Sprache, Denken, Wirklichkeit Zusammenfassung PDF

Title Sprache, Denken, Wirklichkeit Zusammenfassung
Course Deutsch Leistungskurs
Institution Gymnasium (Deutschland)
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Abi Lernzettel Deutsch LK 2020 NRW...


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Sprachtheorien zum Verhältnis von Sprache - Denken - Wirklichkeit •

Die universalis,sche Tradi,on vs. die rela,vis,sche Tradi,on: - universalis,sche Tradi,on: geht davon aus, dass alle Sprachen im Kern iden,sch sind; die kleinen Unterschiede zwischen Sprachen sind lediglich oberBächlich & haben keinen EinBuss (auf Denken & Wahrnehmung) - rela,vis,sche Tradi,on: geht von vielen verschiedenen Sprachen aus, die sich erheblich unterscheiden, die sich erheblich unterscheiden → Verschiedenheit der Sprachen wirkt sich erheblich auf unser Denken & unsere Wahrnehmung der Welt aus (Denken ist rela,v zur Sprache; Determinismus)



Die wich,gsten Sprachtheorien: 1) Abbildtheorie - Sprache als Abbild der Wirklichkeit (Sprache bildet Wirklichkeit/ Gegenstände lediglich ab): - versieht die unabhängig von menschlicher Erkenntnis, bereits exis,erender Wirklichkeit und deren Gegenstände nachträglich mit einem Symbol (dem Bild einer Pfeife entspricht der Gegenstand Pfeife) - Vertreter: Platon / Augus,nus / Ludwig WiUgenstein → Wirklichkeit gibt es bereits, unabhängig von menschlichem Erkenntnisvermögen / Sprache VERSUS: 2) Kons,tu,onstheorie – Sprache als Erzeugerin von Wirklichkeit (Sprache schaX/ erzeugt/ gestaltet erst Wirklichkeit/ Gegenstände): - verleiht der Wirklichkeit /den Gegenständen erst ihre Existenz - rela,v zur jeweiligen sozialen Lebenswelt und deren Sprachsystem („Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt“) - Vertreter: Wilhelm von Humboldt / Edward Sapir / Benjamin Lee Whorf / Ludwig WiUgenstein / Günther Patzig → Sprache erstellt die Wirklichkeit (Beispiel: the doctor - der Doktor, die Krankenschwester: männliche Form wird höher gestellt / ist die generalisierte Form → Sprache beeinBusst die Wahrnehmung)



Das Sprachverständnis Humboldts: „Die Vielfalt der Sprachen“:

- Sprache & Denken sind nicht gleich, aber untrennbar miteinander verknüpa → Menschen sind durch und durch sprachlich bes,mmt - Menschen entwickeln in ihrer Sprache eine subjek,ve Weltansicht - jede Sprache eine bes,mmte Weltansicht bedeutet: Vielfalt der Sprachen = vielfäl,ge Weltansichten → Sprechen & Denken entwickeln sich nicht losgelöst voneinander, sondern aneinander & miteinander



„Die Sprache als das bildende Organ des Gedankens“ - Sprechen & Denken sind aufs engste miteinander verknüpa - Ohne Sprache kommt das Denken nicht zur Klarheit, nicht zum Gedanken & die Sprache kann ohne das Denken nicht zu bedeutungsvollen Wörtern gelangen → Sprache als das bildende Organ des Gedankens

Benjamin Lee Whorf - Das „linguis,sche Rela,vitätsprinzip“ (Sapir-Whorf-Hypothese): - linguis,sches Rela,vitätsprinzip: - jedes Weltbild (d.h. jede Welt + Wahrnehmung & Interpreta,on) ist rela,v zur Sprache - Menschen denken nur das, was sie in ihrer Sprache ausdrücken können → das bedeutet: Formulierung von Gedanken ist nicht unabhängig, sondern abhängig von der jeweiligen Gramma,k - die Gramma,k und der Wortschatz, mit denen man aufwächst, strukturieren die Bahnen vor, in denen man denkt - linguis,sches System = gedankenformendes Instrument

- Strukturphänomene der Sprache sind Hintergrundphänomene, d.h. die Tatsache, dass die Sprache unser Denken und unser Weltbild formt, passiert unbewusst - linguis,scher Determinismus: - Gramma,k und Wortschatz determinieren (bes,mmen) die Vorstellungen und das Weltbild der Sprachgemeinschaa → Gramma,k einer Sprache ist nicht nur dazu da, um Gedanken zum Ausdruck zu bringen; sie determiniert das Denken und die Wahrnehmung der Wirklichkeit - so sehen verschiedene Sprachgemeinschaaen die Welt unterschiedlich (je verschiedener die Sprachen, umso unterschiedlicher die Weltansichten) •

Lera Boroditsky - Wie die Sprache das Denken formt: - Sprachunterschiede beeinBussen die Kogni,on und die Rekonstruk,on von Ereignissen - Sprache prägt Raum, Zeit, Kausalität und Beziehung zu anderen - Denken prägt Sprache, Sprache formt Denken



Elisabeth Leiss - Die sprachliche Rela,vitätstheorie: - betont Unterschiede der Sprachen - Sprachen sind von verschiedenen Kulturen geprägt → da Sprachen das Denken bes,mmen, ergeben sich unterschiedliche Weltbilder - Sprachen und Denken sind rela,v - widerspricht dem Na,vismus (Universalgramma,k



Guy Deutscher – Dem Gefängnis der Sprache eniliehen: - Denken ist rela,v zur Sprache; MuUersprache nimmt EinBuss auf unser Denken & unsere Wahrnehmung Sprache ist kein Gefängnis → man kann sich auch Denkkonzepte/ Weltwahrnehmungen vorstellen & verstehen, die nicht in der eigenen Sprache vorhanden sind - „Boas-Jakobson-Prinzip“: - Sprachen unterscheiden sich hauptsächlich darin, was sie vermiUeln müssen & nicht was sie vermiUeln können → jede Sprache knn theore,sch alles vermiUeln - leichte Auslegung der Sapir-Whorf-Hypothese, da der EinBuss der MuUersprache zwar eine erhebliche Rolle spielt, man aber nicht von einem Determinismus ausgeht, sondern von „Sprachgewohnheiten“,, die sich zu geis,gen Gewohnheiten fes,gen und EinBuss auf das Denken & die Wahrnehmungnehmen



Steven Pinker - Mentalesisch staU linguis,scher Determinismus: - Sprache und Denken sind unabhängig voneinander (man kann etwas denken, aber nicht sprachlich ausdrücken, z.B. Krankheiten) - Gedankensprache „Mentalesisch“: - nur Symbole und Symbolanordnungen - keine kontextabhängigen Wörter - einfacher als gesprochene Sprache - universal, in jedem Menschen vorhanden - jeder denkt in den gleichen Gedankenkonzepten, formuliert es jedoch durch verschiedene Sprachen unterschiedlich aus - Na,vismus



Sapir-Whorf-These - These in der Diskussion (Zus,mmung oder Kri,k): - Boroditsky (Zus,mmung, aber auch Kri,k): - „Denken“ ist eine Ansammlung linguis,scher Prozesse - unsere Sprechweise prägt die Art wie wir denken

- durch Sprache nimmt jeder die Welt anders wahr → Weltwahrnehmung ist rela,v zur Sprache - Sprache prägt die Erfahrung von Raum, Zeit, Kausalität und die Beziehung zu anderen - Sprache beeinBusst die Rekonstruk,on von Ereignissen - Kri>k: - „Denken“ ist auch eine Ansammlung nicht linguis,scher Prozesse → unser Denken prägt die Art wie wir sprechen - Leiss [ideologisch poli,sch] (Zus,mmung): - Rela,vitätstheorie als Beitrag gegen Na,onalismus und Rassismus → gegen Eurozentrismus - betrachtet die Unterschiede aller Sprachen, betrachtet alle Sprachen als gleichwer,g → Aufwertung der Einzelsprachen - Pinker (Kri,k): - „universelle Gramma,k“ schon vorhanden; bei allen Sprachen gleiche Grundstrukturen → Sprache ist weniger umgebungsabhängig bzw. steht weniger in Interak,on mit der Umgebung - bestreitet die Abhängigkeit des Denkens von der Sprache → Denken ist unabhängig, man hat schon vorm Spracherwerb Denkkonzepte und diese brauchen keine Sprache (Gedankensprache [„Mentalesisch“]) •

Argumente für & gegen die Sapir-Whorf-Hypothese: Argumente für die Hypothese:

Argumente gegen die Hypothese:

- dass die Sprache die Wahrnehmung und die Denkweisen zumindest stark beeinBusst (wenn auch vielleicht nicht determiniert), wurde durch zahlreiche (!) Studien belegt: → z.B. Gordon: die Piraha-Studie bzgl. der Zahlwörter → z.B. Boroditsky: die Studie mit den Pormpuraaw (Aborigines) bzgl. der Himmelsrichtungen → s. z.B. verschiedene Studien zur Wirkung von geschlechtsdeterminierenden Ar,keln in verschiedenen Sprachen (s. Brückenbeispiel aus Deutscher-Text) - die Gegenposi,on zur These geht in der Regel davon aus, dass Unterschiede zwischen den Sprachen nicht allzu groß sind, dass es (in der extremen Form) sogar eine Universalgramma,k gibt → darüber streiten sich Wissenschaaler noch heute! Es ist aber zumindest nicht 'bewiesen' oder gesichert, dass es eine Universalgramma,k gibt - Gender-Berufe-Beispiel → es beeinBusst dein Denken, ob du mit geschlechtsteterminierenden Ar,keln - These auch weiter auslegen und argumen,eren, dass es meine Weltanschauung beeinBusst, ob ich zuhause mit einer sehr restringierten Sprache aufwachse oder einer sehr elaborierten; auch poli,sch betrachtet ist es nicht von der Hand zu weisen, dass Sprache einen extrem beeinBusst und dass Sprache Gesellschaaen verändert und Fakten schaX (s. Framing-DebaUe oder s. Rolle der Sprache als PropagandamiUel in faschis,schen Systemen [Sprache kann als regelrechtes brainwash-Instrument dienen])

- Deutscher oder Pinker; „ling. Determinismus“ suggeriert eine extreme Bes,mmtheit meiner Gedankenwelt durch Sprache; tatsächlich ist es aber gut möglich, Konzepte zu denken, für die ich kein Wort habe oder die ich nicht verbalisieren kann → Beispiel von Deutscher: Im Englischen gibt es das deutsche Lehnwort „Schadenfreude“, weil sie kein eigenes englisches Wort dafür haben; dennoch sind sie selbstverständlich in der Lage, dieses Gefühl zu 'denken' und es zu begreifen [umgekehrter Beispiel s. z.B. mein sky/heaven-Beispiel] → Beispiel von Pinker: Gerade bei Krankheiten und Gefühlen ist es oa schwer, dies zu verbalisieren, teilweise gibt es keine geeigneten Begripe; das heißt aber nicht, dass wir dies nicht wirklich wahrnehmen oder denken → Beispiel allgemein: Jeder kennt wahrscheinlich das Phänomen, dass er etwas genau versteht und denken kann, aber trotzdem Probleme hat, es für andere zu verbalisieren → → das Denken ist also scheinbar nicht kompleU determiniert von der Sprache - empirische Kri,k: Sapirs und Whorf empirische Forschungsmethoden sind (v.a. Aus heu,ger Sicht) fragwürdig, so steht die Theorie auf wackeligen Füßen; z.B. beruht die Theorie maßgeblich auf der 'Erforschung' der Sprache der Hopi-Indianer, die Forschungen basierten aber auf sekundären Quellen - sehr fraglich, ob es zwischen den Weltanschauungen verschiedener Kulturen überhaupt SO extrem große Unterschiede gibt, wie die These suggeriert und ob, wenn ja, diese wirklich auf sprachliche Unterschiede zurück gehen - suggeriert auch, dass jede Sprache (und jede Kultur) ihre eigene Wissenschaa hat; da es logischerweise eine andere Naturwissenschaa geben muss, wenn jede Kultur/Sprache die Natur anders wahrnimmt → das ist so aber nicht haltbar, es gibt z.B. nicht viele verschiedene Auslegungen von „Physik“...


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