Emilia Galotti Drama PDF

Title Emilia Galotti Drama
Course Literaturwissenschaft Examen
Institution Universität Regensburg
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Emilia Galotti Theodor Pelster, Lektüreschlüssel XL Übersicht: Autor: Gotthold Ephraim Lessing (1721-1781) Entstehungszeitraum und Uraufführung: - Ursprüngliche Fassung 1753-58 - Endgültige Fassung 1771/72 - Uraufführung: 13. März 1772 im Hoftheater in Braunschweig Ort und Zeit der Handlung - Guastalla in Norditalien im 18. Jahrhundert (absolutistisch regiert) (zu Lebzeiten Lessings) - Zeitraum: 1 Tag (früh bis abends) - Orte: o Residenz des Prinzen Hettore Gonzaga in Guastalla (1. Aufzug) o Emilia Galottis Elternhaus (2. Aufzug) o Lustschloss des Prinzen in Dosalo (3.-5- Aufzug) Historisches Vorbild - Geschichte der rönischen Virginia nach Titus Livius in Ab urbe condita, Buch III Allgemeines: - Prosa - 5 Aufzüge, 43 Szenen - Figur des Prinzen: historisch nicht nachweisbar

1) Schnelleinstieg: Eine Grundfrage der Ethik - „Was soll ich tun!“  ruft Emilia an einem Höhepunkt der Handlung - Aber rhetorische Frage  Ausrufezeichen, man erwartet keine Antwort - Also stehen die Grundfragen der Ethik im Mittelpunkt von Lessings Drama - Die Fragen werden immer wieder aufgenommen, zugespitzt und mit deutlichem Zweifel versehen, ob sie überhaupt zufriedenstellend beantwortet werden können - aber nicht nur Emilia muss sich die Frage nach einem angemessenen Handeln stellen. Auch der Prinz (fragt seinen Kammerdiener im 1. Akt was er tun soll), auch der Vater nach der Ermordung schreibt „Gott, was habe ich getan?!“ - eng mit „Was soll ich tun“ sind die Fragen „Was will ich tun?“ und „Was darf ich tun?“ bürgerliches Trauerspiel - vom Autor nur als „Trauerspiel“ bezeichnet, Literaturwissenschaft etikettiert es genauer als „bürgerliches Trauerspiel“ -  es geht also um die Werte und die Perspektive des bürgerlichen Standes 1 Emilia Galotti

2) Inhaltsangabe Erster Aufzug( Ort: Schloss des Prinzen Hettore) 1. Auftritt - Ausgangssituation: Fürst von Gonzaga geht am Morgen seinen Amtsgeschäften nach - Klage- und Bittschriften werden abgewiesen, bis der Name auf Emilia Galotti fällt  bringt den Fürsten durcheinander, er willl ausfahren - Er empfängt den Maler Conti und bleibt aber hier 2.-4- Auftritt - Maler hat ein Gemälde der Gräfin Orsina (ehemals Geliebte des Fürsten) gemalt und will es ihm geben - Er geht auf das Bild aber nicht ein, (Liebe ist erkaltet) und interessiert sich stattdessen mehr um das Bild von Emilia (nach dem Maler, die schönste Frau der Stadt) und kauft es ihm ab 5. Auftritt - er gesteht sich ein, dass er Emilia für sich haben will 6. Auftritt - Konfliktlage des Prinzen: Leser erfährt, dass er sich in Kürze aus politischen Gründen mit der Gräfin von Massa verheiraten wird, deshalb hat er auch die Gräfin Orsina verabschiedet, will aber gleichzeitig Emilia haben (er hat sie kurz davor schon bei einer Abendgesellschaft kennengelernt) - Marinelli spielt den Konflikt herunter, gesteht aber, dass es etwas schwer ist, Emilia zu bekommen, da sie an diesem Tag den Grafen Appiani heiratet - Marinelli will aber alles versuchen, um den Wusch des Prinzen zu erfüllen 7. Auftritt - Prinz will in die Kirche gehen, in der Emilia jeden Tag ist, um sie noch einmal zu sehen 8. Auftritt - Einer der Räte kommt zum Prinzen, dieser ist aber so geistesabwesend, dass er nicht zu Entscheidungen bewegt werden kann Zweiter Aufzug (Emilia Galottis Elternhaus) 1.-2. Auftritt - Odoardo kommt von seinem Landgut in die Stadt Guatsalla, wo seine Frau Claudia mit der Tochter Emilia eine Wohnung in der Stadt bezogen hat. Er ist beunruhigt, als er seine Tochter nicht vorfindet 3.-5 Auftritt - Pirro (Angestellter von Odoardos) wird von einem Banditen (Angelo) nach dem Weg gefragt - Odoardo und Claudia vergleichen die Möglichkeiten und Gefahren eines Lebens in der Stadt. Odoardos Besorgnis wird dabei immer größer, vor allem als er hört, dass sich der Prinz mit Emilia angeregt unterhalten hat (Auf Abendgesellschaft), seine Frau hält die Sorgen für übertrieben 6. Auftritt - Odoardo ist gerade weg, als Emilia ganz durcheinander in die Wohnung stürzt, weil sie während der Messe vom Prinzen angesprochen wurde - Mutter sagt, sie solle weder Appiani noch dem Vater etwas sagen 7. -8. Auftritt 2 Emilia Galotti

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Appiani kommt, um für die nachmittägliche Feier etwas zu besorgen Ist aber von unbestimmten Sorgen besetzt, er fühlt sich bedrängt, will den Prinzen von der Hochzeit erzählen, ist aber nicht dazu verpflichtet 9. -11. Auftritt - Marinelli ist Graf Appiani gefolgt, - Er steht zu Appiani in einem gespannten Konkurrenzverhältnis, sie geraten aneinander, da Marinelli ihm einen angeblichen Auftrag des Prinzen erteilt, er diesen aber wegen der Hochzeit ablehnt. Appiani schimpft den Kammerdiener einen Affen,  Marinelli entzieht sich aber eines Duells, er hat andere Pläne - Claudia spielt die Bedeutung der Begegnung herunter, sagt man soll ruhig zur Hochzeit fahren 3. Aufzug (Lustschloss des Prinzen in Dosalo) 1. Auftritt Marinelli berichtet den Prinzen von der Unterhaltung mit Appiani, draußen fällt ein Schuss (Marinelli hat Leute zu einem vorgetäuschten räuberischen Überfall angehauert, aus dem Emilia „gerettet“ werden soll) 2. Auftritt - Angelo informiert Marinelli, dass bei dem Angriff Appiani getötet worden sei, Angelo erhält doppelten Lohn 3.- 8. Auftritt - Emilia wird in das Lustschloss geführt, wo ihr Marinelli vorspielt, sich ganz für sie eingesetzt zu haben - Prinz kommt hinzu, buhlt um Emilias Vertrauen - Claudia erscheint, sie schöpft außerdem Verdacht, Emilia ist bereits beim Prinzen -

4. Aufzug (Lustschloss) 1. -3. Auftritt - Prinz begreift die Ausmaße des Verbrechens, versucht Marinelli die Verantwortung für alles aufzubürden, aber Auftritt in der Kirche lenkt Verdacht auf ihn - Gräfin Orsina ist im Schloss angekommen 4.-8. Auftritt - Marinelli spricht mit Orsina, sagt ihr die Zeit ist abgelaufen, Emilia ist an ihrer Stelle - Sie sagt: „Der Prinz ist ein Mörder“ (weiß von Appianis Tod) - Odoardo kommt hinzu, ist schnell mir Orsina alleine - Sie klärt ihn auf, er ist dankbar für den Bericht und von den Nachrichten erschüttert, nimmt ihren Dolch - Claudia tritt hinzu, beteuert die Unschuld Emilias, sie fährt mit Orsina zurück in die Stadt, Odoardo will mit Prinz sprechen

5. Aufzug (Lustschloss) 1. -4. Auftritt - Er will Emilia retten - marinelli holt den Prinzen, Vater wägt desweil seine Rechte und die Rechte des Fürsten ab 5.-8. Auftritt - Prinz heuchelt dem Vater Mitgefühl und Achtung vor 3 Emilia Galotti

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Odoardo will Emilia in ein Kloster bringen, Marinelli sagt aber, dass Emilia bis zu einem Gerichtsprozess in Guastalla bleiben soll Prinz sagt: Emilia soll in dem Haus des Kanzlers (dort wo die Abendveranstaltung war, an der Emilia den Prinzen kennenlernte) untergebracht werden soll Odardo durchschaut die Pläne, gibt sich einverstanden, will aber noch einmal Emilia sehen Während er auf Emilia wartet, durchdenkt er die Situation: ist unschlüssig  ist Emilia tugendhaft? Darf er eingreifen? Emilia mit dem Vater alleine: Emilia erfährt, dass ihr Bräutigam tot ist, sie ist entsetzt, dass sie alleine beim prinzen bleiben soll, verbietet aber auch dem Vater ihn zu töten, sondern sieht ihren eigenen Tod als einzigen Ausweg, um ihre Unschuld zu retten und der Schande zu entgehen Auf ihr Verlangen tötet der Vater seine Tochter (damit sie durch Selbsttötung nicht schuldig wird) Als der Prinz das sieht, ist er verzweifelt und verbannt Marinelli 3) Figuren Zuschauer/ Leser wird in die höfische Welt des Adels versetzt, Familie Emilias: niederer Adel  repräsentieren die bürgerliche Welt

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1. Der Prinz- Hettore Gonzaga Fürst= Ranghöchste Person des Stückes, er ist ganz unabhängig, ein Souverän  Absolutismus Er ist eher lustlos hinsichtlich seiner Aufgaben, den Staat zu lenken, fällt seine Entscheidungen eher willkürlich  unterschreibt im Vorbeigehen Todesurteile? Seine Stellung macht ihn aber nicht glücklich, er ist unfrei, will sich nicht mit der Prinzessin von Massa verheiraten, Beziehung zu Orsina ist auch aufgegeben Dann sieht er Emilias Bild und ein Wunsch kommt in ihm auf ! Marinelli will ihm den Wunsch erfüllen, aber: er macht auch eigene Schritte und geht in die Kirche  Emilia fasst diese Begegnung aber nicht als galantes Gerede, sondern als unerhörter Angriff auf Prinz bedient sich seines Kammerhern Marinelli, gibt ihm alle Handlungsfreiheiten  er macht sich schuldig Aber will er wirklich den Tod Appianis? Nein eher nicht (siehe Dramenanalyse Prinz) Prinz ist generell seinen Leidenschaften ausgeliefert Er ist abhängiger als man denkt: ist auf seine Räte, Schatzmeister und Bedeinten angewiesen Er selbst weicht jeder Auseinandersetzung aus Ist er ein Tyrann aus Willkürherrschaft? Oder ist er eher jung und naiv? Am Ende erkennt er, dass er mit seiner Leidenschaft Emilia und ihre Familie ins Unglück gebracht hat  Selbstmitleid ? ist das ehrlich oder Beleg für Uneinsichtigkeit?

Marinelli - Er gehört dem Adel an (Marquese)  Deutsch: Markgraf/Graf - Rolle am Hof: Kammerherr: zweiter Herr am Hof nach dem Prinzen - Er ordnet alles an, er begleitet den Fürsten,  sehr wichtig für das Hofleben 4 Emilia Galotti

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Die rechte Hand und doch kein Freund? o „Oh ein Fürst hat keinen Freund“ (1,6) o Er sieht ihn nicht als Freund, sondern als treuen und zuverlässigen Diener o Er verlässt sich ganz auf ihn Marinelli selbst: ist enttäuscht nicht Freund zu sein, will möglichst viel Macht am Hof haben Also will er ihm den Wunsch erfüllen Er hat Kontakte zur Unterwelt (Ganoven), hat gute persönliche Diener Will er wirklich den Mord Appianis? Oder ist Mord eher Zufallsgeschehen? Ist nicht ganz sicher. Aber auf jeden Fall nimmt er die Möglichkeit des Mordes billigend in Kauf o Erster Versuch hat ja noch nichts mit Mord zu tun, er will Appiani nur weglocken, als es dann aber zum Streit kommt: kein Zurückschrecken mehr Moralische Bedenken? o Scheint er nicht zu kennen o Er versteht die Skrupel des Prinzen nicht (findet Mätressen neben Gemahlin normal) o Aber er will Prinz auch schützen (lässt ihn Todesurteile nicht unterschreiben, da er zu durcheinander ist) Rückgriff auf die Etikette o Er schreckt nicht vor Verbrechen zurück, achtet aber aug Etikette: angemessene Sprache, ( zu Claudia: mäßigen sie ihr wildes Geschrei), auch Odoardo wird zurecht gewiesen Prinz sagt am Ende zu Marinelli: Kein Freund, sondern Teufel Teuflisch ist das ganze Vorhaben Marinellis, das Claudia als „Bubenstück“ bezeichnet Gräfin Orsina Bis vorkurzem noch die Geliebte des Prinzen Aber Wechsel der Empfindungen beim Prinzen —> er liebt sie nicht mehr Opfer der Lust und Laune des Prinzen —> Spielball Als Gräfin gehört sie dem Adel an, sie scheint hochgebildet und selbstbewusst Genug Verstand und Erfahrung, um zu durchschauen, was am Hof gespielt wird Sie will sich nicht ohne weiteres wegschieben lassen —> hat Kundschafter angestellt Zählt Marinelli zum „Hofgeschmeiß“ —> schätzt ihn nicht Insgesamt ist sie bestürzt und verbittert Sie sieht in Odoardo den Verbündeten, dem sie vertrauensvoll den Dolch überreicht —> sie suchte in Dosalo also keine Aussöhnung, sondern Rache Sie durchschaut am besten von allen die verbrecherischen Machenschaften am Hof

Odoardo Galotti - Am Hof und im Fürstentum eine bekannte Persönlichkeit - Er hatte den Rang des Oberst - Prinz sagt: er ist mein Freund nicht, aber versagt ihm auch nicht die Anerkennung —> er schätzt ihn - Aber Odoardo schätzt den Fürsten nicht - Er geht ganz auf in seiner Rolle des Familienvaters, seine Sorge gilt der einzigen und geliebten Tochter, er misstraut der Stadt und dem Leben auf dem Hof gänzlich. Unschuld und Ruhe gibt es nur auf dem Land 5 Emilia Galotti

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Er hat klare Vorstellungen vom Prinzen: Ein Wolllüstling, der bewundert und begehrt Odoardo ein Haustyrann? o Die Sorgen scheinen übertrieben zu sein o Man könnte ihn als patriachalischen Haustyrannen interpretieren o Aber seine Befurchtungen haben sich bewahrheitetet o Er ist erleichert, als sich Emilia den Tod eher wünsch als ein Leben in Schande Große Tragik: Er muss seine Tochter töten, um sie von der Schande zu bewahren! —> also steht er am Ende als unglücklicher Vater da Aber große Frage. Hat er seine Tochter nicht vielleicht falsch auf das Leben vorbereitet? Zu viel Implusivität und Rigorosität —> Tugendrigorismus! o Grundsätzliches Misstrauen gegen den Hof und seine rigorose Ausrichtung auf die Tugendideale haben die Menschenkenntnis von Odoardo nicht verbessert o Es gibt keine Beweise dafür, dass das Haus des Kanzlers eine Lasterhöhle ist Odoardo wirkt in seinem Haus sehr stark, aber außerhalb eher unsicher, ungeschickt, sein anerzogener Respekt vor der Obrigkeit veranlasst ihn zu unterwürfigem Verhalten —> er ist weder Marinelli noch dem Prinzen gewachsen Tötung der Tochter hält er zwar für unglückselig, aber notwendig, er liefert sich selbst ins Gefängnis, aber er ist selbstbewusst weil er der Meinung ist, dass er sich vorm letzten Gericht nichts vorwerfen kann Claudia Galotti

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Will für ihre Tochter in Stadtnähe eine anständige Erziehung Die Bewunderung des Prinzen für ihre Tochter macht sie stolz (ganz im Gegensatz zum Vater) Sie ist viel vertrauensseliger als ihr mann Hat andere Tugenbegriffe, ist gutgläubiger Hat sie die Gefahr unterschätzt? Sie durchschaut spät, aber immerhin als erste das Bubenstück Zeigt sich am Ende als „Löwin, der man die Jungen geklaut hat“, die aber auch gegen die Macht und Bosheit nicht ankommt

Appiani - Wird vom Prinzen geschätzt als ein würdiger junger Mann - Er ist Graf: also Hochadel - Gehört momentan auch zum Hof in Guatsaslla ohne genauere Informationen - Prinz will, dass er bleibt, Graf will aber in die Heimat zurück nach Piemont - Wird aber von Marineli gehasst —> Konkurrenz! - In der Familie Galotti ist er aber ein willkommener Schwiegersohn - Er widersetzt sich dem Prinzen und macht ihm deutlich, dass er gegenüber dem Prinzen kein Gehorsam schuldig ist —> Vasall eines größeren Herrn: Kaiser! - Liebesbezeugungen der Brautleute untereinander fallen sehr sparsam aus - Hochzeitsfeier eher ernsthafte Pflichtveranstaltung Emilia Galotti - Sie ist zwar Titel- und Hauptfigur des Dramas, aber ihr Redeanteil ist geringer als der des Prinzen und des Kammerherrn 6 Emilia Galotti

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Emilia ist aber in jeder Szene gegenwärtig, auch wenn sie nicht anwesend ist Conti: Ideal der weiblichen Schönheit —> Gefahren der Schönheit?! Beim ersten Auftritt wird das dem Zuschauer klar, als sie verwirrt von der Kirche kommt Unsicherheit Emilias: sie weiß nicht genau, ob in ihrem Verhalten etwas strafbares ist, ob sie zu einer Mitschuldigen wurde Exkurs Absolutismus: o Übergriffe des Fürsten auf die Unschuld untergebener Frauen wurde als schlimmer Beweis dafür angesehen, dass die Untertanten der Willkür des Fürsten ausgesetzt sind —> für moralisches Bürgertum als unverzeihliche Schande Emilias bürgerliche Moralvorstellungen: o Auch religion: kennt die Gebote, erwartet ein Leben nach dem Tod o Ist zur Treue, Rechtschaffenheit und Gehorsam erzogen Durch Stadterziehung: Erweiterung des Horizonts, sie sieht aber trotzdem die Gefahr der Verführung und Lasterhaftigkeit zu erliegen, deshalb Selbsttötung Emilia ist der Situation nicht gewachsen: sie ist nicht vorbereitet von einem Mann begehrt zu werden Weil Emilia nicht bewusst und verantwortlich zu handeln gelernt hat, wird sie zum Opfer! Sie war lange Zeit nur Objekt anderer und nicht Subjekt eigener Entscheidungen Emilia. Furchtsam aber auch Entschlossen! (—> zum Tod!) im Tod erreicht sie erst ihre Souveränität

4) Form und literarische Technik Bürgerliches Trauerspiel - Einordnung durch Literaturwissenschaftler —> es gab viele bürgerliche Trauerspiele in der Zeit zwischen 1755 und 1844 - Lessing selbst sagt dies nicht über seine Tragödie, kann aber so zugeordnet werden o Ständeklausel wird nicht berücksichtigt o Welt des Adels wird der Welt einer (kleinadeligen) bürgerlichen Welt gegenübergestellt o Bürgerliche Welt wird positiv bewertet - —> Emilia ist das Mitleid der Zuschauer sicher o Mitleid ist bei Lessing sehr wichtig, wichtigste Wirkungsabsicht des Trauerspiels o Erregt werden kann dies nach ihm nur, wenn das Publikum sich mit ihr identifizieren kann —> deshalb bürgerlich - Emilia Galotti als Meisterstück des bürgerlichen Trauerspiels, auf der Bühne können sich von dieser Gattung daneben nur Miss Sara Sampson (Lessing), Kabale und Liebe (Schiller) und Maria Magdalena (Hebbel) halten - Kritik von Schlegel: zwar gutes Exempel der dramatischen Algebra, aber es mangelt an Poesie - Ganz anders sieht das Gustav Freytag, der in seinem Werk „Technik des Dramas“ mehrmals Emilia Galotti als Beispiel nimmt Struktur des Trauerspiels:

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5) Kontext: 5.1. Emilia – eine bürgerliche Virginia Geschichte der römischen Virginia (Titus) in der Zeit um Christi Geburt Livius war Lessing aus seiner Schul- und Studienzeit vertraut, er kannte auch Bearbeitungen des Stoffes aus französischen oder italienischen Vorgängerschriften Livius berichtet über die Zustände in Rom während der Auseinandersetzungen der Patrizier. Und Plebejer im Jahr 450 v. Chr. Es gab einen Appius Claudius der tyrannenhafte Züge annahm und Verginia (Tochter des Lucius Virginius) nachstellte. Tod Verginias löste revolutionöre Aufstnde in Rom aus Aber es ist nicht ausgeschlossen, dass Verginia eine erfundene Figur von Livius ist

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5.2. Sprengkraft von Emilia Galotti: Man bemerkte erst später die Sprengkraft des Stücks Prototyp des bürgerlichen Trauerspiels galt lange Kabele und Liebe von Schiller

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6. Interpretationsansätze Wichtig: kein historisches Drama sondern bürgerliches Trauerspiel - Die Handelnen Personen sind frei erfunden, Schauplätze sind zufällig, Zeitraum umbestimmt - Aber: geschlecht der Gonzagas hat es tatsächlich gegeben bis 1746, und Lustschloss in Dosalo auch - Auch Städte sind wirklich italienisch: Pisa, Massa, Piemont Tragödie oder Trauerspiel? - Lessing spricht in seinen Briefen nicht einheitlich o Tragädie Begriff der Griechen, Aristoteles etc o —> Lessing nahm Theorie des Mitleids und modifiziert sie - Wechsel der Bezeichnung ist aber mehr als eine Übersetzung: —> es ist kein Historienstück des alten Stils mehr (= Tragödie) - Also Emilia Galotti als neue Tragödie - Mit wem soll das Publikum Mitleid haben? o Nicht mehr der adelige Prinz (wie in Tragödien)!! o Sondern Emilia und ihre Familie sind die zentralen Personen (auch im Personenverzeichnis an erster Stelle) Hof und höfische Gesellschaft

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Absolutistischer Staat: Kabinett ist der Mittelpunkt des persönlichen Regiments des Fürsten Nur geheime Räte und vertraute Helfer haben Zugang zu ihm —> also ist der Prinz ein absolutistischer Herrscher Prinz ist in dem Fall kein Tyrann, wirkt aber willkürlich —> aber: vielleicht ist er auch nur naiv und jung? —> Todesurteile…. Außerdem lässt er sich von Empfindungen bestimmen Er schreckt außerdem vor kleinen Verbrechen nicht zurück

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Lustschloss - Hier geht es um Genuss, Freude, Glück, Begierde, Bürgerliches Familienleben - Kostbarer Schatz der Familie ist es (so scheint es) die Unberührtheit Emilias! Bis zur vollzogenen Eheschließung - Odoardo wacht wie ein altrömischer pater familias über die Familie - Tugend und Religion o Familie ist sehr religiös, —> Anspielungen auf das Jenseits o Groß ist die Furcht zu sündigen - Aber nicht nur Religion, sondern hängt auch eng mit Tugendmoral der damaligen zeit im Bürgertum zusammen Schuld und Gerechtigkeit - Unausweichlich am Ende: Wer hat Schuld?? - Nach dem Prinzip der antiken Tragödie: o Frage nach dem Schuld Anteil des Helden, also der tragischen Schuld (Schuld und Unschuld vermischen sich hier) o Emilia: sie wollte sich vor Schande schützen. Hat Emilia etwas strafbares begangen? Dass der Prinz für sie schwärmt und ihretwegen Verbrechen in Kauf nimmt, ist nicht ihre Schuld o Sie sagt, sie nimmt ihr eigenes warmes Blut wahr. Also weiß sie, dass sie auch verführbar ist? Also heißt für sie sündigen wollen schon sündigen? - ...


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