Bildungsbegriff von Humboldt PDF

Title Bildungsbegriff von Humboldt
Author Julia Krämer
Course Grundbegriffe der Pädagogik
Institution Technische Universität Dresden
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Summary

Grundzüge des Bildungsbegriffes von Humboldt...


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Julia Krämer 20.11.2017 Schreibübung I – Seminar: „Prüfungswissen Erziehungswissenschaft“ (Grundlagen und Grundbegriffe der Pädagogik). Beschreiben Sie den klassischen Bildungsbegriff nach Humboldt. Gehen Sie dabei insbesondere auf a) den Neuhumanismus und b) das Verhältnis von Bildung und Sprache ein. Wilhelm von Humboldt war ein preußischer Gelehrter und Schriftsteller, der vor allem für seine Position als Leiter der Abteilung für Kultus und Unterricht im preußischen Innenministerium bekannt war und ist. Im Zuge dessen war Humboldt für die Reform der preußischen Bildungspolitik verantwortlich, was zu praxisorientierten Schulplänen und der Entwicklung des modernen Universitätswesens führte. Auf ihn geht der klassische Bildungsbegriff zurück, der einerseits als „klassisch“ bezeichnet wird, weil er in der Epoche der Klassik entstand und andererseits, weil dieser Bildungsbegriff noch bis in die heutige Zeit als maßgebend angesehen wird. Humboldt lebte in einer Zeit, die sehr stark von den gedanklichen Veränderungen, die mit der Aufklärung einhergegangen waren, geprägt war. Dies gilt auch für den Bildungsbegriff, der in der Aufklärung stark auf die Erziehung als ein beabsichtigtes Geschehen, ausgerichtet war. Diese Erziehung sollte vor allem durch eine erzieherische Einwirkung geschehen und zur Verbesserung der menschlichen Verhältnisse beitragen. Die Kinder sollten demnach keine Wolkenschlösser bauen, sondern dazu erzogen werden in der neu entstehenden bürgerlichen Gesellschaft ein nützliches Leben zu führen, was auch mit dem Begriff „Erziehung zur Brauchbarkeit“ beschrieben wird. Humboldts klassischer Bildungsbegriff entsteht als Reaktion auf genau diese Auffassung von Bildung. Humboldts Bildungsbegriff zeichnet sich dadurch aus, dass er in Bezug auf Bildung eben nicht beim Erzieher ansetzt, sondern bei der Tätigkeit des sich Bildens, die nur von demjenigen, der erzogen werden soll, selbst ausgehen kann, er setzt also beim Menschen selbst an. Aus diesem Grund wird sein Bildungsbegriff auch dem Neuhumanismus zugeordnet, der wie der Begriff es bereits im Namen trägt vom Menschen ausgeht, sich dementsprechend gegen eine Auffassung des Menschen als Nutzfaktor stellt und sich auf das Menschsein des Menschen zurückbesinnen will. Als Neuhumanismus wird er deshalb bezeichnet, da diese Bewegung um 1750 eine Nachahmung bzw. Weiterführung der humanistischen Strömung der Renaissance darstellt. Diese bezog sich bereits auf die Entwicklung der gesamten Person des Menschen. Die Bildungstheorie Humboldts gliedert sich dabei in drei große Bereiche. Der erste beschäftigt sich mit der „höchsten und proportionierlichsten“ Bildung der Kräfte des Menschen zu einem Ganzen. Diese Formulierung zielt vor allem auf die Erklärung nach dem Zweck der Bildung ab, welcher nicht von äußeren Anforderungen, wie religiösen oder politischen Autoritäten bzw. gesellschaftlichen oder wirtschaftlichen Zielen, abhängen soll, sondern nach Humboldt viel mehr auf das Innere des Menschen bezogen sein soll te. Es geht darum die Anlagen und Potentiale, also die Kräfte, die in der Natur des Menschen angelegt sind zu entfalten und zu bilden. Das Ziel im Leben eines Menschen ist es für Humboldt das Menschsein, also das was den Menschen als Mensch ausmacht, so gut es geht zu verwirklichen. Die „höchste Bildung“ meint dabei, dass danach gestrebt werden sollte die Potentiale des Menschen so hoch wie möglich zu entwickeln. Dies soll aber auf die „proportionierlichste“ Weise geschehen, was so viel wie ausgewogen oder verhältnismäßig bedeutet. Demnach sollen die menschlichen Kräfte gleichmäßig und im richtigen Verhältnis zueinander entwickelt werden. Laut seinem Ideal sollte ein Tischler griechisch sprechen können und ein Griechisch Lehrer wissen, wie man einen Tisch baut. Vor einer Spezialisierung auf eine Kraft sollten also die anderen Kräfte trotzdem in gleichem Maße geschult werden. Auf diese Vorstellung geht auch unsere heutige Vorstellung von Allgemeinwissen zurück.

Julia Krämer 20.11.2017 Der zweite große Bereich besteht in der Vorstellung von Bildung als „Wechselwirkung“ von Ich und Welt, welche sich damit beschäftigt wie eine solch umfassende und gleichmäßige Bildung erreicht werden kann. Bildung wird dabei als Prozess verstanden, also nicht als Einwirkung von Außerhalb, sondern als innere Entfaltung. Diese kann der Mensch nach Humboldt aber nicht aus sich alleine heraus erwirken, sondern nur indem sich dieser an etwas, das außerhalb von sich selbst liegt, abarbeitet. Humboldt nennt dieses „etwas“ Welt. Mit dieser soll der Mensch, der sich bildet, in Beziehung treten, was er als Wechselwirkung bezeichnet. Diese Wechselwirkung soll laut Humboldt nach drei Kriterien ablaufen: sie soll allgemein, rege und frei sein. Frei bezieht sich dabei, wie bereits zuvor angemerkt, auf Bildung, die nicht an politische oder religiöse Institutionen gebunden ist, so wie es vor der Einführung des dreigliedrigen Schulsystems (Elementarschule, Bürgerschule und Universität) unter Humboldt sehr oft üblich war. Neu an diesem System war auch, dass die Kinder nach dem Alter und nicht nach sozialer Herkunft eingestuft wurden, was allen Menschen den freien Zugang zu Bildung ermöglichen sollte, was jedoch zu dieser Zeit in der Praxis noch nicht vollkommen realisiert werden konnte. Zweitens sollte die Wechselwirkung rege ablaufen, womit Humboldt beiden Parteien des Prozesses, also sowohl dem „Ich“ als auch der „Welt“ eine Aktivität beimisst. Das Ich eignet sich die Welt dementsprechend aktiv, also tätig an und empfängt sie nicht nur rezeptiv. Und auch die Welt wird somit nicht nur als ein Gegenstand charakterisiert an dem sich abgearbeitet wird, sondern als aktive Instanz, die seinerseits auf das Ich einwirken kann. Humboldt stellt dabei auch klar, dass die Welt nicht nur Bücher oder Lehrinhalte beschreibt, sondern genauso in Zwischenmenschlichen Beziehungen erfahren wird, welche ebenfalls von großer Bedeutung für den Bildungsprozess nach Humboldt sind. Als allgemein wird die dritte Dimension der Wechselwirkung bezeichnet, welche von Humboldt mit der Rede von „Mannigfaltigen Situationen“ umschrieben wird. Dies bedeutet, dass die Kräfte sich nur am höchsten und proportionierlichsten ausgebildet werden können, wenn dies in einer vielseitigen und abwechslungsreichen Umgebung geschieht. Wie bereits im Beispiel des Griechisch Lehrers und des Tischlers beschrieben. Das Ziel einer solchen Bildung nach Humboldt stellt lapidar gesagt dar: Käme ein Außerirdischer auf die Erde und träfe er einen Menschen, er an diesem einzelnen erfahren könnte, was die Menschheit als Ganzes ausmacht. Einen weiteren wichtigen Gegenstand in Bezug auf die Bildung stellt für Humboldt das Sprachenlernen dar, welches in besonderer Art und Weise zur Wechselwirkung des Menschen mit der Welt beiträgt. Humboldt sieht in der Sprache sogar eine Vermittlerin von Ich und Welt, denn für ihn stellt die Sprache das „bildende Organ des Gedanken“ dar, was so viel bedeutet, als dass die Sprache nicht nur Gedanken ausdrückt, sondern diese selbst das „Organ“ ist, dass die Gedanken erst schafft. Weiterhin bedeutet jede Sprache für ihn eine eigene Weltansicht, weshalb der Mensch sich durch das Erlernen neuer Sprachen neue Denkweisen erschließen und somit seine Weltansicht weiterentwickeln kann (die Wechselwirkung vorangetrieben wird). Aus diesem Grund ist für Humboldt das Sprachenlernen insbesondere mit der Überschreitung der eigenen Weltansicht verbunden und deshalb für die Bildung des Menschen von enormer Bedeutung....


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