Übungsklausur Diachrone Betrachtung der deutschen Sprache PDF

Title Übungsklausur Diachrone Betrachtung der deutschen Sprache
Author Anonymous User
Course Diachrone Beschreibung der deutschen Sprache
Institution Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
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Summary

Dies ist eine Übungsklausur mit Übungsaufgaben zur diachronen Betrachtung der deutschen Sprache...


Description

Übungsklausur

AUFGABE I Wählen Sie einen der folgenden drei Beispieltexte für diese Aufgabe aus. (In der richtigen Klausur haben Sie keine Wahlmöglichkeit, aber so können Sie bei Bedarf alle Sprachstufen noch einmal üben.) Erläutern Sie 7 unterschiedliche sprachliche Besonderheiten und belegen Sie diese am Beispieltext (mit Zeilenangaben). Die Zuordnung der Beispiele zu den verschiedenen Sprachebenen muss klar erkennbar sein! Phonologie: 3 Merkmale Morphosyntax: 2 Merkmale Graphematik: 1 Merkmal (ohne Akzentzeichen, Interpunktion, Groß-/Kleinschreibung) Lexik/Semantik: 1 Merkmal

T 1: Althochdeutsch Ludwigslied (rheinfränk.) (Ende 9. Jh.) Ich kenne einen König: Ludwig ist sein Name, er dient Gott mit ganzem Herzen. Ich bin gewiß, er wird es ihm lohnen. Den Vater verlor er [schon] in jungen Jahren, doch erhielt er sogleich Ersatz: Der Herr selbst nahm sich seiner an und wurde sein Erzieher.

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Einan kuning uueiz ih, Heizsit her Hluduig, Ther gerno gode thionot: Ih uueiz her imos lonot. Kind uuarth her faterlos, Thes uuarth imo sar buoz: Holoda inan truhtin, Magaczogo uuarth her sin.

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Gab her imo dugidi, Fronisc githigini, Stuol hier in Urankon. So bruche her es lango! Thaz gideilder thanne Sar mit Karlemanne, Bruoder sinemo, Thia czala uuuniono. So thaz uuarth al gendiot, Koron uuolda sin god,

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Ob her arbeidi So iung tholon mahti. Lietz her heidine man Obar seo lidan, Thiot Urankono Manon sundiono. Sume sar uerlorane Uuurdun sum erkorane. Haranskara tholata Ther er misselebeta.

ob er jung [noch] an Jahren, Gefahren zu bestehen vermöchte. Er ließ Heiden über See kommen, um das Volk der Franken seiner Sünden wegen zu mahnen. Die einen gingen sofort verloren, die andern wurden [zum ewigen Heil] auserwählt. Harte Strafe mußte jetzt erleiden, wer bis dahin in Sünden gelebt hatte.

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Ther ther thanne thiob uuas, Ind er thanana ginas, Nam sina uaston: Sidh uuarth her guot man. Sum uuas luginari, Sum skachari,

Der vormals ein Dieb gewesen war, begann zu fasten: dadurch rettete er sich und wurde noch ein guter Mensch. Der eine war ein Betrüger, der andere ein

Er übergab ihm eine Mannschaft, ein herrscherliches Gefolge, [schenkte ihm] hier im Frankenland den Thron. Noch lange möge er sich dieser Gaben erfreuen! Die Herrschaft hat er bald mit Karlmann, seinem Bruder, geteilt, die Summe der Freuden. Als das vollzogen war, wollte Gott ihn prüfen,

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Räuber, ein dritter lebte ohne jede Beherrschung. Doch auch er befreite sich von diesem Makel durch Buße. Der König war in der Ferne, das Reich war von Wirren erschüttert.

Sum fol loses, Ind er gibuozta sih thes. Kuning uuas eruirrit, Thaz richi al girrit,

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Uuas erbolgan Krist: Leidhor, thes ingald iz! Thoh erbarmedes got, Uuisser alla thia not, Hiez her Hluduigan Tharot sar ritan: "Hluduig, kuning min, Hilph minan liutin! Heigun sa Northman Harto biduuungan."

Voll Zorn war da der heilige Christus. Wehe, das Reich mußte dafür büßen! Doch Gott war [auch] voll Erbarmen, er kannte ja ganz die gefährliche Lage, und so gebot er Ludwig, ohne Zögern dorthin zu reiten: "Ludwig, mein König, hilf du meinen Leuten! Die Normannen haben sie so sehr bedrängt."

T 2: Mittelhochdeutsch Walter von der Vogelweide Vnder der linden, um 1200, cpg 848, 130v mit Übersetzung von Bodo Wenzel. 1

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Vnder der linden an der heide da vnser zweier bette was da mugent ir vinden schone beide gebrochen bluomen vnd gras vor dem walte in einem tal tandaradei schone sanc dui nahtegal.

Unter der Linden Auf der Haide, Wo wir zweie gelegen ha’n, Werdet Ihr finden Alle beide, Blumen und Gras, geknicket stah’n. Vor dem Wald in jenem Thal Tandaradei - Lieblich sang die Nachtigall.

Ich kan gegangen zvo der ovwe do was min friedel komen e da wart ich enpfangen here frowe dc ich bin selig iemer me. er kuste mich wol tusent stunt. tandaradei seht wie rot mir ist der munt.

Kam ich gegangen Hin zu der Au, – War mein Schatz gekommen schon; Ward ich empfangen, Heilige Frau! Bin ich doch selig noch davon. Tausendmal hat er mich wohl geküßt: Tandaradei - Seht, wie roth mein Mund noch ist!

Do hat er gemachet also riche von bluomen ein bette stat des wirt noch gelachet innekliche kvmt iemen an dc selbe pfat bi den rosen er wol mac tandaradei merken wa mirs hovbet lac.

Hat er gemachet Wonniglich Blumen zu einer Lagerstatt; Mancher noch lachet inniglich, Wenn er kommt denselben Pfad; An den Rosen wohl er mag Tandaradei - Sehen, wo mein Köpfchen lag.

Das er bi mir lege wesses iemen

Daß wir uns lieben, Wüßt es einer,

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vn welle got so schamt ich mich wes er mit mir pflege niemer niemen bevinde dc wan er vnd ich vnd ein kleines vogellin tandaradei dc mac wol getruiwe sin.

Ach, um Gott, da schämt ich mich! Was wir getrieben, Niemals Keiner Wisse das, als er und ich, Und ein kleines Vögelein, Tandaradei - Das wird wohl verschwiegen sein.

T 3: Frühneuhochdeutsch Hinweise zur Transkription: Abkürzungen sind aufgelöst, überschriebene e über den Vokalen a, o und u sind als moderne Umlaute transkribiert.

Die Hand mit auffgereckten dreyen schwartzen Fingern / So der falsche Eyd bedeut (1579) 1

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Ein warhafftige vnd Erschreckliche Newe zeittung / Von einem Falschen Eyd welcher zu Bresburck im Vngerlandt / den 24. Septembris im 1579. Jar von einem Messerschmidt vmb 4. gülden halben geschworen ist worden / wie jhn auch Gott endlich gestraffet hat / Als baldt er geschworen hat / ist jhm die halbe Hand schwartz blieben vnd am dritten tag gestorben / allen frommen Christen zu einem Exempel fürgestellet. EIn jeglich Mensch das ein Eyd schweren wil / der sol auff heben drey Finger. Bey dem Ersten Finger / das ist der Daum / ist zuuerstehen Gott der Vater. Bey dem andern Finger / Gott der Son. Bey dem Dritten Finger / Gott der heilige Geist. Die andern zween Finger in der Hand neigt er vnter sich. Der ein vnter sich geneigt Finger / bedeut die Christlich Seel / als sie verborgen ist / vnter der Menschheit. Vnd der fünffte Finger / bedeut den Leib / als der Leib klein ist zu schätzen gegen der Seel. Aber bey der gantzen Hand / wird bedeut / ein Gott vnd ein Schöpffer / Der den Menschen / vnd alle Creaturn im Himmel vnd auff Erden erschaffen hat. Nun welcher Mensch / so vergessen / vnd jm selber so feind ist / das er ein falschen Eyd schweret / In solcher weis als ob er spreche / Wann ich falsch schwere / so bit ich Gott den Vater / Gott den Sohn / Gott den heiligen Geist / vnd die gantze H. Dreyfaltigkeit / das ich möchte ausgeschlossen sein / vnd aus gesetzt werden / aus der Gemein vnd gutheit der heiligen Christenheit / Das mir die selbige Gutheit sey ein fluch meines Leibs vnd Bluts / vnd der Seel.

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AUFGABE II Weisen Sie an den folgenden Wörterbuchartikeln insgesamt 5 verschiedene Lautwandelerscheinungen und eine Bedeutungswandelerscheinung des Deutschen nach!

Fessel f. ‘Strick, Kette um Füße oder Hände zur Behinderung freier Bewegung’, ahd. feʒʒil m. ‘Gürtel, Gurt’ (9. Jh.), mhd. veʒʒel m. f. ‘Schwert-, Schildgehenk’, mnd. vētel, aengl. fetel m., engl. fettle, anord. fetill m., germ. *fatila- sind Bildungen mit dem Suffix germ. -ila- zur Wurzel ie. *pēd -, *pōd‘fassen; Gefäß’ (s. ↗fassen); sie bezeichnen ein ‘Band, an dem etw. getragen wird, das etw. zusammenhält’, d. h. einen ‘Gurt, Gürtel’, ein ‘Schulterband’ u. dgl. Ziegel m. ‘Baustein aus gebranntem Ton, Backstein’, ahd. ziegal, ziegala (9. Jh.), mhd. ziegel ‘Dach-, Mauerziegel’, asächs. tēgala, mnl. tēgel, teigel, mnl. tiegele sind entlehnt aus lat. tēgula ‘(Dach)ziegel’; zu lat. tegere ‘decken, bedecken’. Not f. ‘Armut, Elend, Mangel, schwierige Lage, Bedrängnis, Mühe, Schwierigkeit, Zwang’, ahd. (8. Jh.), mhd. mnd. nōt, asächs. nōd, mnl. noot, nl. nood, afries. nēd, aengl. níed, nēd, engl. need (Plur. needs ‘Bedürfnisse’), anord. nauð, nauðr, schwed. nöd, got. nauþs (germ. *naudi- f.) führt als Abstraktbildung mit ti-Suffix wie apreuß. nautin (Akkusativ) ‘Not’ auf eine Wurzel ie. *nāu-, *nəu-, *nū- ‘Tod, Leiche’.

Fuß m. ‘unterer Teil des Beines’, vielfach übertragen auf andere einen Körper (Gefäß, Möbelstück, Bauteil u. a.) tragende Elemente, älter auch Längenmaß, ahd. fuoʒ (8. Jh.), mhd. vuoʒ, asächs. fōt, mnd. vōt, mnl. nl. voet, aengl. fōt, engl. foot, anord. fōtr (germ. *fōt-) und got. fōtus (germ. *fōtu-) sowie aind. pāt (Akk. pādam), griech. pūs, dor. pṓs, pós, Gen. podós (πούς, πώς, πός, ποδός), lat. pēs (Gen. pedis) ‘Fuß’ führen auf die Wurzel ie. *pēd -, *pōd- ‘Fuß’.

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Aufgabe III Nennen Sie 4 Beispiele für „Ingwäonismen“ und belegen Sie diese am Textauszug.

Auszug aus dem mittelniederdeutschen Theophilusspiel, 15. Jh. (Edition Schnyder, V. 134-159). 1

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Magister yn nygromanticia dicit Jk byn eyn meyster an kunsten ryke Vp der erden ys nen man myn ghelyke An grammatycan vnde an phylozophyan Vnde ok an nygromatician Jk kan wol de swarte kunst Jn aller behendycheyt byn jk vornumst Den duuel kan jk duynghen Dat he my mot brynghen Ghut vnde aller leyghe schat Jk dwyngghe ene vorebat Dat he my vre wor yk wyl Alsulker kunste kan yk vyl Jk spreke dat myt ghelpe Be huet yennych man myner helpe Deme wyl yk rat gheuen Wo he na myneme rade wylle leuen Hadde yenich man ghud vorloren Edder hadde he synes heren thorn Dat wolde yk allent tryuen af Vmme ghud ys my also vmme eyn hauer kaf Ofte hyr ok yennych were De na werlyker ere Wolde stan vnde wesen So vele han yk an boken ghelezen Deme wolde yk rat ghueri altohant

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Der Meister der schwarzen Künste sagt: Ich bin ein Meister, reich an Können, auf Erden kommt mir keiner gleich in Grammatik und Philosophie und auch in den schwarzen Künsten. Ich beherrsche die schwarze Kunst perfekt, in allen Fertigkeiten bin ich höchst bewandert. Den Teufel kann ich bannen, dass er mir Gut und vielerlei Schätze herbeibringen muss. Ich banne ihn sodann, dass er mich führt, wohin ich will. Von solchen Fertigkeiten beherrsche ich viele. Das sage ich mit Stolz: Benötigt einer meine Hilfe, dem will ich Rat geben, wenn er nach meinem Rat leben will; hätte einer seinen Besitz verloren, oder wäre er mit seinem Herrn verfeindet, so würde ich für alles Abhilfe schaffen. Um Besitz ist mir ganz so wie um Haferstreu. Falls hier einer wäre, der nach Ansehen in der Welt streben wollte, so viel wie ich aus den Büchern weiß, dem wollte ich sogleich Rat geben.

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Aufgabe IV Beschreiben Sie das folgende Textbeispiel unter Berücksichtigung von 4 Varietätendimensionen und begründen Sie Ihre Einordnung mithilfe sprachlicher Merkmale aus dem Text bzw. Merkmalen des Textes.

Rezept für "Berliner" FALSCHEN HASEN": Zutaten für 4-6 Personen: 1000g Hackfleisch gemischt 3 altbackene Brötchen 2-3 Zwiebeln 3 rohe Eia 4 jekochte Eia, (optional) Salz, Pfeffa und Senf (mittelscharf) zum würzen 150g dünne Scheiben Speck (optional) evtl. jeriebene Semmel Zubereitung: Vorweg jesacht, sind 1000g Hackfleesch für 4-6 Personen reichlich. Dit iss aba absichtlich so, denn FALSCHA HASE schmeckt kalt uffs Brot sehr jut und man kann den Braten am nächsten Tach jut übabraten und z.B. mit Bratkartoffeln mampfen. Aba nu zur Zubereitung. Die altbackenen Brötchen weicht man rechtzeitich in Wassa ein, dess se uffquellen können. Nebenher kocht man die 4 Eia hart, können aba och noch halb weich seen, denn se werden ja mitjebacken. Die Zwiebeln werden in kleene Würfel jehackt. Dit Hackfleesch kommt zusammen mit den 3 rohen Eiern, den Zwiebelwürfeln und den jut ausjedrückten Brötchen in eene jroße Schüssel. Würzen tut man dit janze mit Salz, Pfeffa nd eenen ordentlichen Löffel Senf. Denn mischt und vaknetet man allet zusammen zu eena scheenen, festen Masse, evtl. tut man noch jeriebene Semmel dazu, sofern die Masse noch nich die jewünschte Festichkeit hat. Endweder kommt die Masse nun in eene Back- oda Brätaform, oda man formt eenen Brotähnlichen Braten. Besonders jeschickte können natürich eenen Hasen formen. Dit jibt ihm denn sozusajen alle Ehre und et wird een richtija FALSCHA HASE. Für Leute die et besonders deftich möjen, wird allet noch mit den dünnen Scheiben Speck belecht. Dit iss jedoch optional und nich unbedingt klassisch belinerisch. Schließlich kommt allet in den Backofen und wird uff mittlerer Schiene ca. 45-60 Minuten jejart.

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