdenken an. 2

Wie auch die Geschworenen im Film, hat ein jeder Mitarbeiter seinen persönlichen Hintergrund und seine eigene Lebenserfahrung, welche er in eine Gruppe oder seine Arbeitsstelle mitbringt und welche ihn und seine Sicht- und Arbeitsweise so auch beeinflussen. Im Arbeitsumfeld bekommt jeder Mitarbeiter eine gewisse Rolle oder Stellung zugeteilt. Diese ergibt sich meist schon aus seiner Mitarbeiterbezeichnung. Ein Praktikant hat wohl nicht die Gleichen Aufgaben wie ein Gruppenleiter. Dementsprechend kommt ihm auch weniger Verantwortung und zugleich weniger Entscheidungsgewalt zu. Trotzdem muss man in

einer

Gruppe

versuchen,

auf

alle

diese

verschiedenen

Sichtweisen

oder

Lebenshintergründe einzugehen. Obwohl meistens dann dem Gruppenleiter oder Abteilungsleiter in einer höheren Position und mit der Gesamtverantwortung über ein Projekt die Entscheidungsmacht inne liegt, ist es wichtig, auch die Ansichten und Bedenken der Mitarbeiter zu beachten, welche sich meistens lange mit dem Thema befasst haben und oftmals besser über die Details bescheid wissen, als die Entscheidungsträger.

Obwohl man meist von Anfang an eine Rolle zugeordnet bekommt, heisst das nicht, dass man für immer in dieser Rolle bleiben muss. Wie auch im Film gezeigt, kann mit der Zeit ein Entwicklungsprozess stattfinden und man beginnt, sich eine neue Rolle oder Position im Arbeitsumfeld zu erarbeiten. In diesem Entwicklungsprozess wird man selbstbewusster und lernt mit der Zeit, seine eigenen Meinungen und Ansichten besser zu positionieren. Man merkt, dass man mit geschickter und überzeugender Argumentation weiterkommt und so seine eigenen Vorstellungen besser einbringen kann – so, dass sie schlussendlich auch verwirklicht werden. Zudem erfordert es auch einigen Mut, sich gegen eine ganze Gruppe zu stellen und die eigene Meinung darzulegen und für diese einzustehen. Wie man im Film aber gelernt hat, heisst es nicht, dass man verloren hat, wenn man seine Meinung auch einmal ändert und sich von anderen überzeugen lässt. Denn gerade im beruflichen Alltag ist die Zusammenarbeit mit anderen Menschen von hoher Bedeutung – daher muss man diese Prozesse des Umdenkens und und Akzeptierens lernen und annehmen.

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Notizen zum Film Welche Entscheidungsprozesse beobachten Sie?  Die meisten Geschworenen wollen so schnell wie möglich alles hinter sich bringen; wollen gleich abstimmen, ohne über den Fall zu sprechen  Der Geschworene Nummer 8, welcher von Anfang an mit niemandem redet und auch auf Gespräche nicht eingeht (denkt wahrscheinlich noch über den Prozess nach), stimmt als Einziger für nichtschuldig  Der Geschworene Nummer 1 leitet die Besprechung; wird aber wütend, weil Nr. 10 ihn angreift und will „sein Amt“ niederlegen  Nr. 12 schlägt vor: jeder soll seine Meinung zum Prozess sagen  Sie beginnen den genauen Tathergang noch einmal zu rekonstruieren  Nachdem Nr. 8 das Messer zeigt, gibt es schon einige Gegenstimmen; auch gegen die Beweisführung der Staatsanwaltschaft  Nr. 8 schlägt vor, nochmals abzustimmen: wenn alle für schuldig sind, dann will er auch für schuldig stimmen. Wenn einer dagegen ist, dann sollen sie weitermachen (im geheimen abstimmen)  Zeichnung gemacht; analysieren die Situation der Zeugenaussage (Zug der vorbeifährt) Wie beeinflusst das Selbstkonzept und das Selbstwertgefühl der Akteure Ihr Handeln?  Nummer 3 wird wütend; erzählt von seinem Sohn, von welchem er enttäuscht ist  Ein Geschworener ist eingeschüchtert, möchte sich nicht zum Prozess äussern (wird mit „lauter“ angeschnauzt von einem anderen Geschworenen)  später sagt er nach einer HassTirade des alten Mannes, dass er „auf solchen Hinterhöfen“ aufgewachsen ist. Hat sich zuerst nicht getraut gegen ihn einzustehen und seine Meinung zu sagen, erst später steht er für sich und seine Herkunft ein  Nr. 1 flippt aus, weil man ihn einen Ochsen genannt hat (durch Nr. 10)  Nr. 3 sagt zu Nr. 2 „nun schweigen sie doch mal“ als er sprechen möchte  „Angenommen, Sie sind der Angeklagte“  Der Zeuge (alter Mann) hat an seine Aussage geglaubt; Nr. 9 sagt: ich bin nicht mehr so jung  Bankangestellter Nr. 2 bietet ständig allen seine Hustenbonbons an. Immer nett und lächelnd während der ganzen Besprechung. „Schreit er mich plötzlich an: du Idiot! Kann ja nicht sein Ernst gewesen sein, nicht?“ alle lachen  Wer schon einmal Unrecht im Leben erlebt hat, ist eher geneigt, sich auf die Seite des Angeklagten zu stellen; sich in seine Situation zu versetzen  Nr. 10 (Jude) wirf Nr. 6 vor, dass er keinen Anstand hat; er wollte nur zu seinem Baseball-Spiel  Nr. 3 hat eine innere Wut  es kommt heraus, dass sein eigener Sohn ihn erstechen wollte; seither hatten sie keinen Kontakt mehr. Er will Rache gegen seinen Sohn, daher will er auch den Angeklagten tot sehen Welche Rolle spielen Einstellungen und Einstellungsänderungen?  „sie trauen dem Jungen nicht, was veranlasst sie eigentlich der Frau zu trauen? Sie sind doch aus dem selben Milieu“  Sportler „den hätt’ ich auch verdünnt“ ... Nr. 3: „und wie, so sind die Strolche heut zutage“; früher hat man die Väter noch mit „Sie“ angesprochen. Nr. 3 ist eigentlich stolz auf seinen Sohn, hat aber seit 2 Jahren Probleme mit ihm  projiziert diese Wut auf den Angeklagten  „Jude natürlich“  Nr. 11 fragt: „warum ist das natürlich?“; in meiner alten Heimat ist eine freie Meinung nicht mehr möglich  Nr. 9 ist als erster auch auf der Seite von Nr. 8  ihm imponieren die Beweggründe von Nr. 8  „er kann sie gar nicht verstehen, weil er sie nicht verstehen will“

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 

Nr. 3 will den Jungen unbedingt tot sehen  nicht der Tatsachen wegen, sondern weil er es sich persönlich wünscht. Schreit „ich bringe ihn um, ich bringe ihn um“ Vorurteile von Nr. 10 (Tankstellen Besitzer)  redet sich in Rage. Auch einer der drei letzten, welche für schuldig sind, stellt sich auf die Seite zur Gruppe der „Nicht-Schuldigen)

Welche Gruppenprozesse entstehen in der dargestellten Situation?  Zuerst sind praktisch alle (11 Geschworene) einer Meinung, lachen miteinander, machen Witze, erzählen aus ihrem Leben  Sie beginnen den Fall zu rekonstruieren  Bei er zweiten Abstimmung ist schon ein zweiter für nicht schuldig  Nr. 3 beschuldigt Nr. 5, dass er „umgekippt“ ist und seine Meinung geändert hat; später entschuldigt er sich bei ihm  Die Geschworenen schreien sich an; wollen sich sogar schlagen; beleidigen sich  Nr. 8 zeigt z.B. bei der Zug-Situation auf, dass der Zeuge den Angeklagten eigentlich nicht gehört haben kann. Fast die gesamte Gruppe pflichtet ihm bei und einige Setzen sich nun auch für ihn ein.  Nr. 3 mault herum, gibt immer wieder patzige Antworten und ist denunziert alle Aussagen von Nr. 8 und Nr. 9. Ein anderer Geschworener greift ein und sagt, man solle nicht so mit alten Menschen sprechen  Nr. 5 ändert sein Votum (9:3 jetzt)  Neue Abstimmung. Ein Geschworener mehr ist für nicht schuldig (8:4 für schuldig)  Nr. 3 flippt aus; Nr. 6 kann es auch nicht glauben  Obwohl fast alle zu Beginn von der Schuld des Angeklagten überzeugt sind, machen sie bereitwillig mit beim analysieren des Sachverhaltes mit (z.B. Zeitmessen, wie lange der Alte Mann in der Wohnung hatte)  Nachdem Nr. 3 eskaliert ist und Nr. 8 beschreit „ich bringe ihn um“: betretenes schweigen in der Gruppe  Neue Abstimmung: Nr. 2+6 neu für nicht schuldig (6:6)  Nr. 6 (Sportler) stimmt auch für nicht schuldig (7:5)  Nächste Abstimmung: es sind nur noch 3 für schuldig (9:3)  Geschworener 4 führt noch einmal die Zeugenaussage aus  Nr. 12 ändert seine Meinung, es steht 8:4  Nr. 4 ändert nun auch seine Meinung (nach Diskussion wegen der Sehkraft der Zeugin) (11:1)  Die Gruppe ist nun fast vollständig für die Unschuld des Angeklagten  Nr. 3: nach seinem „Geständnis“ mit seinem Sohn, sagt er nur noch: nicht schuldig  Niemand diskutiert mehr, alle stehen ohne ein weiteres Wort auf und gehen  Nur Nr. 3 bleibt noch am Tisch sitzen. Nr. 8 geht zu ihm und fordert ihn auf mitzukommen. Nr. 3 fragt ihn nach dem Namen, „wir werden uns ja nicht wieder sehen“  Der Gerichtsdiener nimmt das Messer, schaltet das Licht aus und geht

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