über Susan Sontag und Kriegsfotografie von Kathrin Ganser PDF

Title über Susan Sontag und Kriegsfotografie von Kathrin Ganser
Course Einführung in die Theorie der Fotografie
Institution Humboldt-Universität zu Berlin
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Summary

Zusammenfassung des gesamten Textes von Kathrin Ganser:
»Geschichte und Theorien der Fotografie: Susan Sontag, ein Vergleich«oder»Die Fotografie seit den Anfängen der Kriegsberichterstattung« ...


Description

Susan Sontag KATHRIN GANSER „GESCHICHTE UND THEORIE DER FOTOGRAFIE: SUSAN SONTAG, EIN VERGLEICH“ ODER „DIE FOTOGRAFIE SEIT DEN ANFÄNGEN DER KRIEGSBERICHTERSTATTUNG“

11-12 - Wahrnehmung der Welt wird neu bestimmt und es vermittelt den Eindruck des Aufzeichnens von Erscheinungen, sowie deren Berechenbarkeit und Beherrschbarkeit (mit Aufkommen der Daguerreotypie) 12 - nicht Künstler machen die Fotografie populär, sondern Kaufleute und Wissenschaftler - ökonomische Gründe und Experimentierfreude 13 - um 1840 Porträtateliers – dann abgelöst von Papierfotografie, Kalotypie 14 - Vervielfältigung steigert das Unikat hinsichtlich seiner sozialen Komponente 15 - 1843 „P. of N.“ erstes Buch von kalotypischen Illus - Talbot – „das Instrument registriert alles…“ 17 - fotografische Berichterstattung läuft parallel zur Entwicklung der Fotografie - zunehmend schnellere Belichtungszeiten verkürzen die Zeit zwischen Ereignis und Aufnahme 17-18 - „Die Fotografie ist das Bild dieser Ambivalenz, die in der Darstellung liegt, in der Verbindung des Ephemeren, der Struktur des Augenblicks und des Ewigen, der transzendentalen Zeitlichkeit.“ Zitat aus neue Geschichte der Fotografie S. 131 19 - die ersten Aufnahmen in Zusammenhang mit Kriegsberichterstattung mexikanischamerikanischer Krieg 1846 - anonyme Daguerreotypien (Porträts, Truppenaufnahmen und Straßenansichten) - aber keine Kriegshandlung, obwohl Belichtungszeit von 1-3 Sekunden die Möglichkeit geboten hätte - wohl noch kein offizieller Auftrag - eher noch Lithografien zu der Zeit und transpancies?

- sehr patriotisch, fern von objektiver Berichterstattung 21 - erste Berichterstattung, die von staatlicher Seite in Auftrag gegeben wird – Krimkrieg Mitte 19.Jht. - Kalotypien, die Soldaten und Feldlager zeigen - aber nicht das Ausmaß der Zerstörung - wichtiger Fotograf: Roger Fenton, war 1855 offizieller Fotograf der britischen Regierung - diese erwartete von ihm die Vermittlung positiver Eindrücke von diesem Krieg - keine Toten - 15 Sekunden Belichtungszeit (?) also Inszenierungen 23 - bei Kriegszeichnungen waren immer Untertitel beigefügt - bei Kriegsfotografie zunächst nicht „Von Fotos erwartet man, dass sie zeigen, nicht andeuten“ (Das Leiden S.66) 25 - erste ausführliche Dokumentation eines Krieges mit Fotografien – amerikanischer Bürgerkrieg zwischen 1861-65 – Gruppe von Fotografen - erstmalig schockierende Bilder - Präsident Lincoln gab die Sondererlaubnis das zu fotografieren - Fotografen arbeiteten aber nicht im Auftrag der Regierung, sondern selbstständig - sahen als Pflicht , als „nützliche Moral“ wie ein Fotograf, Alexander Gardner, meint - heute weiß man, dass auch hier inszeniert wurde, z-B. wurden Leichen umgelegt 27 - Technik war noch nicht so schnell daher versuchte man oft schon stattgefundenes nachzustellen, oder bestimmte politische Aussagen zu verstärken - erst ab Vietnamkrieg keine Inszenierung mehr (wirklich?) - Sontag – technisch wäre heute alles noch einfacher manipulierbar, aber das ist anscheinend in der heutigen Kriegsfotografie aus der Mode gekommen 28 - 19. Und 20. Jht. In Fotos gezeigtes immer mit Zweck oder Nutzen für die Öffentlichkeit verbunden - und mit Diskussionen um eine neue Wirklichkeit, die durch die Fotografie als Medium der „authentischen Spur“ geprägt ist - Fotografie hat die Wahrnehmnug des Krieges wesentlich beeinflusst - maßgeblich hatte Fotografie Anteil an Technisierung und Rationalisierung der Kriegsgewalt (Habbo Knoch) 29

- KAPITEL ÜBER PLATOS HÖHLE b. Sontag ÜF - Bilderflut taucht in unserem Alltag auf (vielleicht mit Kracauer verbinden) - Erziehung durch Fotografie, das Auge hat sich an die Vielfalt der Bilder gewöhnt - Fotografie vermittelt ein Gefühl der Aneignung von Realität - Besonderheit der F. ist die Oberfläche (haben wir ja schon an mehreren Stellen drüber geredet, nochmal nachschauen HAUT) 29-30 - deshalb so bedeutsam, weil sie in ihrer Repro kaum an Wert verliert, wobei Gemälde das tut (Benjamin) 30 - Annahme ist, dass etwas existiert oder existiert hat, auch wenn das Bild verzerren kann - ein Foto wird als begrenzter Spiegel der Wirklichkeit begriffen. Was bleibt ist die Interpretation - zu Beginn hatte F. keine gesellschaftliche Funktion – Luxus, mehr Profis als Amateure - erst im Zuge der Industrialisierung folgt der Fotografie als Handwerk die Fotografie als Kunst - heute Massenkunst und gesellschaftliches Ritual, für fast jeden zugänglich - „die unmittelbare Erfahrung wird verweigert, indem sie auf das Fotografieren und auf das Abbild projiziert wird“ 30-31 „Das Fotografieren hat eine chronisch voyeuristische Beziehung zur Welt geschaffen, die die Bedeutung aller Ereignisse einebnet.“ ÜF17 - keine Hierarchie mehr der abgebildeten Objekte und Subjekte 31 - Fotografieren ist ein Akt der „Nicht-Einmischung“ – wird vor allem im Fotojournalismus deutlich - über moralische Fragen hinweg bedeutet das Beobachten mit der Kamera auch indirekte Zustimmung mit der Situation - nach Sontag mit dem Leid anderer Personen - alles fotografierte wird dabei zum Objekt

- Bilder können das moralische Gewissen fördern, aber nicht erzeugen, im Zusammenhang mit historischen Situationen - Bsp.: von Sontag dazu Kind mit Napalm 1972 auf sämtlichen Illustrierten-Covern – mehr Leute gegen den Vietnamkrieg dadurch, als stundenlange Fernsehbilder des Leids 31-32 - aber nicht die Fotografie selbst identifiziert oder definiert ein Ereignis - sie benötigt politisches Bewusstsein, damit moralische Beeinflussung erfolgt 32 - Reaktion auf Foto ist abhängig davon, inwieweit der Betrachter daran gewöhnt ist - Bilder können auch „lähmen. Bilder betäuben“ ÜF26 - 25 Jahre später (2003) aber in „Leiden der anderen betrachten“ wird sie die Meinung, dass Fotos abstumpfen revidieren - die Abstumpfung der Menschen sieht sie nicht durch eine dauernde Überschwemmung von Bildern, sondern vielmehr im Umgang mit den Bildern, die ihrer nötigen Aufmerksamkeit beraubt sind - sie sieht die Abstumpfung auch in einer allgemeinen Demoralisierung, in dem Gefühl der Hilflosigkeit und Machtlosigkeit - obwohl Bilder des Schreckens eine Reaktion einfordern, können sie nichts erklären - um sie zu verstehen ist politisches Wissen und moralisches Wertesystem notwendig - das können Bilder nicht vermitteln 33 - das Bild fordert seine Reaktion ein, mit der Chance, dass es zum Handeln aufrufen kann - S. : „Das Bild sagt: Setz dem ein Ende, interveniere, handle. Und dies ist die entscheidende Reaktion.“ (Das Leben – Klappentext) - laut S. verlieren die meisten Fotos im Laufe der Zeit ihre Dynamik hinsichtlich ihrer ethischen Aussage - es kann nur die Oberfläche eines Fragments darstellen - ohne ethische oder politische Erkenntnis mitzuteilen 34 (ARBUS KAPITEL) Arbus 1923-1971

- kann als Bsp. Nicht politischer Fotografie gesehen werden - für ihre Motive Politik irrelevant Arbus Modelle sollen das Andere zeigen. Sie wissen nicht, dass sie leiden wie z.B. Kriegsopfer 35 (SURREALISMUS KAPITEL) - Surrealismus liegt bereits im Ursprung des fotografischen Unterfangens, in der Erzeugung eines Duplikats der Welt - jede Fotosammlung ist surrealistische Aneignung und funktioniert wie Collage oder Montage - wie objet trouvés 36 - die Vergangenheit wird zu einem surrealen Objekt, da sie einer Zitatensammlung gleicht - die Fotografie kann jedoch kein System der Sammlung vorweisen „sie geht asymmetrisch an die Vergangeheit ran“ ÜF 79 37 Fotografen, die nach einem surrealistischen Prinzip arbeiten, versuchen die Welt zu sammeln und zeigen damit, dass es vergeblich ist die Welt verstehen zu wollen

DIE BILDERWELT – BILD + REALITÄT KAPITEL - durch Foto wird der Begriff der Wirklichkeit verändert - Foto bildet den Maßstab dafür, wie uns Dinge erscheinen - immer noch gilt fotografieren als bewerten der Welt - Wirklichkeit stets durch die Bilder vermittelt - obwohl seit Mitte des 19.Jhts Hinwendung zur Wirklichkeit gefordert wurde, entstand gleichzeitig verstärkte Hinwendung zum Bild - wie möglich? 38 - Fotografie wird mehr Glauben geschenkt als Malerei, das sie als materielle Spur der Wirklichkeit verstanden wird - weiterhin wohnt dem Produzieren von Bildern der Wunsch inne, Macht über etwas zu

gewinnen - ein Foto wird als Teil oder Erweiterung eines Gegenstandes verstanden, die zu einer Besitzergreifung der Wirklichkeit führt - diese Besitzergreifung erfolgt in verschiedenen Bereichen - Foto wird zu einmaligen Objekt als Erinnerung oder Surrogat etwas Geliebtem auf Gegenstand oder Person bezogen - Ereignisse werden ebenfalls durch Fotos konsumiert oder - durch Vervielfältigung können wir uns durch Fotos Informationen aneignen, dabei ist die Vermittlung von Wissen unabhängig von unserer eigenen Erfahrung - Die Fotografie kann Dinge sichtbar machen, die das bloße Auge nicht sehen kann 39 - die Wirklichkeit hinterlässt ihre Spur - trotzdem wird heute das Bild nicht als etwas Reales betrachtet - „Vielmehr wird die Wirklichkeit mehr und mehr so wie das, was die Kameras zeigen.“ ÜF 154 - ein komplexer werdendes Wirklichkeitsbewusstsein erzeugt Vereinfachungen, die sich im Bildermachen zeigen - die Realität ist zwar etwas vergängliches, aber Bilder kann man besitzen - private Fotosammlungen schaffen eine Ersatzwelt - der scheinbar unmittelbare Zugang zur Realität schafft aber nicht Verständnis, sondern im Gegenteil – Distanz - „Die Wirklichkeit in Gestalt von Bildern besitzen, heißt nichts anderes, als die Unwirklichkeit und Ferne des Realen aufs neue zu erfahren.“ ÜF 156 - die Fotografien ermöglichen nicht den Zugang zur Realität, sondern zu Bildern, zu einem Wissen, das vor der Erfindung der Fotografie nicht möglich war (Großeltern, Enkel Bsp.) 40 - die F. ermöglicht also Aneignung von Realität, gleichzeitig Entfremdung von ihr sowohl in Bezug auf unser Leben, als auch auf das anderer

- das Foto und Fotografieren fordert unsere Neugier heraus - diese Neugier richtet sich insbesondere auf Ereignisse die Bilder des Schmerzens vermitteln, wie Katastrophenbilder oder Bilder des Krieges - Krieg und Fotografie sind auf untrennbare Weise miteinander verbunden - „Das Gefühl verschont zu sein vom Unheil, verstärkt das Interesse an der Betrachtung von Bildern des Schmerzes, und indem man sie betrachtet, verstärkt sich wiederum das Gefühl, dass man selber verschont geblieben ist.“ ÜF 160 - was uns mit bloßem Auge belanglos erscheint, kann auf Bild unterschiedlichste Gefühle hervorrufen - während das Ich im realen Leben selbst über Blickrichtung entscheidet 41 - entscheidet der Fotograf bereits für einen - Fotografie reduziert nicht einfach die Wirklichkeit, das Wirkliche wird auf andere, neue Weise zugänglich gemacht - jedes Ding kann Interessant gemacht werden - die Fotografie ist ein Instrument durch das jede mögliche Aussage getroffen werden kann, jedem Zweck kann gedient werden - „Auf der einen Seite schärft die Kamera den Blick im Dienst der Macht – des Staates, der Industrie, der Wissenschaft. Auf der anderen Seite intensiviert sie den Blick in jenem mythischen Raum, den wir Privatleben nennen“. ÜF169 - eine kapitalistische Kultur benötigt Bilder zum existieren 42 - Kamera definiert die Realität auf zwei Arten, die beide von entscheidender Bedeutung sind für das Funktionieren einer hochentwickelten industriellen Gesellschaft: - als Schauspiel (für die Massen) - als Objekt der Überwachung (für die Herrschenden) ÜF171 - das Konsumieren und Erzeugen von Bildern erzeugt die Illusion von politischer Beweglichkeit und Entscheidungsfreiheit sowie das Bedürfnis nach Vermehrung von Bildern. Bilder konsumieren aber auch die Realität, die Unterscheidung Bild und Ding löst sich zugunsten einer Bild-Realität ab

nächstes Kapitel: Susan Sontag, „Das Leiden anderer betrachten“, 2003 – Zusammenfassung der

wichtigsten Thesen / Das Gewicht der Worte, der Schock der Fotos“ - „Fotos von einer Greueltat können grundsätzliche Reaktionen hervorrufen. Den Ruf nach Frieden. Den Schrei nach Rache. Oder einfach das dumpfe, ständig mit neuen fotografischen Informationen versorgte Bewusstsein, dass immer wieder Schreckliches geschieht.“(Das Leiden S.20) - Teilnahme an Katastrophen ist moderne Erfahrung - seit etwa 1880 sind Kriegsfotos vor allem in Tages- und Wochenzeitungen gedruckt worden 43 - bis Ende der 30er Jahre des 20.Jhts. wurden aber nicht die schockierenden Greueltaten gezeigt - außerdem nicht für alle zugänglich - heute sind die Informationen für alle und immer abrufbar - diese Infos thematisieren meistens Konflikt und Gewalt, die unterschiedliche Reaktionen im Betrachter hervorrufen, als da wären Zustimmung, Mitleid, Empörung et cetera. - was soll man mit der zunehmenden Information umgehen und wie wirken Bilder des Leidens auf den Betrachter? - es ist eine Anmaßung und Übertreibung zu behaupten man könne an allen Geschehnissen der Welt teilhaben - die Vorstellung von Leiden ist eine Konstruktion, die durch die Kameraaufnahme für einen Moment sichtbar wird - die Vorstellung von Krieg und Leiden, ohne eigene Kriegserfahrung entsteht vor allem aus der Kriegsberichterstattung - Krimkrieg, amerikanischer Bürgerkrieg bis zum Ersten Weltkrieg, gibt es jedoch keine Aufnahmen, die das Kampfgeschehen selbst zeigen - die fotografische Kriegsberichterstattung verläuft synchron zur technischen Entwicklung der Kameras 44 - 1936-39 spanischer Bürgerkrieg – erstes Mal Kampfgeschehen aufgenommen und in Nahaufnahme - heute mit Video, Internet etc. Überflutung an Information - aber Standbilder prägen sich besser ins Gedächtnis ein

- das Bild als Schock und das Bild als Klischee sollen Aufmerksamkeit erzeugen, um der Flut der Bilder entgegenzuwirken - Glaubwürdigkeit hängt nicht unbedingt vom Können des Fotografen ab, im Gegenteil: Je dilletantischer ein Foto wirkt, desto spontaner und glaubwürdiger erscheint es, gerade im Zusammenhang des Dokumentarischen 46 - Bedeutung eines Fotos ist austauschbar. Ein Foto lässt sich auf mehreren Ebenen deuten - die Bedeutung ist abhängig von Worten nächstes Kapitel: HINWEISE ZUM THEMA DER ZENSUR IN DER KRIEGSBERICHTERSTATTUNG - Zensur zieht sich durch Kriegesberichterstattung wie roter Faden 47 - Umstand, dass Kriege heute fast nur in Form von Luftaufnahmen gezeigt wird, hängt mit Umstand zusammen, dass in moderner Kriegsführung sehr viel aus Distanz gehandelt wird nächstes Kapitel: DAS DOPPELPOTENTIAL DER FOTOGRAFIE 48 - in der Geschichte der Fotografie gehörte es immer dazu etwas zu verschönern, etwas gerade nicht schön darzustellen ist eine moderne didaktische Form, die etwas anklagt oder eine Auseinandersetzung fordert - die beiden Potentiale der Fotografie etwas zu verschönern, aber auch anzuklagen, werden als unvereinbar betrachtet - es gibt keine eindeutige Antwort auf eine andere Frage, und zwar ob sich der Schrecken bestimmter Bilder abnutzen kann - das Problem ist nicht, dass sich Menschen anhand von Fotos erinnern, sondern dass sie sich nur an die Fotos erinnern – wenn es darum geht etwas zu verstehen, helfen sie aber kaum weiter – nach Sontag (Das Leiden 104) 49 Kapitel: DIE REAKTION DES MITGEFÜHLS BEI DER BETRACHTUNG VON BILDERN DES LEIDENS - schon Platon erkannte den Kampf zwischen Vernunft und Begierde des Menschen und hält es für selbstverständlich, dass in allen Menschen ein Verlangen besteht, Bilder des Schmerzens und der Erniedrigung zu betrachten - andererseits gibt es die Reaktion auf solche Bilder, dass sich die Menschen verschließen,

da sie nicht selbst davon betroffen sind, auch wenn sie sich damit identifizieren könnten - wenn man den Eindruck erhält, dass man die gesehene Situation nicht ändern kann, ist die Reaktion darauf Zynismus, Apathie oder Langeweile - „Mitgefühl ist eine instabile Gefühlsregung. Es muss in Handeln umgesetzt werden, sonst verdorrt es….die Menschen verhärten sich…nicht wegen der Quantität der Bilder…Es ist viel mehr die Passivität, die abstumpft. Die Zustände, die man als Apathie bezeichnet sind voller Gefühle: voller Wut, und Frustration – Sontag Das Leiden 118 50 - Mitgefühl ist nicht ausreichend für eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Geschehenen, beteuert es doch die eigene Unschuld und Ohnmacht - die Bilder können hier nur eine Anregung geben, über die Dinge nachzudenken KAPITEL: DIE WIRKUNGSWEISE VON FOTOGRAFIE – EIN VERGLEICH 1977 UND 2003 - zwei vorherrschende Ansichten über die F. : - die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit eines Themas in den Medien ist beeinflusst durch Bilder oder sogar gelenkt (Die Realität eines Krieges ist abhängig von seiner Bildverbreitung) - zweite Ansicht: Betrachter verliert durch Bilderflut Mitgefühl bei der Betrachtung von Schrecken - Sontags Auffassung 1977 ist eine Synthese aus diesen beiden Auffassungen: „Ein Ereignis, das wir durch Fotografien kennen, erlangt für uns zweifellos mehr Realität, als wenn wir diese Bilder nie gesehene hätten – man denke nur an Vietnam …Aber je öfter man mit solchen Bildern konfrontiert wird, desto weniger real erscheinent das betreffende Ereignis“ (ÜF 26) weiter : „In den letzten Jahrzehnten hat die anteilnehmende Fotografie mindestens ebensoviel dazu getan, unser Gewissen abzutöten, wie dazu, es aufzurütteln.“ ÜF 26 - in neuem Essay Das Leide…schreibt sie aber: 51 „So sehr Fotos Mitgefühl wecken können, schrieb ich, so sehr können sie es auch schrumpfen lassen. Stimmt das so? … Heute bin ich mir nicht mehr so sicher.“ (Leiden 122) - mit folgender Begründung: - die Wirkung eines Bildes ist abhängig vom Gebrauch damit meint beispielsweise die Nutzung im Medium Fernsehen - hier sind die Bilder einer instabilen Aufmerksamkeit ausgesetzt - die vermeintliche Gefühllosigkeit hat nach S. ihren Ursprung in dieser instabilen

Aufmerksamkeit - demzufolge ist eine Reflexion über den Inhalt der Bilder in einer solchen Konsumentenhaltung kaum möglich - in ÜF ist die verbreitete Ansicht ihrer Zeit wiederzuerkennen - man geht davon aus, dass eine Bilderflut die Fähigkeit zu reagieren durch ein überstrapaziertes Mitgefühl erlahmen lässt - 1977 am Ende von ÜF schreibt sie noch: „Wenn es für die reale Welt eine bessere Möglichkeit geben kann, die Welt der Bilder in sich einzuschließen, dann wird es nicht nur eine Ökologie der realen Dinge geben, sondern auch einer Ökologie der Bilder.“ÜF 172 52 - 2003 dann – eine solche Ökologie wird es nie geben - kein Wächter wird die Bilder des Schreckens für uns rationieren, damit ihm seine Fähigkeit zu schockieren, erhalten bleibt. Aber auch die Schrecken selbst werden nicht abnehmen (Leiden 126) - sie ist gegen die Annahme, dass die Wirklichkeit abgedankt habe und es nur noch Repräsentationen gibt: die Medien - weil nicht jeder ihr Konsument sein kann ???? nicht ganz verstanden 53 KAPITEL: DIE FUNKTION DER BILDER DES LEIDENS - wichtig grausige Bilder wahrzunehmen (sontag) – zeigen was Menschen imstande sind anderen anzutun - manchmal sogar stolz - Sontag fordert auf, über das Gezeigte nachzudenken KAPITEL: DER GEEIGNETE RAUM, DER G. ORT - wo ein Bild gezeigt wird, sagt viel aus (Galerie, Zeitung etc.) 54 - Bilder des Leidens als Kunst darzustellen wirkt stets deplatziert - der Fotograf hat auch im weiteren Verlauf seiner Fotos oft keine Macht mehr darüber - der Betrachter kann das was auf Bildern in Zusammenhang mit Kriegen zu sehen ist, nicht

verstehe, wenn er es nicht selber erlebt hat KAPITEL: „THE PHOTOGRAPHS ARE US“ BILDER AUS IRAKISCHEN GEFÄNGNISSEN - ein Essay von ihr in der ny Times erschienen - darin analysiert sie die Bilder aus irakischen Gefängnissen, die seit Kurzem im Internet auftauchen 55 - Sontag sieht in der VÖ dieser Bilder eine neue Dimension, in der keine Trennung mehr besteht zwischen dem Entsetzen, was auf den Bildern zu sehen ist, und darüber, dass sie überhaupt gemacht wurden - Pornographie und Folter finden hier laut Sontag zusammen - Kontrolle über die Bilder ist Regierung entrückt (Bush) - die Bilder können nicht mehr verschwinden „es scheint, als wöge ein Bild schwerer als tausend Worte“ Unaufhaltsam 57 KAPITEL: Photo Opportunity DIE DEGRADIERUNG DES GEFANGENEN ZUM TOTALEN OBJEKT - ist ein von PR- Experten vorbereiteter Fototermin - oft Soldaten mit Befehlshabern - Folterbilder aus Irak bilden nun das genaue Gegenteil. Auch eigens für die Fotos inszenierte Handlungen, wie Schnappschüsse 60 KAPITEL: ABSCHLIEßENDE WORTE: Für Sontag wichtig sich Fragen bei der Betrachtung zu stellen – wer hat das verursacht? Wer verantwortli...


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